Dreihundertsiebenundsechzig

Die Preisverleihung lief ähnlich ab wie letzes Jahr.
Ich trug mein neues mauvefarbenes (0xCC3399) Stretchkleid (lange Ärmel, hochgeschlossen, knielang, aber dafür hauteng) und dazu seit langem wieder einmal High Heels. Eigentlich ist es ja noch zu kühl, um auf Unterwäsche zu verzichten, aber da sich die Dessous unter dem Stoff abzeichneten, blieb mir nichts anderes übrig.

Nach einigen Grußworten, von denen Carsten wieder mal das bemerkenswerteste hielt, wurde das Buffet eröffnet. Diesmal waren auch genügend Sitzplätze und Tische vorhanden (manchmal bringt es schon etwas, wenn man fehlende Sitzgelegenheiten kritisiert).
Einen Nachteil haben die Tische allerdings schon: Es ist viel schwieriger die Gesprächspartner zu wechseln, weil man immer mit den gleichen Leuten am Tisch sitzt.

So saß uns ein Paar gegenüber: er etwa 40 und mit Nickelbrille und seine Begleiterin, wohl auch so um die vierzig – zumindest sah sie so aus, aber wie sich herausstellte sogar etwas jünger als ich – leicht adipös und mit tiefausgeschnittenem Kleid. Wenn ich mit solch tiefem Ausschnitt hierhergekommen wäre, hätte das bestimmt wieder Ärger mit Carsten provoziert. Aber ich habe mich ja damit zufrieden gegeben, dass der Schnitt des Kleides besonders mein Gesäß betont (so gesehen wären Stehplätze doch besser gewesen), und da ich keinen <BH| trug, gab es auch noch zwei andere Blickfänge (was Carsten zweifellos aufgefallen war, aber er hielt sich an die Vereinbarung bezüglich meiner Kleidung).

Wir saßen also essend am Tisch und machten dabei etwas sinnlosen Smalltalk.
Irgendwann stand dann die Frau auf, weil sie sich angeblich noch etwas zu trinken holen wollte.
Dabei beugte sie sich so weit nach vorne, dass ich den Einblick zwischen die Fettgehänge nicht vermeiden konnte.

Jedem Mann sollte es klar sein, dass so etwas nie zufällig passiert. Frauen wissen ganz genau, was sie da tun. Beim Aufstehen muss man sich gar nicht so nach vorne beugen, es sei denn, man verfolgt damit einen Zweck.
Auch Carsten, der ja direkt neben mir saß, muss der Blick in dieses Dekolleté nicht erspart geblieben sein, aber er würdigte sie keines weiteren Blickes.
Denn wieso sollte er auch wässrige Melonen oder saure Grapefruits haben wollen, wenn er süße Pfirsiche haben kann, mit jeweils einer leckeren Himbeere garniert?
Alles was über Cup B hinausgeht ist ohnehin nur Fett oder Silikon.
(Mit etwas elementarer Mathematik – oder dem Gauss’schen Satz, wem das lieber ist – lässt es sich ganz einfach zeigen, dass die Sensibilität von Brüsten – vereinfacht ausgedrückt – mit dem Quadrat der dritten Wurzel des Volumens sinkt.
Und denjenigen, die’s nicht so mit der Mathematik haben, schlage ich ein kleines Experiment vor:
Nehmt einen leeren Luftballon. Dann malt ihr mit einem geeigneten Stift Punkte eng darauf, so dass ein etwa äquidistantes, hexagonales, zweidimensionales Gitter entsteht. Die Punkte symbolisieren die Nervenenden, deren Anzahl bei jeder Frau zeitlich konstant sein dürfte. Jetzt blast ihr den Ballon auf die gewünschte Größe auf. Was stellt ihr fest?)

Aber ich schweife ab.
Ich bat Carsten, mir noch einen Nachtisch zu holen. Er grinste und meinte, die Servicekräfte hätten vorhin schon so seltsam geschaut, als er einen ganzen Teller voll mit verschiedenen Desserts für mich geholt habe.
„Wahrscheinlich halten sie dich für einen Schnorrer“, lachte ich.

Kurz nachdem Carsten gegangen war, kam diese Frau wieder an unseren Tisch zurück. Da Carsten ja unterwegs war, blieb ich diesmal von einem weiteren Bücken ihrerseits verschont, als sie sich hinsetzte.
Viel mehr gibt es über diese Veranstaltung eigentlich nicht zu sagen.

Meine Sachen, die ich für das Wochenende brauchte, hatte ich bereits zusammengepackt. Sie warteten im Kofferraum von Carsten’s Wagen, mit dem wir dann gemeinsam zu unserem Wochenenddomizil fuhren.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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12 Antworten zu Dreihundertsiebenundsechzig

  1. dieSuchende schreibt:

    Interessante Bruststudie – was die Nervenenden betrifft…
    da kann man dann nur hoffen, dass MANN große Hände hat *lach*

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  2. Moody schreibt:

    Vielen Dank für den Bericht, da schlafe ich mal aus und denke noch, dass mal wieder eine weitere recht erotische Erzählung folgt (das hautenge Kleid ohne Unterwäsche ist nun wirklich eine gute Einleitung) und dann knallst Du mir unästhetisches Gehänge um die Ohren… na so gibt es zumindest keine Probleme beim Wasserlassen.

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  3. gelöschter User schreibt:

    dass keine Frau rein zufällig Einblicke in ihr Dekolleté gewährt leuchtet mir ein…..genau so wenig schaut ein Mann rein zufällig in selbiges hinein, und genau so wenig läuft tragen Männer grosse Gürtelschnallen und stecken sich das Hemnd in die vermeintlich enge Hose….Der Unterschied zwischen beiden besteht darin dass die Frau ihr Dekolleté BEWUSST zur Schau stellt, während der Mann von seinem Un(ter)bewusstsein gesteuert wird…..;)

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  4. baerlinerin schreibt:

    Klasse geschrieben. 🙂 Und deine Figur muss der Knaller sein. *neidischbins* Sehr anschaulich angekommen. *lach* Also so ganz ohne Wäsche habe ich noch nie eine „öffentliche“ Party besucht. Aber nur mit hohen Stiefeln, halterlosen Strümpfen und Dessous unter`m Trench durch Berlin ist auch spannend, versprochen! 😉 Passend zu den „wäßrigen Melonen“ fällt mir auch gleich ein Witz, erzählt von Lagerfeld, ein: „Was tragen ältere Frauen zwischen ihren Brüsten? – Ihren Bauchnabel!“ Ooops… *grins* Bin ja selbst Frau und früher oder später sucht uns die Schwerkraft wohl alle heim, aber wahr haben will ich`s auch noch nicht. Ein zauberhaftes Wochenende euch beiden und LG.

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