Die Sinnlichkeit der Natur #Blogparade //1594

Nur noch selten beteilige ich mich an Blogparaden.
„Die Natur und meine Sinne“ ist wieder mal ein Thema, zu dem ich – als Naturwissenschaftlerin, naturverbundener Mensch und natural Nerd – etwas zu schreiben weiß.

Bei der Frage, bei welcher Gelegenheit ich ein Naturphänomen besonders eindrücklich wahrgenommen habe, fällt mir zunächst die belebte Natur mit ihrer Fauna und Flora ein, und ich verlinke einfach auf meinen Eintrag mit den Ameisen.
Mit Brennnesseln oder Dornen habe ich ähnliche (wenn auch nicht ganz so schmerzhafte) Erfahrungen machen müssen, verzichte aber darauf, entsprechende Blogeinträge zu suchen.

Im folgenden werde ich mich aber auf die unbelebte Natur beziehen, und nehme euch mit zu einem kleinen Ausflug in den Femtokosmos.

Wenn ich meine Tasse Kaffee auf meinen Schreibtisch stelle, warum saust die nicht einfach durch die Tischplatte durch? Die Schwerkraft zieht sie doch nach unten.
Dass uns Gase kaum Widerstand entgegensetzen, sind wir gewohnt, und auch Flüssigkeiten machen dichteren Körpern Platz und lassen sie absinken.

(Im Gegensatz zu Metall sind Holz oder Kunststoff amorph – eine kristalline Struktur ist aber leichter zu visualisieren, weshalb wir uns der Einfachheit halber und ohne Erkenntnisverlust eine Tischplatte und eine Tasse aus Metall vorstellen, bei der die Atome in regelmäßig-periodischem kubischen Kristallgitter angeordnet sind.)
Feste Körper sind doch auch eigentlich völlig löcherige und leere Gebilde. Man muss sich das mal vorstellen:
Da sind in der Mitte der Atome die Atomkerne als winzige Knubbelchen mit einem Durchmesser in der Größenordnung von E-15m. Die sind etwa E-10m voneinander entfernt, was Faktor 10000 zu den Abmessungen der Kerne entspricht (in populärwissenschaftlichen Büchern käme jetzt irgendein Vergleich mit [einem Stecknadelkopf|einer Erbse|einem Kirschkern] auf einem Fußballplatz; da ich nicht weiß, wie groß ein Fußballplatz ist, und mich bei Flächenvergleichen immer daran störe, dass nie Ar oder Hektar benutzt werden, sondern sich Fußballplatz offenbar bei $BezeichnungFuerNaturwissenschaftlichUngebildetePersonen als Flächeneinheit etabliert hat, verzichte ich darauf).
Dazwischen sind lediglich die Elektronen mit ihrer winzigen Masse und Ladung quantenmechanisch verschmiert. Eigentlich sollte man erwarten, dass zwei Körper sich gegenseitig durchdringen.
Was dies jedoch verhindert, ist die elektrostatische Abstoßung zwischen den Elektronenwolken. Elektromagnetismus ist um etliche Größenordnungen stärker als Gravitation. Die Kaffeetasse schwebt also praktisch auf dem elektrisch geladenen Elektronenpolster der Schreibtischplatte.

Gase und Flüssigkeiten können sich übrigens durchmischen (ähnliche Dichte und geringe Viskosität vorausgesetzt), weil die einzelnen Moleküle sich gegeneinander leicht bewegen können, anstatt wie im Kristallgitter eines Festkörpers eingebunden zu sein.

Ist mein Beispiel zu banal?
Aber gerade solche Fragen faszinieren mich (wenn man mal von den ganzen hochenergetischen Stoßexperimenten und Wechselwirkungen sowie deren annelytischen Berechnungen und Beschreibungen absieht), und tatsächlich war dies eine der ersten Fragen, die ich mir stellte, als ich in meiner Jugend begann, mich mit der Wissenschaft der Körper zu beschäftigen.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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31 Antworten zu Die Sinnlichkeit der Natur #Blogparade //1594

  1. vagina > logic schreibt:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Wahlverwandtschaften
    Der Artikel is natürlich einfältig, aber Goethes Roman, man mag es erst nicht glauben – ebenso wie Breaking Bad – beschäftigt sich auf anderer Ebene mit genau jenem Wunder einer Kaffeetasse und eines Tisches.
    Niedlich übrigens auf’s Wölkchenmodel zurück zu fallen.
    Genauer kann ich in einer Kommentarspalte nicht werden.
    Nur eines, so ‚unbelebt‘ sind weder Tasse noch Tisch.
    Ohne dabei spirituell oder abgefüllt mit Spiritus zu sein.
    Breaking Bad: „There’s nothing but chemistry here“
    Die ‚rechnen‘ nicht ohne Absicht by mole.
    Aber wärest Du Du und wäre Ich Ich, hätten wir woanders Muttermilch eingesogen?
    Woanders den Kindergarten besucht und dort komischen Tee getrunken.
    Something is missing? No.

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    • Und so offenbaren sich mal wieder meine Wissenslücken, denn ich muss zugeben, dass ich weder Die Wahlverwandtschaften gelesen, noch Breaking Bad gesehen habe.
      Aber inwieweit wäre ich noch ich, wenn ich das getan hätte?

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      • vagina > logic schreibt:

        Die Muttermilch ist entscheidender als ein schlechtes Buch oder eine schlechte Serie.
        Wie es nun genau um Breaking Bad steht, weiß ich auch noch nicht genau.
        Ein Goethe schadet aber bestimmt nicht.


        Nur ein knapp 4 minütiger Einblick.
        Wie gesagt, kein ’spaltbares‘ Thema, das in einen Kommentar passt.
        Jedenfalls handelt die Serie weitaus weniger von Drogen, eher von Rauschgiften, und weitaus mehr von Bindungen und klarer Sprache.
        Erstaunliche Parallelen zu Dune im Farblichen übrigens.
        Und, gerade einer Nymphe müsste Walthers Entwicklung in der ersten Season gefallen:-p
        Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, es ist sogar besser als Mr. Robot, was ja unter Security Nerds zumindest einen guten Ruf hat.
        Aus dem Goethe lernend, *nicht* alleine schauen.
        Mit Carsten zusammen. 🙂

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        • Da fällt mir gerade [auf|ein], dass bei TBBT eigentlich keine Chemiker vorkommen.
          Nun ja – Chemie ist eigentlich nur die Physik der Atomhülle.

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          • vagina > logic schreibt:

            Gut aufgefallen. 🙂

            Mir ist aufgefallen, das wenn ich Chemikern und Physikern Fragen gestellt habe, die mich immer hin und her verwiesen haben.

            2*3*3*3*3 162 http://www.periodensystem.info/elemente/dysprosium – Chemiker
            3*3*3*3*3 243 http://www.periodensystem.info/elemente/americium – Physiker

            Dem einen strahlt’s zuviel, dem anderen zu wenig, und umgekehrt.
            Nun kann man sich ja an einer Hand abzählen was ich da gerechnet habe und wo sich ein Fehler einschleicht.

            Ich habe die Isotope ausgelassen. Und mich an der Mol Masse mich orientiert.
            Über die Isotope können wir zB an einem Zahn bestimmen, wo jemand geboren wurde und ob er sich von dort wegbewegt hat, wenn der Zahn woanders gefunden wurde.
            Jetzt ist die Serie aber eben nicht dumm, die machen so einen Fehler nicht einfach so, in der Szene mit der Seele, die fehlenden 0,001irgendwas Prozent, sind darüber zu erklären, die Seele zu finden sozusagen.

            „There’s nothing but chemistry here“

            Der Grund, warum einmal mit 2, dem Digitalen und einmal mit 3, dem Versmaß begonnen wird, lag für mich darin, zu schauen wie denken Menschen.
            In der Serie wird es ähnlich gewesen sein.

            Das Motiv des Zugs als Gedanke, was imho ein riesen Elend auf der Welt ist, man hält sich nämlich nachher für besonders klug, weil man ja so erschöpft ist und so stolz, denn der Train of Thought ist mal ausnahmsweise nicht derailed, wenn den mal ein guter Gedanke in Englisch gedacht wurde, zieht sich ebenfalls durch die Serie und ihr SpinOff.
            Da sind der Gedankengang und der Gedankenfaden (Minotaurus) weitaus eleganter und besser. Da weder so ermüdend noch so katastrophal in der Entgleisung.
            Nun ja, die 4 Kräfte, innere und äußere Kernkraft, Elektromagnetische Wechselwirkung und Gravitation, sind die Bindungen des Universums, so weit wir wissen.
            Chemie ist, ebenso wie Biologie, eine Notwendigkeit.
            Rein wird es erst, wenn wir uns der Physik widmen, darf man nur so keinem Chemiker oder Biologen sagen, sonst schnappen die aus verletzten Gefühlen heraus über.
            Die Layer8Algorithme wird vermutlich gar sagen, pah, die Wahrheit liegt in der Mathematik.
            Ich würde dann zu bedenken geben, digitale Daumenlutscherin (es passen nur 2 Glieder in den Mund, deshalb, gutes Wortspiel, was?). https://de.wikipedia.org/wiki/Daktylus

            Ach ja, warum die Gravitation so haushoch verliert liegt einfach an ihrer eindeutigen Schwäche.
            Großes Glück, sonst hätten wir weder das Wiewort haushoch, noch hohe Häuser.

            Ein Buch übrigens, geht nicht unter, wenn es nicht in der Masse schwimmen müsste, sondern auf den HeimDvDsammlungen aufsetzen könnte. :-p

            Aber das müsste man vorher gut bedenken und besprechen.

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  2. Plietsche Jung schreibt:

    Es sind meist die banalen Dinge, die komplexer sind als komplexe Dinge 🙂

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  3. Broken Spirits schreibt:

    Schreib doch mal ein Buch – da gab es schon schlechteres populärwissenschaftliches Geschreibsel – selbst bei Verzicht auf Fußballplätze. 😉

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    • Ach .. das kostet Zeit, viel Zeit.
      Ich bin eigentlich zufrieden damit, ab und zu solche Textschnippselchen zu bloggen.
      Den Aufwand eines umfangreichen, strukturierten Buches möchte ich mir nicht machen.

      Populärwissenschaftliche Literatur gibt es außerdem en masse. Da würde ein zusätzliches Buch in der Menge untergehen.

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  4. Kathi Keinstein schreibt:

    Hallo Anne,
    Lieben Dank für deinen Beitrag zu meiner Blogparade! Du hast dir eine wirklich spannende Frage ausgesucht, die ich keinesfalls als „zu banal“ empfinde. Leider sind es gerade solch alltägliche Phänomene, über die wissenschaftsferne Leute oft gar nicht nachdenken (weil sie nicht auf die Idee kommen, so etwas wie massive Gebilde aus „leeren“ Atomen zu hinterfragen), während Versierten derlei Erklärungen womöglich zu selbstverständlich erscheinen, um sich damit auseinander zu setzen. In sofern freue ich mich über solch inspirierende Fragestellungen und Antworten immer besonders :).

    Liebe Grüsse,
    Kathi „Keinstein“

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    • Hallo Kathi,

      danke für dein Feedback.

      Wissenschaftliche Fragestellungen sollten mit Alltagserfahrungen beginnen.
      Erst wenn die einigermaßen geklärt sind, kann man überlegen, was im Riesengroßen und Winzigkleinen passiert, und was die Natur „im Innersten zusammenhält“.

      Schönen Tag und lg
      Anne

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