Doppelreise //1948

Also war ich am Dienstag Nachmittag zu Standort 2 aufgebrochen. Dieser Besuch stand schon lange aus, und jetzt habe ich den erst mal erledigt.
Aus verschiedenen Gründen erschien es sinnvoll, dass Werner, der Assistent der Geschäftsleitung, mich begleiten sollte.
In Standort 2 gab es kürzlich das Problem mit einer nicht richtig funktionierenden Baugruppe, die dort gefertigt wird. Der aktuelles Stand der Erkenntnis ist, dass aus noch ungeklärten Gründen zehn bis fünfzehn Prozent dieser Baugruppen nach einigen Betriebsstunden ausfallen. Der Rest scheint dann stabil zu funktionieren.
Werner und ich kamen abends an, und übernachteten dann in einem Hotel.
Vormittags besichtigten wir zunächst den Betrieb, aßen dort in der Kantine, danach gab es mehrere Besprechungen. Werner fuhr dann schon am Nachmittag zurück, während ich noch länger blieb, und noch eine Nacht im Hotel verbrachte.

Am Morgen reiste ich dann zu Standort 4. Das ist zwar eine völlig andere Gegend, aber so waren nur insgesamt drei Reisestrecken nötig. Wäre ich erst wieder heim gefahren, so wären vier Reisestrecken notwendig gewesen (ein recht triviales Handlungsreisendenproblem).
Bei Standort 4 war ich ja schon öfter gewesen. Da gibt es nichts neues mehr für mich, und ich war froh, dass ich im dortigen Hotel nur einmal übernachten musste.
Donnerstag Nachmittag und Freitag Vormittag führte ich mehrere Gespräche, darunter auch mit Herrn Grau. Ich hatte mit ihm bereits per Mail über Evalyze (das neueste Baby der Software-Mami) kommuniziert. Er war einigermaßen aufgeschlossen, und so verlief die Unterredung überraschend konstruktiv. Er steuerte ein paar Ideen bei, die ich wohl aufgreifen werde. Ich notierte mir sie, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Bei einer Idee bat ich ihn, ein grobes Konzept zu erstellen, und mir in ein bis zwei Wochen zuzumailen.
Ich spiele mit dem Gedanken, ihm die Verantwortung für einen definierten Teil von Evalyze zu übertragen. Vielleicht reizt ihn diese Herausforderung, sich wieder mehr für die Firma zu engagieren. Fachlich halte ich ihn für kompetent. Aber wenn er diese Chance versiebt, dann hält mich nichts mehr zurück, ihn schnellstmöglich loszuwerden.

Nachts im Hotel fühlte ich mich so einsam. Das ist der Nachteil, wenn man an einen festen Bettgenossen gewöhnt ist. Auch wenn er selbst häufig verreist ist, oder erst spät in der Nacht heimkommt, so ist das dennoch eine Konstante im Leben, die ich vermisse, wenn sie nicht da ist. Natürlich fehlte mir Sex. Aber mindestens genauso auch, dass da jemand neben mir lag, zu dem ich sonst einfach mal rüberlangen kann, oder an dessen warmen Körper ich mich anschmiegen kann.
Zu meinen Schlampenzeiten hätte ich nicht gedacht, dass ich das einmal so mögen würde.

Am Freitag Abend fuhr ich dann wieder zurück. Die ganzen Gespräche mit so vielen Leuten hatten mich schon sehr angestrengt. Deshalb wollte ich das Wochenende eigentlich zum Ausspannen nutzen. Naja. Entgegen dieser Vorsätze gab es dann halt doch einiges zu arbeiten. Arbeitnehmer haben’s da gut. Die müssen an ihren freien Tagen keinen beruflichen Verpflichtungen nachgehen.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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8 Antworten zu Doppelreise //1948

  1. Pendolino70 schreibt:

    Vielleicht gibt es eine noch effizientere Lösung des Handelsreisendenproblems 😉

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    • Wenn ich mich bei Punkt A befinde, und die Punkte B und C bereisen will, legt die Dreiecksungleichung nah, von o.B.d.A. B direkt nach C zu reisen, statt von B nach A zurück, und dann wieder nach C.

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      • ednong schreibt:

        Es sei denn, A liegt zwischen B und C …

        Konkreter: auf der Geraden zwischen B und C.

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        • Stimmt.
          Wenn B und C von A aus gesehen genau entgegengesetzt liegen, so wäre dies der Sonderfall der Gleichheit in der Dreiecksungleichung.

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          • Carnofis schreibt:

            „Wenn B und C von A aus gesehen genau entgegengesetzt liegen, so wäre dies der Sonderfall der Gleichheit in der Dreiecksungleichung.“

            Da bin ich einer Meinung mit Dir.
            Aber lt. WIKIPEDIA gilt für Dreiecke allgemein: Ein Dreieck wird durch drei Punkte definiert, die nicht auf einer Geraden liegen.

            Ich hatte mit meinem Sohn im ZUsammenhang mit den Sinus-Funktionen einen heftigen Disput, als ich ihm zu erklären versuchte, dass eine Strecke auch ein Dreieck sein kann, bei dem zwei Eckpunkte zusammenfallen. Mathematisch ist das auch kein Problem, keine Regel wird verletzt – von der allgemeinen mal abgesehen.

            Dass es auch mathematische Gründe geben kann, eher von A nach B (Hause) zu fahren, bevor man nach C – von B aus hinter A – aufbricht, will ich mal nicht strapazieren.
            Das Problem hatte ich gerade letztes Jahr. Ich hatte lange mit mir gekämpft, kehrte dann aber trotzdem zurück nach Hause, weil das nächste Ziel von dort aus trotz der zusätzlichen Reisestrecke und -zeit wesentlich schneller, leichter und bequemer zu erreichen war, statt von dem Hinterwäldlerdorf, wo ich zuerst war.

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            • Die Mathematik erlaubt auch entartete Fälle, in denen mehrere Punkte identisch (ggf. lassen sich zwei Punkte in einer Grenzwerbetrachtung beliebig aneinander annähern) oder kollinear sind.

              In realiter geht es ja nicht nur um die Luftlinie als kürzeste Entfernung, sondern man sucht eine geodätische Linie, die durch eine „erweiterte Metrik“ des Raumes definiert ist. In diese Metrik fließen dann Gewichtungen ein, wie Ausbau der Verkehrsverbindungen, persönliche Vorlieben, etc.

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            • Carnofis schreibt:

              „… (ggf. lassen sich zwei Punkte in einer Grenzwerbetrachtung beliebig aneinander annähern) …“

              DAS ist die entscheidende Antwort, Danke Dir 😉
              Die Ausschlussregelung für Dreiecke, wonach zwei Punkte nicht denselben Ort einnehmen dürfen, hat mich immer verdrossen, weil es im Einheitskreis zu Ermittlung der Sinus-, Cosinus- und Tangenswerte letzten Endes doch gemacht wird.

              Wenn mir jetzt bei so einer Diskussion (die noch nie stattgefunden hat 🙂 ) jemand mit der Ausschlussregel kommt, kann ich entgegnen, dass die beiden Punkte nicht auf derselben Koordinate sitzen, sondern unendlich nah nebeneinander.
              Das ist mathematisch zulässig 😀 .

              Mathematik war mir immer das liebste Fach in der Schule. Man konnte vielleicht über den Weg diskutieren, nie aber über das Ergebnis (damals kannte ich die Uhren-Algebra noch nicht).

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