Der Gebärung Appendix und #Blogparade zum #RosesRevolutionDay //2475

Bestimmt hätte ich euch noch etwas länger auf den Emissionsbericht warten lassen, hätte ich nicht eine Blogparade zum Thema entdeckt, die demnächst abläuft, ich aber noch meine paar Cents hinzugeben möchte.

Die genannte Blogparade ruft Frauen auf, über „Gewalt unter der Geburt“ zu berichten. An meine eigene Geburt kann ich mich leider nicht mehr erinnern, sehr wohl aber an die Geburt meines Babys vor mehreren Wochen. Die erste Assoziation mit „Gewalt“ wäre wohl in diesem Kontext, dass ein Baby mit Geburtszange oder Saugglocke aus dem mütterlichen Leib herausgerissen wird. Keine schöne Vorstellung, aber in manchen Fällen halt unvermeidlich, und sicherlich das kleinere Übel als ein Kaiserschnitt.
Zumindest früher soll es üblich gewesen sein, dass ein Neugeborenes mit einem Klaps „begrüßt“ wird, wenn es nicht von sich aus mit dem Schreien beginnt. Könnte man als „Gewalt“ auffassen, die aber nichtsdestotrotz medizinisch notwendig war.

In der Blogparade wird unter „Gewalt“ alles verstanden, was das Entbindungspersonal tut, und der Gebärenden gerade nicht gefällt, bzw. von ihr als „übergriffig“ empfunden werden könnte. Einerseits verwässert man so den Gewaltbegriff bis zur Unkenntlichkeit, andererseits wird dadurch erst Unfrieden hervorgerufen.
Warum tut man so etwas? Warum hetzt man gegen das Personal, das jahrelange Erfahrung mit Entbindungen hat, und in den allermeisten Fällen genau weiß, wie man auch mit schwierigen Situationen umzugehen hat? Warum macht man schwangeren Frauen durch solche Aktionen Angst, statt ihnen durch Zuspruch und Aufmunterung Gelassenheit und Zuversicht zu vermitteln? Durch solche Behauptungen der vermeintlichen „Gewalt“ im Kreißsaal werden sie dann erst verkrampft und unsicher, statt sich vertrauensvoll zu entspannen, und dem Geburtsvorgang einfach seinen Lauf zu lassen – in der Gewissheit, dass professionell versierte Personen darüber wachen.
Für die allermeisten Frauen ist eine Entbindung ein seltenes Ereignis, das ein oder zweimal, kaum jemals viel öfter, in ihrem Leben stattfindet. Für Hebammen und Geburtshelfer ist es alltäglich. Wie kann man also auf die Idee kommen, dass gebärende Frauen besser wüssten, was gut für sie und ihr Baby ist, als eigens dafür ausgebildetes, erfahrenes Personal, das außerdem von Messinstrumenten und anderen Gerätschaften unterstützt wird. Wie sollten sie beispielsweise beurteilen können, ob eine Episiotomie nötig ist? Für die Erforderlichkeit vieler Maßnahmen fehlt ihnen einfach der Einblick, zumal man in einer Ausnahmesituation nicht mit der gebotenen Besonnenheit und Ruhe abwägen kann. [Ich gebe zu, der Gedanke kam mir, mein Riss hätte sich möglicherweise verhindern lassen. Es ist nicht auszuschließen, dass die Aufmerksamkeit der Hebamme kurz nachließ, als der Kopf bereits draußen war. Aber das ist reine Spekulation. Ich kann das nicht beurteilen und gebe niemandem die Schuld.]

Ich möchte hier noch einmal betonen, dass ich die Kompetenz von Hebammen und Ärzten im Kreißsaal als ausgezeichnet empfunden habe. Sie kümmerten sich aufmerksam, aber nicht aufdringlich um mich, machten hilfreiche Vorschläge, beharrten aber nicht darauf, wenn ich einen Vorschlag ablehnte, und gingen stets mit der gebotenen Behutsamkeit mit mir und dem Baby um.
Definierte Abläufe im Kreißsaal gewährleisten ein hohes Maß an Sicherheit und sorgen für Qualitätsstandards und Nachvollziehbarkeit. Dadurch sind Mütter- und Säuglingssterblichkeiten auf einem historisch niedrigen Niveau.
Auf jede noch so abwegige Laune der Schwangeren einzugehen, würde diese Abläufe in eine Beliebigkeit abgleiten lassen, die nichts wünschenswert ist, wäre völlig unpraktikabel und ineffizient.
Der Gedanke an standardisierte Abläufe, und dass die versierten Geburtshelfer genau wissen, was auch in schwierigen Sitationen zu tun ist, hat mir als Erstgebärender Mut und Zuversicht gegeben.

Nicht nur in der Geburtshilfe, sondern überall wo Menschen zusammentreffen, gibt es unvermeidlich auch immer wieder Fälle von Missverständnissen oder überschrittenen Grenzen. In den meisten Fällen handelt es sich um unabsichtliche Versehen. Ich distanziere mich vom Versuch, Ausnahmen als Standard darzustellen, und jedes kleine Kommunikationsproblem „Gewalt“ zu nennen. Dadurch verharmlost und relativiert man tatsächliche Gewalt.
Es ist schon völlig daneben, schwangere Frauen noch zusätzlich durch so eine Aktion zu verunsichern. Als Schwangere macht man sich sowieso schon viele Gedanken und Sorgen: Wie werde ich mit den Wehen klarkommen? Wird mein Kind seine Geburt gut überstehen? Wird irgendetwas schief gehen? Werden möglicherweise bleibende Schäden zurückbleiben? Und vieles mehr. In dieser Situation muss man nicht noch mehr Ängste schüren, dass einem während der Entbindung noch „Gewalt“ vom medizinischen Personal angetan werden könnte. Manchmal kann es um die Sekunde gehen. Wenn für notwendige, vielleicht lebenserhaltende Maßnahmen dann erst noch das ausdrückliche Einverständnis eingeholt werden muss, kann es vielleicht schon zu spät sein.
Es ist wichtig, den Hebammen und Geburtshelfern einigermaßen zu vertrauen, und ihnen die Vorgehensweise zu überlassen. Nur so kann man sich richtig entspannen und den Dingen ihren Lauf lassen. Aktionen wie der gestrige „Roses Revolution Day“ untergraben dieses erforderliche Vertrauen. Dabei ist es gerade bei einem so sensiblen körperlichen Vorgang wie einer Entbindung unabdingbar, dass man sich gut aufgehoben und professionell begleitet fühlt.

Als ich wenige Tage vor meinem offiziellen „Termin“ von dieser Blogparade erfuhr, war ich entsetzt. Nicht meinetwegen. Ich bin stabil genug, nichts auf feministisches Geschwätz zu geben. Aber wegen anderer Schwangerer, die leichter beeinflussbar sind, und denen damit Angst eingejagt wird.
Die Hebammen und Geburtshelfer engagieren sich normalerweise mit gutem Willen und Sachverstand, um der Gebärenden ein möglichst angenehmes (oder besser gesagt, nicht übermäßig unangenehmes) Geburtserlebnis zu ermöglichen. Dafür haben sie Anerkennung und Dank verdient. Nicht diese Hetze.

Nein, „Gewalt unter der Geburt“ ist nichts, worüber man aufmerksam machen müsse, genauso wenig, wie Schwangere über jede nur denkbare und noch so seltene Komplikation zu informieren, weil es sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit überhaupt nicht betrifft.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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28 Antworten zu Der Gebärung Appendix und #Blogparade zum #RosesRevolutionDay //2475

  1. Corinna schreibt:

    Ich hatte mich nicht mit dem Thema befasst, als ich schwanger war. Und habe dann wirklich schlimmes während der Geburt erlebt. Es ging nicht um meine Laune, sondern Brutalität seitens der Ärztin. Aus der Pflege kommend, kann ich versichern, dass diese nicht medizinisch notwendig war. Ich will nicht den ganzen Horror schildern, aber ich kann dir sagen, dass ich viele blaue Flecken an Stellen hatte, die eigentlich nicht bei einer Geburt hätten stattfinden können.

    Am nächsten Tag nach dem Horrorerlebnis hat sich die Hebamme bei mir entschuldigt, die einzige Beteiligte, die hilfreich war.

    Ich habe noch jetzt, ein halbes Jahr nach der Geburt Albträume. Denn nie war ich hilfloser als während der Geburt und nie wurde ich so körperlich hart angegriffen. Wegen Corona war ich alleine und komplett ausgeliefert.

    Ob es etwas gebracht hätte, wenn ich mich vor der Geburt mit dem Thema auseinandergesetzt hätte, ist ein müßiger Gedanke. Aber ich weiß, dass ich bei der nächsten Geburt ganz klar anders reagieren würde auf diese Behandlung.

    Es ist gut für dich, dass es bei dir gut gelaufen ist. Aber maße dir nicht an, Gewalt unter der Geburt kleinzureden als ein Ignorieren von Launen oder medizinische Notwendigkeit.

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    • Ich kann deine Behauptungen nicht nachprüfen, und gestatte mir, insbesondere was die „Brutalität der Ärztin“ betrifft, einige Zweifel zu haben.
      In einer Ausnahmesituation, die bei einer Entbindung zweifellos gegeben ist, nimmt man manche Geschehnisse viel krasser wahr, als sie tatsächlich sind.

      Ich habe mich über diesen Roses Revolution Day informiert. Da werden häufig Kleinigkeiten thematisiert, dass das Personal angeblich nicht freundlich genug war, oder die Kreißsaaleinrichtung nicht den persönlichen Ansprüchen genügt.
      Von tatsächlicher, unnötiger Gewalt habe ich aber nichts gefunden, das halbwegs plausibel und nachvollziehbar gewesen wäre.

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      • Corinna schreibt:

        Du kannst ja gerne glauben, dass es meine Einbildung war und eine der Situation geschuldete Fehleinschätzung. Das Verhalten der anwesenden Hebamme, die am nächsten Tag zu mir kam, um sich für die schlimme Geburt zu entschuldigen, kam aber nicht, weil mir irgendwelche Einrichtungen nicht gefallen haben oder die Ärztin nicht nett war. Wenn du in deinem Glauben bleiben möchtest, dass es nur weibliche, hysterische mimimi-Befindlichkeiten sind, die Frauen als Trauma bezeichnen, ist das so. Ich habe inzwischen einige kennen gelernt, on- und offline, die ebenfalls richtige Gewalt im Kreißsaal erfahren haben.

        Ich halte es auch für einen Fehler, alle in eine Schublade zu stecken, so wie du es gerade tust. Da habe ich dich anhand deiner Texte falsch eingeschätzt. Ich wollte dir nur sagen, dass es eben durchaus schlimme Erfahrungen gibt, die auf mehr fußen als Mimimi. Was du damit machst, ist halt deine Sache.

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        • Vielleicht kannst du es ja konkretisieren, was man sich unter „Brutalität der Ärztin“ vorzustellen hat. Unwirsch oder grob wäre noch plausibel, aber brutal? Das setzt doch m.E. eine Absicht voraus, Schmerzen und Schaden zuzufügen.
          Es erscheint mir fragwürdig, warum eine Ärztin entgegen dem Hippogratischen Eid aus reiner Bosheit oder Sadismus ihre Patientin quälen sollte.

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    • Sempersolus schreibt:

      Darf man fragen, was die Ärztin so brutal tat?

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  2. Sempersolus schreibt:

    Aufgrund von Hirnforschungsergebnissen mit Hilfe von bildgebenden Verfahren nicht nur am Institut National de la Santé et de la Recherche Médicale weiß man, dass Menschen physiologisch bedingt nicht mehr als zwei konkurrierende Handlungsziele gleichzeitig verfolgen können. Und wäre ich ein elender Ketzer, und das bin ich zweifellos und nehme mich also aus dieser naturwissenschaftlich begründeten und damit unveränderbaren Erkenntnis nicht aus, so würde ich hinzufügen: Bei Lehrern und so manchen anderen Gesellschaftsgruppen sind es noch zwei Handlungsziele weniger.

    Warum sollte es also überraschen, dass auch die mannigfachen Handlungsinteressen beim Geburtsvorgang (nur einige: Gesundes Kind, gesunde Mutter, wenig Schmerz, Berücksichtigung der Würde aller Beteiligten, Arbeitsablaufinteressen der beruflich Beteiligten, pekuniäre Interessen des Krankenhausträgers, Ferne Taufinteressen der Großeltern, Steuereinnahmeinteressen der staatlichen Stellen, Machtinteressen der Religionsgemeinschaften, Solidaritätsinteressen von Verbünden und Vereinigungen, et et et) in einem einzigen, von der Funktion doch so sehr begrenzten Menschhirn nicht gemeinsam integriert werden können? Raum greifen dann also die beiden (wenn überhaupt, s.o.) Handlungsziele, die in einem auf den Geschlechterkampf programmierten Hirn eben gerade so Platz finden: Gewaltphantasie und Minderwertigkeitsgefühl. Schon für die Geburt an sich bleibt da kaum noch Platz.

    Zur Ehrenrettung und aus Gründen der Ernsthaftigkeit will ich gerne anerkennen: unter der Geburt finden tatsächlich schmerzhafte Prozesse statt. Menschen könnten das als Gewalt verstehe, die Natur kennt diese menschgemachte Wertung von Schmerzen nicht.

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  3. keloph schreibt:

    meine 5 pennies dazu: die geburt an sich ist ein gewaltiger vorgang und nicht alles, was gegen den (vermeintlichen?) willen einer gebärenden mutter getan wird, um kinds- oder mutterwohl zu schützen, ist gewalt. das ist alles mimimi-gejaule auf höchstem niveau und m. e. völlig überflüssig, wenn nicht sogar störend. die relevanten sachlichen argumente benennst du, und ich finde, sie sprechen für sich. für ein positives geburtserlebnis ist das vertrauen ausschlaggebend, auch wenn es im nachhinein nicht immer gerechtfertigt ist. aber, leute werdet vernünftig, kommt auf den boden der tatsachen und seid etwas entspannter. für mich waren 100% meiner geburtserlebnisse als vater völlig ok und am ende waren wir jeweils glücklich. und es interessiert mich nicht, dass nicht alles genau so passierte, wie ich mir das hätte wünschen können.

    entschuldigung für den länglichen kommentar und unsortiert ist er wohl auch noch 🙂

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  4. Mia schreibt:

    Man muss nicht jeden Schei.. lesen. Und man muss sich auch nicht auf jeden Blödsinn einlassen bzw. daran beteiligen.
    Es reicht aus, sich auf seriösen Web-Seiten entsprechend zu informieren und zum Geburtsvorbereitungskurs zu gehen. Dort bekommt man alle relevanten Informationen und kann sich, so gut es eben möglich ist, auf die Geburt vorbereiten. Alles andere ist unnötige Panik- und Angst-Macherei.
    Und wer partout nicht auf die Kunst der Hebammen und Geburtshelfer vertraut, der muss sein Kind eben allein zu Hause auf dem Sofa entbinden.

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  5. Soweit als Mann möglich volle Zustimmung dem im Beitrag geschriebenen.
    Hier spielt aber meiner Meinung nach auch eine seit längerer Zeit Stattfindende Verneinung von Lebensrisiko statt.
    Wenn irgendetwas schief gelaufen ist, muss jemand die Schuld haben.
    Und in der auch immer um sich greifenden Egozentriertheit müssen andere die Schuld haben. Ein Eigenanteil wird mit Vehemenz ausgeschlossen.

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  6. Sempersolus schreibt:

    Die Liste der als Gewalt betrachteten Ereignisse während der Geburtsphase aus dem Aufruf zur Blogparade mutet, Verzeihung, in Teilen etwas seltsam an:

    – unabgesprochene oder ungewollte Gabe von Medikamenten
    – ungewollte oder unabgesprochene Dammschnitte
    Man korrigiere mich, aber: Sind Medikamentengaben und mögliche Dammverletzungen und deren Behandlung nicht Teil einer Risikoaufklärung vor der Geburt, in die die Gebärende einwilligt und das sogar unterschreibt und falls nicht: dann als Körperverletzung einklagbar? Wie oft passiert das (Klage meine ich)?

    – „Daddy-Stitch“ beim Nähen des Dammschnitts- Herausdrücken des Babys (Kristeller-Griff)
    Abgesehen von s.o.: ist das nicht eher ein Mythos als Realität?

    – Herausdrücken des Babys (Kristeller-Griff)
    Galt vor 20 Jahren vielleicht noch als verzweifelte Rettungstat, wird aber doch auch schon angesichts der erheblichen Risiken gar nicht mehr angewandt?

    – Festhalten der Schwangeren
    – Vorschreiben einer bestimmten Gebärhaltung
    Werden dabei nicht hilfreiche Handreichungen und Angebote oder Empfehlungen ungerechtfertigt mit Gewalt vermischt?

    – Trennung von der Begleitperson ohne Rücksprache
    Wie oft trennt sich die Begleitperson selbst ohne Rücksprache? Und geht Begleitung unter Pandemiebedingungen überhaupt? Und hat man im Notfall auch noch die Kapazität für Versorgung der Begleitperson? Ja: ist eine Begleitperson überhaupt hilfreich oder erforderlich und wird das nicht vorher ebenfalls thematisiert?

    – abwertende Sprüche
    Mobbing im Kreißsaal, das kommt wie oft vor?

    Mythen (gerade andernorts erlebbar) werden auch dadurch gepflegt, dass man möglichst vage bleibt, den Vorwurf aber ständig wiederholt. Das befördert einen Kult, der alles andere als nützlich ist.

    Und: verdenkt jetzt noch jemand Ärzten, dass sie angesichts solcher Vorwürfe sehr vorsichtig sind?

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    • Freya schreibt:

      Ich finde den Blogeintrag sehr schlecht recherchiert.
      Ein Dammschnitt ist eine massive Verletzung, der Scheidenschließmuskel wird dabei komplett durchtrennt, und er ist in so vielen Fällen absolut unnötig und zu früh gesetzt, weil …
      a) Lagerung in absolut unphysiologischer Rückenlage, das Kind wird mechanisch gesehen über den Berg geschoben gegen einen völlig verspannten Beckenboden, der dann natürlich auch nicht nachgibt
      b) Uterus & Kind drücken in Rückenlage auf die großen Gefaße und drosseln sich selbst die Versorgung, die Interventionskaskade beginnt: schlechte Herztöne, forcierte Austreibung des Kindes, Dammschnitt, Kristellerhandgriff.
      Und ja, der Kristellerhandgriff ist immer noch in vielen Kreißsälen Standard.
      Die Hämatome danach sind beeindruckend.
      c) Immobilisation des knöchernen Beckenrings, da die Gebärende auf Kreuz-und Steißbein liegt, normalerweise ist dieser Beckengürtel durch Schwangerschaftshormone sehr beweglich und nachgiebig.
      Es wäre soviel geschafft, würde man die Frauen aufstehen lassen, die Schwerkraft wirkt, der Beckenausgang wird weit, die Gefäße zirkulieren frei, zB tiefe Hocke oder eine Geburt im Vierfüßlerstand verringert all die oben angeführten negativen Effekte.

      Und warum macht man das nicht?
      … weil man „schlechter“ rankommt, um Interventionen einzuleiten, die man ohne Rückenlage nicht hätte.
      … weil es schon immer so gemacht wird
      … weil man die Übersicht haben will

      Das ist kein Hexenwerk, nur simple Mechanik und Hebelgesetze.
      Kein Mensch legt sich zum Stuhlgang in Rückenlage.

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      • Sempersolus schreibt:

        Es ist nicht meine Intention, hier in eine fachliche Diskussion über die Notwendigkeit des Dammschnitts einzutreten oder darüber zu debattieren, ob man in Deutschland nun in 12 oder 11 Prozent der Entbindungen einen Dammschnitt macht oder wie es sich vermeiden lässt, dass ein Damm trotz aller Lagerungs- und Schutzmaßnahmen reißt.

        Ich habe die Frage gestellt, ob darüber vor der akuten Situation im Kreißsaal informiert wird und ob es keine Aufklärung darüber gibt. Ich finde die Behauptung, dass ein Dammschnitt als nicht aufgeklärte, gleichsam vergewaltigende Maßnahme praktiziert wird fragwürdig und frage noch einmal: wieviele Klagen wurden wegen nicht gewolltem Dammschnitt bisher angestrengt?

        Ich bin auch sicher, das Hebammen oder Geburtshelfer ihr Handwerk sicher beherrschen und wissen, was sie tun. Es wird sicher einige geben, die Kristellern oder verschiedene Varianten davon praktizieren, die Zahlen dazu sind unsicher, die Risiken nicht nur laut WHO-Einschätzung hoch.

        Aber die Frage, ob Gebären in der tiefen Hocke oder im Vierfüßlerstand nicht auch als „Gewalt im Kreißsaal“ wegen „Vorschreiben einer bestimmten Gebärhaltung“ wahrgenommen wird, die stelle ich schon.

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      • Bei mir war der Oberkörper fast aufrecht, so dass die Schwerkraft günstig wirken konnte. Diese Position fand ich durchaus in Ordnung.
        Das Romarad war mir dagegen zu klein. Ich hätte vermutlich auch eine Wassergeburt machen können, aber das wollte ich nicht.

        Naja, ich habe schon Glück, ganz in der Nähe einer der renommiertesten deutschen Frauenkliniken zu wohnen, wo Hebammen und Ärzte aufgeschlossen und auf dem neuesten Stand der obstetrischen Forschung sind.

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  7. Sempersolus schreibt:

    Spannende Beobachtung am Rande (weil ich gerade als unfreiwilliger Beobachter in die Abgründe der Ehescheidung und Kindesentfremdung meines besten Freundes blicken muss): „Mansplaining“, „Gewalt unter der Geburt“ oder Vorstellungen von „Müttern, die ALLES für die Kinder GEOPFERT haben“ sind Vokabeln und Vorstellungen, die im Gendersprech gerade derjenigen ProtagonistInnen oft recht tief verankert sind, die Dinge wie „maternal gatekeeping“ oder „parental alienation“ als nichtexistent abtun, obwohl sie eine sehr aktive und unrühmliche Täterinnenrolle dabei einnehmen.

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  8. deutschemuslima71 schreibt:

    Ich möchte mal Danke sagen für diesen Beitrag.
    Ich hatte den Aufruf zur Blogparade gelesen und war doch sehr entsetzt. Als Mutter von ein paar Kindern mehr als ein bis zwei muss ich sagen das mir natürlich eine Geburt wie ein Spaziergang am liebsten gewesen wäre und hätte mich vorher jemand gefragt, hätte ich weder Schmerzen noch Kaiserschnitt haben wollen. Aber Geburt ohne Schmerzen ist nicht möglich und ohne Kaiserschnitt wären zwei meiner Kinder tot. Ich bin Dankbar für die Entscheidungen die mir abgenommen wurden, denn in den Situationen wollte ich einfach nur die Entbindung hinter mich bringen.Ich hätte auch nach Scotty gerufen, damit er sie raus beamt.

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