Body Mass Increase //1579

Als Kind wuchs ich fast nur in longitudinale Richtung, während ich – ganz egal wieviel ich aß – transversal kaum etwas zulegte. Ich habe (zumindest rückblickend) den Eindruck, dass sich die Nahrungszufuhr weit vorrangig in die Höhe auswirkte. Ich war sehr groß, aber blieb dünn. Hätte ich irgendeinen Mangel gelitten, wäre ich mit Sicherheit nicht so gewachsen. Auch hatte ich damals runde Backen (hier meine ich die im Gesicht – inzwischen sind sie zwar nicht mehr ganz so rund, dafür die anderen erst recht).
[Auf alten Fotos sehe ich mit etwa 13 oder 14 furchtbar aus. Unterhalb der Gürtellinie breites Becken und Storchenbeine, Taille aufwärts kindlicher Oberkörper. Daran, dass mein Hüftumfang etwa anderthalb mal so groß wie mein Taillenumfang ist, hat sich seither aber nichts geändert.
Mit 16 oder 17 hatte ich dann bereits eine tolle Figur. Bloß hat mir das niemand gesagt, und meine Kleidung verbarg meine Reize, anstatt sie zu betonen.]

Später in meiner Jugend und während des Studiums blieb meine Masse (innerhalb eines angemessenen Rauschens) ziemlich konstant. Dabei aß ich reichlich. Zusätzlich zu normalen Mahlzeiten war es für mich üblich, eine Tafel Schokolade und eine Tüte Chips pro Tag zu verzehren (oder äquivalente Naschereien). Und immer wieder Eis oder Kuchen zwischendurch, abends gerne noch einen kleinen Imbiss oder warmen Snack.

Es nervte sehr, wenn mich Personen, die mich nur flüchtig kannten (und denen i.A. eine Entfettungskur gutgetan hätte), immer wieder aufforderten, mehr zu essen.
[Andere, teilweise niederträchtige Äußerungen verunsicherten mich damals, oder verletzten mich sogar.
Kleines Erlebnis aus Studienzeiten: Als ich in einem Café bei Kaffee und Torte (!) saß, fragte mich eine fremde Frau am Nebentisch, ob ich magersüchtig sei.
Von Beleidigungen und Unterstellungen gegenüber nicht-lipophilen Männern mal ganz zu schweigen (hat man ja auch erst kürzlich wieder bei den Palmers-Osterhöschen beobachten müssen).]

Bei Stress, Problemen oder gesundheitlichen Beeinträchtigungen nehme ich automatisch ab, da ich dann sofort den Appetit verliere, während es mir sehr schwer fällt, danach wieder zuzulegen. Außerdem gibt es anscheinend eine Art Hysterese: Massenverlust merke ich für gewöhnlich zuerst an den Brüsten, während Massengewinn sich anfangs bevorzugt am Gesäß anlagert.

In den letzten Jahren habe ich den Eindruck, dass sich die Effizienz meiner Futterverwertung gesteigert hat. Ganz allmählich bin ich nicht mehr ganz so schlank wie früher. Tendenziell habe ich im Mittel etwa ein halbes Kilogramm pro Jahr zugenommen, und bin jetzt an einem Punkt angelangt, wo es eigentlich reicht, und ich kein Interesse mehr habe, weiter zuzunehmen (zumal Carsten mir angekündigt hat, mich rauszuschmeißen, wenn ich dick werde – keine Ahnung, wie wörtlich er das meint, zumindest fände er mich dann wohl nicht mehr begehrenswert).
Mein Thigh Gap ist ziemlich verschwunden. Wenn ich bei jedem Schritt spüre, wie meine Oberschenkelinnenseiten Berührungskontakt bekommen, so ist mir das unangenehm. Dann esse ich einfach zwei oder drei Tage lang weniger, nämlich nur so viel, wie ich wirklich Hunger habe. Dann passt es wieder. Es ist zwar neu für mich, dass ich nicht beliebig viel essen und naschen kann, aber auch kein Problem – weder Anstrengung, noch Einschränkung, lediglich eine Umstellung langjähriger Gewohnheiten.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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9 Antworten zu Body Mass Increase //1579

  1. Plietsche Jung schreibt:

    Willkommen im Leben ! 😊

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  2. Ochmonek schreibt:

    Über einen Zeitraum von ca. 15 Jahren jährlich ca. 500 bis 1000 Gramm zuzunehmen habe ich auch hinter mir. Kurz vor dem Erreichen der 80-kg-Grenze habe ich mich an das hier erinnert https://www.heise.de/tr/artikel/Ein-Physiker-Blick-auf-Fettleibigkeit-277051.html und bin inzwischen wieder unter 70kg angekommen.

    In die gleiche Richtung geht und aktueller ist https://fettlogik.wordpress.com .

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    • Die Erhaltungssätze machen klar: Von nichts kommt nichts.
      Wer abnehmen will, braucht also lediglich weniger zu essen als er verbraucht.

      Der Umkehrschluss gilt jedoch nicht, denn der menschliche Körper ist ja kein abgeschlossenes System. Hier muss man die Kontinuitätsgleichung betrachten.
      Der Heise-Artikel beschränkt sich dabei auf das ausgeatmete Kohlendioxyd.
      Dabei übt IMHO die Effizienz der Verdauung einen deutlich größeren Einfluss aus.
      Wenn die Nahrung nur schlecht verwertet wird, und nicht völlig verdaut wieder ausgeschieden wird, nimmt man nicht unbedingt zu.
      Ich esse inzwischen eher weniger als vor vielleicht 20 Jahren. Damals habe ich nicht zugenommen, inzwischen tendenziell schon (wenn auch immer noch langsam).

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  3. Pingback: 50 Tweets of Breakpoint //1782 | breakpoint

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