Ausgeflogen //2779

Den August hatten wir noch für ein paar Ausflüge genutzt. In der Firma war nicht viel los, da Ferienzeit. Außerdem ermöglichte das 9-Euro-Ticket Fahrten in nicht allzuweit entfernte Gegenden.
Ein potentielles Ziel war die Stadt (außerhalb unseres Verkehrsverbundgebiets), in der ich schon vor Jahren mal mit einem Freund+ gewesen war. Damals hatte mich ein hohler Baum beeindruckt, so dass wir uns vornahmen, ihn wieder zu finden.

Dir Hinfahrt im Regionalexpress (der nur an wenigen Stationen dazwischen anhielt) verlief schneller, als es mit dem Auto möglich gewesen wäre. Um einen Parkplatz mussten wir uns dank der Fahrkarte auch nicht kümmern.
Zunächst musste ich mich orientieren. Nur einmal war ich in dieser Stadt gewesen, und das war Jahre her. Mit Stadtplan und Navigationsgerät gelang es uns, die richtige Richtung einzuschlagen.
Der Weg war ziemlich weit und steil. Carsten schob Johannes im Buggy. Wir überlegten, die Rückfahrt mit dem Bus zu unternehmen (Spoiler: der fuhr nur alle zwei Stunden, so dass wir halt doch laufen mussten).

Ich hielt Ausschau nach jenem Baum. Ich wusste noch ungefähr in welcher Richtung er vom Hauptweg lag, aber es war schwierig. Schließlich fanden wir einen geeigneten Baum. Das heißt, es waren mehrere – vielleicht 12 bis 15 – Bäume die so eng nebeneinander standen, dass sie in der Mitte eine begehbare Höhlung hatten. Ich hatte den Baum irgendwie anders im Gedächtnis, nämlich als einen einzelnen, schon morschen und teils faulen hohlen Baum mit enormem Durchmesser. Auch stand der in meiner Erinnerung näher am Weg. Die Baumgruppe, die wir entdeckt hatten, stand auf einer Wiese an einer Anhöhe. Da müssen erst kürzlich Schafe gegrast haben, denn überall lagen die Kötel herum.
Ich weiß also nicht, ob das tatsächlich derselbe Baum war. Vielleicht trügt mich meine Erinnerung. Möglicherweise existiert der damalige Baum auch gar nicht mehr. Das Gelände ist riesig. Keine Chance, da gründlicher zu suchen.
Wie auch immer – die Baumgruppe stand abseits und erschien uns geeignet. Leider war der Boden doch nicht so eben, so dass wir Schwierigkeiten hatten, uns halbwegs bequem und sicher hinzustellen. Dazu kam, dass selbst im Inneren die Schafe ihre Exkremente hinterlassen hatten. Johannes wurde im Buggy schnell unruhig und langweilte sich. Ich wollte ihn aber auf dieser Wiese mit ihren schäfischen Hinterlassenschaften nicht herumlaufen lassen.
Kurz – es blieb beim Versuch. Vollenden konnten wir ihn etwas später in einem kleinen Wald.

Wir liefen weiter bergauf. Inzwischen hatte ich Hunger. Eigentlich wollten wir oben in die Gaststätte einkehren, mussten aber feststellen, dass sie geschlossen hatte. Wir schauten uns noch einige Zeit oben um, bevor wir uns auf den Rückweg (wieder zu Fuß) machten.
Im Ort angekommen, fanden wir kein geöffnetes Restaurant, das uns beiden gefallen hätten, aber schließlich einen Biergarten. Dort bekamen wir schmackhaftes Essen.

Frisch gestärkt fuhren mit einem Stadtbus in einen anderen Stadtteil, wo es laut des Stadplans einen schönen Park geben sollte. Tatsächlich gefiel uns dieser Park sehr gut. Es gab lauschige Laubengänge mit reichlich bequemen Sitzbänken.
Auf einer davon ließen wir uns nieder. Carsten meinte, er wolle im nächsten Lebensmittelladen Eis für uns besorgen, und ging in Richtung des Ausgangs weg. Ich blieb mit Johannes zurück, der hier gut auf den Wegen spielen konnte, während ich die Ruhe und den leichten Blütenduft genoss.
Carsten ließ sich wohl Zeit. Ausgerechnet auf der Bank neben uns ließ sich dann eine Frau nieder, die sofort ihr Handy herauszog, und irgendetwas abhörte. Nach verschiedenen Stimmen, folgte irgendwelche scheußliche Musik, dann wieder Stimmen. Allmählich störte mich das. Hier war es vorher so ruhig und friedlich gewesen. Hatte ich anfangs noch angenommen, diese Geräuschimmissionen würden nicht lange anhalten, machte sie keine Anstalten, ihr Handy wieder wegzulegen. Ich überlegte, ob ich sie bitten solle, die Lautstärke zu reduzieren, entschloss mich dann aber, lieber umzuziehen und mich ein Stück weiter auf eine andere Bank zu setzen.
Gerade als ich mit Johannes unterwegs war, hörte ich Carsten mich von hinten rufen. Gemeinsam setzten wir uns dann wieder auf eine andere Bank und aßen das Eis.

Auf dem Weg zum Bahnhof machten wir noch kurz Pause in einer Kirche, um uns etwas auszuruhen. Hoffentlich behalten die dort ihr Stadtwappen und knicken nicht vor den Wokenden ein.
Danach machten wir uns endgültig auf den Heimweg, der fast ebenso glatt lief wie der Hinweg, außer dass die Sohle an meiner Sandale begann, sich zu lösen. Ich kam damit aber noch zurück.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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18 Antworten zu Ausgeflogen //2779

  1. pirx1 schreibt:

    Wallensteins Getreueste

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  2. noch1glaswein schreibt:

    Wenn ich was von woke höre, werde ich immer ganz müde

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  3. Plietsche Jung schreibt:

    Auf der Fahrt nach Tirol gab es einen Pitstop in Coburg. 80 % der er Restaurants waren geschlossen. Entweder wegen Reichtum oder schlicht weil Personal fehlt.
    Heute am Chiemsee ist es kaum anders.

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  4. blindfoldedwoman schreibt:

    Wie muss man sich das vorstellen? Hast Du Carsten von dem Stell-Dich-ein mit dem damaligen Liebhaber erzählt und das Du es dort mit ihm wiederholen wolltest?

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  5. Pingback: Tweets Numero m+19 //2878 | breakpoint

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