Neunhundertdreiundvierzig

Ich hatte mir fest vorgenommen, heute beim Webmasterfriday teilzunehmen.

Leider habe ich zum aktuellen Thema „Existenzangst – überflüssig?“ gar nicht viel zu sagen.
Ich nehme das einmal als Herausforderung. Wenn mir in der Schule das Aufsatzthema nicht lag, habe ich schließlich trotzdem etwas dazu schreiben können.

Ich bin in der glücklichen Lage, Existenzangst nie wirklich gekannt zu haben.
Aufgewachsen bin ich in zwar einfachen, aber wirtschaftlich gesicherten Verhältnissen. Nie gab es das Problem, dass zu wenig Geld da war (höchstens mal zu wenig Bargeld im Haus, was sich durch einen Gang zum Geldautomaten lösen ließ).
Zu meinen Studentenzeiten war ich sparsam, und lebte genügsam. So sehr viel brauchte ich gar nicht zum Leben.
Es ist ja auch eine ganz einfache Rechnung: Man darf nicht mehr Geld ausgeben, als man zur Verfügung hat.
Seit ich im Berufsleben stehe, habe ich (von temporären Schwankungen abgesehen) immer gut verdient, so dass ich mir alle materiellen Wünsche problemlos erfüllen konnte. Da ich aber lieber Geld spare als auszugeben, habe ich inzwischen ein ordentliches Polster für meine Alterssicherung zurückgelegt (wenngleich die niedrigen Zinsen ein Ärgernis sind).
Geld ist zwar bei weitem nicht das wichtigste im Leben, aber es kann so manches Problem verhindern oder lösen.

Für viel wesentlicher halte ich eigentlich die Gesundheit. Und auch da hatte ich bisher großes Glück. Von schlimmen, insbesondere lebensbedrohenden Krankheiten und Unfällen bin ich bisher verschont geblieben (naja, die Mandelabszesse waren nicht so ganz ohne – aber auch die sind wieder ohne bleibende Schäden abgeheilt).

Es ist schwierig, einem Menschen, dessen Existenz bedroht zu sein scheint, einen Rat zu geben, der in dessen Ohren nicht nur banal oder gar höhnisch klingen würde.
Ich würde mich darauf besinnen, dass ich in der Vergangenheit schon größere Probleme gelöst habe, und das ganz sicher wieder schaffe.
Vielleicht hört sich auch mein Zuspruch etwas tröstlich an:
Denn auch Krisen gehen vorüber. Irgendwie geht es immer weiter. Wenn man ganz unten ist, kann es eigentlich nur noch nach oben gehen.
Oder wie Scarlett O’Hara zu sagen pflegte: „Morgen ist auch noch ein Tag!“

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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28 Antworten zu Neunhundertdreiundvierzig

  1. Molly schreibt:

    Immer wenn ich so etwas lese, also, dass einer noch nie ernstere Geldsorgen hatte und das schicht nicht kennt, freue ich mich für denjenigen, das gönne ich Dir wirklich von Herzen! 🙂
    Andererseits frage ich mich dann aber auch immer, wie das wohl sein muss, wenn es einem finanziel so gut geht … Kann ich mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen: Wenn wir genug Geld hätten, worüber sollte ich mir denn dann andauernd den Kopf zerbrechen? 😀
    Schön, dass Du diese Sorgen nicht kennst,ich wünsche Dir und Euch, dass das immer so bleiben wird, *strahl*

    Captcha: fariy tale – aber nicht doch!

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    • breakpoint schreibt:

      Ach, Molly, du hast doch auch viel, an dem du dich freuen kannst.
      Du bist gesund, hast einen großartigen Mann, drei tolle Kinder ..

      Man sollte sich auf das konzentrieren, was man hat. Nicht auf das, was vermeintlich fehlt.

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      • Molly schreibt:

        Aber natürlich , liebe Breakpoint, das mache ich ja auch! Und finanziell gesehen, nun, ist es ein Gewurschtele und auch öfters mal verdammt eng, aber es ging uns schon sehr viel schlechter.
        Ja, man sollte an das denken, was man hat und nicht an das, was man nciht hat. Aber wenn man so gar ncihts hat und richtig große Geldsorgen, nun, dann verdrängt das mitunter alles Schöne und alle Freude, kann auf Dauer sogar depressiv oder anderweitig krank machen. Schlimm, wenn einer das erleben muss.

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        • breakpoint schreibt:

          Sicher, ich will solches Sorgen auch gar nicht verharmlosen.
          Aber es bringt nichts, sich nur darauf zu fukussieren, und all das schöne, das einem widerfährt, gar nicht mehr wahrzunehmen.
          Solange man gesund ist, kann man eigentlich jedes Problem irgendwie lösen (oder zumindest einen Workaround finden).

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  2. DerMaskierte schreibt:

    Als ich noch relativ frisch von der Uni kam, wurde ich mal betriebsbedingt und sozialgerecht mit einem kleinen Butterbrot abserviert. Ich war gerade erst ganz weit weg von meiner Heimat gezogen und stand dann da. ALG wäre ja paar Tage noch gut gegangen, aber zu der Zeit war es gerade ganz schwierig am Arbeitsmarkt und so plante ich schon, was tun, wenn das böse Hartz 4 anklopft. Dann hätte ich die Wohnung verlassen müssen, die zwar nicht zu groß oder zu teuer, aber eben über dem, was einem Single zugestanden wird, war.

    Zum Glück ging dieser Kelch an mir vorbei, aber da habe ich doch mal einen kleinen Blick auf echte Existenzängste werfen dürfen. War echt nicht schön.

    Da bin ich auch froh drum, dass ich inzwischen in der glücklichen Lage bin, mir kein Kopfweh mehr darüber machen zu müssen.

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    • breakpoint schreibt:

      Es kann einem schon passieren, zeitweise unverschuldet in Geldnöte zu geraten. Wie gesagt – ich habe das glücklicherweise nie erleben müssen.

      Ganz wichtig ist eine gute Ausbildung, um dauerhaft abgesichert zu sein.
      Omnia mea mecum porto. Das eigene Können und Wissen ist wichtiger als irgendwelche Besitztümer.

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      • aliasnimue schreibt:

        Die gute Ausbildung hilft leider über 50 auch nicht mehr. Traurig, aber wahr.
        Ich weiß von einer global agierenden Firma, dass sie zuletzt beschlossen haben keinen Vertrag zu verlängern, wenn der Mitarbeiter über 50 ist.

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        • breakpoint schreibt:

          Ja, leider, solche Fälle gibt es auch.

          Aber hier gilt: „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.“
          Es ist immer sinnvoll, sich für schlechtere Zeiten eine Reserve zurückzulegen.

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          • aliasnimue schreibt:

            Leider stellen Firmen Menschen ab einem gewissen Alter nicht mehr ein. Ich glaube nicht, dass man es schafft, sich da genügend Reserven zurückzulegen. Die meisten haben schließlich Familie und die damit einhergehenden Verpflichtungen.

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            • breakpoint schreibt:

              Das ist schon problematisch. Stimmt.

              Aber deshalb gibt es ja auch die Arbeitslosenversicherung, und der Sozialstaat springt ein.
              Luxus ist dabei freilich nicht zu erwarten, aber die wirklich notwendigen Ausgaben sind abgedeckt. Wirklich hungern muss in unserem Land niemand.

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            • Are there no prisons? Did they disappear?
              And the workhouses for the poor? Still in operation, I assume?
              The Treadmill and the Poor Law are in full vigor, then?

              Sorry, ich weiß dass es bei Dir nicht aus dem Geiz eines Ebenezer Scrooge heraus kommt, sondern nur aus der Blauäugigkeit. Trotzdem. Ich kenne genug Leute, denen der Staat eben nicht hilft, obwohl sie es nötig und verdient hätten.
              Und ich will gar nicht wissen, welches Ende es mit mir nimmt, wenn ich z.B. aus gesundheitlichen Gründen meinen Job nicht mehr ausüben könnte oder es mit der Firma bergab geht oder oder oder.

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            • breakpoint schreibt:

              Allmählich kommt es mir vor, als müsste ich mich rechtfertigen, dass ich doch mit recht guten Voraussetzungen ins Leben gestartet bin.

              Es gibt auch viele Leute, denen es durchaus gut ginge, wenn sie nicht zu hohe Ansprüche stellen würden.
              Eigentlich braucht man nämlich gar nicht so viel zum Leben. Es muss keine Luxuskarre und immer das neueste Smartphone sein.
              Wer einen bescheideneren Lebensstil pflegt, kann mehr Reserven für schlechte Zeiten ansparen.

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            • Leser schreibt:

              „Wer einen bescheideneren Lebensstil pflegt, kann mehr Reserven für schlechte Zeiten ansparen.“
              Nein, das stimmt nicht. Manchmal ist der bescheidene Lebensstil auch eine Notwendigkeit in sich selbst.

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            • breakpoint schreibt:

              Du hast den Komparativ in den beiden Teilsätzen übersehen.
              Bei gleichem Einkommen hat der mehr übrig, der weniger ausgibt, als der, der nur wenig ausgibt.

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  3. Leser schreibt:

    Ohje, das ist schon wieder so ein Thema, da könnte man gleich eine ganze Reihe von Fässern aufmachen, das gesamte System von „Geld“ und „Gegenrechnen“ anstatt „miteinander Leben/Arbeiten“ hinterfragen, und so weiter.
    Ich lehne mich lieber zurück und schaue mir die mittelfristige Entwicklung an, wo wir den technologischen Zenit erreichen, der es uns verunmöglicht, technischen Fortschritt weiterhin für Zivilisiertheit zu halten, ohne uns weiter zu zivilisieren. Damit ist gemeint: So, wie vor 100 Jahren „künstliche Muskeln“ anfingen, die „organische Muskelkraft“ von Mensch & Tier zu ersetzen, fangen nun die „künstlichen Gehirne“ an, die „organische Hirnleistung“ zu ersetzen. Dass das nicht in einem weiteren Anwachsen von „Bullshit-Jobs“ (s. David Graeber) kompensiert werden kann, wie beim letzten mal, ist ebenfalls klar, denn auch für solche sind die „künstlichen Gehirne“ einfach billiger, besser und schneller, und werden somit aus Gründen der wirtschaftlichen Vernunft auch dafür eingesetzt. Folglich ist Existenzangst etwas, was in den nächsten Dekaden vermehrt auftreten wird. Aber das, was die „künstlichen Gehirne“ nicht übernehmen können, ist der Einfallsreichtum der Menschen. Wenn die Existenzangst also Überhand nimmt, wird uns das automatisch dazu führen, dass wir uns endlich eine Lösung überlegen, die nicht mehr darauf basieren muss, gegeneinander in Konkurrenz(kampf) zu stehen.

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    • breakpoint schreibt:

      Was die Zukunft tatsächlich bringt, können wir jetzt noch nicht einmal ahnen.
      Von mir aus könnte alles so bleiben, wie es ist.
      Besser kann es kaum noch werden, aber schlechter schon.

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      • Leser schreibt:

        Klar – aber „Existenzangst“ ist in den meisten Fällen halt auch eine Art Illusion. Denn man stirbt ja nicht gleich, nur weil man Besitz verloren hat (und darum geht es bei Existenzangst ja meist) – selbst wenn es der gesamte Besitz ist.

        Aber nein, es sollte nicht so bleiben, wie es ist. Die Menschen werden über das Mittel des Geldes in einer Abhängigkeit gehalten, die sich von Sklaverei lediglich darin unterscheidet, dass sie sich heute frei fühlen. Und das liegt daran, dass Geld nicht mehr Mittel zum Zweck ist, sondern zum reinen Selbstzweck geworden ist. Aber davon hatten wir es ja auch schon mal genügend…

        Ich freue mich jedenfalls, wenn das nicht mehr so weiter geht, weil es billiger ist, die Menschen durch Automaten zu ersetzen. Den Link zu dem Video „Humans Need Not Apply“ habe ich ja schon einmal hier eingestellt, das zeigt sehr gut den Ausblick auf die nächsten 5-20 Jahre. Auch, wenn das erst mal negativ aussieht, so ist es für mich doch ein Grund zum Optimismus, denn letztendlich bedeutet es, dass wir als Gesellschaft freier sein können. Schließlich war das mit dem technischen Fortschritt ja irgendwann mal so gedacht, dass man deshalb weniger arbeiten müsste, weil die Maschinen alle Arbeit machen. Aber trotzdem ist die notwendige Wochenarbeitszeit noch nicht auf 20 oder weniger Stunden runter. Allein schon diese Tatsache, in Verbindung mit der stetig gesteigerten Produktivität, zeigt doch ganz eindeutig, dass das mit der „arbeitsteiligen Gesellschaft“ nicht so ganz hinhaut. Aber wie gesagt: Da sind wir ja schon mit durch, ich konnte mich aber nicht zurückhalten, es doch noch mal zu erwähnen.

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  4. ednong schreibt:

    „Wenn man ganz unten ist, kann es eigentlich nur noch nach oben gehen.“

    Zu dem Thema habe ich gestern schon überlegt, einen Beitrag zu schreiben. Allerdings würde dann die Anonymität flöten gehen. Mal gucken, ob ich das irgendwie noch hinbekomme.

    Zu obigen Zitat kann ich nur erwidern: Man denkt viel zu oft, dass man schon ganz unten ist. Und hat selbst dann noch keine Ahnung davon, wie tief das noch runter gehen kann. Das ist zumindest meine Erfahrung der letzten knapp 5 Jahre. Und einen Anstieg sehe ich da lange noch nicht. Und bezweifle allmählich, dass es ihn noch geben wird.

    Ich glaube, Existenzangst kann man sich nicht vorstellen. Ich habe früher gedacht, ich kann vieles nachempfinden. Konnte ich mit Sicherheit auch, mehr als manch andere. Aber das – das ist einfach eine andere Hausnummer.

    Auch wenn das Captcha meint do be do be do
    Manchmal frage ich mich wirklich, wie die zustande kommen …

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    • breakpoint schreibt:

      Naja, ich bezog mich auf das globale Minimum, nicht nur ein oder mehrere lokale, und gehe nach wie vor davon aus, dass die Funktion nach unten beschränkt ist.

      Ja, ich gebe zu, dass ich mir Existenzangst nicht wirklich vorstellen kann, war halt niemals in solch einer extremen Situation – und dafür bin ich dankbar.

      Als ich mich damals selbstständig gemacht habe, war auch ein gewisses Risiko da. Aber das hielt ich für überschaubar. Und im allerworst Case wäre ich halt meinen Eltern wieder auf der Tasche gelegen.

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      • Leser schreibt:

        Naja, es ist ein interessantes Gedankenspiel: Man stelle sich vor, man steht plötzlich (irgendwo draußen, bzw. nicht zuhause) und besitzt nur noch das, was man unmittelbar bei sich hat. Alles andere ist weg (also auch Bankkonten etc.)…
        Stirbt man dann? Nein, man wird immer noch leben können. Klar, das Überleben wird nicht mehr in den gewohnten Bahnen verlaufen, aber man hat immer noch seine Fähigkeiten, man kann sich bewegen (hat 2 Arme mit Händen dran und 2 Beine mit Füßen dran), und einen Mund zum Reden, sowie ein Gehirn zum denken. Klar ist das dann erst mal schmerzhaft, und man bedauert den Verlust, sehnt sich zurück usw., aber im Grunde ist Existenzangst, wenn man wirklich das Wort mal wörtlich nimmt, eine völlige Illusion.

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  5. Petr schreibt:

    Das Problem der Existenzangst, die gerade in Mitteleuropa um sich greift ist nach meinem Dafuerhalten ein ganz anderes:

    1. Es gibt viel zu wenige mit anstaendigen akademischen Ausbildungen (MINT-Faecher), aber eine Armada von SChwaflern (-ologen aller Art) mit akademischen Abschluessen

    2. Die Qualitaet der Schulabgaenger, die in betriebliche Ausbildungen (einmaliges System auf der Welt, nur in DE, CH, AT so bekannt) gehen, sinkt drastisch Jahr fuer Jahr, obwohl dort wichtiges Wissen fuer den „Mittelbau“ der Gesellschaft auch noch gegen Bezahlung (Ausbildungsverguetung) vermittelt wird.

    3. Der Sozialstaat ist ein ueberbordenes Monstrum, der alles und jedes an die Waehlerschaft Verspricht, ohne die Finanzierung vorab zu klaeren

    4. Die gesamte Immigrationspolitik in Zentraleuropa laeuft vollkommen verkehrt (man holt die Dummen und laesst die SChlauen ziehen)

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  6. Petr schreibt:

    Genau, das koennen die wenigsten. Die meisten arbeiten sich an einer Mauer ab, die sie doch nicht einreissen koennen und sitzen am Ende geschunden davor.

    Ergebnis: Die Mauer steht immer noch.

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