Zwölfhundertachtundneunzig

Ein angeblich konträres Thema steht diesmal beim Webmasterfriday an. Es geht um um die Frage, wieviel Risiko lebenswert ist.
Dieses Thema ist in der einen oder anderen Form schon gelegentlich bei verschiedenen Situationen in meinen Blog tangiert worden, aber ausführlicher habe ich noch nicht darüber geschrieben.
Ich sehe auch nicht so recht, wo es konträr sein sollte. Eigentlich halte ich es für relativ einfach und eindeutig. Zumindest habe ich schon über viel polarisierendere Themen gebloggt.

Bei der Entwicklung technischer Produkte ist es Standard, eine so genannte Risikoanalyse zu erstellen. Dabei überlegt man sich, welche Risiken bei der Nutzung eines Produktes auftreten können, mit welcher Wahrscheinlichkeit jeweils, und welche Auswirkungen sie haben können. Die einzelnen Punkte werden dann nach einem bestimmten Schema gewichtet, und je nach Ergebnis entschieden, ob das Produkt so verwirklicht werden kann, und wo sich das Risiko eventuell reduzieren lässt. Selbstverständlich wird die Risikoanalyse für spätere Nachvollziehbarkeit und Rechtssicherheit dokumentiert und archiviert.

Das ganz normale Alltagsleben birgt eine Reihe von Risiken, denen man sich nicht entziehen kann. Ein Sturz auf der Treppe, ein Unfall im Straßenverkehr, die Ansteckung mit einer Infektionskrankheit, und viele weiter Gefahren sind potentiell möglich. Dies ist das allgemeine Lebensrisiko, das man nur minimieren kann, wenn man den ganzen Tag im Bett bleibt (so wie Sheldon das einmal in einer TBBT-Folge versuchte durchzuziehen).
Nun gibt es auch Situationen, die diese normalen und üblichen Risiken noch erhöhen. Jede Reise birgt mehr Gefahren, als im gewohnten Umfeld zu bleiben. Viele Leute üben Sportarten aus, bei denen Verletzungen häufig sind. Einige Personen suchen gar den Kick über Mutproben wie Bungee-Springen.
Auch da ist es immer eine Abwägung, das Risiko dem erwarteten Erfolg, Nutzen oder Spaß gegenüberzustellen. Diese Äbwägung steht im Ermessen eines jeden einzelnen mündigen Menschen.
Ich persönlich bin meist vorsichtig, und gehe kaum ein unnötiges Risiko ein, und wenn doch, versuche ich vorher so zu planen, dass ich möglichst viele Faktoren ausschließe, die sich negativ auswirken könnten.

Natürlich gibt es nicht nur Risiken, die sich auf Leib und Leben auswirken können, sondern auch viele weitere, beispielsweise beim Abschluss von Finanzgeschäften, bei der Gründung eines Unternehmens, oder schlicht beim Betrieb eines Computers (insbesondere ohne wirksamen Virenscanner und konfigurierter Firewall).
Was auch immer, man sollte sich vorher die Risiken klarmachen, und sich überlegen, ob man bereit ist, sie einzugehen. Jeder Mensch hat seine individuelle Grenze.
Wenn ein Vorhaben gut ausgeht, beruhte seine Durchführung auf Mut, bei einem Fehlschlag war es im Rückblick Dummheit.

Jeder Fortschritt ist begleitet von Risiken. Aber dem stehen auch mehr oder weniger große Chancen gegenüber. Wer jedes Risiko scheut, der verpasst halt auch einiges. Man muss beides sehen, und dann auf dieser Grundlage seine Entscheidung treffen.

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Einige Male habe ich bei WMF-Themen auch andere Teilnehmer aufgezählt und verlinkt. Aber das macht immer viel Arbeit und Aufwand (und das Risiko ist, dass dem Aufwand kein Nutzen gegenüber steht), so dass ich mir meist die Zeit dafür nicht nehme.
Eventuell schaffe ich es diesmal wieder, kann aber nichts versprechen.

Die Meinungen anderen WMF-Teilnehmer:
Sabienes sieht eine Gradwanderung zwischen übertriebener Vorsicht und Draufgängertum. Sie selbst ist vorsichtig, und will sich und ihre Familie vor vermeidbaren Risiken schützen.
Auf Das-Leben-ist-ein-Spiel schätzt sich Jana zwar nicht als übermäßig risikofreudig ein, meint aber, dass etwas Risikofreude das Leben erst spannend macht. Sie plädiert dafür, dass Mütter weniger übervorsichtig sein sollen.
Mella erinnert sich auf „Trampelpfade“ an ihre Kindheit, und überlegt, wo die Grenze zwischen Fahrlässigkeit und Überfürsorglichkeit von Eltern ist.
ednong stellt fest, dass die Dosis das Gift macht, und meint, dass man es lernen muss, Risiken richtig zu bewerten. Wer verantwortungsvoll mit seinem Leben umgeht, kann dennoch Spaß haben.
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Auch wenn das jetzt gar nichts mit dem WMF-Thema zu tun hat, verlinke ich auf die Auswertung der Kommentare von April bis Juni 2016.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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31 Antworten zu Zwölfhundertachtundneunzig

  1. Leser schreibt:

    Hmm, „Betrieb eines Computers insbesondere ohne ohne wirksamen Virenscanner und konfigurierter Firewall“ – das mache ich seit knapp 10 Jahren so, und seit mindestens 5 davon auf mehreren Rechnern parallel gleichzeitig. Nie ein Problem dabei gehabt. Das Risiko besteht also eher darin, welches Betriebssystem man benutzt 🙂

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    • Das ist ja schön für dich!
      Meines Wissens überleben sogar die allermeisten Bungee Jumper.

      Unabhängig vom OS besteht auch das Risiko eines Datenverlustes (z.B. durch Plattencrash), und wenn du auf eine Phishing-Mail hereinfällst, nützt dir dein OS auch nichts.

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    • Alex schreibt:

      Jap, seit jahren auf meinem Windows keinen Virenscanner mehr drauf.
      Windows Onboard FW ist aber aktiv (mittlerweile, seit ich eine direkte Verbindung ohne zwischengeschaltene ‚Fritzbox‘ verwende).

      Bisher habe ich noch nie einen Virus gefunden!

      (Backup mache ich natürlich (noch) – weil Festplatten gerne kaputtgehen)

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      • Der Windows Defender ist ja seit Windows Vista automatisch dabei, und darüber hinaus habe ich auch keinen speziellen Virenschutz.
        Ich nutze parallel mehrere Rechner (einschl. VMs und Server), und habe auch seit Jahren keinen Virus mehr eingefangen, weil ich ziemlich umsichtig aufpasse, welche Seiten ich ansurfe (toi, toi, toi).
        Meine alte XP-VM lasse ich aber nur noch auf ausgewählte Domains. Sicher ist sicher.

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  2. ednong schreibt:

    „Auch wenn das jetzt gar nichts mit dem WMF-Thema zu tun hat, verlinke ich …“ – LOL. Da bringen wir mal ein wenig Spannung in den Post 😉

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  3. Plietsche Jung schreibt:

    Normalerweise reicht es, den Kopf einzuschalten und auch die Erfahrungen anderer zu assimilieren. Da das die wenigsten tun, müssen viele halt sterben oder als Invalide im Rollstuhl sitzen.

    Klar kann man sich nicht gegen jedes Riskio bewehren, aber ein Großteil ist selbstgebaut. Trotzdem muss das Leben nicht langweilig sein.

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  4. Sabienes schreibt:

    Ich glaube, das Thema war besonders für den Martin konträr, nachdem er auf Facebook ein Foto vom neuen Gartentrampolin seiner Kinder OHNE Fangnetz gezeigt hat. 😉
    LG
    Sabienes

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    • Ja, über konkrete Situationen kann man wohl schon konträr diskutieren.
      Ich hatte das Thema aber abstrakter verstanden, und gestehe jedem Menschen seine individuellen Grenzen zu, und rede niemandem rein.
      Die Verantwortung für Kinder oder Schutzbefohlene ist ein Zusatzaspekt, der wohl strengere Kriterien erfordert, als wenn man nur für sich selbst entscheidet.

      Schönes Wochenende und lg
      Anne

      PS: Jetzt weiß ich wieder, warum ich Facebook nicht mag.

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      • sevens2 schreibt:

        Am Rande bemerkt, ein Thema kann allenfalls in Bezug auf ein anderes Thema „konträr“ sein. Es ist *kontrovers*, wenn in Bezug auf es konträre Auffassungen – wenn in seinem Rahmen konträre Auffassungen – vertreten werden.

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        • Du hast recht, Stephan. Danke für den Hinweis.
          Im WMF-Text stand „konträre Sichtweisen“.
          Ich hatte meinen Einleitungssatz urprünglich anders formuliert gehabt, dann abgeändert, wobei mir die unkorrekte Verwendung nicht aufgefallen ist. 😳
          Jetzt muss ich es aber so lassen, sonst gibt es wieder andere Inkonsistenzen.

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    • sevens2 schreibt:

      Fangnetz… pff. Das ist ein Garten. Da stehen Sträucher. (Und fliegen Kinder.)

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  5. Pingback: Dwidder mal widder //1490 | breakpoint

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