Zwar bin ich wieder daheim, aber noch gesundheitlich angegriffen, so dass ich vorläufig noch kürzer treten und mich schonen und auskurieren muss.
Ich habe mich entschlossen, mir die Mandeln entfernen zu lassen, damit ich damit keine Probleme mehr kriege. Dreimal habe ich das jetzt durchgemacht. Nochmal will ich es nicht wieder. Dafür ist mir auch das Risiko zu groß. Es liegt mir ja fern, herumzujammern oder zu übertreiben, und Ärzte dramatisieren sowieso gerne, aber laut des behandelnden Arztes, hätte es nach zwei oder drei Stunden zu spät gewesen sein können. Andere Patienten wären da längst im Rettungswagen mit Blaulicht gekommen.
Am liebsten hätte ich die Operation ja gleichzeitig mit der Inzision machen lassen. Aber angeblich muss das erst abheilen. Das hat mir auch Norbert bestätigt. Eigentlich möchte ich es ja möglichst bald machen lassen, damit ich es hinter mir habe, andererseits habe ich aber auch keine Lust, im Sommer im Krankenhaus zu liegen. Also habe ich jetzt den Frühherbst dafür vorgesehen und einen Termin vereinbaren können.
Ehrlich gesagt, habe ich Angst, dass ich die Zeit bis zur Operation nicht durchhalte, und vorher noch einmal erkranke. Da muss ich jetzt durch, habe praktisch keine andere Wahl.
Sowieso habe ich ein ganz ungutes Gefühl bei der Vorstellung, irgendwelche Ärzte an meinem Körper herumschnibbeln zu lassen. Ach gäbe es doch bereits ausgereifte und bewährte Chirurgie-Roboter! Zu denen hätte ich wesentlich mehr Vertrauen.
Dann wurde ich in der Klinik unerwartet vom Einsetzen einer Blutung überrascht. Eigentlich wäre die erst frühestens eine Woche später fällig gewesen. Entweder begründete die Infektion ein hormonelles Ungleichgewicht, oder – und das ist in meinem Alter plausibler – es ist das erste Anzeichen der Wechseljahre. (Freilich kann ersteres auch katalytisch oder auslösend für letzteres gewirkt haben). Seltsam, ich war immer davon ausgegangen, dass sich die Zeitabstände eher vergrößern als verkleinern. [Während der Klimawandel mit einer globalen Erwärmung einhergeht, muss ich mich wohl darauf einstellen, dass das Klimakterium für eine lokale Erwärmung sorgt – sprich Hitzewallungen.]
Wie auch immer – ich war nicht darauf eingerichtet. Da ich nicht damit gerechnet hatte, hatte ich keine Monatsbinden eingepackt. Mal ganz davon abgesehen, dass ich beim Packen wegen Schüttelfrost und Schmerzen kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Zwei Tampons habe ich zwar sowieso immer in meiner Handtasche (sowie mehrere inzwischen das Haltbarkeitsdatum überschritten habende Kondome), aber mit denen wäre ich noch nicht einmal über die Nacht gekommen.
Es blieb mir also nichts anderes übrig, als eine der Krankenschwestern um Monatshygieneprodukte zu bitten. Sie brachte mir schließlich eine Packung Binden mit Flügeln. Und jetzt weiß ich wieder, warum ich diese Flügel verabscheue. Vom umständlichen Handling mal ganz abgesehen – wer ist nur auf die Idee gekommen, Flügel an der Seite anzubringen, die die Flüssigkeit dann nur aus dem Slip am Steg vorbei seitlich herausleiten. So richtig durchgetestet hat das wohl niemand.
Wie auch immer, am nächsten Tag war ich (wenn auch mit Anstrengung) in der Lage, zum kleinen Discounter an der nächsten Straßenecke zu laufen, um mir dort geeignetere Produkte zu kaufen.
Zu spät für was? So ein Abzess kann im allerschlimmsten Fall platzen und dann möglicherweise zu einer Sepsis führen.
Ich kenne es nur von Krankenhaus, dass es dort diese großen universellen Binden gibt. Die haben keine Flügel.
Vor den Wechseljahren hatte ich alle 2 Wochen meine Periode und hab geblutet wie im Schlachthaus. Ich denke aber, es ist ganz individuell.
Vor dem kleinen Eingriff brauchst Du keine Angst zu haben. Das geht ganz fix und ist kaum risikobehaftet.
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Die Sepsis war bereits im Gang.
Auf der Wöchnerinnen-Station gab es diese großen Vorlagen. In anderen Krankenhäusern als der Frauenklinik sind die wohl nicht so verbreitet.
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Ui. Der Abzess war bereits geplatzt? Wie eklig. Merkt man das?
Ich weiß noch, wie furchtbar krank man sich damit fühlt. Ich hatte das so häufig als Kind, begleitet von sehr hohem Fieber.
Das wird so viel besser nach der Mandel-OP!
Die Binden hatte ich bis jetzt auf jeder Station. Liegen zumeist in jedem Zimmer in den Schränken beiderlei Geschlechts.
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Der Abszess war nicht geplatzt, sonst hätte ich ihn ja nicht aufstechen lassen müssen.
Der Druck war enorm. Ich konnte kaum noch schlucken, trinken, sprechen.
Damit Bakterien in die Blutbahn gelangen, muss er nicht aufplatzen.
Wenigstens hat das Antibiotikum schnell gewirkt. Dafür nehme ich auch Durchfall und Hautausschlag in Kauf.
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U.u. reicht die Stresshormonausschüttung im Rahmen der Infektion oder auch die Gabe von Kortison (ich könnte mir vorstellen, dass das als abschwellende Maßnahme Bestandteil der Therapie gewesen ist), damit die Regelblutungen unerwartet einsetzen.
Wenn der Abszess platzte wäre das eher ein Glück, denn dann entleerte sich die Soße (wenn auch unangenehm) spontan und führt seltener zu Komplikationen wie Sepsis, etc. Den Gefallen tun einem Retropharyngealabszesse nur leider selten, weil die Weichteillücken an dieser Stelle sehr zur Ausbreitung im Gewebe einladen.
Davon unbenommen gehen mir Aussagen wie „in zwei Stunden hätte alles zu spät sein können“ reichlich auf den Keks. Braucht man solche reißerischen Kommentare als seriöser Arzt (ein Widerspruch in sich, ich weiß) wirklich, nur, damit das eigene Tun in einem gleißend-glorifizierenden Licht erscheint?
Guckt man in die Leitlinien, dann wären die Bedingungen für eine Tonsillektomie rein formal nicht erfüllt – aber das ist ja sicher bekannt.
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Kein Kortison, nur Antibiotika und anfangs zusätzliche Flüssigkeitsgabe.
Außerdem tägliches „Nachspreizen“.
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Du Arme. Wird wirklich Zeit, dass die Mandeln entfernt werden.
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Das gehört zu den Dingen, die ich nicht prokrastinieren will.
Ach, hätte ich’s doch schon hinter mir!
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Und es geht wirklich schnell. Macht man das heutzutage nicht ambulant? Vor 45 Jahren ging das schon. (Für mich nicht, da von-Willebrand-Patient)
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Nach meinen Informationen kommen Kinder meist locker mit der OP und ihren Nachwirkungen zurecht.
Je älter man ist, desto problematischer kann es werden. Noch ein Grund, die Tonsillektomie möglichst bald machen zu lassen.
Falls es glatt läuft, kann ich ja schon bald wieder heim, sonst bleibe ich halt länger in der Klinik. Ist vielleicht auch besser so, wenn ich niemanden habe, der mir Suppe oder Brei kocht.
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Dein Mann?
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Gerade wenn ich arbeitsunfähig bin, ist es umso wichtiger, dass er sich um die Geschäfte kümmert (das entspricht sowieso eher seinen Kompetenzen als einen Brei zu kochen).
Fremde Leute möchte ich erst recht nicht in der Wohnung haben.
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Habt ihr eigentlich Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht? Man sollte sich über so Dinge früh Gedanken machen.
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Vor ein paar Jahren haben wir mal was aufgesetzt.
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Das ist gut. Oft wird man tatsächlich über Nacht krank und dann gibt es so viel zu regeln. Da ist man froh über alles, was man bereits vom Tisch hat.
Und wie Du an mir siehst, es ist keine Frage des Alters.
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Es ist ganz gut, in der Zeit des Nachblutungsrisikos noch entlastet zu sein. Erfahrungsgemäß geht das zu Hause nicht so, wie es eigentlich gut und richtig wäre.
Wenn dir für das Ziehen der Tamponaden nach der OP jemand eine Kurznarkose / Sedierung anbietet: Nimm das an!
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