Die Spezialistenstelle ist momentan noch nicht besetzt.
Es erwies sich als schwierig, jemanden mit passender Qualifikation zu finden.
Zu den Anforderungen gehörte ein technisches Verständnis auf akademischem Niveau, wie es beispielsweise ein Ingenieur (ziemlich egal welcher Fachrichtung) mitbringt. Stellensuchende Ingenieure gibt es durchaus, aber außerdem war noch eine gewisse juristische Affinität erforderlich. Diese Kombination ist sehr selten.
Ich suchte jemanden, der mit (der Umsetzung von) gesetzlichen Vorschriften, Regelungen, Richtlinien, Bestimmungen, Normen, Regularien etc. gut klar kommt, und diese Fähigkeit auch belegen kann.
In den letzten Jahren hatte ich das (mehr schlecht als recht, und vor allem ungern) zu einem großen Teil selbst gemacht, aber wenn ich schon extra jemanden dafür einstelle, soll diese Aufgabe demjenigen auch liegen und halbwegs angenehm sein.
Da die meisten Bewerbungen, die ich auf diese Ausschreibung erhielt, bei weitem nicht dem Anforderungsprofil entsprachen, oder sonst einen offensichtlichen Haken hatten, war ich schließlich soweit, eine Frau Ende 40 zu einem persönlichen Gespräch einzuladen (wäre sie wesentlich jünger gewesen, hätte ich das aber nicht gemacht).
Die Kandidatin erschien mir fachlich hinreichend kompetent, recht vernünftig, verträglich und ohne feministische Allüren.
Sie hatte ein Ingenieurstudium absolviert, und danach einige Jahre in einer behördenähnlichen Organisation gearbeitet, wo sie genau mit den Regularien zu tun hatte, um die es uns jetzt geht. Allerdings zum damaligen Stand. Danach war sie lange in Familienpause, möchte aber jetzt, da die Kinder alt genug sind, wieder beruflich einsteigen – am liebstem aber halbtags oder gerne auch nur stundenweise.
Im Zeitraum zwischen der Einladung und dem Vorstellungsgespräch erhielt ich unverhofft noch eine weitere vielversprechende Bewerbung, so dass ich mit diesem Bewerber ebenfalls ein persönliches Gespräch führen wollte.
Auch dieser Kandidat ist Ingenieur, arbeitet aber als Patentanwalt. Aus privaten Gründen möchte er beruflich langsamer treten, und fände eine Tätigkeit wie die ausgeschriebene sehr ansprechend. Mit den konkreten gesetzlichen Regelungen, um die es hier geht, hatte er zwar noch nicht zu tun, aber ich traue ihm ohne weiteres zu, sich da schnell einzuarbeiten.
Er würde aber nur Teilzeit arbeiten wollen, um weniger Stress zu haben, als in seinem jetzigen Job. Das passt mir eigentlich ganz gut. Der Umfang der zu erwartenden Arbeit ist strenggenommen eh ohnehin zu wenig für eine Vollzeitkraft. Im Gegensatz zu den meisten anderen Stellen hier, ist es sogar möglich, den Großteil der Arbeit im Homeoffice zu erledigen, da es im Wesentlichen um das Lesen und Verstehen irgendwelcher Gesetze und Normen geht, und sie später mit unseren Produkten abzugleichen.
So – jetzt bin ich wieder mal im Dilemma. Beide erscheinen mir grundsätzlich geeignet.
Ich spiele mit dem Gedanken – da beide eine Teilzeitbeschäftigung präferieren – alle zwei einzustellen. Das hätte den unschätzbaren Vorteil, dass ich eine Redundanz hätte, sollte einer der beiden unvorhergesehen ausfallen. Mir schwebt vor, die Kandidatin offiziell Standort 4 zuzuteilen , und den Kandidaten hier zu beschäftigen. Das wäre auch vorerst die grobe Aufteilung der Verantwortlichkeiten, auch wenn sie in der Praxis immer wieder wechseln, bzw. jeder für beide Standorte zuständig ist. Sie würden sich gegenseitig ergänzen und vertreten.
Ich muss in den nächsten Tagen eine Entscheidung fällen, die so auch von den Betroffenen akzeptiert werden kann. Carsten hat bisher keine Einwände geäußert.
Als ich kürzlich den SW-Entwickler einstellte, war von vornherein klar, dass er zum Einstieg nur das Tarifgehalt bekommt. Wäre er damit nicht zufrieden gewesen, hätte die Stelle halt jemand anders gekriegt. Das ist ein Standard-Job.
Bei diesen beiden bin ich eher zu Zugeständnissen bereit – in vernünftigem Rahmen natürlich – da die Kombination ihrer Qualifikation nur selten ist. Andererseits können sie aber auch nicht zu hoch pokern, denn auch für sie wäre es schwierig, einen anderen passenden Arbeitgeber zu finden, der genau diese Qualifikation nachfragt.
Es besteht generell die Gefahr – dessen bin ich mir bewusst – bei dieser Art von Stellen, dass sich ein Arbeitnehmer auf Kosten des Arbeitgebers (also während der Arbeitszeit) in eine spezielle Materie einarbeitet, dabei hochqualifiziertes Know-how erwirbt, und dieses dann versucht, als selbständiger Berater zu vermarkten. Ich meine jetzt keine Betriebsgeheimnisse (davor kann man sich einigermaßen rechtlich schützen), sondern allgemein zugängliches (wenn auch teilweise zahlungspflichtiges), aber hochkomplexes Wissen. Die Weitergabe dessen kann man wohl schlecht verhindern, und sich kaum dagegen absichern.
Und wirst Du beiden das gleiche Gehalt zahlen?
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Sie bekommen (mindestens) Tarifgehalt.
Das ist allerdings auch vom Standort abhängig.
Es gibt noch ein paar Unterschiede (die ich hier nicht aufgeführt habe), die eine unterschiedliche Bezahlung rechtfertigen würden (trotz „Lohngerechtigkeitsgesetz“).
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es ist wie (fast) immer im leben, so wie sich das wertvolle wissen verändert, so besteht auch die gefahr, dass jemand wissen und erfahrung aus der firma mit rausnimmt und verwertet. auf der anderen seite brauchst du als voraussetzung dieses wissen letztlich auch. es gibt keinen königsweg für dieses dilemma.
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Ja, ist klar.
Es bleibt uns auch kaum etwas anderes übrig.
Alternativen wären externe Berater, aber die sind auf Dauer zu teuer.
Oder es macht doch jemand in der Firma, was bedeuten würde, es bleibt doch im Wesentlichen an mir hängen.
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beides wohl keine wirklichen alternativen
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Nein. Deshalb ja auch die Neueinstellung.
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Wenn es solche Spezialisten sind und dieses Fachwissen gefragt ist, wirst du dich sicher auf Basis eines Benchmarks entscheiden. Wichtig ist die leistungsgerechte und ggf. örtlich angepasste Gehaltsstruktur zu finden. Die Unterschiede am Gender festzumachen, ist natürlich Quatsch, aber Qualifikation und Kostenstrukturen am Arbeitsort (Großstadt, Ländle, etc) ist natürlich relevant.
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So ist es.
Zunächst müssen Arbeitszeit, Arbeitsort, Umfang von Dienstreisen, etc. geklärt werden.
All diese Faktoren beeinflussen die Bezahlung, und ich werde ganz sicher nicht Ungleiches gleich behandeln.
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Es bleibt beim juristischen Grundsatz Gleiches gleich und Ungleiches ungleich zu behandeln 😉
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So ist das ja auch in Ordnung.
Bestrebungen, alles gleichzumachen, unterstütze ich nicht.
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