Als ich am Wochenende mit meiner Mutter telefonierte, erzählte sie mir, dass Frau U. kürzlich verstorben sei.
Frau U. war meine Lehrerin in der dritten und vierten Klasse gewesen. Sie war damals schon alt (zumindest erschien es mir so). Das ist inzwischen weit über dreißig Jahre her. Inzwischen musste sie ein quasi biblisches Alter erreicht haben.
Ich fragte meine Mutter, an was Frau U. denn gestorben sei. Das wusste sie nicht, meinte nur, dass sie sie noch vor ein paar Wochen erst in der Kirche gesehen habe, und dass sie ja schon sehr alt gewesen sei. Das ist eben der Lauf der Dinge.
Ich habe viel bei Frau U. gelernt. Meistens gelang es ihr, einen interessanten Unterricht zu halten. Aus irgendwelchen Gründen erinnere ich mich besonders an den Heimatkundeunterricht, wo wir erfuhren, dass die Schweden einst unser Städtchen besetzt hatten, und welche Flüsse, Berge und Burgen sich in der Nähe befinden.
Da ich (BTW mit Abstand) die Klassenbeste war, wollte ich natürlich auf das Gymnasium, und meine Eltern befürworteten das.
Als meine Eltern dies bei einem Elternsprechabend mit Frau U. abklären wollten, meinte diese über mich: „Da wird sie noch viel weinen. Da braucht man Ellbogen!“
Ja, der Lauf der Dinge. Jedes Leben beginnt, und endet auch wieder irgendwann. So ist es halt.
Wenn man bedenkt, dass ich damals kaum älter war, als David oder Sophie jetzt .. Das ist einerseits schon soooo lange her. Andererseits war ich damals auch schon Ich .. Versteht ihr, was ich meine?
Rein statistisch gesehen, habe ich bereits mindestens die Hälfte meiner Lebensdauer erreicht. Mehr Menschen auf der Erde sind inzwischen jünger als ich statt älter, und dieses Gleichgewicht verschiebt sich sekündlich. Ein deprimierender Gedanke.
Das Leben ist vergänglich.
ich finde den gedanken nicht deprimierend. ds füllhorn des erlebten mit der gewonnenen lebenserfahrung lässt mich mich gut fühlen. und wenn die stunde des abschieds kommt, dann kommt sie eben und ich bin froh, meine zeit auf dieser welt gehabt zu haben. da bin ich sicher.
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„Deprimierend“ mag übertrieben sein, aber die Einsicht, dass die eigene Lebenszeit begrenzt ist, und größtenteils bereits abgelaufen, stimmt mich schon zumindest ein wenig nachdenklich.
Schließlich gibt es noch so viel Neues zu lernen und zu entdecken, noch so viel Schönes zu erleben.
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ja, da muss man wissen, was sich lohnt und was nicht.
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Mich machte es nachdenklich, dass nun die Zukunft kürzer sein wird als die Vergangenheit Da weiß man dann einfach, dass man alt wird.
Deprimierend empfinde ich das nicht, aber komisch ist es doch. Wie du schreibst, man wird nachdenklich.
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Ja, so ist es. Man muss sich halt damit abfinden, auch wenn es einem nicht gefällt.
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Hach ja,
Leben ist vergänglich. Leider. Ich fühle dir nach – es gibt einfach so vieles, was man noch machen und lernen könnte. Und man muss immer mehr auswählen …
Lehrer aus der Grundschule sind von mir auch schon einige verstorben. Auch die, die mich Mathe gelehrt haben, so schade. Aber meine Klassenlehrerin aus der Grundschule lebt noch, die war damals noch recht jung und ist jetzt etwas älter als meine Eltern. Werde ich wohl auch dieses Jahr entweder zum Geburtstag besuchen oder zumindest gratulieren.
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War sie etwa nicht damals auch bereits älter als deine Eltern? Deine Formulierung verwirrt mich gerade etwas.
Meine Lehrerin der 1. Klasse lebt meines Wissens noch. Sie war damals noch jung, wir waren eine ihrer ersten Klassen.
Die Lehrerin in der 2. Klasse ist dagegen schon vor längerer Zeit verstorben. Sie stand damals kurz vor der Pensionierung.
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Schön, wenn ich dich mal verwirren kann 😎
Bei den Formulierungen schließt das Eine das Andere nicht aus…
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Wie wäre es, wenn wir einfach das „jetzt“ in deinem ursprünglichen Kommentar streichen, da es eine Zeitabhängigkeit der Altersdifferenz impliziert, die nicht vorhanden ist?
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Nö. 😉
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Dann halt nicht.
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Ich vermisse wenig, tue Dinge, die ich mag und möchte und reiste schon zu allen möglichen Orten dieser Erde.
Ich brauche nicht viel und kann viel aus Erlebnissen für mich absorbieren und da klar ist, dass ich nie alles sehen und tun kann, was überhaupt auf Erden möglich ist, bin ich durchaus zufrieden.
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Es geht mir überhaupt nicht darum, an möglichst vielen Orten herumzukommen.
Aber ich habe noch so viel Kreativität und Innovationskraft in mir, die ich noch umsetzen möchte.
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Na, dann los !
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Seit 7 Jahren ist für mich jeder Tag ein geschenkter. Ich hatte schon abgeschlossen mit meinem Leben und es wär ok gewesen für mich, abzutreten. Aber ich leb schon noch gern ein paar Jährli 😎. Die Hälfte hab ich wohl sehr lang schon hinter mir. Was soll’s?
Ich hab vor ein paar Wochen meinen ehemaligen Deutschlehrer in Hamburg getroffen. Das war wirklich spannend 😀
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Ja, das verstehe ich, dass solche lebensbedrohlichen Krankheiten die Einstellung zum Leben verändern können.
Einerseits ist jeder Tag kostbar, andererseits sieht man es nicht mehr als sebstverständlich an.
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Hierzu fällt mir nur die Maßbandmetapher ein, die ich selber verbloggt habe.
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Das Maßband – ich erinnere mich an deine Metapher – bezieht sich ja nur auf die statistische Lebenserwartung. Mit dem individuellen Fall hat es nichts zu tun. Man weiß ja schlicht überhaupt nicht, wie lange man selbst auf Erden wandeln wird (was prinzipiell eigentlich gut ist – nicht auszudenken, wenn man den eigenen Todeszeitpunkt bereits Jahre vorher wüsste).
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Man kann sich helfen mit den bekannten Sterbe- oder Restlebenstafeln; der Median gibt zumindest einen Richtung vor was noch vor einem liegen könnte. Gewissermaßen eine Art MTTF – mean time to failure – um diesem sinisteren Thema einen positiven Touch zu geben 🙂
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