Siebenhundertsiebenundfünfzig

Gestern nachmittag war die Trauerfeier für Ingrid’s Vater.

Zeitlich war es so gelegt, dass die meisten der auswärtigen Trauergäste nicht zwingend hier übernachten mussten. Die Witwe und Paul, der Sohn, waren aber doch schon am Vorabend angereist und in einem Hotel in der Nähe untergekommen.
Die Enkelinnen des Verstorbenen verzichteten jedoch zu meiner Erleichterung darauf, hier zu übernachten, und reisten erst am Vormittag an, und am späten Nachmittag wieder zurück.
Patrick begleitete Verena und kümmerte sich hauptsächlich um Sophie. Carsten und ich ignorierten ihn.

Vor etlichen Jahren hatte ich mir mal ein schwarzes Seidenkleid gekauft. Da es damals nicht wirklich gut passte, hing es nur ungenutzt im Schrank. Das hatte ich angezogen. Es schien inzwischen sogar besser zu passen. Dazu schwarze halterlose Strümpfe und nur halbhohe Pumps.

Naja, zuerst in die Kirche. Wenn es nicht Carsten zuliebe gewesen wäre, hätte ich mir das nicht angetan. Wenigstens saßen wir nur in der dritten Reihe.
Danach auf den Friedhof. Warum ist mir ja nicht ganz klar, schließlich wird der Verstorbene erst noch verbrannt. Aber das geht mich nichts an. Carsten stellte sich nicht direkt zu den Angehörigen, was mir sehr recht war. Aber schließlich existieren genügend nähere Verwandte.

Der Leichenschmaus findet hier im Ort üblicherweise im Schützenhaus statt, da es keine andere geeignete Räumlichkeit dafür gibt. Paul hatte das wohl organisiert.
Carsten und ich gingen mit dem Trauerzug zum Schützenhaus. Er hatte mir versprochen, dass wir nicht allzu lange bleiben würden, sondern nur um den Hinterbliebenen unser Beileid auszudrücken, und uns dann gleich verabschieden würden, ohne etwas zu verzehren.
Die anscheinend demente Witwe hat wohl recht oft Aussetzer. So richtig hat sie offenbar gar nicht mitgekriegt, dass ihr Mann jetzt tot ist. Sie schien Verena für Ingrid zu halten, und Sophie für Verena. Auf diese Weise fiel ihr meine Anwesenheit wenigstens gar nicht unangenehm auf.
Während sich Carsten mit Fiona unterhielt, versuchte eine Frau mich übertrieben freundlich in ein Gespräch zu verwickeln. Sie stellte sich als Roswitha, eine Nichte des Verstorbenen, also Ingrid’s Cousine vor. Ich antwortete nur sehr zurückhaltend, bis Carsten mich schließlich wegzog, um mit mir das Schützenhaus zu verlassen.

Da Freitag nachmittag war, fuhren wir nicht mehr in die Stadt zurück, sondern blieben gleich am Ort.

Ich hatte mir ja vorgenommen, keinen Klatsch mehr zu bloggen, und so schreibe ich jetzt nichts mehr über das Gespräch, das ich später noch mit Carsten hatte.

Da wir gestern impertinenterweise schon nach zehn „Feierabend“ gemacht haben, steht heute einiges zum Nacharbeiten an.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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19 Antworten zu Siebenhundertsiebenundfünfzig

  1. sweetsurrender schreibt:

    Also alles halb so wild. 🙂

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  2. engywuck schreibt:

    Ach Klatsch ist doch toll. Der macht Situationen doch immer ers so richtig schlüpfrig (im Sinne von: „nasse Seife“ oder „Fettnäpfchen“). mehr davon 😉

    Meine Ideen: Roswitha war mal schwer in Cartsen verknallt und wollte deshalb aus dir einiges rausleiern, wie er sich so macht? Oder: sie war vom Rest der Familie vorgeschickt worden, um die Gerüchte um deine Konfrontation mit Cartsens Töchtern zu verifizieren?

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  3. Leser schreibt:

    Ich bin auch dafür, dass Du das Gespräch mit Carsten hier noch etwas weiter ausführst. Gerne auch in den Kommentaren zu diesem Blog-Artikel, wenn es Dir nicht wichtig genug für einen eigenen Artikel erscheint (dann aber bitte möglichst zeitnah).

    Und ja, auch ich finde Klatsch in dieser für uns Leser völlig unbeteiligten Form interessant. Wenn man selbst darin involviert ist, ist es natürlich weniger angenehm – auch klar. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb es Seifenopern im Fernsehen gibt? (zumindest gab es sie, als ich zum letzten mal davon gehört habe, keine Ahnung, TV geht mir ja normalerweise ziemlich weit sonstwo vorbei…)

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    • breakpoint schreibt:

      OK, OK, ich werde was aufsetzen. Ob ich das aber dann auch gleich blogge, weiß ich noch nicht.

      Die Kommentare hier sind nicht geeignet. Ist einfach zu off topic und wäre wohl auch zu umfangreich.

      Warum bin ich eigentlich nicht überrascht, dass du Klatsch lesen willst?
      Vielleicht weil du bei diversen Cliffhangern schon so ungeduldig warst?

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      • Leser schreibt:

        Wenn Du mir den logischen Zusammenhang, der diese beiden Fragen miteinander verbindet, erklären würdest, könnte ich einer Antwort möglicherweise näher kommen.

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        • breakpoint schreibt:

          Die erste Frage war an mich selbst gestellt, die zweite eine Vermutung mit der impliziten Bitte nach Bestätigung/Ablehnung.
          Schließlich ging es bei den früheren Cliffhangern auch um Klatsch im Sinne von „für uns Leser völlig unbeteiligten Form“.

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          • Leser schreibt:

            Da würde ich doch die Kausalkette eher umgedreht sehen: Ich bin bei solchen Cliffhangern ungeduldig, weil ich sowas gerne lese. Ursächlich ist die Ungeduld da nämlich nicht. Wobei ich den Grund für das gerne Lesen von Klatsch in dieser Form gar nicht mal kenne, bzw. müsste ich wohl mal länger in mir herumforschen, um ihn mir bewusst zu machen. Ich befürchte aber, dass es irgendwas „niederes“ ist, und will es deshalb vorerst nicht aktiv wissen. Wenn es mir irgendwann bewusst wird ist es ja auch noch OK 🙂

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            • breakpoint schreibt:

              Ich sehe das so:

              Du bist ungeduldig, weil du wissen willst, wie’s weitergeht.
              Du willst wissen, wie’s weitergeht, weil dich solcher Klatsch interessiert.

              Prove me wrong.

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            • Leser schreibt:

              Ähm, nö, stimmt schon so. Ist halt nur keine Ursachenkette, sondern eine Kausalkette „mittendrin“, ohne dass eine Ursache erwähnt würde (die Ursache ist ja immer der Grund, an dem eine Tatsache „verankert“ ist)…

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  4. breakpoint schreibt:

    SiebenhundertsechzigIhr wolltet Klatsch? Also bitte, aber nur auf euren ausdrücklichen Wunsch hin.

    Es war mir gleich so seltsam vorgekommen, dass Carsten mich beim Leichenschmaus so abrupt von Roswitha weggezerrt hatte, und wir dann sofort gegangen waren. Ich kenne ihn…

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  5. breakpoint schreibt:

    AchthundertzweiIngrid’s Mutter hat ihren Mann nicht lange überlebt, und ist vor einigen Tagen gestorben.
    Mir blieb kaum etwas anderes übrig, als Carsten wieder zur Trauerfeier zu begleiten.
    Kirche, Friedhof, Leichenschmaus – wie bereits bei Ingrid’s Vater.

    Erwäh…

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