Als ich Carsten von Verena’s Besuch erzählt hatte, hatte er ihre Reaktion als unbedeutend beiseite gewischt.
Am Wochenende telefonierte er dann mit Verena, aber auch bei diesem Gespräch ging er nicht auf das Thema ein.
Um so überraschender war es dann für mich, als er schließlich doch noch eine Unterhaltung dazu begann: „Anny, ich glaube, ich sollte dir noch etwas zu meinem Verhältnis zu Lydia sagen.“
Ich war eigentlich schon halb am Einschlafen gewesen, aber im Nu war ich wieder wach. „So? Was denn?“
Er druckste herum. „Ich hatte dir damals erzählt, dass ich meine Beziehung mit Lydia abgebrochen hatte, als klar war, dass ich Ingrid heiraten würde.“
„Hm, ja, ich erinnere mich.“
„Das stimmt zwar, aber ich habe mich später doch noch ein paarmal mit Lydia getroffen, und wir hatten Sex.“
„Was heißt ’später‘?“ Ich rappelte mich auf, und setzte mich halb ins Bett.
„Das muss so zwischen Verena’s und Fiona’s Geburt gewesen sein.“
„Und wieso erzählst du mir das jetzt?“
„Wer weiß, was Lydia noch mit Verena darüber spricht. Ich möchte nicht, dass es da unangenehme Überraschungen gibt, und dass du Bescheid weißt.“
„Deine Tochter war schon völlig erschüttert, als sie erfuhr, dass du überhaupt einmal mit Lydia eine Beziehung hattest. Wenn sie das erfährt, wird sie erst recht entsetzt sein.“
„Von mir erfährt sie es nicht, und ich denke, dass auch Lydia vernünftig genug ist, nicht mit ihr darüber zu reden. Ich habe es dir nur für alle Fälle gesagt.“
„Ich soll Verena also belügen, wenn sie mich noch einmal danach fragt?“
„Wenn sie dich fragen sollte, dann schick‘ sie zu mir.“
„Warum hast du mir das nicht schon früher erzählt? Ich hätte bestimmt kein großes Drama darum gemacht, denn das war ja vor unserer Zeit.“
„Es gibt Dinge in meinem Leben, auf die ich nicht unbedingt stolz bin, und die ich im Rückblick ungeschehen machen würde, wenn ich könnte. Dieses Verhältnis zu Lydia war mir einfach zu unwichtig, um zu riskieren, dass du die Hochzeit deshalb platzen lässt.“
„Dir ist hoffentlich schon klar, dass es eine arge Belastungsprobe für mein Vertrauen zu dir ist, dass du mich angelogen hast“, meinte ich schon recht pikiert, weil er nach all diesen Jahren jetzt doch noch sein Gewissen erleichtern musste.
„Samtpfötchen, ich weiß. Aber schau, die ganze Sache ist schon so ewig her. Ich bin inzwischen um einiges älter, und du lastest mich so sehr aus, dass ich überhaupt kein Bedürfnis nach anderen Frauen mehr habe.“
Er tastete unter der Decke nach meinen Brüsten, und begann, an den Warzen zu spielen, so dass es mir zunehmend schwer fiel, mich nicht ablenken zu lassen.
„Du hättest es mir damals sagen sollen“, insistierte ich, „als ich dich danach gefragt habe.“
„Sicher, Süße ..“, und er verschloss meinen Mund mit einem Kuss.
Ich entspannte mich, und beschloss, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen. Schließlich gibt es auch ein paar Dinge in meinem Leben, von denen er nichts weiß, und die einfach nichts mit unserer Beziehung zu tun haben, so dass er sie auch nicht zu erfahren braucht.
Ich sehe das genau so wie Du. Auch wenn es unbedeutend ist, so mag ich es nicht, angelogen zu werden.
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Man muss nicht alles auf’s Tapet bringen, aber wenn die Frage schon unmissverständlich gestellt wird, sollte man keine wissentlich falsche Antwort geben.
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Hm,
dann weiß er nur deshalb nicht alles aus deinem Leben, weil er die Fragen nicht konkret genug gestellt hat?
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Es gibt vieles in meinem Leben, das er nicht weiß. Aber im Grunde genommen ist das auch alles völlig belanglos, und das meiste habe ich schon selbst vergessen. Die wirklich wichtigen Dinge weiß er durchaus.
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Es bringt nichts, irgendetwas an der Vergangenheit herumzumäkeln. Es ist passiert und nicht mehr änderbar und es ist passiert, weil es einen Grund hatte.
Verena hat so gar keine Aktien in diesem Game und dürfte sich – wenn ich Carsten wäre – geflissentlich aus der Sache heraushalten und sich um ihr eigenes Leben kümmern.
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Ja, die Sache ist passé.
Trotzdem hätte ich erwartet, dass Carsten mir schon damals, als seine Beziehung zu Lydia das erste Mal zur Sprache kam, die ganze Geschichte erzählt hätte.
So bleibt ein Restzweifel, ob da nicht noch (viele?) andere relevante Punkte offen sind, von denen ich nichts weiß.
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Nein, Nimm ihn, wie er ist. Du musst nicht alle Winkel seiner Seele und seines Herzens kennen, um ihn zu lieben und ihn zu akzeptieren.
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Wenn du das sagst, Plietschi.
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lügen zerstören vertrauen, unabhängig von der eigentlichen grösse der lüge….der schaden ist immer der gleiche.
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Das stimmt zwar, trotzdem werde ich diese eine doch recht unbedeutende Sache innerhalb von fünf oder sechs Jahren nicht weiteraufblähen.
Er hat mir sonst nie Anlass zum Misstrauen gegeben, und unsere Beziehung ist mir zu wichtig, um sie wegen dieser Kleinigkeit infragezustellen.
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das ist ein möglicher standpunkt, ich allerdings bin mit der bewertung, dass eine lüge über eine kleine sache weniger schlimm ist als die über eine grosse sache nicht wirklich nicht einverstanden. die sünde ist die lüge, oder die lüge ist die sünde 😉
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Klar, aber soll ich ihm jetzt wegen dieser einen nachgewiesenen Lüge nichts mehr glauben, und alles erst mal anzweifeln?
Das kann’s ja auch nicht sein. Wir haben eine großartige Beziehung, und ich lasse das von einer einzelnen Unwahrheit nicht beeinträchtigen.
Ich bin selbsth schon kreativ und flexibel mit der Wahrheit umgegangen, einfach um jemanden nicht unnötig zu beunruhigen und zu schützen, denn die Wahrheit kann bisweilen recht schmerzhaft sein.
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na, dann habt ihr ja die balance gefunden, alles gut 🙂
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