Hunderteinundneunzig

Ich saß nachmittags an meinem Computer im Arbeitszimmer und war gerade dabei, an meinen Sourcen herumzueditieren, als Carsten bereits aus dem Büro kam.

Er betrat den Raum und zog mich gleich wortlos vom Stuhl hoch.
„Moment, lass mich wenigstens noch abspeichern!“, rief ich, aber er hatte mich bereits auf den Boden gedrückt.
Es macht ihn an, wenn ich Widerstand leiste. Mich wiederum erregt es, wenn ich seine Kraft spüre. Also wehrte ich mich ziemlich heftig, wohlwissend, dass ich keine Chance gegen ihn hatte.
Wenigstens überstanden meine Kleider das diesmal ohne Schaden.

„Warum bist du heute schon so früh da?“, fragte ich ihn, als ich mich wieder aufrappelte, „ich habe noch gar nicht mit dir gerechnet.“
„Mir sind unerwartet zwei Termine abgesagt worden. Da dachte ich mir, ich mache mal früher Schluss und überrasche dich.“
„Die Überraschung ist dir gelungen. Aber ich bin noch mitten im Implementieren und jetzt muss ich erst wieder sehen, wo ich aufgehört habe.“

„Wir wollten doch ein Kleid für dich kaufen, das du auf der Hochzeit tragen sollst. Ich hätte jetzt Zeit dafür.“
„Ich aber nicht. Ich muss noch etwa zwei Stunden hier weitermachen.“
„Ist das so dringend, dass du das nicht noch morgen machen kannst?“
Ich überlegte. Dann antwortete ich: „Du hättest wenigstens anrufen können. Ich bin jetzt an einem ganz undefinierten Punkt. Eine halbe Stunde musst du mir schon noch geben.“
„Also gut. Dann trinke ich solange noch einen Kaffee. Und du, zieh dir erst mal wieder was über, sonst kommen wir so schnell nicht hier weg.“

Wir fuhren dann zusammen in die Stadt und fanden wider Erwarten doch relativ schnell ein Kleid. Es ist sogar ganz OK. Für meinen Geschmack zwar etwas zu damenhaft, aber immerhin nicht dämlich, weder nerdig noch nuttig. Es besteht aus rostbrauner (etwa 0x336699) Seide, ist dezent ausgeschnitten und knielang. Das könnte sogar Sonja anziehen, wenn auch in anderer Größe.

Über der Hüfte ist der Stoff gerafft. Das kann ich noch ein bisschen mehr raffen. Dann wird es kürzer und automatisch enger. Tja, das hat Carsten nicht bedacht.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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4 Antworten zu Hunderteinundneunzig

  1. ednong schreibt:

    Ich korrigiere ja ungern: aber rostbraun ist dieser Farbton definitiv nicht.

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  2. Pingback: breakpoint’s Wayback Archive #0F //1652 | breakpoint

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