Zwölfhundertneunundsiebzig

Benjamin hatte zwar einen Babysitter gefunden, trotzdem erschien mir Teresa recht nervös und schaute desöfteren auf die Uhr, als wir abends zu viert in einem Restaurant zu abend aßen.
Carsten war zwar nicht begeistert gewesen, einen Abend so zu verbringen, aber ich wies ihn darauf hin, dass ich ihn viel öfter zu seinen Geschäftsfreunden begleite, oder bei Veranstaltungen für seine Firma repräsentiere.

Um Teresa etwas abzulenken, und wieder Interesse an beruflicher Betätigung zu wecken, fragte ich sie, ob sie schon die neuesten Systeme gesehen hätte. Ich hatte vor einiger Zeit zufällig erfahren, dass es jetzt neue gibt mit höherem Kompressionsdruck und noch größerer Schichtdicke (wozu auch immer man das braucht – Entfettung wäre sinnvoller, als auf diese Weise nur sämtliche Kosten für die Allgemeinheit hochzutreiben).
Teresa schien nicht besonders interessiert, so dass ich es (bis auf eine kleine, dezente Bemerkung über die Vorzüge gewisser manueller Untersuchungsmethoden) unterließ, das Thema auf weitere Aspekte auszuweiten, zumal ich Carsten ansah, dass ihm das so hervorgerufene Kopfkino missfiel.

Erst als das Gespräch auf Benjamin’s und meinen geplanten Schwimmbadbesuch kam, wurde Teresa aufmerksamer.
Ich hatte mit Benjamin ausgemacht, dass wir uns nachmittags erst an der Uni treffen würden, um etwa zwei Stunden lang zusammen zu arbeiten. Danach wollten wir Schwimmen gehen.
„Wenn das Wetter so schön ist, könnten wir auch zum Badesee“, schlug ich vor, „ich mag das Freibad eigentlich nicht, insbesondere, wenn es so voll ist.“
„Es ist aber kompliziert, von der Uni dorthin zu kommen“, gab Benjamin zu bedenken.
„Einer von uns müsste halt mit dem Auto fahren. Aber das können wir noch kurzfristig ausmachen.“
„Dieser Badesee ..“, mischte sich Teresa ein, „ich habe gehört, da ist Nacktbaden.“
„In dem hinteren Bereich schon“, erklärte ich, „das ist praktisch. Da braucht man sich nicht um nasses Badezeug zu kümmern. Außerdem ist es da meistens ruhiger als bei den Angezogenen.“
„Wir können ja vorne bleiben, wo die Textilzone ist“, beruhigt Benjamin Teresa.
Als ob das bisschen Badezeug so einen großen Unterschied machen würde! Es gibt sogar Länder, in denen Baden im Bikini verboten ist.
„Das wäre allerdings passender“, meinte Carsten jetzt, „es könnte falsch verstanden werden, wenn jemand von der Uni Benjamin nackt zusammen mit seiner Doktorandin sieht.“
„Sicher“, stimmte ich zu, „dann bleiben wir halt vorne, wenn es sonst Bedenken gibt.“ Meinen Bikini kann ich immer noch daheim vergessen.

Mehr sagte ich lieber nicht dazu, verdrehte nur mental die Augen. Er weiß selbst, dass am Badesee die unbeobachteten Möglichkeiten begrenzt sind.

Ansonsten unterhielten wir uns recht nett, wenngleich nicht besonders tiefsinnig, unter anderem über Urlaubspläne. Benjamin hat sich meinen Vorschlag zu Herzen genommen, und bereits ab Ende Juli für seine Familie gebucht. Bei Carsten und mir wird die Entscheidung, wann genau, wie lange und wohin wohl wieder recht kurzfristig fallen.
Das Essen war gut und reichlich gewesen. Da die Initiative für dieses gemeinsame Essen von mir ausgegangen war, hatte ich die Gelegenheit genutzt, die Rechnung für uns alle zu begleichen, noch bevor Carsten das verhindern konnte.
Als wir fertig waren, verließen wir alle das Restaurant, um noch einen kleinen Bummel durch die Stadt zu machen, obwohl es nach dem Regen deulich abgekühlt hatte. Teresa hatte es dann aber eilig, wieder heim zu gehen, so dass Carsten und ich von ihr und Benjamin Abschied nahmen.
Wir gönnten uns noch einen Cocktail in einer kleinen Bar, und machten uns dann ebenfalls auf den Heimweg.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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20 Antworten zu Zwölfhundertneunundsiebzig

  1. Claudius schreibt:

    Werde nie nachvollziehen können, warum Leute FKK so oft mit Sex assoziieren. Können nur Menschen sein, die es nicht aus eigener Erfahrung kennen…

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  2. idgie13 schreibt:

    Du doktorierst jetzt bei ihm? Habe ich das richtig rausgelesen?

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  3. Plietsche Jung schreibt:

    Ich hätte beim Gespräch gern Mäuschen gespielt ….

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  4. Irenicus schreibt:

    „Um Teresa etwas abzulenken, und wieder Interesse an beruflicher Betätigung zu wecken, fragte ich sie, ob sie schon die neuesten Systeme gesehen hätte. Ich hatte vor einiger Zeit zufällig erfahren, dass es jetzt neue gibt mit höherem Kompressionsdruck und noch größerer Schichtdicke“
    Was für Systeme denn? Habe ich hier irgendeine Anspielung verpasst? Irgendwie ergibt das für mich keinen Sinn.

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  5. sevens2 schreibt:

    „Als ob das bisschen Badezeug so einen großen Unterschied machen würde! Es gibt sogar Länder, in denen Baden im Bikini verboten ist.“

    Deine kulturelle Achtsamkeit ist so bezaubernd. Es gibt sogar Länder, in denen Baden in Burka geboten ist. Konzeptionell schwankt das zwischen „mit Burka ins Bad“ und „befüll die Burka“.

    „Meinen Bikini kann ich immer noch daheim vergessen.“

    Bravo.

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