Der Aussetzer //2043

Wie so ziemlich an jedem Arbeitstag war ich früh von der Wohnung zum Büro gelaufen.
Als Carsten mich irgendwann am Nachmittag fragte, ob ich unterwegs etwas bestimmtes gesehen hätte, verneinte ich. Ich war mir plötzlich gar nicht mehr sicher, dort entlang gelaufen zu sein. Die Erinnerung war komplett aus meinem Gedächtnis gelöscht.

Ich erinnerte mich vage an die ersten etwa zweihundert Meter – so wie man sich halt an etwas erinnert, das man nur routinemäßig getan hat, ohne es bewusst aufzunehmen. Dann erinnere ich mich auch an das letzte Stück, bzw. sogar, zu welcher Uhrzeit ich im Büro angekommen war.
Aber dazwischen ist nichts. Ich könnte schwören, überhaupt nicht dort gewesen zu sein. Mir fehlt etwa eine Viertelstunde Gedächtnisprotokoll. In dieser Form habe ich das noch nie erlebt. Vielleicht ist es ja ganz normal. Die Eindrücke unterwegs haben es nur ins Ultrakurzzeitregister geschafft, noch nicht einmal in den Cache, geschweige denn in den Permanentspeicher (wäre auch übertrieben für so einen Routinevorgang).
Ich versuchte mir einzelne Landmarks vorzustellen, an denen ich vorbeigekommen sein musste – nichts.

Wenn es unterwegs etwas außergewöhnliches gegeben hätte, wäre mir das sicherlich aufgefallen, und ich hätte es mir gemerkt. Allerdings sind auch die Stellen, die Aufmerksamkeit benötigen, wenn ich z.B. die Straße überquere, nicht geloggt.
Als ich so unschlüssig war, meinte Carsten, ich sei wohl mit den Gedanken irgendwo anders gewesen, so dass mich nichts abgelenkt hat. Damit hat er sicherlich recht. Dennoch fehlt mir diese Zeitspanne irgendwie. Es ist ganz merkwürdig.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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23 Antworten zu Der Aussetzer //2043

  1. kimayoi72 schreibt:

    Den Zustand kenne ich, z.B. beim Fahrrad fahren, wenn ich meine Gedanken Gedanken sein lasse. Das gruselige ist, dass ich dann im.Strassenverkehr war und hoffe, dass ich kein Idiot war.
    Beim Auto fahren ist mir das erst einmal passiert.

    Meine Vermutung ist, dass ich in diesem.Zustand mich an keinen Gedankengang festhalte, noch einen Gedanken bewerte. Das hat was von Meditation ohne Aufmerksamkeit.

    Just my 59 cent.
    Frank

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    • Meistens bin ich ja zu Fuß unterwegs, und größtenteils auf Wegen, die ich mittlerweile gut kenne.
      Sonst erinnere ich mich zumindest vage, dass ich an ein paar Stellen vorbeigekommen bin, aber diesmal ist da nichts.

      Mit Fahrrad oder Auto könnte das natürlcih gefährlich sein.
      Ich glaube aber auch, dass da eine Art Autopilot-Modus läuft, der notfalls sofort abgeschaltet wird.

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  2. blindfoldedwoman schreibt:

    Beim Autofahren passiert mir das oft.

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  3. claudius2016 schreibt:

    Bei mir ist es oft so, dass ich Routineabläufe nicht speichere. Ich könnte nicht sagen, welche Kennzeichen heute vor mir her gefahren sind. Nur, dass die Straßen heute relativ leer waren. Also das Management-Summary sozusagen.

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  4. keloph schreibt:

    ich kenne das vom autofahren auch, insbesondere, wenn ich unterwegs telefoniere. ich weiss, das ist gefährlich, aber manchmal unvermeidlich.

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  5. ednong schreibt:

    Beim Autofahren hatte ich das auch schon einige Male – wenn es Routine-Strecken sind, die ich öfter fahre. Aufmerksamkeit ist dann für das Notwendigste vorhanden – also Idioten, die reinziehen oder falsch abbiegen. Aber an die Strecke im Ganzen kann ich mich dann nicht mehr erinnern. Dafür weiß ich aber, über was ich nachgedacht habe während der Zeit.

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  6. Plietsche Jung schreibt:

    Mach dir keine Gedanken, das ist normal.

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