Von Resourcen und Löffeln //1573

Einer meiner Mitarbeiter berichtete mir, dass es mit einem gewissen Build Probleme gäbe. Das Makefile liefe zwar durch, aber die Resourcen würden nicht passen. Beispielsweise würde manchmal ein Icon angezeigt, das es eigentlich gar nicht mehr geben dürfe. Die zugehörige Datei sei längst gelöscht.
Ähnliche Probleme hatte ich auch schon gehabt. Deshalb vermutete ich, die Datei sei möglicherweise noch in irgendeinem Cache. Ich wies ihn also zunächst an, seinen Rechner zu rebooten. Das hat schon öfter solche Probleme gelöst. Oder auch verhakte DLLs.
Eine halbe Stunde später meldete der Mitarbeiter, dass das auch keine Verbesserung gebracht hätte.
Ich komme ja vor lauter Führungsaufgaben immer weniger dazu, mein fachliches Wissen einzusetzen. Deshalb nutzte ich die Gelegenheit, ging also zu ihm, und setzte mich neben ihn an seinen Rechner.
Gemeinsam gingen wir die RC-Dateien durch. Ich überprüfte, ob die kompilierten Res-Dateien aktuelles Datum hatten. Alles schien zu passen. Auch bei den Registry-Einträgen fiel mir kein Fehler auf. Der Vergleich der Sourcen in der Working Copy mit den eingescheckten im Repository brachte uns genauso wenig weiter.
Im Resource-Editor schienen die Res-Dateien OK zu sein, in den fertigen Executables dagegen fand sich dennoch noch das obsolete Icon. Dadurch verschob sich die Position der Icons, so dass im Explorer bei den verknüpften Dateien ein falsches angezeigt wurde.
In den Log-Dateien fand sich eine Warnung mit „resource discarded“.

Carsten hatte Besuch von einem ausländischen Geschäftskunden, den er bereits in der Fertigung herumgeführt hatte. Jetzt wollte er mit ihm essen gehen, und ich sollte auch mitkommen. Das passte mir gar nicht, da ich noch mit meinem Mitarbeiter auf Käferjagd war.
Trotzdem ging ich halt mit, besprach vorher nur noch kurz mit dem Mitarbeiter, was er inzwischen noch ausprobieren könne.
Während des Essens in einem Restaurant überschlug sich der Geschäftskunde fast damit, immer wieder meine „blooming beauty“ zu preisen. Guter Geschmack hin oder her – es war schon ein wenig sehr aufgetragen, und mir fast peinlich. Ich bedankte mich, lächelte, und überließ die weitere Konversation Carsten (wüsste ich nicht genau, dass er nichts von Wifesharing hält ..).
Beim abschließenden Kaffee legte ich den Kaffeelöffel mit der konkaven Seite nach unten auf meine Zunge, und lutschte ihn langsam ab, was mir einen ärgerlichen Blick von Carsten einbrachte – Hypothese bestätigt.

Als ich nachmittags wieder zu meinem Mitarbeiter kam, hatte dieser inzwischen den Fehler gefunden. Irgendwo im Makefile war noch ein veralteter Pfad gestanden, der dazu führte, dass eine alte Datei hineingezogen wurde.
Ich war erleichtert, dass das Problem gelöst war, und konnte mich wieder anderen Aufgaben widmen.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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24 Antworten zu Von Resourcen und Löffeln //1573

  1. claudius2016 schreibt:

    Was bin ich froh, ein Hostie zu sein… Steplib-Verkettung prüfen und gut ist’s.

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  2. idgie13 schreibt:

    Hätte der Geschäftskunde denn Deinem Beuteschema entsprochen?

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  3. Pendolino70 schreibt:

    Das Thema Männer kocht langsam wieder hoch oder interpretiere ich das nur in deine letzten neuen Blogposts rein?

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  4. Plietsche Jung schreibt:

    Ja ja … das Löffeln am Löffelchen ….

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  5. Broken Spirits schreibt:

    Deshalb nutzte ich die Gelegenheit, ging also zu ihm, und setzte mich neben ihn an seinen Rechner. Gemeinsam gingen wir die RC-Dateien durch.

    Klingt irgendwie… erstrebenswert. Ich wußte bis vor kurzem ja nicht mal, daß ich nen fachlichen Vorgesetzten habe. Zumindest theoretisch ist der da, das weiß ich jetzt nach einer Belehrung in einem MAG *huuust* 😀

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    • Tja, icb hätte ihm die Angelegenheit auch selbst überlassen können, oder auf einen seiner Kollegen verweisen.
      Aber für ein gutes Arbeitsklima ist eine gemeinsame Fehlersuche manchmal schon sinnvoll, und ich mache das ja auch nicht ungern.

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      • A.Lias schreibt:

        Ganz davon abgesehen, dass Vorgesetzte welche auch Ahnung von der Materie haben, deutlich mehr respektiert werden. Diese Nullnummern die nur warme (teilweise reicht es ja nicht mal für heiße) Luft von sich geben und präsentieren können habe ich ja gefressen.

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        • Vorgesetzte sollten auf jeden Fall eine gewisse Ahnung von der Arbeit haben, die ihre unmittelbaren Mitarbeiter ausführen.
          Genaue Detailkenntnisse sind nicht nötig, aber ein allgemeiner Überblick erlaubt es, die Leistungen richtig einzuschätzen und Aufwände vorauszuplanen.

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  6. Pingback: 50 Tweets of Breakpoint //1782 | breakpoint

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