Sechshundertsiebenundzwanzig

Gestern Nachmittag war ich nach dem Jour-fixe wieder mal in der Stadt unterwegs.
Unter anderem schaute ich mich auch ein wenig in einer Boutique um, in die ich sonst eigentlich nicht gehe, da deren Sortiment weniger mein Stil ist.

Dort begegnete ich zufällig Yvonne, der Frau meines Schwagers Norbert.
Ich hatte sie bisher nicht näher gekannt, da es sich nie ergeben hatte, mehr als ein paar Worte zu wechseln. Aber da wir uns jetzt im gleichen Laden getroffen hatten, war es wohl unvermeidbar, uns kurz zu unterhalten.
Als sie vorschlug, noch zusammen etwas zu trinken zu gehen, erhob ich keine Einwände.

Ohne dass ich sie dazu aufgefordert hatte, erzählte sie mir ziemlich viel über sich.
Seit fast acht Jahren ist sie mit Norbert verheiratet. Sie ist – was ich bisher nicht gewusst hatte – auch eine „zweite Frau“. Damals hat sie ihren ungeliebten Job bei den Stadtwerken aufgegeben, um als Gattin eines erfolgreichen Arztes ganz für diesen dazusein (bzw. um als Luxusweibchen ein bequemes Leben zu führen). Früher waren Kinder kein Thema, was sie mittlerweile (mit Anfang 40) bedauert. Inzwischen fällt ihr auch mehr und mehr die Decke auf den Kopf, zumal Norbert ein notorischer Fremdgeher sei.

„Das liegt wohl in der Familie“, fügte sie sibyllinisch hinzu, „pass nur auf, dass es dir mit Carsten nicht genauso geht.“
Dass Carsten während seiner ersten Ehe einige Gespielinnen hatte, ist mir nicht neu. Inzwischen legt aber gerade er großen Wert auf Ausschließlichkeit. Da ich Einblick in seine Zeitplanung und seine Geldausgaben habe, kann ich mir sehr sicher sein, dass er sich bisher daran gehalten hat.
Also zuckte ich die Achseln und meinte, dass Carsten als Workaholic gar nicht die Zeit dazu hätte, und seine Firma meine einzige Konkurrenz sei.

Mittlerweile hatte ich ausgetrunken, und für den Abend noch andere Pläne, so dass ich mich von Yvonne verabschiedete. Wir machten aber noch aus, uns gelegentlich einmal wieder zu treffen. Vielleicht frage ich dann Kathrin, ob sie mitkommen mag. Sie hätte eine kleine Aufmunterung immer noch nötig.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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16 Antworten zu Sechshundertsiebenundzwanzig

  1. Gentleritter schreibt:

    „Da ich Einblick in seine Zeitplanung und seine Geldausgaben habe!“ – Female Lead Relationship oder was? 🙂

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  2. idgie13 schreibt:

    Selber schuld, wenn sie ihren Job aufgibt und es sich als Luxusweibchen gemütlich macht. Gibt kaum etwas langweiligeres als solche Menschen. Ich würde mich zu Tode langweilen.

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  3. Pingback: Achthundertfünfundneunzig | breakpoint

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