Siebenhundertvierzig

Als ich vor einiger Zeit mal wieder mit der Bahn unterwegs war, nahm ich mir vor, gelegentlich über einige Aspekte des Bahnfahrens zu bloggen, was ich hiermit tue.
Früher war ich ja recht oft im Zug unterwegs, hauptsächlich Nahverkehr (öffentlicher), nur selten mal IC oder ICE.
Vor den Zeiten des Internets musste man immer zum Bahnhof gehen, um sich dort die Verbindung ausdrucken zu lassen. Die Online-Fahrplanauskunft ist eine der nützlichsten Internetanwendungen überhaupt.

Was ich schon zu Studienzeiten nicht verstanden habe, und was seither nicht merklich besser geworden ist:
Szenario ich will umsteigen, und muss dabei an einem (im schlimmsten Falle mir unbekannten) Bahnhof zu einem anderen Gleis. An diesem Gleis fährt ein Zug ab, der zig Kilometer weiter geteilt wird. Der „vordere“ Teil fährt zu einem Ziel, der „hintere“ zu einem anderen. Ich habe nur sehr wenig Umsteigzeit, und weiß nicht, welcher Teil jetzt vorne, und welcher hinten ist. Die Angaben, dass ich zum Ostteil des Gleises muss, nützen mir wenig, da ich keinen Kompass dabei habe, und die Sonne nicht sichtbar ist.
Gerade unter Zeitdruck ist es schwierig, den passenden Zugteil zu finden. Statt das eindeutig mit Informationstafeln zu kennzeichnen, verlässt sich die Bahn viel zu oft auf die Intuition der Reisenden.

Als ich jetzt – wie gesagt – kürzlich unterwegs war, hatte der Zug „vier Minuten“ Verspätung. Die Lautsprecheransage überschlug sich fast mit Entschuldigungen, und nannte immer wieder zerknirscht die Gründe.
Früher wurde eine halbstündige Verspätung noch nicht mal kommentiert und achselzuckend zur Kenntnis genommen. Warum es die Verspätung gab, wusste angeblich noch nicht mal der Schaffner respektive Zugbegleiter.
Vier Minuten Verspätung ist noch kein Thema. Deshalb wird kaum ein Reisender seinen Anschlusszug verpassen. Sind diese übertriebenen Entschuldigungen möglicherweise Sarkasmus?

Dann ist mir noch aufgefallen – insbesondere bei unseren neuen S-Bahnen – dass es ewig dauert, bis die Tür beim Aussteigen aufgeht.
Früher musste man die Tür mithilfe roter Griffe selbst öffnen. Das ging manchmal recht stramm.
Jetzt drückt man auf einen grünen Knopf, den aufleuchtet, sobald der Zug steht. Dann wartet man. Draußen wird erst eine Ausstiegshilfe ausgefahren, erst dann öffnet sich die Tür.
Und ich bekomme jedesmal halb die Panik, weil ich befürchte, dass die Tür defekt ist. Das ist mir nämlich irgendwann passiert, dass sich die Tür nicht öffnen ließ, und ich es ganz knapp gerade noch geschafft habe, an einer anderen Tür auszusteigen.

In der Bahn ist mir folgender Effekt (der aber im Bus, Auto oder Haus genauso zu beobachten ist) das erste Mal aufgefallen.
Bei Nacht, also wenn es draußen dunkel ist, und innen erleuchtet, kann man zwar von draußen nach innen sehen, aber innen sieht man nur ein gespiegeltes Innenbild.
Fensterglas hat einen Brechungsindex n von etwa 1.5.
Es ergibt sich folglich, dass (n-1)²/(n+1)² = (0.5/2.5)², also ungefähr 4 Prozent des Lichtes reflektiert werden, und höchstens 96 Prozent die Scheibe passieren.
Ist die Außenbeleuchtung gering im Vergleich zur Innenbeleuchtung, so überstrahlen diese 4 Prozent das Licht von außen, und erscheinen als Spiegelbild. Während man von draußen einen guten Einblick nach innen hat.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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28 Antworten zu Siebenhundertvierzig

  1. plietschejung schreibt:

    Alles gut beobachtet ! 🙂

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  2. baerlinerinn schreibt:

    …ich bin kein Freund des Bahnfahrens und heilfroh, schon Jahre nicht mehr davon Gebrauch machen zu müssen. Verspätungen, defekte kleine und bestialisch stinkende Bord-Toiletten, das Quietschen der Bremsen und nicht zu vergessen: Ãœber Stunden mit Menschen auf engstem Raum, die ich mir so nicht ausgesucht habe. Unerträglicher Geräuschpegel und eine olfaktorische Zumutung. Immer. – Mist, das klingt jetzt voll nach Misanthrop, oder…?! 😉

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    • breakpoint schreibt:

      Die allermeisten meiner Zugfahrten verliefen eigentlich glatt.
      Bei mir war es normalerweise so, dass ich alle halbe bis ganze Stunde umsteigen musste. Eben Regionalzüge.
      Es ist natürlich unangenehm, wenn der Zug überfüllt ist, und man gar keinen Sitzplatz mehr bekommt, oder eng neben wildfremden Leuten sitzen muss.
      Aber das waren eher Ausnahmen.

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  3. gammler67 schreibt:

    mein problem wäre,dass ich die durchsagen nicht höre.
    ich habe ja immer musik auf den ohren…

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    • breakpoint schreibt:

      Die Durchsagen sind meistens nur wichtig für die Leute, die sich nicht auf der Strecke auskennen.
      Da kannst du im Zweifel ja mal auf die Musik verzichten.

      Bei Problemen wie Verspätungen können die Durchsagen auch wesentliche Informationen enthalten (mit der Betonung auf „können“).

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  4. Uschi-DWT schreibt:

    Früher bin ich auch gerne wenn es möglich war mit dem Zug gefahren denn auf dem Weg zum Kunden konnte man sich in aller Ruhe vorbereiten.

    Abend auf dem Weg nach Hause konnte man entweder den Tag nochmal Revue passieren lassen oder sich bereits in Feierabendstimmung bringen mit z.B. lesen eines guten Buches.

    Alles Dinge die nicht möglich sind wenn man im Auto unterwegs ist und selbst fährt.

    Beim Zugfahren muss man sich nur genug Zeit nehmen auch mal etwas verspätet anzukommen — was aber auch leicht im Auto passieren kann bei Stau, Unfällen oder wenn man einen Parkplatz suchen muss.

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    • breakpoint schreibt:

      Das habe ich auch immer sehr beim Zugfahren geschätzt, dass man dabei noch gut lesen, notfalls auch schreiben kann.
      Ich bin ja zu meinen Studienzeiten öfters mit dem Zug gefahren, aber inzwischen ergibt sich das nur noch selten.

      Verspätungen lassen sich wohl nicht immer vermeiden, egal welche Verkehrsmittel man benutzt.
      Da hilft nur – zumindest bei wichtigen Terminen – genügend Zeitpuffer einzukalkulieren. Je größer die Entfernung, desto mehr Puffer.

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  5. DerMaskierte schreibt:

    Die Bahn kommt nur noch in die Auswahl, wenn es sich um eine Direktverbindung handelt. Und dann auch nur noch erster Klasse. Wenigstens dort beherrschen die meisten Menschen die Kunst des Duschens und des dezenten Gebrauchs von Deodorant und Parfüms.

    Ansonsten nehme ich lieber das Auto. 64 GB Musik vom Stick im Handschuhfach (und nochmal 128 GB Hörbücher via Bluetooth-Streaming vom Smartie), Sitzheizung und eine Klimaautomatik, die sich meinen Wünschen anpassen lässt, sprechen eindeutig für sich. Schneller und komfortabler als die Bahn ist das in fast allen Fällen. Und auf jeden Fall flexibler.

    Wobei das Non-Plus-Ultra die völlig autonomen Fahrzeuge sein werden, wie sie in nicht allzuferner Zukunft zu haben sein werden. Dann sieht mich die Bahn gar nie wieder.

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    • breakpoint schreibt:

      Auf den Strecken, auf denen ich unterwegs bin/war, gibt es kaum erster Klasse. Insofern bin ich auf zweiter Klasse festgelegt.

      Da der Bahnhof hier kein Knotenpunkt ist, gibt es ohnehin kaum Direktverbindungen, sondern erst mal mit der S-Bahn (oder ICE) zur nächstgrößeren Stadt. Und wenn ich schon mal dort bin, würde ich für längere Strecken auch das Flugzeug erwägen.

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  6. ednong schreibt:

    Hach ja,
    reisen mit der Bahn hat schon was … äh Nervendes. Früher habe ich die Stories dann irgendwann mal niedergeschrieben, weil sie jedes Mal unglaublicher klangen.

    Dann habe ich eine Freundin kennengelernt, die die Probleme mti der Bahn noch viel besser hinbekommt. Und mich da um Längen top. Am besten ist es aber immer dann, wenn wir mal zu zweit in den gleichen Zug steigen. Da hat die Bahn hinterher einen absoluten Ausreißer in der Statistik.

    Von daher werd ich das wohl demnächst mal mit den Reisebussen probieren. Kann ja nicht jedes Verkehrsmittel aufgeben, nur weil ich mit ihm reisen will …

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    • breakpoint schreibt:

      Naja, Bahnreisen können sehr unterschiedlich sein.
      Ich habe sehr entspannte Reisen erlebt, es gab aber auch Fälle, da dachte ich mir: „Nie wieder!“
      Es macht halt auch einen Unterschied, ob man in der Urlaubsverkehr, den Berufspendlerverkehr oder Schülerverkehr kommt (ja, heute gibt’s hier wieder viel Verkehr :>), oder ob man auf an einem späten Vormittag unter der Woche auf einer Nebenstrecke unterwegs ist.

      Die neuen Linienbusse für Fernstrecken könnten schon interessant sein. Bisher hat es sich bei mir nur noch nie ergeben.

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  7. Ex-Hobbybähnler schreibt:

    Hallo Anne, hier ein paar „Insiderkommentare“:

    Kennzeichnung Ost/West Nord/Süd an den Gleisen:
    Wenn das an einem Bahnhof fehlt, könnte ein Tipp an @DB_Bahn auf Twitter helfen, dass die Beschilderung nachgezogen wird. In meiner Heimatstadt ist sie z.B. seit Jahr und Tag vorhanden.

    Die Ansage der Verspätungszeiten, auch wenn es nur ein paar Minuten sind, ist seit einigen Jahren Pflicht für Zugbegleiter. Hintergrud ist zum einen, dass Befragungen ergeben haben, dass die Fahrgäste möglichst frühzeitig informiert werden möchten, zum anderen, dass Fahrgäste mit knappem Anschluss (mobilitiätseingeschränkt, mit viel Gepäck oder größerer Gruppe unterwegs) die Gelegenheit haben, den Zugbegleiter darauf anzusprechen.
    Der kann dann die Transportleitung kontaktieren („vormelden“), wodurch es manchmal möglich wird, Anschlusszüge ein paar Minuten länger warten zu lassen. Wenn es nicht klappt, hat er damit zumindest genug Zeit, Alternativverbindungen herauszusuchen und muss das nicht beim Aussteigen in der Hektik tun.

    S-Bahn mit Ausstiegshilfe:
    Das hat uns die EU eingebrockt.
    Es gibt wohl eine EU-Richtlinie, wonach neue Schienenfahrzeuge grundsätzlich barrierefrei begehbar sein müssen, was das Ein- und Aussteigen an Regelbahnsteigen mit einschließt (für tiefere Bahnsteige ist nach wie vor eine Rollirampe im Fahrzeug vorgesehen, direkt am Einstieg hinter dem Triebfahrzeugführer).
    Ist ja eine gute Idee, nur ist die DB mal wieder Versuchskaninchen für unausgereifte Technik der Hersteller.
    Bei der Baureihe 430, die in Stuttgart gerade im S-Bahn-Netz eingeführt wird, wurden die ausfahrbaren Trittstufen z.B. erst mal wieder stillgelegt, weil sie ständig Störungen und damit Abfahrtsverzögerungen verursacht haben.
    Dass die Tür nicht defekt ist, merkt man bei den 430ern, weil sie schon beim Öffnen ein Quietschsignal von sich geben. Ähnlich nervig laut wie beim Schließvorgang, aber ein abweichendes Geräusch. Was mich fürchterlich nervt. Zum Öffnen würde eine Sprachansage „Tür öffnet“ wie in einem Aufzug locker reichen.
    Du könntest aber auch hier bei @DB_Bahn anregen, dass eine Türstörung „Taste gedrückt, Tür öffnet aber nicht“ bei diesen neuen Baureihen im Führerstand als Störung signalisiert werden könnte. Der Schließzustand wird nämlich sowieso schon überwacht, vielleicht wäre es also eine reine Softwareanpassung ohne zusätzliche Sensorik.

    Spiegeleffekt:
    Ja, das war lange Zeit für mich ein Problem, als ich öfters als Fahrgast nachts in Neigetechnik-Zügen über Land fahren durfte. Null Sicht nach draußen, weil die Innenbeleuchtung alles überstrahlt. Und dann der sich neigende Wagenkasten in den Kurven … Wäh. Entweder eine halbvolle Getränkeflasche auf den Tisch stellen und auf deren Pegel starren, oder hoffen, dass der Triebfahrzeugführer die Vorhänge nicht zugezogen hat und in Fahrtrichtung vorne ein 2.-Klasse-Abteil direkt hinter dem Führerstand ist …

    Und als CAPTCHA haben wir heute mal wieder den Konami-Cheat.

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    • breakpoint schreibt:

      Hi S.,

      danke für deinen ausführlichen Kommentar und die gegebenen Einblicke.

      Selbstverständlich sind Ansagen bei größeren Verspätungen sinnvoll bis notwendig.
      Aber wenn es wirklich nur wenige Minuten sind, bei denen kein Anschluss in Gefahr ist, nerven sie eher.
      Insbesondere kommt es dann auch zu dem Effekt, dass man grundsätzlich nicht mehr hinhört, wenn eine Durchsage kommt, und dann tatsächlich wichtige Aussagen verpasst.
      Deshalb halte ich solche Ansagen erst ab Verspätungen ab 10 Minuten (in Ausnahmefällen vielleicht schon ab 5 Minuten) für sinnvoll.
      Alles darunter ist Rauschen und sollte durch einen persönlichen Zeitpuffer der Reisenden abgefangen werden.

      Ha – ich erinnere mich (vor 5 oder 6 Jahren) an eine größere Verspätung (fast eine Stunde). Da gab es eine Ansage: „Bla bla bla .. “ und dann lakonisch: „Die Anschlussverbindungen werden voraussichtlich nicht erreicht.“
      Bemerkenswerterweise ließ sich im vollbesetzten Zug die ganze Zeit kein Zugbegleiter blicken.
      Beim Zielbahnhof war der Schalter geschlossen, so dass es nicht möglich war, sich eine Bestätigung zur Durchsetzung der „Fahrgastrechte“ zu holen.

      Die Ausstiegshilfe an den Türen stört mich jetzt nicht so sehr. Das umständliche Prozedere ist mir halt aufgefallen.

      Da ich nie nachts mit Neigetechnik-Zügen gefahren bin, sehe ich nicht so recht, wo da das Problem liegt.
      Begünstigt das Reisekrankheit, weil man die räumliche Orientierung verliert?

      Noch einen stressarmen Nachmittag und erholsamen Abend
      Anne

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      • Ex-Hobbybähnler schreibt:

        Der persönliche Zeitpuffer unterscheidet sich individuell eben deutlich.
        Wenn Du den Bahnhof kennst, ohne Gepäck und mit bequemen Schuhen unterwegs bist, schaffst Du einen Umstieg, der Dir von der Fahrplanauskunft mit 7 Minuten angezeigt wird, im Zweifelsfall auch sprintend in 3 Minuten.
        Madame Etepetete mit 2 Samsonite-Rollkoffern und den 15-cm-Stiletto-Heels bekommt da genauso ein Problem wie Mütterchen Mü mit dem Rollator, wenn dann noch der Aufzug defekt ist.
        Deswegen kann man ja in der Online-Fahrplanauskunft auch individuelle Umsteigezeiten hinterlegen.
        Ãœbrigens, Beispiel aus der Praxis:
        Verbindung Stuttgart-Frankfurt mit ICE und Umstieg in Mannheim.
        Laut Fahrplan 4 Minuten Zeit zum Umsteigen, was erst mal knapp anmutet, da aber der Umstieg am selben Bahnsteig gegenüber ist, wird das trotzdem von der Fahrplanauskunft als Verbindungsvorschlag angezeigt.

        Trotzdem bin ich dort schon öfters mit „2 Minuten Verspätung“ angekommen und habe dem anderen ICE gerade noch beim Abfahren zusehen dürfen – weil die 2 Minuten eben 2:59 waren, und der andere ICE eine vorschriftsgemäß 20 Sekunden vor Plan-Abfahrt die Türen verriegelt …

        In so einem Fall weiß ich dann, dass ich lieber bis Frankfurt Flughafen Fernbahnhof im ICE bleibe und am Flughafen einen Umstieg Richtung Hauptbahnhof suche, statt ewig in der Pampa in Mannheim zu stehen.

        Bei einer Stunde ist die Ansage bezüglich der Anschlussverbindungen sicher etwas sarkastisch, aber denk auch mal an den Zugbegleiter, was der sich da alles anhören durfte. Korrekterweise müsste er aber danach noch angesagt haben, wie die weiteren Verbindungsmöglichkeiten aussehen („Nächste Fahrtmöglichkeit nach XXX nun , xx:xx Uhr, von Gleis XX“) oder auf die Ansage am Bahnsteig verweisen, wenn er selbst die Info noch nicht hat.

        Du musst übrigens nicht mehr eine Bestätigung am Schalter holen, um eine Erstattung gemäß der Fahrgastrechte-Regelung zu erwirken. Es reicht, das abgestempelte Ticket bzw. eine Kopie davon zusammen mit dem ausgefüllten Antrag von http://www.bahn.de/p/view/home/kontakt/fahrgastrechte-formular.shtml an die auf dem Formular angegebene Adresse zu senden. Die Verspätungen werden heute alle zentral erfasst, d.h. die bearbeitende Stelle kann das selbst recherchieren, ob Deine Angaben stimmen.

        Neigetechnik: Genau so ist es. Das Auge hat den feststehenden Raum als Bezugspunkt, nicht die Umgebung außen. Das Gleichgewichtsorgan nimmt dagegen die Bewegungen wahr. Lebensmittelhusten Galore.

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        • breakpoint schreibt:

          Normalerweise sind ja die Umstiegsmöglichkeiten bekannt, und falls es knapp werden könnte, sind Durchsagen sinnvoll.
          Im oben von mir erwähnten Fall war AFAIR der einzige Anschlusszug etwa eine Viertelstunde später „am Bahnsteig gegenüber“. Vier Minuten Verspätung waren noch längst nicht kritisch, zumal dieser Zug vermutlich sogar gewartet hätte.
          Wenn ich mir eine Verbindung heraussuche, achte ich auf genügend Zeit zum Umsteigen, wobei ich berücksichtige, ob ich mich auskenne oder auch wie weit die Bahngleise auseinander sind.
          Im Zweifel fahre ich einen Zug früher, oder gehe bewusst das Risiko ein, dass der Anschlusszug weg ist (was z.B. kein Problem ist, wenn der nächste bereits 20 Minuten später fährt).

          „aber denk auch mal an den Zugbegleiter, was der sich da alles anhören durfte“
          Tja, irgendwie war ich fast auf die Idee gekommen, dass der sich möglicherweise drücken wollte?
          So eine Situation ist bestimmt nicht angenehm für ihn, aber schließlich ist das sein Job.
          Die Reisenden dann einfach ihrem Schicksal zu überlassen, ist schon, gelinde gesagt, unprofessionell.
          Dann ging es glaube ich mit SEV weiter. Der Busfahrer wusste natürlich gar nichts.

          Oder der Fall, als ich mich daheim noch online vergewisserte, ob der Zug pünktlich sein würde.
          Dann am Bahnhof kam er trotzdem nicht, weil es einen „Unfall mit Personenschaden“ an einem benachbarten Bahnhof gegeben hatte, was ich da natürlich nicht erfuhr, sondern viel später erst.
          Niemand wusste, was los war. Irgendwann kann dann ein SEV-Bus.

          Natürlich kann es immer wieder zu kurzfristigen Ausfällen und Verzögerungen kommen, und ich habe dafür durchaus Verständnis.
          Das ändert aber nichts daran, dass solche Fälle trotzdem ärgerlich sind.

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          • Ex-Hobbybähnler schreibt:

            „Normal“ reicht die normale Umsteigezeitvoreinstellung bei der Reiseauskunft. Der Fall mit Mannheim ist halt ein Vabanquespiel.

            Ja, die „Drückebergernummer“ muss nicht sein. Das wollte ich auch nicht entschuldigen. Nur den Sarkasmus bei „voraussichtlich nicht mehr“, wenn man eine Stunde Verspätung hat.
            Generell kann es aber immer vorkommen, dass Reisende dem Zugbegleiter gegenüber ihren Unmut in einer Art und Weise, und vor allem Dauer, zum Ausdruck bringen, dass es es nicht mehr rechtzeitig durch den Zug schafft, um allen Auskunft zu geben bzw. Vormeldungen aufzunehmen.
            An der Stelle die Bitte im Sinne meiner hauptamtlichen Kollegen: Liebe Fahrgäste, ein Zugbegleiter sitzt mit euch im selben Boot und kann genausowenig für die Verspätung wie ihr selbst. Sagt ihm einfach, wo ihr hinwollt, und fragt ihn nach anderen Anschlüssen. Pampig werden und ihn lang mit Schimpftiraden aufhalten ist unfair gegenüber ihm *und* euren Mitreisenden.

            Außerdem musst Du bedenken, der Zugbegleiter ist immer der Letzte in der Kette zum Reisenden. Wenn er von der Transportleitung keine oder falsche Informationen bekommt, kann er auch nur das wiedergeben, was er von dort gemeldet bekam.
            Und an der Meldekette hapert es meistens.

            Selbst erlebt: ICE laut Plan von München über Ulm, Stuttgart, Frankfurt usw. bis Berlin.
            Reguläre Fahrzeit für den Streckenabschnitt Ulm-Stuttgart ist ca. 1 Stunde.
            Wegen Personenunfall wird der Streckenabschnitt gesperrt, als der Zug gerade Ulm erreicht.
            Zwecks Fahrzeugdisposition (Ersatzfahrzeuggarnituren sind bei der Bahn dünn gesät) ist der Bahn daran gelegen, den Zug zu seinen planmäßigen Haltstationen inkl. Endhalt zu fahren, also wird er umgeleitet.

            Die kürzeste Umleitung Ulm-Stuttgart führt von Ulm direkt nach Aalen. Das sind etwa 2 Stunden statt einer. Nur ist diese Strecke nicht elektrifiziert, und um einen ICE1 zu schleppen, braucht man 2 schwere Dieselloks und eine Notkupplung. Will man damit ordentlich schnell fahren, muss man aus Aerodynamikgründen noch die Verkleidung von der ICE-Nase abschrauben. Das dauert alles, man braucht einen weiteren Lokführer und die beiden Dieselloks wollen auch erst mal organisiert werden. Dazu kommt noch, dass ich mir nicht sicher bin, ob man von den Dieselloks eine Stromversorgung für die Bordelektrik, Klimaanlage etc. des ICEs ziehen kann.
            *Grundsätzlich* wäre aber eine Stunde Verspätung, vielleicht anderthalb durch Orga + Umbau, so realistisch gewesen.

            Um diesen Aufwand zu vermeiden, hat sich die Transportleitung aber entschieden, den Zug aus eigener Kraft über die kürzeste elektrifizierte Alternativstrecke fahren zu lassen: Ulm, Donauwörth, Nördlingen, Aalen, Stuttgart. Das gab dann statt 1 Stunde Fahrzeit mal eben satte 4 Stunden Fahrzeit. Es hätten 3 Stunden werden können, wenn nicht eingleisige Streckenabschnitte dabei wären, wo Gegenverkehr abgewartet werden muss.

            *Angesagt* hat die Transportleitung 1 Stunde Verspätung. Obwohl sie den Zug auf eine Strecke mit (wenn man Streckenkenntnis hat) absehbaren 3-4 Stunden Verspätung geschickt hat.

            Das Zugpersonal hat nicht zwingend die Streckenkenntnis, um selbst zu wissen, welche Umleitungsstrecke wie lange dauert, noch bekommt es zwingend die genaue Umleitungsstrecke gesagt – die kennt nur der Triebfahrzeugführer. Der wiederum weiß nicht, was die Transportleitung dem Zugpersonal erzählt hat, da die Verbindung heute über GSM-R-Mobiltelefone direkt zum Zugpersonal möglich ist (früher per Analogfunk bekam man nur den Triebfahrzeugführer, der konnte dann das Zugpersonal an die Sprechstelle rufen). Ob man bei einem ICE1 im Führerstand die Durchsagen des Zugpersonals hört, weiß ich nicht, ich vermute aber, dass nicht.

            Somit hat bei diesem Vorfall die Transportleitung das Zugpersonal ins offene Messer laufen lassen, weil dieses zunächst eine Stunde Verspätung angekündigt hat und dies dann häppchenweise erhöhen durfte. Inklusive mehrfacher Nachfragen der Fahrgäste („Bekomme ich nun den anderen Zug, den Sie mir vorhin rausgesucht haben, auch nicht?“) und doppelt, dreifachem, vierfachem Aufwand, weil man immer wieder aufs neue Verbindungen raussuchen darf.
            Und so was kommt leider öfters vor. 😦

            Ob da Unfähigkeit („Computer! Sag mir die Fahrzeitverlängerung für die kürzeste Alternativverbindung zwischen Ulm und Stuttgart!“ – „Fahrzeitverlängerung eine Stunde.“ – „Computer! Leite ICE von Ulm nach Stuttgart über die kürzeste Alternativverbindung!“ – „Kürzeste *mögliche* Alternativverbindung wurde selektiert.“) oder Absicht („Wenn wir denen gleich sagen, dass sie 4 Stunden statt 1 Stunde Fahrzeit haben, schlagen die uns den Zug kaputt!“) dahinter steckt, weiß wohl nur die Transportleitung selbst.

            Abmildern könnte man es vielleicht durch die Einführung von CRM – nein, nicht das, woran man bei Firmen denkt, sondern dieses: http://de.wikipedia.org/wiki/Crew_Resource_Management => Zugpersonal und Triebfahrzeugführer dazu bringen, sich untereinander mehr auszutauschen. Zum Beispiel, dass der Tf sich beim Zp zu melden hat, wenn er – wie in diesem Fall – einen neuen Fahrplan bekommt. Aus dem gehen ja die Fahrzeiten hervor. Zumindest die 3 Stunden statt 1 Stunde wären daraus ablesbar gewesen.

            Aktuell sind in so einer Situation aber eben nicht nur die Reisenden, sondern auch das Zugpersonal auf verlorenem Posten, weil falsche oder unzureichende Informationen fließen. Und sich dafür dann auch noch blöd anmachen zu lassen … da kann man geteilter Meinung darüber sein, ob das nun noch zum Job des Zugpersonals gehört.

            SEV und fehlende Infos: SEV wird meist von lokalen Busunternehmen gefahren. Wenn also nicht gerade ein DB-Zugbegleiter mit im Bus ist, ist auch keiner da, der offizielle DB-Informationen über Anschlüsse und Verspätungen hat.

            Bei Unfällen und Personenschäden erfolgt die Übermittlung ins Informationssystem etwas verzögert. So etwas stellt nun mal eine Betriebsgefahr dar, di enoch eskalieren kann, und da haben andere Handlungen durch den Fahrdienstleiter Priorität (Streckensperrung veranlassen, Notfallmanager, Notarzt, Feuerwehr, Polizei verständigen).

            Erfahrungswert: *wenn* ein PU im Informationssystem steht, geh davon aus, dass die Strecke noch für 120 Minuten gesperrt sein wird und such Dir auf dieser Basis eine Alternativroute oder ein alternatives Verkehrsmittel. Die Dauer ist so das übliche für medizinische Versorgung, Unfallaufnahme durch die Polizei, und Humangulaschentfernung. 90 Minuten sind schon sehr optimistisch. Länger als 120 Minuten kann’s natürlich immer gehen, wenn einer bei seinem Schienensuizid besonders kreativ sein wollte.

            CAPTCHA: points do not matter
            Hm, bei der Eisenbahn schon (Points=Weichen).

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            • breakpoint schreibt:

              „Und sich dafür dann auch noch blöd anmachen zu lassen … da kann man geteilter Meinung darüber sein, ob das nun noch zum Job des Zugpersonals gehört.“
              Ihr Job ist es IMHO, nicht nur Fahrkarten zu kontrollieren, sondern auch Reisende bei auftretenden Probleme soweit ihnen möglich zu unterstützen.
              Wenn Reisende sich ihrem Unmut Luft machen, muss das ein Zugbegleiter das (bis zu einem gewissen Punkt) aushalten können. Sonst hat er den Beruf verfehlt.

              Es ist mir schon klar, dass das Personal auch oft nur unzureichend informiert ist. (Ich selbst würde deshalb nie den Zugbegleiter beschimpfen, sondern bemühe mich sogar, in solchen Grenzsituationen besonders freundlich zu sein.)
              Zum Beispiel habe ich selbst einmal folgendes erlebt:
              Umsteigen, und dafür reichlich Zeit. Eigentlich hätte der Zug auf dem Gleis schon bereitstehen müssen. Tat er aber nicht, so dass ich eben mit den anderen Reisenden wartete.
              Und wartete. Der fahrplanmäßige Abfahrtszeitpunkt war schon fast erreicht, als ich mitbekam, dass einige Meter von mir entfernt der Zugbegleiter mit dem Handy telefonierte.
              Was denn los sei, er selbst sei am angegebenen Gleis, aber der Zug sei nicht da.
              Daraufhin kam dann eine Durchsage, dass der Zug abfahrbereit an einem ganz anderen Gleis bereitstehe.
              Also machten sich alle Reisenden, teilweise mit großem Gepäck in höchster Eile auf den Weg durch die Unterführung.

              „erfolgt die Ãœbermittlung ins Informationssystem etwas verzögert.“
              Mag schon sein. Ich hatte damals angenommen, dass das in der Zeit, in der ich zum Bahnhof unterwegs war (mind. eine Viertelstunde) passiert ist.
              Denn normalerweise sind ja die angegebenen Zeiten fast in Echtzeit.
              Ich kenne ünrigens diesen Bahnübergang, der bei Selbstmordkandidaten sehr beliebt ist (da passiert alle ein oder zwei Wochen etwas), von einigen Ausflügen in der Gegend.
              Das ist ein beschrankter Bahnübergang, den eigentlich nur landwirtschaftliche Fahrzeuge benutzen dürfen. Jede Stunde fahren dort – in beide Richtungen – zwei S-Bahnen, mindestens ein Regionalzug, ICEs/ICs sowie Güterverkehr.
              Es scheint keine Möglichkeit zu geben, diesen Bahnübergang besser abzusichern.

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  8. Ex-Hobbybähnler schreibt:

    „Wenn Reisende sich ihrem Unmut Luft machen, muss das ein Zugbegleiter das (bis zu einem gewissen Punkt) aushalten können. Sonst hat er den Beruf verfehlt.“

    Eben. Bis zu einem gewissen Punkt. Leider kommen aber Bedrohungen, die dem Zugbegleiter und seinen Angehörigen das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit absprechen, öfter vor, als man denkt. Und teilweise werden sie auch in die Tat umgesetzt.
    Wegen Verspätung habe ich persönlich das zum Glück nie abbekommen, bei mir waren es nur Vollpfosten die auf Krawall gebürstet waren bzw. augenscheinlich unter dem Einfluss bewusstseinsverändernder Substanzen standen.

    Re: Personenunfall
    Ich denke, eine viertel- bis halbe Stunde geht da mindestens drauf, bis die Info raus ist. Vor allem, wenn es ein kleinerer Fahrdienst ist, der nur mit einer Person besetzt ist. Bei mehreren kann man sich da natürlich gegenseitig unter die Arme greifen.

    Bahnübergänge sind natürlich immer ein Unfall- und Gefahrenpunkt. Deswegen werden auch keine neuen Bahnübergänge mehr zugelassen, und Zug um Zug (ha, welch Wortspiel) werden sie durch Über- und Unterführungen ersetzt. Da gibt es sogar ein eigenes Gesetz dazu, das Eisenbahnkreuzungsgesetz. Züge dürfen auf Strecken mit Bahnübergängen nur maximal 160 km/h fahren, deswegen ist die Bahn natürlich daran interessiert, Bahnübergänge möglichst abzuschaffen, um den Hochgeschwindigkeitsverkehr weiter ausbauen zu können.

    Leider wird das bezüglich Suizidkandidaten nichts helfen, nur die Unfallzahl wird sinken. Denn ein Suizident braucht keinen Bahnübergang, um sich aufs Gleis zu stellen …

    CAPTCHA: where to go
    Bitte nicht aufs Gleis.

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    • breakpoint schreibt:

      Tja, renitente Schwarzfahrer oder gröhlende Horden angetrunkener Jugendlicher im Zaum zu halten, ist sicherlich auch kein Vergnügen.
      Im Falle einer Eskalation bleibt wohl nur die Bahnpolizei.

      Dass es keine neuen Bahnübergänge mehr geben soll, wusste ich nicht.
      Aber wer wirklich eine Möglichkeit sucht, zum Gleis zu kommen, wird trotzdem eine finden.

      PS: Wunschgemäß deinen obigen Kommentar verändert.
      Das mache ich sonst nicht, aber der Smiley war tatsächlich fehl am Platz.
      Es wäre schön, wenn du noch kurz bestätigen könntest, dass ich nichts inhaltlich verändert habe – sonst wirft man mir noch Zensur oder Fälschung vor.

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      • Ex-Hobbybähnler schreibt:

        Gerne doch. Die Kommentarveränderung war von mir gewünscht, siehe: https://twitter.com/farbenstau/status/486876209817878529 und es war lediglich eine Entfernung eines Smileys, der durch die Blogsoftware an einer Stelle gesetzt wurde, wo keiner hingehört.

        Horden waren es zum Glück nicht, und da „mein“ Zug etws personalintensiver war, hatte ich immer genug Verstärkung.
        Dafür waren wir meistens so „JottWeeDee“, dass die Bundespolizei (so heißen die mittlerweile) weit weit weg war. Maximal Amtshilfe durch einen Dorfbüttel hätte man vielleicht anfordern können.
        Nur zwei Fälle gab es im Bereich des städtischen Bahnhofs, da hatte ich dann aber auch jedes Mal das Pfefferspray griffbereit. Das hatte ich bei den anderen Vorfällen dagegen nicht in Betracht gezogen. Meistens kommt man auch Besoffenen noch argumentativ bei. Nur der Junk (einer der Vorfälle am Bahnhof) war kritisch. Da ist erlebter Zusammenhalt in der Gruppe was feines. „A moi, garde“ – und schon stehen 4 Mann aus meinem Team (davon anderthalb mit Obelix-Statur) mit mir dort.

        Schwarzfahren im klassischen Sinn gab’s bei uns gar nicht. Man konnte bei uns im Zug nachlösen, und musste nicht mal einen Zuschlag zahlen. Von daher gab’s nur Diskussion, wenn ich eindeutige Betrugsversuche vor mir hatte (personalisiertes Ticket und falscher Name, beim Vorzeigen den Daumen über dem Datumsfeld des abgelaufenen Tickets, usw.). Aber auch die kamen ohne „Vierziger“ davon.

        Dafür gab’s gelegentlich eine Bloßstellung vor den versammelten anderen Reisenden. Mal laut durch den Trieb- oder Steuerwagen brüllen „Du, , Du kannst die Polizei für den Halt in XXXX wieder abbestellen, der Bursche hat doch noch gezahlt!“ kann mir ja keiner verbieten. *ggg*

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        • breakpoint schreibt:

          So. Durch den Twitterlink hast du dich jetzt selbst enttarnt.

          Wie lange habt ihr denn diese Zuglinie betrieben?
          Wie groß war die Strecke? Wie viele Haltestellen?
          War das ehrenamtlich? Wie groß war der (wöchentliche) Zeitaufwand?

          Fragen über Fragen, aber das interessiert mich wirklich.

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          • Ex-Hobbybähnler schreibt:

            *g* Für dieses Thema trete ich absichtlich nicht anonym auf, da ist das schon OK. Wenn’s um andere Themen geht, verschwinde ich wieder hinter zahllosen Pseudo-Nühmen.

            Der Verein existiert, Vorläuferorganisationen mit eingerechnet, seit 1996. Ich bin seit Saisonbeginn 2010 dabei.

            „Von Amts wegen eingestellt“ wurden wir mit dem Saisonende 2013.

            Von Startbahnhof zu Endbahnhof sind es vielleicht 75 km. Da wir aber tagsüber immer zwischen Endbahnhof und einer in etwa in der Mitte liegenden Station mehrfach hin und her gependelt sind, hatten wir am Abend ca. 300 km mehr auf dem (imaginären) Kilometerzähler. Und grob 300 Liter Diesel verbraucht. Bei Volllast bräuchten wir sogar das Doppelte.

            Haltestellen gab/gibt es 13 auf dieser Strecke.

            Ja, das war eine ehrenamtliche Tätigkeit, lediglich für den jeweiligen Triebfahrzeugführer war es eine reguläre Arbeitsschicht. Schon allein wegen Versicherung, Lenk- und Ruhezeiten-Verordnung usw.

            Mehr als ein kostenloses Mittagessen und Freigetränke über den Tag gab es für uns als ehrenamtliches Zugpersonal nicht (was keine Klage sein soll – die Portionen waren reichlich, und wer, anders als ich, dem Alkohol nicht völlig abgeneigt war, durfte sich – natürlich erst nach Dienstende – auch noch ein Bierchen aufs Haus gönnen).

            Da wir nur im Freizeitverkehr fuhren, waren Einsätze, wenn wir nicht für Sonderfahrten gebucht wurden, auf Sonn- und Feiertage beschränkt. Und natürlich zu Saisonanfang und -abschluss Putzaktion bzw. Einmotten, das war üblicherweise Samstags, mit anschließendem gemeinsamem Essen.

            Eine Sonn- bzw Feiertagsschicht begann planmäßig um 8:00 Uhr im Bahnbetriebswerk und endete gegen 20:00 ebenfalls dort. Meistens kam man aber früher und ging auch später, um die Vor- und Nachbereitungstätigkeiten gemütlicher angehen zu können bzw. um noch Zeitpuffer für eventuelle Problemsituationen zu haben.
            Wenn nicht gerade das letzte Sauwetter war, hat man sich auch meistens noch abends zusammen aufs Mäuerchen vor dem Kellerabgang gesetzt und zum Dienstabschluss gemeinsam was getrunken und gequatscht.

            Nachfolgend das „Pflichtprogramm“, für Vor- und Nachbereitung war jeweils eine Stunde angesetzt:

            Vorbereitung aus Sicht Zugpersonal heißt:
            – Alle Türen entriegeln und in den Automatik-Modus schalten
            – Kontrolle, ob die Truppe vom letzten Fahrtag sauber geputzt hat, ggf. nachwischen
            – 3-4 große Thermoskannen Kaffee kochen
            – ggf. Standheizungen in den Beiwägen einschalten
            – Vorratskontrolle:
            — Sind genügend Kaltgetränke an Bord? Wenn nein => Keller
            — Kaffeemilch, Zucker, Rührstäbchen, Becher? => analog
            — Geldbeutel mit ausreichender Anzahl Fahrkartenblöcken
            — Klopapier, Handdesinfektion in ausreichender Menge vorh.?
            — Müllbeutel in den Eimern, noch min. 2 leere in Reserve?
            — Mittagessenvorrat für die Truppe vorhanden?
            — Brauchwasservorräte/Reserve-Kühlwasserkannen voll?
            – ggf. dem Triebfahrzeugführer assistieren

            Nachbereitung aus Sicht Zugpersonal heißt:
            – Mülleimer leeren, volle Müllsäcke im Bahnhof übergeben
            – Tische/Tresen/Oberflächen wischen
            – Sitzpolster reinigen, wenn verschmutzt
            – Boden fegen, bei klebender Verschmutzung nass wischen
            – Vorhänge ordentlich in die Klemm-Halterungen
            – alle Fenster zu
            – Geschirr/Kaffeekannen spülen
            – Toilettenreinigung, wenn erforderlich
            – Altglas sortieren (Pfand vs. Einweg)
            – ggf. dem Triebfahrzeugführer assistieren (Tanken, Wasser)
            – Bei Ankunft im Bahnbetriebswerk Leergut ins Lager
            РGeldb̦rsen und Fahrkartenbl̦cke sicher verwahren
            – Türautomatik abstellen und alle Türen verriegeln

            Das ist jetzt aus der Erinnerung geschrieben, kann sein, dass der eine oder andere Punkt fehlt. In den Fahrzeugen hatten wir Checklisten dafür, fast wie im Flugzeug. *g*

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            • breakpoint schreibt:

              Danke für deine detaillierte Beschreibung.

              Man spürt zwischen den Zeilen so richtig deine Begeisterung und dein Engagement.
              Schade, dass die Linie eingestellt wurde.

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  9. Andreas Lotter schreibt:

    Liebe Kollegen, wir Autoren, welche nun in der Rubrik „Teilzeitreisender: Bahnfahren“ gelistet wurden, sollten uns alle einmal persönlich zum „Bahnbloggergipfel“ treffen. Dies kann dann zum Anlaß werden einen ganz neuen Blog zu schaffen.

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  10. Pingback: Neunhundertachtundachtzig | breakpoint

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