Trotz Corona läuft das Geschäftsleben irgendwie, wenn auch eingeschränkt, weiter, teilweise sogar mit erstaunlicher Normalität.
Vor einiger Zeit hatte ich über Herrn Liefert gebloggt, der unser Kundenbetreuer bei einem Zulieferunternehmen war. Er war wegen einer unerheblichen Lappalie in den Innendienst versetzt worden. Wir sollten statt seiner eine neue Kundenbetreuerin erhalten.
Ich kontaktierte ja sogar noch einmal die dortige Geschäftsleitung, weil wir Herrn Liefert lieber behalten wollten. Aber mir wurde nur mitgeteilt, dass Herr Liefert inzwischen das Unternehmen ganz verlassen hätte.
Nun ja, uns blieb also nichts anderes übrig, als die neue Kundenbetreuerin zu empfangen. Ich bekam sie bei ihrem ersten Besuch gar nicht zu Gesicht. Ulrich berichtete mir, dass ihr noch völlig die berufliche Erfahrung fehle, sie dies aber durch eine gewisse Arroganz versuche auszugleichen.
Als ich sie bei ihrem zweiten Besuch antraf, hatte ich den gleichen Eindruck. Sie kannte sich noch nicht wirklich mit den geschäftlichen Gepflogenheiten und Spezifikationen der von ihr vertretenen Produkte aus.
Vermutlich hätte sie sich im Laufe der Zeit besser eingearbeitet. Ich gehe davon aus, dass wir uns – wohl oder übel – schon irgendwie mit ihr arrangiert hätten. Ist ja nicht so, dass sie sehr oft bei uns angetreten wäre, sondern nur in Abständen von mehreren Wochen.
Nun hat uns ihr Arbeitgeber mitgeteilt, dass sie uns vorläufig (ha!) nicht mehr besuchen wird. Angeblich ist sie schwanger und darf keine Kunden mehr besuchen. Fragt mich nicht nach Einzelheiten.
Bei ihrem Arbeitgeber war sie eigentlich ursprünglich nur als Ersatzkraft und Redundanz für Herrn Liefert eingestellt gewesen. Nachdem dieser nicht mehr verfügbar war, musste sie seine Aufgaben übernehmen, ohne selbst einen Vertreter zu haben. Ihr Arbeitgeber (eine recht kleine, deutsche Niederlassung eines ausländischen Unternehmens) ist jetzt in der unglücklichen Situation, keinen kompetenten, erfahrenen Mitarbeiter zu haben, der die Stammkunden betreut. Nun ja – teils selber schuld, denn schließlich haben sie 1. Herrn Liefert einfach so ausgebootet, und ihn 2. durch eine absehbar unzuverlässige Arbeitskraft ersetzt.
Wir werden wohl irgendwie klar kommen, machen halt unsere Bestellungen direkt beim Lieferanten, ohne dass ein Kundenbetreuer das persönlich aufnehmen muss. Eine Zeitlang geht das schon, allerdings nicht auf Dauer, da doch immer wieder mal neue Anforderungen oder ähnliches besprochen werden müssen.
Andere Kunden des Lieferanten haben damit bestimmt größere Probleme. Nun ja – zumindest aktuell dürfte das im Vergleich mit Corona noch untergehen.
Ich verstehe auch nicht, was diese Kundenbetreuerin sich dabei gedacht hat. Ihr Arbeitgeber hat ihr die Chance geboten, einer wichtigen und verantwortungsvollen Tätigkeit nachzugehen, die sie bewusst und willentlich angenommen hat, und sie lässt ihn schon bald danach einfach so im Stich.
das pflegen langfristiger enger kundenbeziehungen wird komplett unterschätzt. der hammer schlägt zurück, wenn die routine/regelbestellungen wegen veränderungen nicht mehr benötigt werden. und schwupps bist du raus…….und andere füllen den platz. ich verstehe die lieferanten nicht.
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Da ist einiges schief gelaufen.
Uns bleibt nichts anderes übrig, als das beste daraus zu machen.
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ja klar, aber langfristig macht der lieferant einen fehler. ihr kommt aller wahrscheinlichkeit nach zurecht.
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Einfach unglaublich!
Wie kann man nur so rücksichtslos und unverantwortlich seinem AG gegenüber sein. Womöglich hat sie ihm auch noch verschwiegen, dass sie beabsichtigt, über kurz oder lang Mutter werden zu wollen. Was denkt sich dieses junge Ding nur dabei, gerade jetzt – im besten gebärfähigen Alter – an ihrer Familienplanung zu arbeiten? Kann sie nicht warten bis sie 40 ist oder komplett darauf verzichten?
Eine wahrhaft bodenlose Unverschämtheit.
LOFL
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Na, na, na, beruhig‘ dich mal wieder!
So extrem braucht man das nicht zu sehen.
Es ist halt nur leider aus der Mode gekommen, sich auch mal Gedanken zu machen, welche Probleme man eventuell anderen durch seine Entscheidungen aufhalst, so dass Unbeteiligte das im Endeffekt ausbaden müssen.
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War auch ironisch gemeint. 😉
Wenn man den Wunsch hat, eine Familie zu gründen, fragt man sicherlich nicht seinen Arbeitgeber oder seine Kundschaft, ob die etwas dagegen hätten. Und Überlegungen, ob Dritte Probleme aufgrund der eigenen Schwangerschaft bekommen könnten, stellt auch keiner an. Das wäre ja noch schöner.
Das muss man nur mit sich selbst und mit dem Partner ausmachen bzw. abwägen, ob und wie es in den persönlichen Kram passt.
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Wie wäre es damit, seinen „persönlichen Kram“ von vornherein so einzurichten, dass er mit der Familienplanung kompatibel ist? Also beispielsweise nicht noch kurz vorher einen Job anzunehmen, bei dem man nur sehr schwer ersetzbar ist?
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Manchmal klappt es auch einfach nicht mit der Planung. Kinder kommen oft unverhofft.
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Und manchmal braucht man sich nicht zu wundern, wenn Arbeitgeber für verantwortungsvolle oder hochspezialisierte Arbeitsplätze, bei denen es auf größtmögliche Ausfallsicherheit ankommt, eben doch Männer vorziehen.
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Männer können auch Väter sein. Und Väter nehmen sehr gerne auch Erziehungsurlaub.
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Männer fallen schon mal nicht wegen Schwangerschaft aus, und die Wahrscheinlichkeit einer ausgedehnten Elternzeit ist vergleichsweise recht gering.
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Ganz genau. Aber woher sollen Menschen, die keine Kinder haben, das schon wissen?
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Tja, das Leben geht manchmal seltsame Wege.
Wer wählt schon seinen Job danach aus, ob er/sie gut oder schwer ersetzbar ist? Das ist letztendlich Sache des Arbeitgebers und nicht das Problem des Arbeitnehmers.
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Klar darf jeder selbst die Kriterien festlegen, nach denen er sich seinen Job aussucht.
Und entsprechend dürfen Arbeitgeber selbst entscheiden, nach welchen Kriterien sie jemanden einstellen oder befördern.
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Glücklicherweise ist mittlerweile so, dass sich entsprechend qualifizierte Arbeitnehmer ihren Arbeitgeber aussuchen können.
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So gut „entsprechend qualifiziert“ sind die wenigsten.
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Ach, du bist also Arbeitsmarkt-Expertin?
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Was in meiner Branche so üblich ist, weiß ich durchaus.
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Das Seelenheil der jungen Berufanfänger liegt nicht in Arbeit und Erfüllung, sondern im Spass haben und nur das Nötigste tun. Schwanger werden sie heute alle, irgendwie ist das hip in dieser Zeit. Die Folgen für sich selbst werden schnell klar und der Arbeitgeber hat wie immer das Nachsehen. Kein Wunder, wenn dann Männer mit höherer Präferenz eingestellt werden.
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Der Arbeitgeber ist nicht dafür da, die Selbstverwirklichung seiner Angestellten zu finanzieren.
Für ordentliche Arbeit gibt’s eine anständige Bezahlung. Darüber hinaus soll doch bitte jeder selber seine eigenen Probleme lösen, und andere damit nicht behelligen.
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Da bin ich durchaus bei dir, aber der aktuelle Trend in Sachen Berufseinsteiger sieht deulich anders aus und betrifft alle Branchen. Da is es mit kostenlosem Wasser, Kaffee, Obst und Kickertisch nicht mehr getan.
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