Wer bin ich? //2462

Wer sich aus diesem Text Daten und konkrete Informationen über mich erhofft, den muss ich gleich enttäuschen. Es geht eher um abstraktere Fragen wie „Was ist mir wichtig? Was macht mein Leben aus? Was definiert mich? Was will ich erreichen? Was ist mein Antrieb?“ – Fragen, über deren Antworten sich wohl jeder selbst einmal klarwerden sollte.

In der aktuellen Phase meines Lebens setze ich meine Prioritäten anders als sonst. Natürlich ist momentan das Baby am wichtigsten. Vor allem braucht es mich. Aber im Laufe der Zeit wird sich das abschwächen. Ein Schulkind, ein Jugendlicher, junger Erwachsener braucht die Eltern bei weitem nicht mehr so dringend wie ein hilfloser Säugling. Es wäre deshalb sinnlos, mich allein als Mutter zu definieren. Dieser Zustand geht vorrüber, wenn das Kind aufwächst, und ist nur ein temporärer Lebensabschnitt.
Auch Carsten ist mir wichtig. Er bereichert mein Leben, und ich bin gerne mit ihm zusammen. Er würde mir fehlen, wenn er nicht da wäre, aber ich bin nicht abhängig von ihm.

Und die meisten anderen Menschen sind mir ohnehin gleichgültig. Mea sponte habe ich nur dann die Gesellschaft anderer Menschen gesucht, wenn die Hoffnung bestand, Sexpartner zu finden.
Ich mag häufigen Sex. Sex ist Teil meines Lebens. Ohne Sex würde ich allmählich unzufrieden und frustriert werden. Aber auch Sex macht mein Wesen nicht vollständig aus, und davon abgesehen, will ich möglichst wenig mit anderen Menschen zu tun haben.

Meine Arbeit hat für mich große Bedeutung, ist aber kein Selbstzweck. Ich trage Verantwortung – früher nur für mich selbst, inzwischen für viele Beschäftigte. Diese Verpflichtungen erfülle ich, aber das ist nur ein kleiner Teil meiner Persönlichkeit.
Es gefällt mir, kreativ zu sein, Neues zu erfinden und Innovationen in die Realität umzusetzen. Das gibt mir Erfolgserlebnisse, ist aber dennoch nicht der innerste Kern meines Wesens.

Schon vor langer Zeit habe ich akzeptiert, dass ich eben „anders“ als die allermeisten Menschen bin. Mit hyperemotionalen, sentimentalen, esoterischen, impulsiven Personen komme ich gar nicht klar. Brauche ich auch nicht.
Manche Menschen werden vom Wunsch nach materiellen Gütern, Fernreisen oder Luxus angetrieben. Mir liegt daran nichts. Omnia mea mecum porto. Ich mag Materie zwar an sich, aber unnötige Besitztümer sind nur Ballast. Reisen empfinde ich als anstrengend, und weiter als höchstens eine fünfzehntel Lichtsekunde kann man sich auf der Erdoberfläche eh nicht entfernen. So exotisch fremde Länder anmuten mögen, das ist alles nur auf dem winzigen Planetchen Terra, und reizt mich nicht.
Allerdings schätze ich einen gewissen Komfort, und sich nicht andauernd um zwar notwendige, aber stumpfsinnige Alltagsbanalitäten (wie Essen beschaffen oder Hausarbeit) kümmern zu müssen.

Grundlegend für mein Naturell ist wissenschaftliche Neugier. Das Streben nach Erkenntnis. „Dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält.“ Tja, auch wenn ich schon desillusioniert und resigniert bin, was die Natur betrifft, so gibt es immer noch die Welt der Zahlen. Eine Welt, in der Strukuren und systematische Zusammenhänge bestehen. Diese Welt will ich verstehen.
Meine Lebensumstände – wo ich wohne, wie ich meine Freizeit verbringe, und dgl. – laufen dabei nur nebenher. Im Zentrum steht dieses Erkenntnisstreben, die Begeisterung für Wissenschaft, sowie die Leidenschaft für systematische Zusammenhänge und formale Strukturen.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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11 Antworten zu Wer bin ich? //2462

  1. Leser schreibt:

    So findet jedes Tierchen sein Plaisierchen 😉
    Ich bleibe ja dabei, die Mathematik ist in meinen Augen lediglich die „Programmiersprache“, in der unsere raumzeitlich-materielle Existenzebene geschrieben ist (dabei gibt der Prozessor, auf dem sie läuft, vor, was geht und was nicht, über die physikalischen Gesetze, die sozusagen die „Firmware“ sind, und ebenfalls wieder in „Mathematik“ geschrieben wurde[n]).

    Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass über all dem das „wahrnehmende Bewusstsein“ steht, als das einzige Ding, welches niemals „Objekt“ einer Betrachtung sein kann (weil es in dem Moment nicht existiert, und doch kann ohne es nichts anderes existieren). Aber das ist nur meine persönliche esoterische Sichtweise, und die führt dazu, dass ich mich eigentlich gar nicht definieren (lassen) will. Denn solange ich meine, das tun zu müssen, bin ich ja noch mit der Person (Name, Alter, Vergangenheit, Situation etc.) identifiziert, aber zugleich ist diese Person, wie Du es oben mit den einzelnen Aspekten Deines Seins beschrieben hast, gar nicht wirklich wichtig. Somit bleibt mir als einziger „Sinn und Zweck“ oder „Ziel“ nur noch die Erhöhung meiner Bewusstheit. Was ich dann damit mache, ergibt sich aus sich selbst heraus (so, wie es in dieser Realität immer irgendwie passiert).

    Das magst Du zwar nicht nachvollziehen können, aber das ist OK. Man kann ja trotzdem miteinander auskommen, ich will schließlich niemandem irgendwas von dem, was ich selbst erkannt habe, aufzwängen, denn solche Erkenntnisse kann sowieso nur jeder selbst machen, und entweder, das geschieht, oder halt nicht, aber beides ist gleichwertig.

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  2. Plietsche Jung schreibt:

    So hat jeder sein Steckenpferd und seine Motivation und Neugier. Wichtig ist, dass man neugierig ist und bleibt, nicht abstumpft und das Leben eben lebt.

    Auf Basis der statistischen Lebenserwartung ist meine Zukunft inzwischen geringer als meine Vergangenheit. Ein kleiner großer Plan wächst in mir und ich habe noch ein bißchen was vor. Arbeit ist dabei nur noch ein kleines notwendiges Puzzleteilchen. Wenn es keine Spass macht, stoppe ich und mache etwas anderes. Daraus kann man ableiten, dass ich keine Versorgungsängste habe. Ist auch so. Ich pfelge meine Hobbys, meine Interessen und ich reise auch gern. Mir macht das nicht so viel aus.

    Es lebe die Zukunft und nur die können wir beeinflussen.

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  3. blindfoldedwoman schreibt:

    Wie haben eigentlich Carstens Töchter auf ihren kleinen Halbbruder reagiert?

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  4. Pingback: Wieder mal Tweets //2554 | breakpoint

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