Kompromiss am Abend //1912

Entspannt saß ich abends auf dem Sofa und ließ mich nach einem stressigen Tag ein wenig vom Fernsehprogramm berieseln.
Carsten kam aus dem Arbeitszimmer und gähnte. „Ich geh‘ jetzt ins Bett. Kommst du mit?“
„So früh schon? Da kann ich noch nicht schlafen“, lehnte ich ab, „warum kommst du nicht noch ein wenig zu mir und schaust mit mir Fernsehen?“

Mein Vorschlag gefiel ihm, denn er setzte sich neben mich auf das Sofa. „Zu meiner Anny komm‘ ich doch immer gern.“
„Meintest du ‚zu‘ oder ‚in‘?“, fragte ich nach, während ich meine Beine auf seinen Schoß legte.
„Beides“, antwortete er kurz, und begann, meine Beine zu streicheln.

Er öffnete dann seine Hose und wir machten ein wenig Schenkelverkehr. Das wurde uns aber schon bald langweilig, also setzte ich mich auf ihn drauf. Auf dem Sofa ist das recht anstrengend. Deshalb stand ich schon bald wieder auf, schob zwei Stühle mit der Lehne zusammen, kniete mich auf den einen, und stützte mich mit den Händen auf den anderen ab. Ich wackelte einladend mit dem Gesäß. Das ist immer noch eine unserer Lieblingsstellungen.
Als wir fertig waren, meinte Carsten, dass er jetzt seine Hose auch gleich auslassen könne, da er jetzt eh ins Bett ginge. Ich meinte, dass ich noch etwa eine halbe Stunde aufbleiben wolle, und dann ja auch noch die Spülmaschine anlassen und Zähne putzen müsse.

„Dann schlafe ich vermutlich schon, bis du nachkommst“, gab er zu bedenken.
„Warte halt auf mich.“
„Ich bin müde, Anny.“
„Wir hatten in letzter Zeit kaum noch Einschlaf-Sex“, stellte ich fest, „weil du meistens schon schläfst.“
„Wir hatten doch gerade erst.“
„Das hilft mir aber nicht beim Einschlafen. Ich kann nicht einfach so einschlafen, kaum dass ich im Bett liege.“

„Süße, du darfst froh sein, dass ich noch so rüstig bin.“ Er begann frei zu skandieren:
„Oh, der Jugendzeit gedenk‘ ich. Alle Glieder war’n gelenkig – bis auf eins.
Jetzt werd‘ ich ein alter Greis. Alle Glieder werden steif ..“

Was soll das? Sonst zitiere ich Goethe. Meist den Götz („wo viel Licht ist, ist auch Schatten“ – obwohl das Unsinn ist: Photonen können auch vorhanden sein, ohne dass ein opakes Objekt sie absorbiert) oder den Faust („dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält“).
„So alt bist du noch lange nicht!“, unterbrach ich ihn, „und der Herr Geheimrat hatte nicht immer recht. Mit seiner Farbenlehre zum Beispiel lag er ziemlich daneben.“

„Ach, Samtpfötchen“, er wickelte eine Strähne meiner Haare um seinen Finger, „mir fällt gerade ein, dass ich noch eine Zeitschrift habe, in der ich einen Artikel lesen wollte. Das werde ich jetzt halt noch machen. Du beeilst dich mit deinem Kram, dann treffen wir uns um halb elf im Bett.“
„Wunderbar“, bestätigte ich, „das passt mir vom Timing.“
Es ist doch immer wieder schön, wenn man gemeinsam konstruktive Lösungen findet.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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10 Antworten zu Kompromiss am Abend //1912

  1. keloph schreibt:

    ein wirklich guter 😉

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  2. blindfoldedwoman schreibt:

    Ein echter Glücksgriff der Mann.

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