Im Prinzip fühle ich mich in Carsten’s Haus immer noch als halber Gast, und werde wohl nie so richtig heimisch dort werden.
Dort sind einige Gemälde aufgehängt. Eigentlich nehme ich die kaum wahr, aber im Laufe der Zeit fällt schon das Eine oder Andere auf. (Es gibt auch etliche Teppiche. Diese sind mir ganz angenehm, weil ich darauf weicher liege, als auf dem blanken Fußboden.)
Eines dieser Gemälde ist besonders scheußlich. Grässliches Motiv, hässliche Farben, die mein ästhetisches Empfinden belasten. Meist vertrete ich ja die Meinung, dass man nicht hinzuschauen braucht, wenn man etwas nicht sehen will (so wie früher bei den Kruzifixen im Klassenzimmer).
Aber nach einigen Jahren der Gleichgültigkeit und Verdrängung sprach ich Carsten endlich doch darauf an.
„Was hat es eigentlich mit diesen ganzen Bildern auf sich?“
„Die Gemälde? Darum hat sich Ingrid immer gekümmert. Ich habe damit nichts zu tun.“
„Dieses hier ist schon extrem widerlich.“
„Wenn es dich stört, hänge ich es ab, und es kommt auf den Dachboden.“
„Am besten wäre, wenn all diese Bilder weg wären.“
„Aber dann sehen die Wände schon recht kahl aus.“
„Ach, daran gewöhnt man sich. Außerdem könnten wir stattdessen Poster oder Plakate aufhängen. Zum Beispiel mit dem Periodensystem, oder eine Isotopenkarte. Oder ..“ – in mir reifte eine spontane, geniale Eingebung – „.. oder wir ersetzen sie durch Whiteboards. Dann können wir immer daran rechnen oder Diagramme zeichnen, wenn uns danach ist.“
Er überlegte einen Augenblick. Die Idee schien ihm zu gefallen.
„Wenn du das so willst, Anny. Ich werde mich darum kümmern, dass die Gemälde ordentlich gelagert werden. Schließlich sind einige davon recht wertvoll. Und du organisierst die Whiteboards, oder was sonst du hinhängen willst.“
Ich gab ihm zur Bestätigung einen Kuss, und griff ihm dankbar in den Schritt, wo sich sogleich etwas (e)regte, so dass wir unser Vorhaben noch non-verbal bekräftigten (nicht, dass wir dazu einen Anlass gebraucht hätten).
Wenn ich es geschickt anstelle, kann ich die Kosten für Whiteboards und Poster als Betriebsausgaben absetzen.
Ihr seid verheiratet. Also wenn man schon in das Haus der Vorgängerin zieht, auch wenn es nur am Wochenende ist, so finde ich es völlig normal, dort nach eigenen Wünschen umzugestalten. Eine Wohnung bzw. ein Haus ist etwas sehr persönliches. Da verstehe ich Dich, dass Du Dich dort nicht wirklich wohlfühlst.
Wieso Poster oder Plakate aufhängen? Warum nicht neue Bilder kaufen. Oder interessierst Du Dich nicht für Kunst?
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Carsten hatte mir von Anfang an angeboten, das Haus umzugestalten.
Aber so etwas mache ich nicht gern, wenn ich es vermeiden kann. Im Großen und Ganzen ist das Haus ja auch angenehm eingerichtet, so dass ich gar keinen Handlungsbedarf sehe.
Wohlfühlen tue ich mich eigentlich schon (sonst würde ich nicht jedes Wochenende mitkommen), aber ich empfinde es nicht als mein Heim.
Ich mag Poster und Whiteboards lieber als solche Gemälde. Bin wohl ein Banause, aber außer Escher gefallen mir keine Kunstwerke sonderlich.
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„Wohlfühlen tue ich mich eigentlich schon (sonst würde ich nicht jedes Wochenende mitkommen), aber ich empfinde es nicht als mein Heim.“
Du bist nicht langweilig.
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Ähm nein? Wenn überhaupt nach ihren gemeinsamen(!) Wünschen. Aber da Anne nach wie vor eine eigene Wohnung hat, hat sie aus meiner Sicht nur das „Recht“ Vorschläge zu machen, denen Carsten zustimmen kann (also genau so wie sie es getan haben). Alles andere wäre meiner Einschätzung nach ein Eingriff in seine Privatssphäre. Zum Vergleich, wäre es auch total unangebracht, wenn Carsten einfach Annes Wohnung umgestaltet.
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Natürlich gemeinsam und nach Absprache. Wie sonst?
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Ach, ich habe sowieso überhaupt kein Interesse daran, etwas umzugestalten, was völlig in Ordnung ist.
Never change a running system.
Aber wenn doch, dann ist es wohl selbstverständlich, dass man es vorher miteinander abspricht (so hatte ich Aliasnimue auch verstanden).
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„Zum Vergleich, wäre es auch total unangebracht, wenn Carsten einfach Annes Wohnung umgestaltet.“
Nein. Das heißt *romantisch*. Man kann nicht unangebracht romantisch sein. Falls doch wäre es ausgesprochen unterhaltsam den Dekorationsspieß umzudrehen. Ihr Gesicht und Aufregung könnten den Aufwand wert sein (und das körperliche Risiko, in baer’s Fall)..
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…OMG. Gibt nix Schlimmeres, als von der Vorgängerin Geschmacklosigkeiten zu übernehmen. Da hast du’s aber ganz schön lange durchgehalten. Mir rutscht sowas ja recht schnell raus. Da muss ich auf der Hut sein, dass es nicht zu schnell zu fordernd wirkt. Will mich ja schließlich bei ihm in der Wohnung genauso wohl fühlen, wie bei mir, ihn aber auch nicht vor den Kopf schlagen. Schmaler Grat. 😉
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Tja, .. ich bin wohl ziemlich gut darin, solche Sachen zu ignorieren. Und es hat mich ja niemand gezwungen, das Bild anzuschauen.
Aber auf Dauer ist es halt trotzdem blöd.
Da Carsten auch nichts an den Bildern liegt, ist es ganz gut, dass sie endlich wegkommen.
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„Da muss ich auf der Hut sein, dass es nicht zu schnell zu fordernd wirkt. Will mich ja schließlich bei ihm in der Wohnung genauso wohl fühlen, wie bei mir, ihn aber auch nicht vor den Kopf schlagen.“
Also, eigentlich, *stößt* man Leute nur vor den Kopf. Sehr sympathisch, dass du dich gleich bei „schlagen“ einpegelst. Bei dir sollten Kerle sollten mit ihren Köpfen auf der Hut sein.
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Whiteboards statt Öl auf Leinwand? *Grins*
Ich mag so alte Schinken ja.
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Bestimmt sind deine Kinder so kreativ, dass sie deine Wände mit ihren Kunstwerken verschönern.
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Und die Gemälde.
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Es gibt Gemälde, für die das eine Verbesserung wäre.
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Bildende Kunst für die Kinder, abstrakte Kunst für die Betrachter, kurz Ruhe für die Eltern. — Und ja, die beste Weise, sich mit einem Werk auseinanderzusetzen ist darin rumzumalen, oder -kritzeln, im Falls von Büchern. Kindern geht es eben noch um Kunst, nicht um Status.
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… oder die Zerstörung von Wertanlagen…
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Tja, die Eltern sollten im eigenen Interesse schon aufpassen, dass ihre Kinder nichts in die Finger kriegen, was ihnen wichtig ist.
Niemand ist so destruktiv wie ein Kleinkind.
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Naja, jeder wie er mag.
Ob jetzt eine Kinderkritzelei oder abstrakte Kunst lässt sich eh nicht immer eindeutig unterscheiden.
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„Niemand ist so destruktiv wie ein Kleinkind.“
It’s called „creative destruction“.
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Na ja: Zwar liegt Kunst bekanntlich im Auge des Betrachters, aber ich sag mal so: Spätestens, wenn sie anfangen, die Tapete abzuziehen, bleibt kein Interpretationsspielraum a la „Das drückt nur seine künstlerische Ader aus“ möglich.
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Och, das würde ich so nicht sagen.
Möglich wäre ja auch, dass das Tapetenmuster das künstlerische Auge des Kindes beleidigt.
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Annie! Du zweifelst doch nicht etwa an dem erlesenen Geschmack der Königin Molly i.S.? *Entsetztbin*
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Na, anscheinend stimmen dein Tapetengeschmack und der Tapetengeschmack des tapetenlösenden Nachwuchses nicht überein.
Da ich das Tapetenmuster nicht kenne, kann ich nicht beurteilen, wessen Geschmack erlesen ist.
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Na, mein guter Geschmack sollte jawohl über jeden Zweifel erhaben srin, *strengguck*
Es geht dabei weniger um die Tapete an sich, als um schonmal geradezu verführerisch abstehende Zippel ><
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Du meinst Ecken, die nicht richtig an der Wand haften?
Die kann man mit Leim oder notfalls Klebestift festmachen, so dass sie nicht mehr „verführerisch abstehen“.
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Du unterschätzt den kindlichen Ehrgeiz. Und wen es keinen Zippel gibt, wird eben einer erknibbelt, *seufz*
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Naja, der nächste Meilenstein kommt bestimmt.
Und es gibt shclimmeres als zuerfetzte Tapeten.
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Oh Du Ahnungslose! Dich will ich sehen, wenn Dich statt eines nackten Mannes nackte Wände zuhause begrüßen, *HEUL* 😀
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Verführerisch abstehen sollte allerdings nur was beim nackten Mann.
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Was hab ich jetzt auf diesen Spruch gewartet, 😀
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Dann bist du jetzt hoffentlich
befriedigtzufrieden.Gefällt mirGefällt mir
Zumindest meine Erwartungen haben Erfüllung gefunden.
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Für deine sonstige Erfüllung solltest du dich an Herrn L. wenden.
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„Für deine sonstige Erfüllung solltest du dich an Herrn L. wenden.“
Wahlweise Herrn XL.
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LOLissimo!
Tja, der Herr Xaver Xerxes Logan ..
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„Tja, der Herr Xaver Xerxes Logan“
Ein bayrischer Perser. Sehr gewagt.
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Aber sonst geht es Euch gut, ja?
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Durchaus.
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Vielleicht heißt Molly’s X-Man auch Xavier – wer weiß?
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„Aber sonst geht es Euch gut, ja?“
Anne hat Größenwahn.
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😎
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„bleibt kein Interpretationsspielraum a la “Das drückt nur seine künstlerische Ader aus” möglich.“
Das wurde mal versucht bei Kindern, die ein Schul-WC farblich vandalisiert haben. Da war das Argument anscheinend beachtlich.
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Es gibt keinen kindlichen Vandalismus, sondern nur Kinder, die sich eben körperlich etwas kraftvoller ausdrücken. 😉
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Ganz recht, Molly. Dementsprechend habe ich Schulhofprügeleien auch immer als sozial-interaktive Kontaktkunst-Pantomime angesehen.
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Mein Vater hat damals eine Wand mit Tafellack bestrichen und uns Kindern Tafelkreide zur Verfügung gestellt. Whiteboards waren um 1980 einfach noch nicht so „in“, und weiße Kreide geht auch viel besser aus Kleidung raus als Whiteboardstifte 🙂
(rote Kreide ist dagegen vom Teufel erfunden. Zumindest die damals verfügbare ging nie wieder raus)
Hängt aber natürlich auch davon ab, ob die Dame des hauses doch noch den Scherz vom ersten April wahrmacht – oder irgendwann die Enkel des Gatten erfreuen will 🙂
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Mit Straßenmalkreiden lässt sich kindliche Kreativität manchmal in bessere Bahnen lenken.
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„Wenn ich es geschickt anstelle, kann ich die Kosten für Whiteboards und Poster als Betriebsausgaben absetzen.“
Was für ein Zustand, dass man die Teppiche nicht als Betriebsausgaben absetzen kann.
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Die im Büro schon.
Wobei die leider nur sehr selten zweckentfremdet werden.
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Fass sie als „Gebetsteppiche“ und „religious accomodation“. Auch wenn deine Art der Verehrung eher lästerlich ist.
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Besser als Laster, als es bleiben lassen.
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Vielleicht gibt es ja auch an einer „besonderen“ Stelle eine Möglichkeit, ein großes e-Paper-Display (damit es nicht selbst leuchtet, wie das andere Displays tun) aufzuhängen, was am Haus-WLAN hängt, und was Ihr dann von Euren PCs mit einem entsprechenden Inhalt füllen könnt. Ich weiß nicht, in wie groß es diese Dinger inzwischen gibt, und wahrscheinlich auch nur mit Graustufen statt Farbe, aber ich könnte es mir als nette Nerd-Spielerei vorstellen 😉 (Und da Geld für Euch ja bei so Sachen nicht so eine Rolle spielt, ist es ja auch egal, wieviel es kosten würde)
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Wir haben seit längerer Zeit einen Beamer, und brauchen den eigentlich nie.
Für so ein (statisches?) Display sehe ich jetzt auch keine Verwendung.
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Dann fehlt Dir klar die Kreativität. Ihr könntet Euch „Nachrichten zukommen“ lassen, oder eben das gemeinsame „schöne Bild des Wochenendes“ drauf darstellen, z.B. mal die Lieblingsformel, oder so was. Natürlich ist es nur eine Spielerei, aber eben eine nette 🙂
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Die Whiteboards sind dafür gedacht, gemeinsam etwas auszurechnen, oder graphisch darzustellen.
Alleine kann das jeder auf einem Blatt Papier machen, aber zusammen ist es einfacher und bequemer auf einem Whiteboard.
Ein anderer Verwendungszweck ist nicht beabsichtigt.
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Whiteboards? Noch so altmodisch? Ich hätte da eher an das digitale Äquivalent gedacht …
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Altmodisch wäre eine Tafel mit Kreide.
Ich wünsche mir für diesen Zweck ein anneloges Medium. Wenn ich digital will, kann ich gleich an den Computer.
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Wie ist dein Sinn für Stil in Bezug auf althergebrachtes, antikes, ehernes, altes?
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Hauptsache, es ist praktisch und erfüllt seinen Zweck.
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Den Zweck stilvoll/elegant zu sein?
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Usability und Ergonomie sind mir wesentlich wichtiger als Design oder Aussehen.
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Whoops, da hab ich wohl ein falsches Pseudonym beim letzten Kommentar eingtragen… 😉
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Kein Problem.
Offenbar nutzt du gerne generische Nicks.
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Ja, aber nicht nur 🙂
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Nur welche?
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Diverse 🙂
(Aber, ganz so viel bin ich in der Blogosphäre auch gar nicht unterwegs. Oft sind das Dinge, wo ich einmal wo kommentiere, und dann nie wieder dort vorbeischaue, oder ähnliches…)
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Du willst deine Geheimnisse also für dich behalten. Schon recht.
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„Offenbar nutzt du gerne generische Nicks.“
Das ist ein Kompliment.
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