Fünfhundertneunundsiebzig

Schon lange wollte ich einmal einen wissenschaftlich-sachlichen Erfahrungsbericht über Orgasmen schreiben (der selbstverständlich keinesfalls jugendgefährdend ist). Dies scheiterte vor allem daran, dass mir währenddessen die kognitiven Fähigkeiten fehlen, die Zusammenhänge zu analysieren. Jetzt probiere ich’s trotzdem und schreibe alles auf, was mir gerade zu diesem Thema einfällt, auch wenn sich manches möglicherweise zu widersprechen scheint.
Folgende Aussagen beziehen sich ausschließlich auf mich selbst, und sind von keinerlei statistischer Relevanz.

Die Intensität von Orgasmen läuft in einem weiten Bereich ab. Es gibt das eine Extrem, das heftigst mit einer solchen Wucht daherkommt, dass eine spektakuläre Performance unvermeidbar ist (und mir temporär die Überzeugung nimmt, dass es in der Natur keine Singularitäten gibt). Auf der anderen Seite sind dagegen die eher stillen Orgasmen, die der Partner vielleicht gar nicht als solche wahrnimmt, die aber trotzdem befriedigend und häufig sogar schöner sind.
Eine weitere Variante ist die, bei der es mir so vorkommt, als ob sich mein Körper von mir abkoppelt, und ich selbst nur Beobachter bin. Etwas in der Art müssen die Franzosen meinen, wenn sie von „petite mort“ sprechen.

Für alle, die es ganz genau wissen wollen: Am intensivsten (und lautesten) komme ich nach einer cunnilinguistischen Massage. Obwohl dies nur oberflächlich ist, ist es für mich furchtbar anstrengend und erschöpfend, so dass ich unmittelbar im Anschluss unbedingt richtigen Sex (per definitionem Clintonis – mit n) mit tiefen, festen Stößen brauche. Erst dieser in die Tiefe gehende Sex ist dann wirklich befriedigend und ausfüllend.

Meist komme ich ja mehrmals hintereinander, oder sind das nur lokale Maxima innerhalb eines einzigen Orgasmus? Die Wikipedia-Definition hilft mir leider nicht weiter. Da steht nur etwas von Höhepunkt, also ein punktuelles Ereignis, insofern wären es schon mehrere.
Wenn ich die Intensität meiner Erregung über der Zeit auftragen würde (was mich im entsprechenden Zeitraum aber mental überfordert), würden sich mehrere Peaks ergeben. Ob allerdings die FWHM kleiner oder größer als der Zeitabstand zwischen den Peaks ist, kann ich nicht beantworten.
Wenn wirklich nur der Höhepunkt an sich gemeint ist, dann liegt nach dieser Definition ein Orgasmus bereits vor, wenn ein lokales Maximum erreicht ist, selbst wenn ein bestimmter Schwellenwert gar nicht überschritten ist.

Ich habe es nicht nötig zu faken. Meistens komme ich eh, und wenn nicht, macht das auch nichts.
Insgesamt sind mir Orgasmen nämlich gar nicht so wichtig. Dafür mag ich so gerne das Gefühl von tiefen Stößen in mir. Am allerschönsten ist der Moment unmittelbar vor seinem Orgasmus, wenn sich seine Erektion noch einmal verstärkt, härter und voluminöser wird, kurz bevor er sich in mich ergießt.

Nie werde ich nachvollziehen können, warum dies – insbesondere in Pornofilmen – extern ausgeführt wird. Das nimmt doch den allerschönsten Moment. (Oder findet ihr Männer es tatsächlich so anregend, Cumshots zu sehen?)
(Eigentlich – aber das ist nur meine persönliche Meinung – sieht Sperma absolut unerotisch aus – so ein weißlicher Glibber halt – und sollte IMHO nie das Tageslicht erreichen (es sei denn, man braucht es einmal zur Linderung bei Sonnenbrand). Übrigens praktiziere ich gegebenenphalls Schlucken-statt-Spucken, weil es so am schnellsten und einfachsten zu entsorgen ist, und gesund außerdem.)
In den wenigen Fällen, in denen mein jeweiliger Spielgefährte meinte, interrumpieren zu müssen, war ich mindestens den Tränen nahe.

Lautes Stöhnen ist bei mir ein Anzeichen dafür, dass ich die Kontrolle über meinen Körper aufgegeben habe, weil ich das Stöhnen sonst ja unterdrücken würde. Ein Schluss darauf, wie es mir gefällt, ist allerdings nicht mit Sicherheit möglich.
In diesem Stadium kann ich mich auch gar nicht mehr anders artikulkieren.

In nennenswerten Mengen squirte ich nur nach mindestens mehreren Tagen Abstinenz, was in der Praxis also nur selten vorkommt.

Ich weiß nicht, wie weit es bei anderen Frauen verbreitet ist (ich habe zumindest noch nie darüber gelesen, aber auch nicht explizit danach gesucht), aber ich kann auch Orgasmen durch ausschließliche Stimulation meiner Brüste, insbesondere der Mamillen bekommen.

Sex ist kein Leistungssport, bei dem es darum geht, wer die meisten Orgasmen hat, sondern ein wichtiger und wunderschöner Bestandteil des Lebens, bei dem Spaß, Vergnügen und Genuss im Fokus stehen.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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13 Antworten zu Fünfhundertneunundsiebzig

  1. sweetsurrender schreibt:

    Ausser das ich Deine allgemeine Abneigung nicht teile (aber auch gerade diesen Moment wundervoll finde) und beim vorletzten Absatz ein fast einfügen muss, könnte ich die Beschreibung so weitestgehend teilen.
    Wobei man durchaus leise Sex haben kann, das lernt man zwangsläufig wenn man Kinder hat.

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    • breakpoint schreibt:

      Danke für dein Feedback.

      Abneigung ist etwas übertrieben. Es ist eher so ähnlich wie mit Eiklar, was auch so ein Glibber ist. Aber trotzdem esse ich gerne Kuchen. 😀

      Zum vorletzten Absatz: Dies ist zwar meist nur Ergänzung, aber wenn anderweitig mal nichts möglich ist, durchaus auch Ersatz.

      Ich habe schon versucht, leise zu sein (schließlich hatten wir deswegen schon Ärger mit der Nachbarin), aber es lässt sich nicht unterdrücken.
      Das läuft dann darauf hinaus, dass ich ins Kissen oder meinen Arm beiße.
      Aber häufig läuft es ja auch viel ruhiger ab, und ist trotzdem (oder erst recht?) wunderschön.

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  2. schaum schreibt:

    danke für den atlas deiner gefühle 🙂

    es schäumt gelesen

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  3. breakpoint schreibt:

    SechshundertfünfundzwanzigWarum ich keine Pornos mag, ist mein heutiges Thema.
    Ihr wisst, dass ich weder prüde oder verklemmt, noch ein Moralapostel bin. Deshalb werdet ihr hier keine Gemeinplätze lesen, von wegen Sünde oder was auch immer.
    Ich fasse hier nur zusammen, warum …

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