Als ich kürzlich meine Eltern besuchte, erwähnte ich dort auch unseren Urlaub. Das Gespräch entwickelte sich dann so, dass meine Nichte Heidi erklärte, sie wolle später mal Stewardess werden.
Flugbegleiter soll ja ein recht beliebter Beruf sein. Ich frage mich nur, warum?
Solange alles planmäßig läuft, ist eine Stewardess im wesentlichen eine Serviererin. Andererseits ist der Job auch extrem verantworungsvoll und stressig, gerade wenn es kritische Situationen gibt.
Eine Stewardess muss sich mit renitenten Passagieren herumärgern, muss auch mal Erbrochenes aufwischen, und dabei immer freundlich bleiben und gute Laune vermitteln.
Sie hat furchtbare Arbeitszeiten, und teilweise ellenlangen Schichtdienst. Danach landet sie vielleicht mitten in der Nacht auf irgendeinem Provinzflughafen. Und das – wenn sie Pech hat – jedesmal woanders.
Ständig andere Klimazonen, andere Zeitzonen, und im Dienst immer erhöhter Exposition durch kosmische Strahlung ausgesetzt. Alles andere als ein gesunder und entspannender Job. Kein Wunder, dass man kaum jemals eine Stewardess jenseits der 40 antrifft. Das hält einfach niemand so lange durch.
Bei außergewöhnlichen Situationen steht eine Stewardess unter einem wahnsinnigen Druck, richtig zu reagieren. Es kann um Menschenleben gehen, aber sie muss die Nerven behalten. Dafür ist die Bezahlung jetzt auch nicht gerade üppig.
Warum also gilt Flugbegleiterin als Traumberuf für viele junge Mädchen?
Weil man früher als Saftschubse sehr viel Geld verdient hat. Zudem gab es viele Vergünstigungen und man hat einiges von der Welt gesehen. Dafür mußte man ein gutes Aussehen mitbringen und mit spätestens 40, wenn man sich keinen reichen Mann geangelt hatte, wurde man zum Bodenpersonal versetzt, weil man äußerlich den Kriterien nicht mehr entsprach.
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Geld, Vergünstigungen?
Wenn ich dich richtig verstehe, war das „früher“ ein Anreiz, heutzutage aber nicht mehr.
Dass man etwas von der Welt sieht, ist ja auch erst mal richtig, aber nach ein oder zwei Jahren hat man wohl so alles sehenswerte gesehen, dann wird das langweilig.
Die Nächte in ständig wechselnden billigen Hotels zu verbringen (vielleicht sogar ohne Gelegenheit, sich die jeweilige Stadt anzusehen) stelle ich mir nicht sonderlich prickelnd vor.
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Bleibt die Aussicht auf einen (auch nicht mehr unbedingt so gut verdienenden) Piloten. Oder das Märchen von dem reichen Geschäftsmann, der sich unsterblich in die Stewardess verliebt. 😉
Deswegen heisst es ja „Traumberuf“.
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Das dürfte allerdings meist ein Traum bleiben.
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Den Beruf umgibt noch einen gewissen Nimbus, der sich von vergangenen Tagen herübergerettet hat. Deine Nichte glaubt vielleicht auch, dass sie was von den Ländern sieht, die da als Destinationen angeflogen werden.
Die Verdichtung der Arbeit will niemand bewusst wahrhaben. Wenn ich „mal wieder“ nach Rom, Madrid oder sonstwhin auf einen Diensttermin unter der Woche fliege, dann werde ich auch immer neidisch angeschaut. Dass ich in Wirklichkeit so ziemlich gar nichts von den Städten und Ländern sehe, was nicht gerade auf der Taxistrecke Flughafen-Hotel oder Hotel-Geschäftspartner liegt, das raffen auch die wenigsten.
Wie gesagt, der Glamour alter Zeiten weht da nach.
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Tja, Vorstellung und Realität klaffen manchmal weit auseinander.
Aber sie hat ja noch viel Zeit, sich das anders zu überlegen. In dem Alter hatte ich auch noch keine Idee davon, was ich jetzt beruflich mache.
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„Solange alles planmäßig läuft, ist eine Stewardess im wesentlichen eine Serviererin. Andererseits ist der Job auch extrem verantworungsvoll und stressig, gerade wenn es kritische Situationen gibt.
Eine Stewardess muss sich mit renitenten Passagieren herumärgern, muss auch mal Erbrochenes aufwischen, und dabei immer freundlich bleiben und gute Laune vermitteln.
Sie hat furchtbare Arbeitszeiten, und teilweise ellenlangen Schichtdienst.“
– Klingt genau wie das, was ich mache! 😀 😀 😀
Dazu passt auch – wenn man „Stewardess“ durch „junge Mutter“ ersetzt:
„Alles andere als ein gesunder und entspannender Job. Kein Wunder, dass man kaum jemals eine Stewardess jenseits der 40 antrifft. Das hält einfach niemand so lange durch.“
😀
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Aber du machst das für deine Kinder und Herrn L., und nicht für irgendwelche fremden Leute.
Da ist deine Motivation schon leichter nachvollziehbar.
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Ja. Aber ich werde nicht bezahlt, bekomme keine schicke Uniform und darf nicht mit dem Pilot knuspern! 😀
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Für deinen Lebensunterhalt sorgt Herr L., und mit ihm darfst du auch knuspern.
Was spricht dagegen, dass du dir eine noch viel schickere Uniform kaufst/nähst?
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Tsss, wer sagt, dass ich eine brauche? 😛 😉
-> Das erinnert mich daran, dass Du Dir doch letztes Jahr mal einen Rock (Kostüm?) aus Stoff mit phalltastischem Muster schneidern/lassen wolltest – was war eigentlich daraus geworden, *neugierigbin*
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Ich habe leider keinen geeigneten Stoff gefunden, und die Suche dann wieder aufgeben.
Ins Büro hätte ich das Teil besser eh nicht angezogen.
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Lieber nicht. Der Beruf ist gesellschaftlich nicht besonders geschätzt, wohl auch bedingt durch enge Sitzreihen und schlechten Service.
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Zu den engen Sitzreihen können ja die Stewardessen nichts. Sie hätten selbst angenehmere Arbeitsbedingungen, wenn da mehr Platz wäre.
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Ja, ich weiß. Aber es trägt oft zum Unmut der Passagiere bei.
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Gerade wenn die Passagiere verärgert oder aufgebracht sind, muss die Stewardess das ausbaden.
Nee, wirklich Finger weg von so einem Job.
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Manche Leute haben aber einfach ein Talent dafür, und ziehen ihre persönliche Befriedigung daraus, einen miesgelaunten Reisenden wieder fröhlich gestimmt zu haben, einem verzweifelten Reisenden (Anschlussflug verpasst, Koffer weg, Reiseübelkeit) geholfen zu haben, etc.
Die menschliche Komponente eben.
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Schön, wenn jemand nach mehreren Berufsjahren und 12-Stunden-Schicht noch so motiviert und engagiert ist.
Dabei dürfte es sich jedoch um seltene Ausnahmen handeln.
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Traumberuf deshalb, weil die Mädels nciht wissen, auf was sie sich einlassen?
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Oder weil sie sich etwas erträumen, das einfach nicht realistisch ist.
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Macht man das nicht bei jedem Traumberuf?
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Vermutlich.
Deshalb ist es ja so wichtig, dass man sich vorher informiert, was tatsächlich auf einen zukommt, bevor man sich auf einen Beruf festlegt.
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Ja, sollte man. Aber dann braucht man ja auch eine Alternative an Beruf …
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Jeder Beruf hat Vor- und Nachteile.
Dank Internet war es niemals einfacher, sich umfassend zu informieren, und auch neue Anregungen zu finden, welche Berufe noch in Frage kämen.
Die Entscheidung muss dann jeder selbst nach persönlichen Neigungen und Talenten treffen.
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