Frank und frei //2235

Obwohl Frank nicht mehr selbständig tätig ist, haben wir noch sporadisch Kontakt.
Hin und wieder mailen wir, seltener telefonieren wir auch. Meist geht es um softwaretechnische Fragen, die wir miteinander abklären.
Bei einem kürzlichen Telefonat erwähnte er, dass seine Frau sich von ihm getrennt hätte. Er erschien sehr niedergeschlagen, und ich hätte mich gerne länger mit ihm unterhalten. Da mir aber aktuell die Zeit dazu fehlte, verabredeten wir, uns ein paar Tage später auf einen Kaffee zu treffen.
Er erzählte, dass die Probleme angefangen hatten, nachdem er nicht mehr als Freelancer daheim arbeitete. Plötzlich war das Geld knapp. Es kam immer häufiger zu Spannungen. Es gab immer mehr Streit und immer weniger Sex.

Ich weiß die genaue zeitliche Abfolge nicht. Die ergab sich nicht konkret aus dem Gespräch mit Frank. Behaltet das bitte im Hinterkopf. Der Ablauf kann ganz anders gewesen sein. Ich blogge in der Reihenfolge, wie es mir einfällt.
Jedenfalls rutschte es Frank bei einem Streit heraus, dass es zu einem Seitensprung mit mir [damals noch ungebunden] gekommen war.
Irgendwann fing seine Frau an, von ihm BDSM-Praktiken zu verlangen (während sie den guten, alten, stinknormalen Sex fast immer verweigerte). Frank war verständlicherweise abgestoßen. Ich bestätigte ihm, dass ich damit auch nichts anfangen kann. BDSM ist genau wie Feminismus: da ist die ungesunde, geradezu zwanghafte Besessenheit, dass Sex mit Macht verknüpft sei. Dabei hat beides gar nichts miteinander zu tun. Es sei denn, man übersetzt Macht mit power, und das dann wieder zurück zu Potenz. Dann macht es nichts.
Nach einiger Zeit erklärte seine Frau, dass sie sich von ihm trennen würde. Das bedeutete – da die Wohnung auf beide eingetragen war – dass er ausziehen musste, und auch das gemeinsame Kind bei seiner Frau zurücklassen musste.
Er leidet sehr darunter, sein Kind nicht mehr regelmäßig zu sehen.

Im Internet habe ich ja schon einiges an solchen Problemen mitgekriegt. Ich lese immer wieder, was Väterrechtler über ihre Entsorgung schreiben. IRL hatte ich das bisher immer nur am Rande verfolgen können. Bei Thomas waren die Kinder (bis auf Nesthäkchen Leonie) bereits volljährig [nur fur’s Protokoll: in diesen Fall war ich absolut nicht involviert], und bei Benjamin waren wir uns damals einig, unseren Kontakt nur auf das nötigste zu beschränken, insbesondere private Themen auszusparen.
Da ich immer wieder vom „Wechselmodell“ gelesen hatte, fragte ich Frank, ob das keine Option wäre.
„Wie denn?“, rief er bitter, „ich kann mir nur noch eine winzige Einzimmerwohnung leisten. Da habe ich keinen Platz mehr für mein Kind.“
„Arbeitet deine Frau eigentlich wieder?“
„Sie nimmt mir immer noch übel, dass sie ihren [gerade erst angetretenen] Vollzeitjob kündigen musste, als ich nicht mehr daheim arbeiten konnte. Seither hat sie nichts passendes gefunden. Also muss ich jetzt zwei Haushalte finanzieren. Vom Abbezahlen der Wohnungskredite ganz zu schweigen.“
Frank seufzte. Ich habe leider auch keine Lösung für ihn parat.

Wir saßen jetzt schon länger im Café, als ich dafür vorgesehen hatte, zumal ich für den Abend noch zu einem Geschäftsessen zugesagt hatte. Die Zeit lief mir davon. Also sagte ich Frank, dass ich nun aufbrechen müsse.
„Schon in Ordnung. Es hat gut getan, mal wieder mit einem vernünftigen Menschen zu reden. Warum sind nicht mehr Frauen wie du?“
„Dann wäre ich ja nicht mehr einzigartig!“, antwortete ich schulterzuckend, bevor wir uns verabschiedeten, und getrennt das Café verließen.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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41 Antworten zu Frank und frei //2235

  1. keloph schreibt:

    eine gute pointe in einer beschissenen situation.

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  2. blindfoldedwoman schreibt:

    “ Frank war verständlicherweise abgestoßen.“ BDSM ist ein weites Feld. Deswegen ist die Reaktion doch sehr überzogen und reichlich verklemmt.
    „Wie denn?“ Bei einem Wechselmodell entfällt der Unterhalt. Und auch wenn Sie in der gemeinsamen Wohnung verbleibt, so muß sie doch einen Ausgleich dafür zahlen.
    Zudem gibt es den Unterhaltsvorschuss und Sozialhilfe. Millionen Alleinerziehende müssen mit so einer Situation zurecht kommen.

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  3. Christian_who schreibt:

    Deine Einstellung zu BDSM so pauschal und ruck-zuck finde ich etwas bedenklich Anne.
    Schön das Du wirklich einzigartig bist 🙂

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  4. Mia schreibt:

    Und da haben wir es wieder: Sex (oder kein Sex) und Geld (oder kein Geld) sind die verlässlichsten Beziehungskiller.

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  5. Plietsche Jung schreibt:

    Sie muss Miete an Frank zahlen und Frank ist nur im Trennungsjahr für Mutter und Kinder unterhaltspflichtig, nach der Scheidung nur für die Kinder. Sie muss dann ihren BDSM Hintern bewegen oder hartzen gehen. Basta.

    Frank soll sich mal rechtlich beraten lassen. So eine Ex ist ja ein Lieblingsfrüchtchen.

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  6. Wol Sche schreibt:

    Gib Frank doch folgenden Link. Da wird ihm geholfen. https://das-maennermagazin.com/

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