Fünfhundertsiebenundsiebzig

Mit diesem Eintrag über Wegskalierung endet meine kleine Reihe mit den Fülleinträgen, die ich bei der Umfrage gelistet hatte.

Es handelt sich um ein Phänomen, das mir schon lange einmal aufgefallen ist, und es würde mich interessieren, ob andere Personen ebenfalls schon diese Beobachtung gemacht haben.

Stellt euch vor, ihr befindet euch in einer ganz neuen Umgebung. Das mag z.B. nach einem Umzug sein, oder im Urlaub. Jetzt müsst ihr zu Fuß von eurem Standort A zu einem Ort B kommen, der sagen wir 15 bis 30 Fußminuten entfernt ist.
Ihr lauft also los. Das Wetter ist vielleicht nicht so toll, möglicherweise habt ihr auch schwer zu tragen. Der Weg zieht sich scheinbar endlos hin.

Machen wir einen kleinen Zeitsprung (in diesem Gedankenexperiment darf man das). Mittlerweile kennt ihr den Weg von A nach B praktisch auswendig. Ihr seid ihn schon etliche Male gelaufen, und wenn ihr darüber nachdenkt, meint ihr, dass der Weg eigentlich recht kurz ist, gerade genug, um ungestört seinen Gedanken nachzuhängen.

Wie kann das sein? Wieso erscheint ein unbekannter Weg viel weiter, als dann, wenn man den gleichen Weg schon gut kennt?
Nach meiner Theorie stürmen insbesondere beim ersten Gang viele neue Sinneseindrücke auf einen ein. Man kennt sich nicht aus, muss vielleicht überlegen, wo man genau hinmuss. Wenn man denselben Weg öfters läuft, sieht man zunehmend weniger Neues. Die zu verarbeitende neue Information nimmt also immer mehr ab. Da das Gehirn weniger damit zu tun hat, neue Sinneseindrücke zu verarbeiten, nimmt es an, dass auch weniger Zeit vergeht.
Ist meine Theorie einigermaßen plausibel?

Man kann das auch auf andere Lernprozesse übertragen, wo man zum altbekannten Schluss kommt, dass Übung den Meister macht.

Vielleicht ist es auch ein ähnlicher Effekt wie der, dass es einem mit zunehmendem Alter so vorkomm[t|en soll], als ob die Zeit immer schneller verginge.
Als ich noch zur Schule ging, kam mir ein Jahr noch ewig vor. Mittlerweile ist es ein überschaubarer Zeitraum geworden. Nun ja, ein Jahr macht nur noch ca. 3% meines Lebensalters aus. Als Schulkind war das deutlich mehr.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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8 Antworten zu Fünfhundertsiebenundsiebzig

  1. DerMaskierte schreibt:

    Die Theorie klingt plausibel.

    Es erklärt ebenfalls, warum die Zeit scheinbar rasend schnell vergeht, wenn man konzentriert arbeitet und unendlich langsam, wenn man auf etwas wartet:

    Da das Gehirn beim konzentrierten Arbeiten mit einer Aufgabe voll beschäftigt ist, wird das Zeitempfinden an die Abarbeitung angepasst und äußere Parameter ausgeblendet. Beim Warten ist man hingegen voll auf das Eintreten des Ereignisses fokussiert, so dass man jede Einzelheit bewusster wahrnimmt und damit die Zeit scheinbar kriecht.

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  2. Bellona schreibt:

    was ist damit, dass einem der hinweg kürzer vorkommt, als der rückweg? ist bei mir jedenfalls ganz oft so.

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    • breakpoint schreibt:

      Das ist mir noch nicht so aufgefallen.

      Wenn, dann ist es bei mir eher umgekehrt.
      Beim Hinweg bin ich voller Erwartung. Er zieht sich hin.
      Den Rückweg kenne ich schon, und weiß, was mir bevorsteht.

      In meiner Erinnerung bleibt zumindest meist nur der Hinweg haften.

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  3. 0x0d schreibt:

    Die Theorie klingt erstmal plausibel.

    Ich würde aber noch eine andere Sache mit einbeziehen:
    Wenn man einen bekannten Weg geht, kann man sich an Wegmarken orientieren. „Da kommt die Kreuzung, die Biegung, die Bank, …“
    Man kann daran abschätzen „Jetzt habe ich schon ein Drittel/die Hälfte/das Meiste geschafft“.

    Das kann sich aber auch ins Gegenteil verkehren: „Och nee, bin ich erst hier?“

    Und beim Rückweg kommt meist auch ganz banal die Müdigkeit dazu.

    (Ui, ReCaptcha zeigt mir freundlicherweise eine 13 zum Erkennen! 🙂 )

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