Dreihundertsiebenundachtzig

Für die Assistentenstelle habe ich jetzt einen Favoriten!

Wir hatten gestern noch einmal zwei Vorstellungsgespräche. Der erste der beiden Kandidaten hat mich wirklich überzeugt.
Von der messbaren, beruflichen Qualifikation ist er nicht besser und nicht schlechter als die anderen Kandidaten. Er ist englischer Muttersprachler, was sehr positiv zu werten ist, denn schließlich wird er viel mit englischsprachiger Dokumentation und Berichten zu tun haben. Da tut er sich natürlich leichter. Insbesondere, wenn er selbst mal etwas schreiben muss.
Sein Deutsch ist – bis auf den Akzent und kleinere Fehler – auch sehr gut.

Er – bzw. seine Vorfahren – ist afrikastämmig (ist das jetzt politisch korrekt ausgedrückt? Früher war das mal einfacher. Ich hätte mir auch bei „dunkelhäutig“, „schwarz“, „farbig“, „Neger“ oder „Mohr“ nichts Böses gedacht, aber das darf man ja nicht mehr sagen. Also esse ich eben Schaum- bzw. Schokoküsse statt Negerküssen oder Mohrenköpfen. Dabei geht es doch eigentlich nur um die Melaninkonzentration in der Haut). Das gibt seiner Einstellung einen zusätzlichen weltoffenen Touch.
Rein statistisch ist es ja so, dass afrikanische Männer besser gebaut sein sollen, als europäische (und als Asiaten sowieso). Schade, dass ich das nicht mehr verifizieren darf. Aber damit kann ich natürlich nicht als Einstellungskriterium argumentieren.

Carsten schwankt noch zwischen ihm und einem der Kandidaten von letztem Montag. Aber dieser konnte mich gar nicht überzeugen. Das war nämlich ein äußerst unscheinbarer Kandidat, eher klein und ohne Durchsetzungskraft – der würde bei diesem Job untergehen. Carsten hat bei ihm ja nur gefallen, dass er ein paar Papers veröffentlicht hat, deren Thema sehr weitgehend mit den Firmenprodukten zu tun haben. Aber so viel Detailwissen braucht der Assistent gar nicht. Das bisschen kann man alles lernen.

Also drückt mir die Daumen, dass es mir gelingt, Carsten von meinem Wunschkandidaten zu überzeugen.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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17 Antworten zu Dreihundertsiebenundachtzig

  1. DerMaskierte schreibt:

    Um es deutlich zu sagen:

    Scheiß auf politische Korrektheit. Entweder ich respektiere einen Menschen oder nicht. Und genauso kann ich einen mit Maximalpigmentierter beleidigen, wie ich jemanden freundlich mit „mein schwarzer Freund“ begrüßen kann.

    Ein Kommilitone wurde immer mit „Moin Quotenbimbo“ gegrüßt.

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    • breakpoint schreibt:

      Die political correctness treibt in der Tat oft Auswüchse, die nur noch lächerlich sind.
      Beim meinem Bäcker gibt es schon keine rein weißen Amerikaner mehr.

      Dar Song „Ebony und Ivory“ von McCartney/Wonder (auch wenn schon uralt und eher nicht deinem Musikgeschmack entsprechend) bringt es auf den Punkt:
      „there is good and bad in ev’ryone“ – unabhängig von der Hautpigmentierung.

      Auch die Blondinenwitze sind so gesehen natürlich Schwachsinn (und das sage ich als Brünette).

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      • idgie13 schreibt:

        Deinen 1. Satz kann ich nur unterschreiben.

        Ich finde es mehr als schwachsinnig, dass Kinderbuch-Klassiker von Preussler und Co. umgeschrieben werden – nur damit ja alles politisch korrekt ist 🙄

        Man kann’s auch echt übertreiben …

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        • breakpoint schreibt:

          Über das Ändern dieser Kinderbücher habe ich mich auch geärgert.
          Wer setzt solch einen Schrott nur durch?
          IMHO grenzt das doch an Urkunden- oder Geschichtsfälschung.

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          • engywuck schreibt:

            ich hab dank meiner Neffen Erfahrung mit Kindern und Büchern und kann deshalb nur sagen: das Umschreiben ist richtig!

            Ich *hab’* schon versucht, Worte die sie offensichtlich nicht kennen *können* zu erklären beim Vorlesen. Dann kommt nur ein genervtes „Lies‘ weiter!“. Ähnlich steht es mit gewissen Konzepten.

            Für ältere mag eine Fußnote oder gar kein Umschreiben richtig sein, aber bei absoluten Kinderbüchern ist das m.E. gerechtfertigt. Zumal es sich hier bei Preußler eigentlich nur um geänderte Wortbedeutungen und Gegebenheiten (letztlich eine Übersetzung), aber keine inhaltliche Änderung (Bowdlerization) handelt!.

            „durchwichsen“ für „verprügeln“ ist heute eher ungebräuchlich (ich kenne es auch nur, weil ich mal nachgelesen habe) und Türken „mit Pluderhosen und Turban“ habe ich auch noch nie gesehen… ja, ich habe extra erst neulich „die kleine Hexe“ nochmal durchgeblättert 🙂

            Und für uns alte Säcke: Hand hoch, wer Shakespeare, Dante oder wenn’s deutschsprachig bleiben soll das Nibelungenlied im Original gelesen hat, von der Bibel ganz zu schweigen. Meinetwegen auch nur in größeren Teilen. Vorzugsweise freiwillig 🙂

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            • vires schreibt:

              Ich sehe das absolut anders:
              Was ist wenn zukünftig „Neger“ positiv behaftet ist, und alle jetzigen Umschreibungen negativ. Soll dann wieder alles umgeschrieben werden? Sprache ist lebendig. Bücher nicht. Bücher sind auch Geschichte und erzählen uns von der Zeit in der sie geschrieben wurden. Bücher zu ändern, bedeutet Geschichte zu ignorieren und zu verwischen. Und wenn man das nötig hat, ist das, was man eigentlich weg haben will, noch viel präsenter als es uns lieb ist.

              Und das ganze fängt schon bei Kinderbüchern an. Sie enthalten meist versteckt aktuelle Themen und Moralvorstellungen. Gerade hier ist es doch interessant, wie sich die Menschheit entwickelt.

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            • breakpoint schreibt:

              Da kann ich dir nur zustimmen.

              Wer Bedenken hat, braucht seinen Kindern ja nicht den Struwwelpeter oder Max und Moritz vorzulesen.

              Ich sagte es bereits, dass ich solche Änderungen als Verfälschung betrachte.

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            • breakpoint schreibt:

              Da ich nichts mit Kindern zu tun habe, kann ich das nicht ganz beurteilen.
              Ich nehme aber an, dass ich ihnen halt ein anderes Buch vorschlagen würde, wenn mir eines bedenklich erscheint.
              Schließlich gibt es Unmengen von Kinderbüchern.

              Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber die Bibel habe ich zumindest teilweise gelesen (u.a. Genesis, Exodus, Hohe Lied).
              Das ist auch nicht unbedingt geeignete Lektüre für Kinder. Aber niemand denkt daran, das kindgerecht umzuschreiben.

              Bei Übersetzungen sehe ich die Sache anders.
              Beispielsweise wurden bei „Hanni und Nanni“ die Lehrerinnen noch mit Fräulein tituliert, als ich die ersten Bände in die Finger bekam.
              Bei den neueren Übersetzungen werden sie dann als Frau benannt. Das ist OK.
              Aber Originale zu ändern, finde ich grundsätzlich nicht gut.
              Noch dazu ohne Versionsverwaltung. :p

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            • engywuck schreibt:

              ich habe auch große Teile der Bibel gelesen. Allerdings in deutscher Übersetzung, nicht im Original-hebräisch bzw. -altgriechisch.

              Und genau darum geht es mir hier: wenn keine Sinnverfälschung eintritt ist das Ganze letztlich nur eine Übersetzung.

              Würdest DU deinem fünfjährigen Kind erklären können, was „durchwichsen“ bedeutet, und wieso der zwölfjährige Nachbarsjunge neulich so dumm gegrinst hat, als das fünfjährige das Wort benutzt hat? Wie würdest DU reagieren, wenn dein Kind im nächsten türkischen Laden lauthals brüllt „Papa, warum haben die keine Pluderhosen und Turbane an“? Und genau um solche Punkte ging es bei den Preussler-Adaptionen.
              Bei Pipi Langstrumpf: ist es wirklich so schlimm, wenn aus dem Neger- nun ein Südseekönig wird? (in diesen Büchern sehe ich ganz andere Probleme, schon dass jedes Problem mit Gewalt gelöst wird…)

              Interessant auch, dass du mit Hanni und Nanni keine Probleme hast: die wurden bei der Übertragung ins Deutsche wirklich sehr kräftig umgeschrieben, so dass ganze Kapitel fehlen oder ersetzt wurden. Dagegen sind die Änderunngen bei der Übersetzung von Preusslers „Deutsch 1950“ in „Deutsch 2013“ nun wirklich minimal.

              Die Bibel gibt es übrigens auch in Spezial-Kinder-Versionen, die „mal eben“ die ganzen unangenehmen Teile weglassen (meine Lieblingsstelle: Gen 19,30-38) oder umgeschrieben. Und dann natürlich die „Bibel in gerechter Sprache“, die „feministische Bibel“ und was es an sinnverfälschenden Übersetzungen mehr so gibt. Dagegen ist die lolcatbible (http://www.lolcatbible.com) richtig harmlos 😉

              Und Kindern andere Bücher vorschlagen: mach mal. Vor allem, wenn das jemand in den Kindergarten mitbringt oder die netten Großeltern es grad als Geschenk überreicht haben. Viel Spass. Wenn du letzteres mal versuchst: film das bitte. ich will das Ergebnis sehen 🙂

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            • breakpoint schreibt:

              Mit Kindern umzugehen scheint wirklich nicht einfach sein!
              Aber ein schlichtes „Das war halt früher ganz anders“ sollte doch eine gewisse Überzeugungskraft haben.

              „Wichsen“ kenne ich beispielsweise noch als – durchaus geläufige – Bezeichung für Schuhe putzen. Nur weil sich im Laufe der Zeit auch eine andere Bedeutung entwickelt hat, rechtfertigt das IMHO nicht, das umzuschreiben.
              Viele ansonsten ganz harmlose Wörter können im entsprechenden Kontext eine als anstößig wahrgenommene Bedeutung haben (Beispiele gibt es in diesem Blog reichlich).

              Auch bei reinen Übersetzungen bzw. Lokalisierungen geht Information verloren oder wird verfälscht. Das ist leider nicht vermeidbar.
              Bei Hanni und Nanni kam mir irgendwann ein englischer Band in die Finger. Die Schülerinnen hatten alle andere Namen. Aus Hilda wurde Hilary. Damit kam ich nicht klar.

              Ich sehe durchaus einen Bedeutungsunterschied zwischen „Negerkönig“ und „Südseekönig“.
              Negerkönig assoziiere ich mit Afrika, Südseekönig mit der Karibik. Da entstehen völlig verschiedene Bilder in meinem Kopf.
              Auch wenn das für die Story selbst unerheblich ist, wo ist die Grenze?
              Was wird als nächstes umgeschrieben?
              Wird „Mark“ durch „Euro“ (Franken für die schweizer Kinder) ersetzt, weil die Kinder das sonst nicht verstehen und verwirrt werden?

              Die Teile der Bibel habe ich natürlich auch nur in einer Übersetzung gelesen („$A zeugte $B, $B zeugte $C,“ .., „werdet ein Fleisch“ – dabei denke ich heute noch eher an Braten als an Sex).
              Aber meine „Bibel“ ist ohnehin der Bronstein.

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  2. baerlinerin schreibt:

    …du wirst schon die richtigen Argumente zum richtigen Zeitpunkt bei Carsten anführen können!!! *frechgrins* Aber geht`s hier wirklich nur um die ausgeschriebene Position oder auch um das Antesten der ein oder anderen Position? :-p

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  3. breakpoint schreibt:

    VierhundertfünfEigentlich hätten wir uns gewünscht, dass heute bereits der Assistent anfängt. Aber leider kann dieser erst im Juni hier die Stelle antreten.

    Also muss Carsten noch einen Monat ohne diese Unterstützung zurechtkommen. Er hat sich ja für meinen Wunsch…

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  4. Pingback: Vierhundertfünf | breakpoint

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  6. blindfoldedwoman schreibt:

    Hat er damals die Stelle bekommen und sich bewährt?

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