Quasi-stationäres Gleichgewicht //2965

In meiner Kindheit, Jugend und weit bis ins Erwachsenenalter war ich immer ein mieser Futterverwerter, gehörte also zu den Menschen, die so viel essen können, wie sie wollen, aber nichts zunehmen.
Für gewöhnlich hatte ich einen guten Appetit und aß praktisch ständig zwischendurch zusätzlich zu den Mahlzeiten Schokolade, Kuchen, Chips oder andere Snacks, um meine Körpermasse zumindest zu halten. Bei Stress, Ärger oder Gesundheitsbeschwerden verlor ich dagegen den Appetit und nahm sofort ab. Es dauerte danach immer lange, bis ich meine vorige Körpermasse wieder hatte.
Trotzdem musste ich mir häufig vermeintlich gutgemeinte Ratschläge, aber auch offen bösartige Bemerkungen anhören, ich sei zu dünn und solle doch einfach mehr essen.

Als ich dann ungefähr vierzig war, wendete sich das Blatt. Plötzlich stellte ich überraschend fest, als ich mich mal wieder wog, dass die Waage deutlich mehr Kilogramm anzeigte, als ich erwartet hatte. Seither muss ich tatsächlich aufpassen, nicht zu viel zuzunehmen und mich mit Nahrung zurückzuhalten.
Ich stellte im Laufe der Zeit meine Gewohnheiten um, und aß nur noch, wenn ich tatsächlich Hunger hatte, und nicht mehr einfach nur so. [Während Schwangerschaft und Stillzeit setzte ich mein Konzept allerdings aus, nahm es danach aber gleich wieder auf.] Mit einiger Disziplin klappt das eigentlich, und ich habe es – zumindest derzeit – im Griff.
Gelegentlich mal einen Tag lang über die Stränge schlagen, ist eigentlich kein Problem. Ich darf nur nicht wieder in alte Gewohnheiten zurückfallen.
Wenn ich mich zu definierten Zeiten wiege, ist das Wägungsergebnis normalerweise innerhalb des Soll-Bereichs. Es kam aber auch vor, dass – hoppela! – dass es deutlich darüber war. Das ist dann für mich der Auslöser, mich eine Zeitlang restriktiver zu ernähren, bis der Soll-Bereich wieder erreicht ist.

Solange es also nur nach mir geht, komme ich schon klar und halte auch gelegentlichen Hunger aus. Ich hätte kein Problem, Mahlzeiten zu reduzieren und nur bei Hunger zu essen.
Aber da ist ja auch noch Johannes. Zum einen braucht er regelmäßige Mahlzeiten, zum anderen lässt er halt auch manchmal Reste übrig, die dann an mir hängen bleiben, obwohl ich diese zusätzliche Nahrungszufuhr gar nicht will, bzw. wenn, dann lieber etwas essen würde, das mir mehr Genuss bereitet.

Irgendwie ist da aber auch etwas Resignation. Ich werde wohl nie mehr im Leben einfach hemmungslos zuschlagen und mir den Magen mit den leckersten Speisen füllen, ohne dabei im Hinterkopf zu haben, dass ich das alles ja auch wieder loswerden muss, wenn es ansetzt. [Im diesjährigen Urlaub hatte ich das Glück, dass das Buffet nicht herausragend gut war, so dass es mir nicht allzu schwer fiel, nicht übermäßig zuzulangen.]
In meinem Alter ist es mittlerweile schon eine Herausforderung, eine jugendlich erscheinende straffe und schlanke Figur zu behalten.
Früher hätte man meine Figur als Modelfigur bezeichnen können. Obwohl sie sich kaum verändert hat, kann man sie inzwischen nicht mehr so nennen, weil dieser Begriff heutzutage Models mit der Grazilität einer Ricarda L. vorbehalten ist. Davon bin ich weit entfernt.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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13 Antworten zu Quasi-stationäres Gleichgewicht //2965

  1. Plietsche Jung schreibt:

    Ricarda L. ist sicher kein Maßstab, weder für eine gewisse Schönheit, noch für eine nur annähernd gesunde Erscheinung. Fett bleibt fett und das Übergewicht ist in vielen gesundheitlichen Aspekten purer Selbstmord. Stell dir die mal in einem Schwimmbad vor ! Herzallerliebst (Satire aus).

    Du musst nicht der Staubsauger für übriggebliebenes Essen sein. Das ist auf Dauer nicht gut. Wenn sich dein Stoffwechsel umgestellt hat, bilanziere mal deinen Energieumsatz, deine Bewegung und Aktivitäten. Mach Portionen kleiner oder lege einen Fastentag in der Woche ein. Vielleicht mehr Eiweiß als Kohlehydrate essen.
    Wobei ich glaube,dass du deinen Mix gut im Griff hast und dich nicht von Fertiggerichten ernährst.

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  2. blindfoldedwoman schreibt:

    Also von den Bildern her fand ich Dich jetzt nicht zu dünn. Die Modells heutzutage wiegen bei einer Größe von 180 cm maximal 55 kg.
    Das ist schon sehr wenig und wahrscheinlich nur mit extremer Disziplin zu erreichen. Da gibts Videos, wo die Mutter der Hadid-Schwestern ihnen selbst am Geburtstag ein Stück Kuchen verbietet. (Was ihnen – nach den neuesten Äußerungen – auch Defizite beim Denken eingebracht hat).
    Mit den Wechseljahren wird sich Dein Stoffwechsel nochmal verändern. Bei der Regelblutung verbraucht der Körper ca. 300 kcal/Tag. Das fällt dann natürlich weg. Zudem verlangsamt sich der Stoffwechsel.
    Das muss nicht zwangsläufig so sein, aber bei den meisten Frauen ist es leider so.

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    • Bei den Bildern, die du von mir gesehen hattest, war ich ja bereits über 30 Jahre alt. Da war es längst nicht mehr so deutlich.
      Davor schwankte meine Masse viele Jahre lang zwischen etwa 55 und 57 Kilogramm. Die Herausforderung war, nicht unter 55 kg zu rutschen. Wenn man die entsprechende Veranlagung hat, ist es überhaupt kein Problem, nicht drüber zu kommen – auch ohne sonderliche Disziplin.

      Nach den Wechseljahren kann es schwierig werden, wenn ich nach meinen Verwandten der mütterlichen Linie komme. Habe ich allerdings die relevanten Gene von meinem Vater geerbt, brauche ich mir wohl keine Sorgen zu machen.

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  3. pirx1 schreibt:

    Die überdurschnittlich häufig anzutreffende Verknüpfung von Körpergewicht (in jederlei Richtung) und nach eigenem Gusto gewählten, vermeintlich korrelierenden und vermeintlich besonders tugendhaften oder moralisch vorbildlichen Charaktereigenschaften und besonders erstrebenswerten Ästhetikidealen ist ebenso verbreitet wie erstaunlich unlogisch.

    Wofür benötigt man diese Form von nach Anerkenntnis heischender Fremdbestätigung?

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