Dreizehnhundertachtundsiebzig

Ein paar Vorstellungsgespräche für die Stelle als Bürohilfe habe ich inzwischen geführt.
Es war aber bisher keine Bewerberin dabei, die ich als wirklich passend beurteilt hätte.
Eine Alleinerziehende war dabei gewesen, der ich eventuell eine Chance gegeben hätte. Aber dann entwickelte sich das Gespräch so, dass sie nur noch über ihren Ex-Mann herzog. Solche Leute, die nur anderen an allem die Schuld geben, und bei sich selbst keinerlei Fehlverhalten sehen, möchte ich hier nicht haben. Ein respektvoller Ton ist nicht zuviel verlangt – gerade auch, wenn man Differenzen hatte.

Mit Frank’s Frau hatte ich mittlerweile einen Termin ausgemacht. Laut ihrem Lebenslauf stammt sie aus einer ganz anderen Gegend, wo sie eine Ausbildung in einem Beruf gemacht hat, dessen Branche aber hier am Ort nicht ansässig ist. Sie wird also in ihrem angestammten Beruf hier keinen Job finden. Für solche einfachen Büroarbeiten sollte sie aber geeignet sein, und es gibt wohl keine bessere Alternative für sie. Dass ihr Mann im Homeoffice arbeitet, ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Das macht sie zeitlich flexibel. Wenn sie sich einigermaßen in Englisch artikulieren kann, würde ich ihr den Job gerne geben. Ich kenne sie immerhin – wenn auch nur flüchtig – und stufe sie als zuverlässig ein. Laut Frank ist auch ihre Familienplanung abgeschlossen, und sie schien sogar mit Carsten gut klarzukommen.

Ich erwähnte also abends, als ich halb auf Carstens Schoß saß, während mein Knie schmerzte, weil ich es kurz vorher irgendwo angerempelt hatte (ist BTW heute blau und sichtlich geschwollen, so dass ich einen längeren Rock angezogen habe), dass ich sie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen hätte.
„Das halte ich für keine gute Idee“, meinte Carsten.
„Wieso nicht? Du hast sie doch selbst schon kennengelernt, und ich glaube, dass sie ganz gut ins Vorzimmer passen würde. Das ist weniger Glücksspiel als bei jemandem, den man überhaupt nicht kennt.“
„Meine Skepsis bezieht sich auf deine Affäre mit ihrem Mann.“
„Affäre ist reichlich übertrieben. Die Sache war völlig bedeutungslos, und davon weiß sie schließlich gar nichts.“
„Und falls er irgendwann auf die Idee kommt, ihr den Fehltritt zu beichten? Oder sich unabsichtlich verplappert? Das könnte eine sehr unangenehme Situation werden.“
„Hm ..“, ich überlegte, „du willst also, dass ich den Termin absage?“
„Ich will, dass du dir über eventuelle Konsequenzen klar wirst. Du weißt nicht, wie sie reagieren würde, wenn sie davon erfährt. Ob sie durchdreht und im Büro ausrastet, ob sie die Sache in der ganzen Firma herumerzählt, oder wie auch immer. Sie einzustellen würde bedeuten, dass vor allem du selbst ständig ein Damoklesschwert über dir hängen hast.“

Was er sagte, konnte ich nicht ganz vom Tisch wischen. Außerdem war die Zeit, in der Kathrin im Vorzimmer gearbeitet hatte, auch nicht unproblematisch gewesen.
Immerhin habe ich noch ein paar Tage Zeit bis zum Vorstellungstermin, und kann mir noch überlegen, ob ich es wirklich riskieren will, sie eventuell hier einzustellen, oder welche Vorsichtsmaßnahmen ich treffen könnte.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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52 Antworten zu Dreizehnhundertachtundsiebzig

  1. aliasnimue schreibt:

    Du bist nicht vorher selbst auf den Gedanken gekommen, bzw. hast keinerlei moralischen Bedenken?

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  2. claudius2016 schreibt:

    Die Bedenken verstehe ich nicht. Mann/Frau kann sich doch nicht über eine Affaire oder einen ONS in der Vergangenheit aufregen. Ein Seitensprung kann sicher anders zu beurteilen sein…

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  3. claudius2016 schreibt:

    Oder gibt es so etwas wie voreheliche Treue?

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  4. ednong schreibt:

    Seine Bedenken sind nicht ganz unbegründet. Allerdings vermute ich auch, daß sie einen ONS anders beurteilen wird als einen Seitensprung.

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    • Es war ja ein Seitensprung von ihm.
      Von mir nicht. Ich war damals noch Single.

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      • verbalkanone schreibt:

        Ja und? Das macht doch die Situation für seine Frau nicht besser oder einfacher.

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        • Das nicht, aber es erklärt, warum mein Mann es (inzwischen) gelassen sieht.

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          • verbalkanone schreibt:

            Ja, okay. Aber darum ging es doch in deinem Blogeintrag nicht primär, oder sollte ich dich da falsch verstanden haben?
            Weißt du, ich kann nicht nachvollziehen, dass du dir, bevor du dieser Frau diese Bürotätigkeit angeboten hast, anscheinend gar keine Gedanken darüber gemacht hast, was passieren könnte, wenn sie hinter den Betrug ihres Mannes mit ihrer Vorgesetzten – DIR – kommt.

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            • Der GF selbst wird ihr Vorgesetzter. Ich kümmere mich jetzt nur um das Einstellungsverfahren, und würde später gar nicht allzu viel mit ihr zu tun haben.
              Notfalls könnte ich ihr weitgehend aus dem Weg gehen.

              Für mich war die Sache mit ihrem Mann völlig ohne Bedeutung, so dass ich sie fast vergessen hatte, sie mir gar nicht mehr richtig bewusst war.

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            • verbalkanone schreibt:

              Ich will dir wirklich nicht zu nahetreten. Das geht mich auch alles nichts an, aber dein Eintrag lässt mich fassungslos mit dem Kopf schütteln. Selbst wenn das Intermezzo, das du mit dem Mann dieser Frau hattest für dich unbedeutend war, heißt das doch nicht, dass es diese Frau nicht total aus verletzen und aus der Bahn werfen könnte, käme sie dahinter… Bist du wirklich so gedanken- und empathielos, Frau Breakpoint? Nein, bist du nicht, oder?

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            • Es ist wohl am besten, wenn sie nie davon erfährt.
              Ich sage ihr bestimmt nichts, und solange Frank sich noch mit ihr gut versteht, wird er auch nicht so blöd sein, das wiederaufzuwärmen.

              Es ist eben damals passiert, und lässt sich jetzt nicht mehr rückgängig machen.

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            • verbalkanone schreibt:

              Wir schreiben aneinander vorbei und du hast meine Frage nicht beantwortet. Es geht mir nicht um den Akt des Betrugs an sich, den dieser Mann begangen hat. Versuchungen lauern im Leben überall und es ist nun wahrlich nicht meine Aufgabe, das zu bewerten. Das würde ich mir nie anmaßen.
              Ich versuche es noch einmal: Was ich verstehe, ist, dass du dich anscheinend so gar nicht in diese betrogene Frau hineinversetzen kannst. Das finde ich … nun ja … bedenklich.

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            • Was ist da hineinzuversetzen?
              Sie weiß es nicht, und das ist gut so.
              Wenn sie es wüsste, wäre sie bestimmt verletzt. Das möchte ich ja vermeiden.

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            • verbalkanone schreibt:

              Aber dann stellt man diese Frau doch nicht in der Firma ein, in der alle am Betrug beteiligten Personen arbeiten!!! Mensch… so ist die Möglickeit, dass diese Frau hinter den Betrug kommt, doch viel größer!

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            • Wieso „alle am Betrug beteiligten Personen“?
              Das wäre nur ich. Frank arbeitet ja bei sich zu Hause.

              Tja, .. vermutlich werden wir sie wohl dann doch nicht einstellen.

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            • verbalkanone schreibt:

              Ok, wenn Frank ausschließlich von zu Hause arbeitet und nie ins Büro kommt, dann ist das falsch, was ich geschrieben habe. Das war mir so nicht klar. Ich dachte, Frank macht zusätzlich Home Office und hat auch seine Zeiten im Büro.
              Weißt du was? Das ist ganz allein deine Sache. Ich habe mich hier schon viel zu sehr ausgelassen. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass du verstehst, worum es mir bei meinen Kommentaren geht. Sorry.

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            • Nee, Frank hat mit der Firma überhaupt nichts zu tun. Ich kenne ihn, weil ich früher gelegentlich gemeinsam mit ihm Kundenprojekte bearbeitet habe.

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            • verbalkanone schreibt:

              Ehrlich gesagt empfinde ich deine Frage als Schlag ins Gesicht.

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            • Das ist ganz sicherlich nicht meine Absicht, und ich bedauere das, verstehe aber, ehrlich gesagt, nicht ganz, warum.
              OK, mein Verhalten damals war nicht in Ordnung, aber es ist inzwischen so um die fünf Jahre her, und längst Gras darüber gewachsen.
              Frank’s Frau hat dadurch nie einen Schaden oder Nachteil erlitten, und mir liegt daran, dass es auch so bleibt.

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            • verbalkanone schreibt:

              Das glaube ich dir. Vielleicht reagiere ich ja auch zu heftig, du kommst mir in dieser Sache nur leider so gefühlskalt vor, wobei du das sicherlich nicht bist, aber deine Reaktionen kommen bei mir eben so an, und damit kann ich schlecht umgehen.

              Ich habe auch ein echtes Problem mit den Kommentaren von ednong und Patrick Albrecht, die der betrogenen Frau, – die nach meinem Empfinden hier die vermeintlich schwächste Person ist, – zuallererst mal Rachegelüste, Intrigen und böse Aktionen dir gegenüber unterstellen, sofern sie hinter den Betrug ihres Mannes mit dir kommen sollte und dir allein DESWEGEN raten, sie nicht einzustellen. Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Was haben diese Männer bloß für ein seltsames Bild von betrogenen Frauen? Bitte nicht falsch verstehen: Natürlich gibt es Frauen, die Rache an der „Nebenbuhlerin“ nehmen wollen und es auch tun, es gibt aber auch unzählige Frauen, die sich einfach nur zurückziehen, sich vom „Betrüger“ trennen und leiden.
              Ne, echt, … bei den Kommentaren von ednong und Patrick Albrecht kriege ich das KOTZEN.

              Ach, und ehe das hier vermutet werden sollte… Ich bin keine betrogene Frau. Jedenfalls wüsste ich bis heute nichts davon.

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            • Für mich liegt die Sache halt schon soweit zurück, dass sie keinerlei Relevanz mehr hat.
              Und auch damals war es eben nur ein wenig bedeutungsloser Sex, zu dem es BTW nie gekommen wäre, hätte Frank sich nicht auch vernachlässigt von seiner Frau gefühlt, die sich zu der Zeit mehr um das Kind kümmerte als um ihn. (Das soll jetzt keine Entschuldigung sein, aber vielleicht eine Erklärung.)

              An Rachegelüste hätte ich eigentlich gar nicht gedacht, höchstens (ich unterstelle ihr das aber gar nicht) an einen kurzfristigen Ausraster im Affekt, bei dem theoretisch im Büro zwar etwas zu Bruch gehen könnte, aber zumindest nicht absichtlich geplant.
              Wirklich ausschließen lassen sich Racheaktionen aber nicht mit Sicherheit.

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            • verbalkanone schreibt:

              Ja, das habe ich durchaus verstanden. Aber nur weil etwas für dich keine Relevanz mehr hat, kann es doch für jemand anderen eine ganz schlimme Enttäuschung sein.
              Du musst dich mir gegenüber weder entschuldigen noch erklären. Es geht mir, wie bereits mehrfach erwähnt, nicht um die Schuldfrage.
              Und natürlich kann man Reaktionen im Affekt niemals ausschließen, auch keine Racheaktionen, aber das generell und als erstes anzunehmen und dieser Frau zu unterstellen, das finde ich schon starken Tobak.

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            • Wie gesagt, ich hatte eigentlich gar nicht an eine negative Reaktion ihrerseits gedacht.
              Und solange sie nichts von der Sache weiß, ist es für sämtliche Beteiligten das Beste.
              Niemand hat einen Vorteil, wenn sie es erfährt – sie selbst am allerwenigsten.

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            • verbalkanone schreibt:

              Da gehe ich mit dir absolut konform: Diese Frau sollte nichts davon erfahren.

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      • ednong schreibt:

        Okay, das ändert natürlich Ihren Standpunkt.

        Da müßte man sich wohl fragen, was kann sie alles machen oder ggf. zerstören, wi kann sie ggf. intrigieren. Schwierig abzuschätzen, denke ich. Man müßte jetzt etwas Kompromat über sie haben das wäre eine Lösung, vermute ich.

        Im einfachsten Falle könnte sie sich gekräkt fühlen. Eingestellt nur, weil du mit ihm einen ONS hattest und das wieder gutmachen willst. So könnte sie denken. Oder sie ist ein „Biest“ und versucht dir, etwas anzuhängen oder Schaden zuzufügen, auf hinterhältige Art. Oder sie juckt das keineswegs und sie macht gute Arbeit.

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        • verbalkanone schreibt:

          Ist dir mal der Gedanke gekommen, dass diese Frau einfach nur zutiefst verletzt wäre, käme sie hinter den Betrug ihres Ehemannes???

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          • ednong schreibt:

            Nun ja,
            der Gedanke ist mir durchaus gekommen. Du schreibst es aber doch auch selbst „“… Betrug Ihres Ehemannes …“ Ergo: nicht breakpt, sondern der Ehemann ist schuld. Er befindet und befand sich in Ehe mit der Frau.

            Und ja natürlich, zum Sex gehören immer 2. Dennoch – die Entscheidung, ehebrüchig zu werden, ging vom Mann aus. Von daher sehe ich die Schuld nicht bei breakpt.

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            • verbalkanone schreibt:

              Immerhin, für mich las sich das nämlich nicht so.

              Es ging und geht mir nicht um die Schuldfrage. Das maße ich mir nicht an, zu beurteilen. Aber wenn du das Thema schon aufs Tablett bringst, kann man sicher auch darüber diskutieren, inwieweit Frau Blickpunkt „moralisch mitschuldig“ ist, da sie sich wissentlich auf einen ONS mit einem verheirateten Mann eingelassen hat. Das war und ist aber nicht mein Ansatz, denn dann müssten wir hier über moralische Wertvorstellungen diskutieren, und das möchte vermutlich keiner von uns, oder?

              Mir geht es darum, dass ich nicht nachvollziehen kann, dass Frau Blickpunkt anscheinend keinen Gedanken daran verschwendet hat, dass es deutlich wahrscheinlicher ist, dass diese Frau hinter den Betrug ihres Mannes kommt, wenn sie sie in der Firma einstellt, in der alle am Betrug beteiligten Personen arbeiten, als wenn sie dies nicht täte. Wäre ich an Frau Blickpunkts Stelle, würde ich diese Frau niemals in diese Lage bringen. Dieses Verhalten finde ich – ich muss es mal so konkret schreiben – gedankenlos. Aber das ist natürlich auch nur meine ganz persönliche Meinung und es liegt mir fern, hier jemanden persönlich anzugreifen. Ich verstehe nur einfach das Verhalten nicht und würde es gerne verstehen können – also theoretisch.
              Habe ich mich jetzt verständlicher ausgedrückt? Ist jetzt klar geworden, um was es mir geht?

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            • ednong schreibt:

              Puh,
              verständlich ja.
              Aber ehrlich – ist sowas nicht irgendwann verjährt? Wem wäre heute damit geholfen, erführe sie es? Und warum sollte sie das einfacher erfahren? Und will sie sowas überhaupt wissen?

              Schwamm drüber oder Haken dran uns gut ist. Ob da nun eine moralische Mitschuld vorhanden ist – uh, da müßte man mir diese erstmal definieren.

              Das Leben geht weiter. Vergangenes kannst du nicht rückgängig machen, auch wenn du dich wie Teufel drüber aufregst oder es mißbilligst. Du kannst nur heute deine Entscheidungen treffen. Die basieren auf heutiger Sachlage (das natürlich die Vergangenheit einschließt), beeinflussen aber frühestens das Heute. Und eben die weitere Zukunft.

              Um das klarzustellen: ich billige es nicht, es könnte mir aber genauso passieren. Und ich verstehe eine eventuelle Verletztheit. Die aber nichts am Geschehen ändern würde.

              Ob sie das in der Firma eher erfährt? Warum? Wenn es nur die Beteiligten und Carsten wissen, halte ich das nicht für wahrscheinlich.

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        • So genau kenne ich sie nicht, habe mich nur mit Frank etwas über sie unterhalten.

          Eingestellt nur, weil du mit ihm einen ONS hattest und das wieder gutmachen willst. So könnte sie denken.

          Nee, mit Wiedergutmachung hat das nichts zu tun.
          Wir brauchen jemanden im Vorzimmer. Dafür würde sie m.E. gut passen.
          Vielleicht auch ein kleiner Gefallen an Frank, zumal ich den letzten Auftrag mit ihm ja ablehnen musste.

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  5. Patrick Albrecht schreibt:

    Ich würde wohl die Finger davon lassen, du findest sicher jemand der ähnlich qualifiziert ist. Das ganze könnte für dich ganz übel enden wenn sie es herausfindet und dann hinter deinem Rücken etwas plant…

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  6. Plietsche Jung schreibt:

    Die Frau hat in der Firma nichts zu suchen, wenn du Pandoras Box nicht öffnen willst. Lass es.

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