Undocumented Feature //3056

Als Elias kürzlich seinen Geburtstag feiern durfte, erlaubten ihm seine Großeltern, vier Freunde einzuladen – für jedes Lebensjahr einen. Er wählte also zwei Kinder aus seinem Kindergarten, einen Nachbarsjungen und .. seinen Cousin Johannes, weil er auch erst vor ein paar Wochen mit ihm im Spaßpark gewesen war, und die beiden sich offenbar wirklich gern mögen. Schließlich haben sie bereits als Kleinkinder öfters miteinander gespielt. Nach dem, was ich so mitgekriegt habe, waren seine Großeltern nicht so begeistert von dieser Wahl, akzeptierten aber letztendlich.
Es fiel mir folglich die Aufgabe zu, ein Geschenk zu besorgen. Ich fragte Johannes noch einmal aus, was Elias im Spaßpark am besten gefallen hatte, ließ mich davon inspirieren, und bestellte ein entsprechendes Geschenk, für das Johannes sein Placet gegeben hatte.

Am betreffenden Tag machte ich mich also zusammen mit Johannes – wie ich meinte – rechtzeitig auf den Weg. Elias wohnt mit seinen Großeltern in einem kleinen Ort, mit dem Auto fährt man vielleicht eine Viertelstunde bis zwanzig Minuten. Mit öffentlichen Bussen war es komplizierter, weil man umsteigen muss. Da der erste Bus deutliche Verspätung hatte, verpassten wir den Anschlussbus und mussten auf den nächsten eine halbe Stunde warten. Dank Google Maps und Streetview wusste ich dann, wo genau wir entlanglaufen mussten. Wie haben das die Leute nur früher gemacht?
Wir kamen also etwas später (ohne großzügigen Zeitpuffer wären wir noch viel später dran gewesen) als angegeben an, so dass die anderen Gäste bereits anwesend waren. Nicht genug damit, musste ich feststellen, dass die anderen Mütter in der Küche tratschenderweise zusammensaßen, während die Kinder im Wohnzimmer spielten und verköstigt wurden. Ich war überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass die Eltern nach dem Abliefern der Kinder dort bleiben würden. Auch wenn die Fahrt mit ÖPNV umständlich war, hatte ich geplant, nach einer kurzen Höflichkeitsbegrüßung, sofort wieder zurückzufahren (zumal ich nicht viel Zeit für einen Aufenthalt hatte, wenn ich den nächsten Bus erreichen wollte). Mit anderen Müttern smallzutalken war wirklich das Letzte, das ich wollte. Außerdem hatte ich die Zeit bereits für Hausarbeit verplant (ein Prokrastinationsvorwand dafür ist mir sonst zwar immer willkommen, aber wenn Mütterklatsch die Alternative ist, dann doch lieber Hausarbeit). Also machte ich mich alleine wieder auf den Rückweg, als ich sah, dass Johannes mit den anderen Kindern zufrieden spielte.

Eigentlich war vorgesehen gewesen, dass Carsten später Johannes mit dem Auto abholen würde. Er rief mich aber an, dass er es zeitlich nicht schaffen würde, weil sich ein Termin verzögert hätte, und ich es doch übernehmen müsse. Mist! Hätte ich das geahnt, hätte ich mir ein Tagesticket gekauft. Das wäre günstiger gewesen als zweimal auf Streifen hin und her.
„Nimm dir ein Taxi!“, wies mich Carsten an, „sonst bist du hin und zurück ja ein paar Stunden unterwegs.“
Das wollte ich zwar überhaupt nicht, aber mit den Bussen hätte ich es trotz Hetze bei weitem nicht mehr rechtzeitig geschafft. Wohl oder übel ließ ich mich mit dem Taxi hinbringen. Zurück hatte ich allerdings fest vor, mit dem Bus zu fahren.

Als ich dann im Begriff war, Johannes abzuholen, lief mir Norbert über den Weg. Er meinte, dass er schon länger etwas mit mir hatte besprechen wollen, ob ich jetzt eine Viertelstunde dafür Zeit hätte. Ich verneinte, da wir den nächsten Bus noch erreichen wollten. Norbert erwiderte, das sei kein Problem. Er wolle sowieso in etwa einer halben Stunde zurück in die Stadt fahren, und könnte uns gerne mitnehmen. Ich akzeptierte dankend.
Norbert wollte zusammen mit ein paar Kollegen im Rahmen des Medizinerprojekts Webseminare abhalten, und fragte mich, ob ich das unterstützen würde. Ich sagte ihm zu, eine Plattform und Infrastruktur bereitzustellen. Naja, die Details muss ich noch mit Joachim, unserem IT-Leiter, klären. In dem Zusammenhang fiel mir ein, dass ich mal wieder aktuelle Flyer drucken lassen sollte.
Irgendwie kamen wir dann noch darauf, dass Norbert derzeit kaum Kinder behandeln kann. Ihm fehlen bestimmte Verbrauchsmaterialien wie spezielle Schläuche, die es nur noch für Erwachsene gibt. Durch ein neues Zulassungsverfahren müssten die Hersteller die für Kinder passenden Schläuche zusätzlich zertifizieren lassen. Das kostet Zeit und Geld, was sich für die geringen Stückzahlen wohl nicht rechnet. Entweder sie stellen gar keine für Kinder geeigneten Produkte mehr her, oder sie vertreiben sie nicht in der EU.
Tja, der Regulierungswahn nimmt immer mehr überhand und schießt weit über das eigentlich legitime Ziel hinaus. Diesmal sind kranke Kinder die Leidtragenden. Wie viele Arbeitsplätze das kostet, will ich gar nicht wissen. Ich könnte in einem anderen Kontext auch einige widersinnige Geschichten darüber erzählen.
Wir unterhielten uns dann noch kurz über die Planungen der Stadtumlandbahn und den Bürgerentscheid [Ergebnis: eine knappe Mehrheit hat dafür gestimmt]. Dann waren wir auch bereits angekommen. Johannes und ich stiegen aus und wir verabschiedeten uns von Norbert.

Johannes erzählte später, dass sie zeitweise draußen im Garten waren und mit einem Ball gespielt hätten.
Außerdem hätten sie gebastelt und durften die Basteleien mit heimnehmen. Es gab Schneewittchenkuchen, Muffins, Kakao und Eis. Ein Kind hatte einen Teller zerbrochen, ein anderes hatte sich mit Kakao vollgekleckert, Elias selbst hätte sich beim Herumtoben gestoßen und eine große Beule bekommen.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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29 Antworten zu Undocumented Feature //3056

  1. beweis schreibt:

    Zwei Punkte dazu:
    Mein Kind ist ein paar Jahre älter als deines. Ich erinnere mich noch gut an die Kindergeburtstage zwischen plappernden Muttis, die sich gegenseitig in der Beschreibung der Schwerstbegabung ihrer Kinder permanent übertrumpften. Ich hatte gesellte mich dann meist zu den Kindern. Aber mit Schuleintritt hat sich das Gluckentreffen zum Glück überlebt, und die Kinder werden nur noch gebracht und abgeholt.

    Was mich aber wirklich beängstigt, ist der gesellschaftliche Umgang mit der Gruppe der Kinder, gut sichtbar am Beispiel der Medizin. Bis heute sind Kindermedikamente knapp in der Hauptstadt einer der ehemals stärksten Industrienationen auf unserem winzigen Planeten. Hustensäfte, sogar Antibiotika soll man unter der Hand auf sog. Kiez-Flohmärkten weiterreichen, weil offenbar seit vielen Jahren kein politischer Wille vorhanden ist, für die Kinder entsprechende Produktionskapazitäten aufzubauen und Einkäufe zu tätigen. Zeitgleich werden von der EU per SMS Abermilliarden für Gen-Spritzen ausgegeben, die ihren angeblichen Zweck komplett verfehlen. NIcht nur die Schläuche deines Bekannten fehlen, ich erinnere mich an die Makentorturen in den Schulen – auf den kleinen Gesichtern der Kinder wirkten die Erwachsenen-FFP2s komplett absurd. Als hätte man den Staubsaugerbeutel falsch eingesetzt.

    Wie bösartig kann eine Gesellschaft eigentlich gegenüber ihrem Nachwuchs sein? Und bei Schneewittchentorte wird dann aber stolz über die Schwerstbegabung des Eigenen gequatscht.
    Total krank!

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    • Die Ursache für das geschilderte Problem ist die Verschärfung einer EU-Richtlinie für Medizinprodukte, die die Hersteller viel Zeit und Geld kostet.
      Ich fürchte, das ist erst der Anfang. Auch Produkte, die nur bei seltenen Eingriffen benötigt werden, verschwinden vom Markt. Übrig bleiben nur noch die Produkte, die richtig Umsatz und Gewinn bringen. Ich kann’s den Herstellern nicht verdenken. Die haben kaum eine andere Wahl.

      Bei den Corona-Impfstoffen hat man solchen Aufwand mit der Zulassung bei weitem nicht getrieben.

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      • beweis schreibt:

        Aber diese Dinge werden doch noch immer hergestellt. Nur inzwischen im außereuropäischen Ausland. Ihre Zulassung ist schlicht reguliert und ihr Verkauf hier entsprechend auch. D.h. nur die letztlich politische Regulierung verhindert, dass die Medizinprodukte und Medikamente zu unseren Kindern gelangen.

        Und all das hat auch nichts mit angeblicher Sicherheit zu tun, wenn sogar offiziell angeraten wird, teilweise abgelaufene rezeptpflichtige Medikamente auf Kiez-Flohmärkten zu dealen.

        Man müsste im Interesse der Kinder sofort alle Regulierungen und die Rezeptpflicht aufheben, um sich auf dem Marktplatz bei Ali Baba zum Beispiel die notwendigen Medikamente direkt aus Indien oder China bestellen zu können. Denn dorthin ist ja die Medizin- und Medikamentenproduktion abgewandert bzw. verkauft worden.

        Bei der Abwägung zwischen Heilung der Kinder und ideologischer Regulierung machen EU und Ampel eine wirklich finstere Figur. Was haben die gegen Kinder?

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        • Die Hintergründe und Auswirkungen sind hier recht gut dargestellt.

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          • beweis schreibt:

            Danke für den Link. Da steht ja auch sinngemäß drin, dass die Bürokratie für einen fiktiven Schutz letztlich reale Kinder tötet.

            Ist doch auffällig, dass das keinen wirklich interessiert, während schon die nächste mRNA-Impfung jetzt gegen Vogelgrippe ausgerollt wird.

            Ich bezweifle immer mehr, dass Politiker und Bürokraten wirklich primär das Wohl der von ihnen verwalteten Menschen im Blick haben.

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        • pingpong schreibt:

          Man müsste im Interesse der Kinder sofort alle Regulierungen und die Rezeptpflicht aufheben, um sich auf dem Marktplatz bei Ali Baba zum Beispiel die notwendigen Medikamente direkt aus Indien oder China bestellen zu können. 

          Das nennt man: Das Kind mit dem Badewasser auschütten. Ich vermute, so etwas würde ganz ähnlich ablaufen wie bei der (zu Recht!) kritisierten EU-Regulierung. Es würde das Gegenteil erreichen und am Ende hat man mehr Probleme als vorher.

          Wie so etwas läuft ist schön beschrieben in dem verlinkten Artikel:

          Dabei wollte die EU eigentlich das Gegenteil erreichen. Die Verordnung sollte die Sicherheit der Medizinprodukte erhöhen, nachdem im Jahr 2010 ein Skandal um minderwertige Brustimplantate bekannt geworden war. Hunderttausende Frauen wurden damals geschädigt. So etwas sollte die MDR verhindern. Sie schreibt vor, dass alle Medizinprodukte neu zertifiziert werden müssen, nach neuen Regeln, den strengsten der Welt.

          Ich denke wir sollten nicht denselben Fehler in die andere Richtung machen.

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          • beweis schreibt:

            Das sollten bitte die Eltern oder/und die betroffenen Kinder gemeinsam mit ihren Medizinern entscheiden dürfen. Und nicht irgendwelche modellierenden Bürokraten, die noch nie ein Kind mit Loch im Herzen gesehen haben. Aber die verbieten das einfach pauschal.
            Also sind die Szenarien nicht vergleichbar.

            Manchmal ist es halt eine medizinische Risikoabwägung, wenn auch nicht unbedingt bei den Gel-Boobs der Frauen.
            Man kann doch nicht Kinder sterben lassen, weil sich irgendwelche Damen bei ihren neuen Brüsten über den Tisch haben ziehen lassen.

            Wenn mein Kind eine üble Infektion hätte, die nur auf ein bestimmtes Antibiotikum anspricht, würde ich nach Absprache mit dem Arzt das natürlich über Ali Baba in Indien oder China bestellen wollen. Aber auch das ist wird mir auch verwehrt von den Bürokraten.

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            • Wer garantiert dir, dass das Antibiotikum, das du aus China bestellst, kein Placebo ist, oder gar eine schädliche Substanz, für die du aber viel Geld hinblätterst?
              Der korrupte Arzt kassiert dafür noch eine Provision.

              Ein gewisses Ausmaß an Regulierungen ist notwendig, um die Patienten zu schützen. Diese Verschärfungen sind allerdings viel zu restriktiv. Da hätte man mit mehr Augenmaß vorgehen müssen, um eine vernünftige Balance zu finden.

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            • beweis schreibt:

              Wer garantiert dir, dass das Antibiotikum, das du aus China bestellst, kein Placebo ist, oder gar eine schädliche Substanz, für die du aber viel Geld hinblätterst?

              Keiner garantiert mir das. Aber ich würde im Fall der Fälle genau diese Option ziehen. Ich würde im Web schauen, wer was produziert und würde versuchen möglichst originär an diesen Stoff zu gelangen, den mein hiesiger Mediziner des Vertrauens für die einzige mögliche Heilung hält.
              Natürlich kann ich in dem Prozess ganz vielen auf den Leim gehen. Dem Mediziner, dem Verkäufer, dem Lieferanten.

              Warum sollte man dem Individuum die Möglichkeit nehmen dürfen, alles in seiner Macht Stehende für das Überleben seiner Liebsten zu versuchen? Und das auch noch aufgrund verallgemeinernder bürokratische Regulierung?

              Das wäre nicht nur das Ende der Nächstenliebe, das wäre auch ein Verbot der Liebe an sich.
              Das wäre die totale Unterwerfung der Menschlichkeit unter die Bürokratie und deren willkürlich modellierte Regulierung, aus der heraus die Bürokratie ihre Existenz behauptet.

              Wenn ich eine zehnprozentige Chance hätte, durch ein teures Antibiotikum aus Indien das Leben meines Kindes zu retten – ich würde es tun.
              Aber eine EU- und Ampel-Bürokratie verbietet mir sogar das. Und um mein Kind kümmern sich diese beiden dabei einen Feuchten.

              (Sorry für den expliziten Rant, aber das betrifft hier genau den Punkt zwischen Mensch und modellierter Masse)

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            • Ich will dir das nicht ausreden.

              Wenn ich im Herbst eine Operation über mich ergehen lassen muss, dann bin ich jedenfalls froh, dass ich darauf vertrauen kann, dass die Qualität des Operationsequipments kontrolliert ist, und es nicht aus obskuren Alibaba-Stores stammt.
              Schlimm genug, dass mein Leben von der fachlichen Kompetenz und manueller Geschicklichkeit der involvierten Ärzte abhängt.

              Der Hauptgrund, dass ich mich vor wenigen Jahren nicht gegen Corona habe impfen lassen, war, dass durch das windige „bedingte“ Zulassungsverfahren sämtliche bisherigen Standards, die sonst die Wirksamkeit und Sicherheit der Impfstoffe gewährleisten sollen, einfach über den Haufen geworfen wurden. Dass die Produkthaftung auf den Staat übertragen wurde, sprich sämtliche negativen Auswirkungen zu Lasten des Steuerzahlers gehen, erhöhte mein Vertrauen dazu nicht.
              Das ging damals schon sehr in die Richtung „alle Regulierungen und die Rezeptpflicht aufheben.“

              Das nächste Problem, das in Deutschland vor der Tür steht, ist die Knappheit an Cobald-60, da es hierzulande keine Kernreaktoren mehr gibt, in denen es nebenher erbrütet werden könnte.
              Co60 wird benötigt u.a. zur Sterilisation von medizinischen Instrumenten und anderen Produkten.

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            • beweis schreibt:

              Schlimm genug, dass mein Leben von der fachlichen Kompetenz und manueller Geschicklichkeit der involvierten Ärzte abhängt.

              Das Thema ist zweischneidig. Wenn die Produktqualität zertifiziert ist durch Bürokraten, sterilisiert kein Arzt das Zeug zusätzlich noch mal selbst. Auch er vertraut auf die Bürokraten. Auch er verspritzt Covid-Impfstoffe und delegiert seine Verantwortlichkeit dadurch.
              Wären die Spritzen ehrlich als „genmanipulierende Injektionen ohne mögliche Aussagen zur Langfristwirkung“ deklariert gewesen, hätte es ziemlich sicher keine Impfvordrängler gegeben. Auch die Ärzte hätten das Zeug nicht ihren Patienten aufgedrängt trotz der damit verbundenen hohen Einnahmen.

              Als Kind war ich immer sehr beeindruckt von der Ampulle in der Stiftablage meines Vaters in dessen Praxis. Da schwamm im Serum eine Eintagsfliege. Er hatte die rechtzeitig gesehen. Und das produzierende Pharmaunternehmen war natürlich umfänglich zertifiziert.

              Am Ende stößt man oft auf die Frage, ob man dem bürokratischen Zertifikat mehr vertraut als dem Menschen, der einem bei der Heilung hilft. Und ob die Bürokratie darüber bestimmen darf z.B. durch Verbot von nicht zertifizierter Medizintechnik.

              Der maßgebliche Unterschied ist meiner Ansicht nach, dass der Arzt ein konkretes Kind mit einem konkreten Loch im Herzen vor sich hat, der Bürokrat aber nicht. Deswegen sollte der Bürokrat dem Arzt nicht die Hände binden dürfen. Denn eine OP-Zange, die von Ali Baba stammt und vom Arzt selbst sterilisiert und in Augenschein genommen wurde ist besser, als wenn die OP mangels Zange gar nicht durchgeführt werden kann.

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            • pingpong schreibt:

              Das sollten bitte die Eltern oder/und die betroffenen Kinder gemeinsam mit ihren Medizinern entscheiden dürfen.

              Richtig.

              Im letzten Beitrag schriebst du allerdings
              „Man müsste im Interesse der Kinder sofort alle Regulierungen und die Rezeptpflicht aufheben“

              und das ist etwas ganz anderes als das, was du jetzt geschrieben hast. In deinem letzten Beitrag war von einer Absprache mit dem Arzt keine Rede.
              Man sollte das schon etwas differenzieren finde ich.

              Man kann doch nicht Kinder sterben lassen, weil sich irgendwelche Damen bei ihren neuen Brüsten über den Tisch haben ziehen lassen.

              Ja, ich habe doch geschrieben dass das ein Fehler ist.

              Der Fehler besteht darin, nach einem Skandal bei einem ganz spezifischen Medizinprodukt gleich SÄMTLICHE Medizinprodukte neu zu regulieren. Also mit der ganz großen Regulierungs-Kanone zu schießen, mit der man dann natürlich auch den Spatz der minderwertigen Gel-Boobs trifft. Anstatt minimalinvasiv die bessere Regulierung dort (und nur dort) zu implementieren, wo es das Problem gab. Es ist ein Fall von voreiliger Generalisierung bzw. Abstraktion. Man nennt das umgangssprachlich: Das Kind mit dem Badewasser ausschütten.

              Wenn du verlangst,
              „Man müsste im Interesse der Kinder sofort alle Regulierungen und die Rezeptpflicht aufheben, um sich auf dem Marktplatz bei Ali Baba zum Beispiel die notwendigen Medikamente direkt aus Indien oder China bestellen zu können.“
              dann machst du denselben Fehler.

              Wenn das konkrete Problem lautet: „wir haben zuwenig Kinder-Medizinprodukte“, dann sollten wir versuchen, mehr davon zu beschaffen bzw. die Produktion wieder nach Europa zu bringen (das passiert übrigens, auf Betreiben u.a. der EU-Bürokraten). Und nicht pauschal alle Regulierungen und die Rezeptpflicht aufheben.

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            • pirx1 schreibt:

              „Das nächste Problem, das in Deutschland vor der Tür steht, ist die Knappheit an Cobald-60, da es hierzulande keine Kernreaktoren mehr gibt, in denen es nebenher erbrütet werden könnte.“

              Beim uninformierten Leser könnte nach diesem Statement der Eindruck entstehen, dass der Bedarf an 60Co für industrielle und medizinische Zwecke in Deutschland bis vor der Abschaltung der deutschen AKW auch in Deutschland hergestellt wurde oder mit den in Deutschland bis dato betriebenen Reaktortypen in konkurrenzfähigem Ausmaß einfach hätte hergestellt werden können.

              Ich denke, das sollte damit aber auch gar nicht behauptet werden, denn das entspräche ja nicht den Tatsachen.

              Die aktuelle Knappheit hat tatsächlich mit der angespannten Weltmarktlage aufgrund aktueller weltpolitischer Ereignisse und mit einer massiven Verschärfung der Vorschriften zum Transport von Nukliden zu tun.

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            • Tatsache ist, dass sich die Kosten für die Beschaffung von Co60 in den letzten paar Jahren vervielfacht haben.
              Dass die deutschen Bestimmungen zum Transport von Co60-Quellen verschärft wurden, so dass es zeitweise gar keine Genehmigungen dafür gab, trägt nicht zur Abmilderung der Situation bei. Bedarfsgerechte Lieferungen sind nicht sichergestellt.

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            • pirx1 schreibt:

              Ja, aber die suggerierte kausale Verknüpfung mit der Abschaltung der deutschen AKW ist falsch.

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            • Hatte ich in der Tat missverständlich formuliert, sorry. Deutschland bezieht sein Co60 hauptsächlich aus Kanada, Russland und den USA.
              Aber es ist knapp bzw. sehr teuer geworden. Auf dieses Problem, dessen Auswirkungen noch gar nicht voll abzusehen sind, wollte ich hinweisen.

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            • pingpong schreibt:

              Am Ende stößt man oft auf die Frage, ob man dem bürokratischen Zertifikat mehr vertraut als dem Menschen, der einem bei der Heilung hilft. Und ob die Bürokratie darüber bestimmen darf z.B. durch Verbot von nicht zertifizierter Medizintechnik.

              Das ist so ein herbeifantasierter Pseudo-Zusammenhang. Was hat denn das Vertrauen zum Arzt oder zu Zertifizierungen damit zu tun, ob Bürokratie „darüber bestimmen darf“? Mit dem Vertrauen kannst du es halten wie du möchtest. Du kannst dir auf Alibaba oder am Schwarzmarkt Medizin-Stoff besorgen (zertifiziert oder nicht), und den einnehmen. Niemand hindert dich daran, das liegt ganz bei dir – die Konsequenzen allerdings auch.

              Der maßgebliche Unterschied ist meiner Ansicht nach, dass der Arzt ein konkretes Kind mit einem konkreten Loch im Herzen vor sich hat, der Bürokrat aber nicht. Deswegen sollte der Bürokrat dem Arzt nicht die Hände binden dürfen.

              Weißt du, meine Frau erzählt mir, dass sie sich bei der Diagnose der Patienten in der Akutambulanz regelmäßig die Frage stellt „Was könnte der Gutachter bemängeln?“. Nämlich der Gutachter, der in einem Gerichtsverfahren beigezogen wird, wenn ein Patient wieder einmal klagt weil er meint, der Arzt hätte einen Fehler gemacht. Da wird dann schon einmal bei einer jungen Frau, die die Pille nimmt und mit plötzlichen Kopfschmerzen in die Ambulanz kommt, ein CT mit Kontrastmittel gemacht, um eine Sinusvenenthrombose (ja, die Pille ist ein Risikofaktor für Schlaganfall) auszuschließen. Trotz der Strahlenbelastung. Manchmal sind dann die Radiologen Gott sei Dank so nett und machen ein MR, wenn sie die Zeit haben und die entsprechenden Ressourcen frei sind.

              Was glaubst du, woher der ganze bürokratische Dokumentations-Wahnsinn kommt, der dem Gesundheitspersonal fast keine Zeit mehr lässt, sich um die Patienten zu kümmern? Das Realität sieht heute so aus, dass wegen jeder Kleinigkeit geklagt werden kann – und geklagt wird. Das hat Folgen. Vor allem für das von dir angesprochene Vertrauen. Die Ursachen dafür liegen allerdings – im Gegensatz zu deinen unermüdlichen Polemiken – nicht in der Bürokratie. Sondern in unserem eigenen Verhalten.

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            • beweis schreibt:

              Sondern in unserem eigenen Verhalten.

              Und warum stoppst du dieses Verhalten nicht, damit deine Frau keine Angst mehr vor einem Gutachter haben muss?

              Als mein Kind einen Unfall auf dem Schulhof hatte und sichtbar schlimm verletzt wurde, hat die Schule zuerst die Eltern versucht zu erreichen und hat auf die Anforderung eines Rettungswagens verzichtet. Weil sie Angst hatten, irgendetwas rechtlich falsch zu machen.

              Und all das willst du mit noch mehr Regelungswut bekämpfen? Damit am Ende alle handlungsunfähig sind und keiner mehr das macht, was menschlich gerade notwendig ist?

              Am Beispiel deiner Frau beschreibst du genau den Punkt den ich kritisiere. Die behandelt ihre Patienten nicht nur nach den Regeln der Kunst und ihrer Kompetenz, sondern sie phantasiert einen Gutachter hinzu. Und das beeinträchtigt die Behandlung.

              Ich wäre nie auf die Idee gekommen, die Schule anzugehen, wenn die für mein Kind sofort einen Rettungswagen gerufen und es ins nächste Krankenhaus bringen lassen hätten.

              Und zu Alibaba: Wenn eine gewaltige Infrastruktur notwendig ist, um die Herz-OP bei einem Kind durchzuführen, das aber nicht passiert, weil ein Schlauch fehlt, den es bei Alibaba gibt, dann kann ich als Elter dieses Problem eben nicht so einfach lösen.
              Denn dazu haben Leute wie du die Welt inzwischen viel zu sehr in Regeln getaucht – und in Ängste, gegen diese Regeln zu verstoßen.

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            • pingpong schreibt:

              Und warum stoppst du dieses Verhalten nicht

              Das versuche ich, indem ich auf deine Gegen-Alles-und-Jeden-Rundum-Polemiken reagiere, und mich bemühe die teils groben Missdarstellungen zu berichtigen.

              Und all das willst du mit noch mehr Regelungswut bekämpfen? Damit am Ende alle handlungsunfähig sind und keiner mehr das macht, was menschlich gerade notwendig ist?
              […]
              Denn dazu haben Leute wie du die Welt inzwischen viel zu sehr in Regeln getaucht

              Du solltest an deiner Lesekompetenz arbeiten.
              Ich habe buchstäblich 2 Beiträge weiter oben EXPLIZIT geschrieben, dass die (Über)Regulierung ein großer Fehler ist. Ich habe in einem langen Absatz erklärt, warum das m.E. ein Fehler ist. Und jetzt unterstellst du mir mit absurden und erfundenen Verleumdungen einfach das Gegenteil? Was soll das?

              sie phantasiert einen Gutachter hinzu. Und das beeinträchtigt die Behandlung.

              Du kennst weder mich noch meine Frau (oder deren Behandlungen) gut genug, um solche dinge sagen zu können. Wenn es nur um mich ginge, könnte ich deine Unterstellungen bösartiger Absichten verkraften. Das verletzt mich nicht, keine Sorge. Es verletzt lediglich die ernsthafte Diskussion, die wir führen könnten.

              Wenn du aber anfängst, so einen Bullshit über meine Frau in die Welt setzen, überschreitest du eine Grenze.

              Ich sehe in diesem undifferenzierten und projektiven Draufhauen ein großes Problem. Ich finde mit diesem Verhalten trägst du nicht dazu bei, dass sich die Situation bessern könnte.

              Tschüss beweis.

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            • pirx1 schreibt:

              Der Gutachter wird nicht herbeiphantasiert, der ist ganz real und bei jedem Behandlungsfall dabei, im Hinterkopf. Und, das muss man der eigenen Branche leider auch vorwerfen: Gutachter tun für Geld fast alles, am liebsten die eigenen Kollegen in die Pfanne hauen, wenn sie denn vom Auftraggeber nur ausreichend dafür bezahlt werden. Wess´ Brot ich ess´… .

              Es gibt mittlerweile sogar einen Fachbegriff für genau das, was @pingpong beschreibt: „Kadi-Läsion“, die sehr konkrete Angst, z. B. ohne CT bei banaler Kopfplatzwunde vor dem Kadi (also dem Gericht) zu landen, weil man nicht das gemacht hat, was sich aus ständiger Rechtsprechung (und nicht aus medizinisch sinnvoller Überlegung) als „macht man so und sei es auch noch so überflüssig“ herausgebildet hat.

              Die zahlenmäßig ganz wesentliche Ursache dieser ständigen Rechtsprechung sind nicht etwa Verstöße gegen gesetzliche Vorschriften, sondern Myriaden von Einzelverfahren angestrengt von Leuten (Karen & Co), die eben NICHT sachlich argumentieren, sondern aus verschiedensten Gründen (Geld witternd, Recht haben wollend, wegen unfassbarer Dummdreistigkeit aber mit Advocard, …) für jeden Fliegenschiss vor Gericht ziehen.

              Beispiel? Etwa, weil der Topf, in den gebrauchte Injektionsnadeln abgeworfen werden (sog. Abwurf) eine zu große Öffnung hätte und sich ein Patient daran verletzen könnte (obwohl der überhaupt keinen Zugang dazu hat und konkret auch gar nicht verletzt wurde). Seitdem, Verfahren wurde durch mehrere Instanzen gepeitscht, werden – natürlich teurere – Abwurftöpfe mit wiederverschließbaren Deckeln (bis dato nur am Ende der Nutzung notwendig) anboten und sogar verkauft, weil niemand wegen so einem Blödsinn ebenfalls vor Gericht gezogen werden will, allein der damit verbundene Schreibkram ist uferlos – kein Ergebnis einer Vorschrift, sondern Folge eines unsinnigen Individualprozesses.

              Vorschriften sind so gesehen vermutlich sogar ein Schutz vor überzogenen Anspruchshaltungen Einzelner. Mit völliger Freigabe von Medizinprodukten würden mit Sicherheit nicht weniger, sondern noch weitaus mehr Prozesse geführt.

              Und diese Klagefreude ist doch auch nicht auf Medizin beschränkt. Man denke nur, was Lehrern mittlerweile widerfahren kann. „Mein Kevin Torben ist aber hochbegabt und Sie haben das nicht erkannt …“.

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            • beweis schreibt:

              kein Ergebnis einer Vorschrift, sondern Folge eines unsinnigen Individualprozesses.

              Nicht nur in Medizin und Schule handeln viele nicht mehr nur nach ihrem Wissen und Gewissen, nach den Regeln der Kunst und ihrer Expertise. Im Journalismus gibt’s das schon lange. Die Schere im Kopf, die dafür sorgt, dass man nur das berichtet, was die Chefin will und das keinen Ärger bereitet.

              Das alles ist aber nicht ein Problem von Individualprozessen oder der drohenden Chefin, zumal wenn es so flächendeckend in vielen Berufsgruppen auftritt. Das Problem entsteht in der Justiz, die solche Verfahren überhaupt in völliger Unkenntnis der realen beruflichen Umstände durch mehrere Instanzen zieht und nicht sachkundig abwehrt.

              Die Frage ist, ob man das so hinnimmt und sich damit arrangiert, dass man in Medizin, Schule, Journalismus und den vielen anderen betroffenen Branchen nicht mehr nach den Regeln der Kunst handelt, oder ob man sich dagegen auflehnt.
              Denn es ist schließlich gegen die Regeln der Kunst, Menschen unnötig durchs CT zu schieben, nicht authentisch entgegenzuwirken, wenn sich ein Schülernder total asozial aufführt oder eben im Journalismus Fakten zu unterdrücken.

              @pingpong hat früher oft die Frage gestellt: Wie wollen wir leben? Das hängt aber maßgeblich davon ab, ob wir jeden Mist mitmachen und jede Angst annehmen, die vor uns aufgebaut wird.
              Das können wir nicht abschieben auf das modellierte „andere Individuum“, das uns vielleicht verklagt. Denn dadurch machen wir mit – und unterstützen so dieses pervertierte System derer, die sich ungerecht behandelt fühlen und dafür durch die Justiz oft auch noch belohnt werden.

              Wenn ich z.B. als Lehrer gegenüber einem komplett destruktiven Schüler etwas klarer und lauter würde, ihm mit entschlossenem Feuer tief in die Augen gucken würde und dann von Mutti wegen „psychischer Gewalt“ vor den Kadi gezerrt würde – dann würde ich mir eine andere Betätigung suchen. Denn letzlich wird sonst doch die eigentliche Arbeit für und mit Menschen zu einer „Save-MY-ass-Angelegenheit“.

              Der unlustige Witz dabei ist dann aber, dass durch die Save-my-ass-Haltung eben nicht mehr Sicherheit und Authentizität entsteht, sondern früher oder später nur ein anderer sich ungerecht oder falsch behandelt Fühlender um die Ecke kommt mit seinem Anwaltskumpel.

              Wenn einen dann die Klinik, die Schule oder das Medium im Regen stehen lässt, was heutzutage leider oft passiert, dann sehe ich bei denen mehr opportunistisch abgelehnte Verantwortung als bei demjenigen, der einen vors Gericht zerrt.

              Sonst ist plötzlich jeder Patient, jeder Schüler, jeder Rezipient ein potentieller Feind. Das konterkariert aber die eigene Tätigkeit.

              Als meine Tochter ein Baby war, hat der wirklich kompetente und erfahrene Kinderarzt die im Rahmen der U-Untersuchungsschemata erforderliche Begutachtung der Genitalien abgelehnt. Ich habe ihn nicht darauf angesprochen, habe aber seine Emotion und Angst bei dem Thema gespürt. Wir mussten dann in eine andere Kinderarztpraxis von zwei Frauen für diesen Aspekt.

              So möchte ich nicht leben. Weder dass der Kinderarzt des Vertrauens das weibliche Kind nicht untersucht, noch dass die Klassenlehrerin im lebensgefährlichen Umstand nicht den Rettungswagen ruft. Beide sind großartige Menschen in ihrem Beruf.
              Trotzdem handeln sie falsch.

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          • pirx1 schreibt:

            Woran soll es denn nun liegen:

            An der gerne nach Belieben als amorphe Masse womöglich mit zerstörerisch-geheimer Politagenda charakterisierten „Justiz“, die vermeintlich – und immer dann, wenn es einem persönlich nicht gefällt – „an den Gesetzen vorbei“ agiert und von der man sich – wie auch von „der Politik“ oder „den Behörden“ gegängelt fühlt? Diese Form des Bezichtigung legitimierter Strukturen von Seiten von QAnons, Trumps, Putins und anderer Okkultisten (allein aus Gründen des eigenen Vorteils) beobachten wir gerade mit wachsender Besorgnis.

            Oder doch an den einzelnen Individuen, die doch den Staat ausmachen, sich aber immer weniger als Teil des Staates fühlen, nicht mehr bereit sind, demokratische Prinzipien wie Gewaltenteilung und gemeinsame Gesetzmäßigkeiten und Prinzipien zu akzeptieren und aktiv zu unterstützen, die sich in anarchischer Form auflehnend neben und über den Gesetzen und gesellschaftlichen Prinzipien stehend und überlegen verstehen? Als „Reichsbürger“, „Abgehängte“, irgendwas?

            Es ist doch wohl mehr als zynisch, zu erwarten, dass ein Lehrer, der von Eltern, die sich vermutlich zur Gruppe dieser „überlegenen Individuen“ zählen, angegriffen wird eben einfach seinen Beruf wechseln soll. Oder dass ein Arzt sich nicht an geltende Rechtsprechung halten soll.

            Die Lösung politischer und gesellschaftlicher Fragen und derart individueller Probleme kann ja nicht außerhalb der bestehenden demokratischen Grundordnung stattfinden, indem man ihr einfach den Rücken kehrt, sie für korrupt erklärt und nach erfolgter innerer Kündigung für sich selbst (durch was eigentlich, das Faustrecht?) ersetzt. Diskurs kann nur innerhalb der bestehenden Strukturen stattfinden, auf der Basis grundgesetzlicher Vereinbarungen.

            Für die spezifischen Fälle bedeutet das: Engagement in den bestehenden Gruppierungen, durch Ärztekammern oder Lehrervereinigungen auf den Gesetzgeber einwirken, auf die beschriebenen Probleme hinweisen, Änderungen verlangen. Ärzte als Individuen können und werden sich verweigern, tun das längst, z. B. wenn sie sich der Gefahr von Angriffen ausgesetzt sehen. Das Beispiel des Pädiaters, der angeblich eine vorgesehene Beurteilung der Genitalien im Rahmen einer U nicht durchführte (wenig glaubwürdig) ist eines, er ist nicht verpflichtet das zu tun, aber er könnte dann auch keine komplette Untersuchung abrechnen. Man muss (und darf sogar) kein Schädel-CT bei einer Kopfplatzwunde durchführen, wenn der Patient nach vollständiger Aufklärung die Untersuchung verweigert. Man muss das dann nur dokumentieren.

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  2. Plietsche Jung schreibt:

    Also eigentlich alles wie immer.
    Den Begriff „Schwerstbegabung“ aus dem einen Kommentar übernehme ich widerspruchslos in meinen Wortschatz: Volltreffer.

    Aber so ist das mit dem Posing: Mein Haus, mein Auto, mein Pool, mein Pferd und wenn das alles nicht passen will, mein schwerst hochbegabtes Kind. Mit Nachweis und Zertifikat.

    Ich erinnere noch einmal gern daran, dass die zukünftigen Millionäre Handwerker mit Unternehmergeist sein werden, ganz wie auf Kuba. Das Durchwinken zum Abi und kostenlose Studiengänge (Pluaral) generieren Luftpumpen und Lebensverzweifler. Akademische „Häuptlinge“ und „Leader“ mit hohen Ansprüchen ohne praktische Erfahrungen werden inflationär gezüchtet, was auf Dauer nicht gutgehen kann.

    Dass du dich in den Häkelbüddelclub (hochdeutsch Häkelbeutelclub) nicht einreihen wolltest, kann ich gut nachvollziehen.

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  3. pirx1 schreibt:

    Verschärfte EU-Richtlinien sind nur ein Grund für auf breiter Basis nicht verfügbare Medizinprodukte.

    Das, was mittlerweile jeden Tag viel Ärger macht (es gibt ganz grundlegende und wichtige Medikamente nicht mehr oder nicht ausreichend) ist eine Folge dirigistischer Maßnahmen aus der Zeit von Ursula Schmidt als Gesundheitsministerin. Damals empfahl ihr eine Expertenkommission, gegen die steigenden Preise von Medikamenten ein striktes Limitierungsmodell, Originalpräparate wurden als zu teuer aus den Apothekerlagern verbannt, billigere Generika dafür favorisiert. Pillenpreise wurden gedeckelt und Entwicklung, Produktion und Verkauf vor allem in Europa für die Hersteller schlicht unattraktiv. In anderen Ländern ließen sich die Nachamerpräparate nicht nur billiger herstellen sondern auch mit anderen Gewinnmargen verkaufen. Den Langzeiteffekt merken wir heute: Kaum noch ein Pharmahersteller produziert bei uns, bei defekten Lieferketten kommen weder Grundstoffe noch fertige Präparate in ausreichendem Maße hier an. Eine Zeit lang merkte das niemand so recht, aber als vor 2 – 3 Jahren durch einen technischen Defekt einer von weltweit 6 Herstellen für den Grundstoff von Ibuprofen einige Monate nicht liefern konnte war das Präparat hier in den Apotheken Mangelware. Gleiches gilt inzwischen immer einmal wieder für andere Medikamente wie Alendronsäure, Antibiotikasäfte (vor allem für Kinder gebraucht), etc.

    Das federführende Mitglied der damaligen Beraterkommission hieß übrigens Karl Lauterbach, der gleiche, der sich jetzt zum Retter in der Medikamentenkrise aufschwingen will – mit völlig untaugliche Ansätzen. Und im Gegenteil: Durch seinen „Umbau der Versorgungsstrukturen“ versucht er dieses Kabinettstückchen gleich nochmal, dieses Mal sind allerdings noch wichtigere Player im Gesundheitssystem sein Ziel: Krankenhäuser, Fachärzte, u.a. Patienten werden das allerdings dieses Mal sehr viel schneller merken, z. B., weil ihr Krankenhaus vor Ort die Pforten für immer schließt.

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    • pingpong schreibt:

      Das, was mittlerweile jeden Tag viel Ärger macht (es gibt ganz grundlegende und wichtige Medikamente nicht mehr oder nicht ausreichend)

      Meine Frau erzählt ähnliche Dinge aus dem KH-Alltag.

      Zeigt die Tücken der Globalisierung. Und die Gefahren, wenn die just-in-time Philosophie (wozu brauchen wir hier große Lager oder Produktion, das bestellen wir einfach aus Fernost!) naiv in kritische Bereiche übernommen wird. Die warnenden Stimmen waren da.

      Damit etwas passiert, muss (leider oft) erst etwas passieren.

      Aber manchmal passiert dann auch wirklich etwas 😉

      https://kurier.at/wirtschaft/antibiotika-penicillin-sandoz-kundl-medikamente-generika/402828613

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      • pirx1 schreibt:

        Die Interviewte benennt ja das Problem konkret: Preispolitik. Geiz ist geil. Das kann ein Politiker bestimmen, der gewählt wird, weil er Menschen, die Medikamente nach Wert bezahlen müssten verspricht, dass es alles und jedes „für umme“ gibt. Und diese Menschen glauben dieses Märchen nur allzu gern, weil sie nicht wertschätzen, was Geld kostet. Diese Menschen und ihr mengelndes Reflexionsvermögen sind die eigentliche Ursache des Problems.

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  4. pirx1 schreibt:

    Noch eine Schlussbemerkung zur hier gern geübten Polemik gegen alles und jeden.

    Ein bestenfalls nur desinformierter Troll, wer meint, dass man auf Forschung und Produktion gerade der innovativsten Medikamentengruppe verzichten könne, die therapeutisch intrazellulär und z. B. an mRNA-Prozessen angreifen. Diese Präparate sind nur das folgerichtige Ergebnis eines Entwicklungsprozesses, der schon zu meinen Studienzeiten (vor mittlerweile fast 30 Jahren) im Gange war, also weder „total neu“ noch „unerprobt“. Eine Hoffnung für neue Therapieansätze, denn mit „Säftchen in den Rachen gießen, und dann wird das schon“ behandelt man Karzinome z. B. niemals ursächlich. Wenn in Deutschland das Klima für Firmen, die solche Entwicklungen vorantreiben gerade durch eine öffentliche Pseudomeinung vergiftet wird, dann sollte man darüber vielleicht ´mal nachdenken, ob man sich tatsächlich in die Riege der anderen o.g. Saboteure der Medizinforschung in Deutschland einreihen will. Wer diese Entwicklungen (wieder einmal) verpennt, der wird – allein als Folge der eigenen dogmatischen Eitelkeiten – abgehängt, so wie das Deutschland mit seiner einstigen Vorreiterrolle in der Photovoltaik jüngst passiert ist und wie es mit der globalen Mobilitätswende gerade wieder passiert.

    Aber es ist pathognomonisch für unser Land und die hier mittlerweile grassierende Diskussionsunkultur, dass es auch da wieder mehr als 80 Mio Experten zu geben scheint, die meinen, sie könnten beurteilen, wie etwa ein Medizinprodukt qualitativ zu beurteilen sei („die Eltern entscheiden das“ – auf welcher Wissensbasis denn bitte sehr?). Diese gleichen „Exerten“ maßen sich dann auch an, zu wissen, wie die aktuelle Studienlage zu medizinischen Wirkstoffen und -prinzipien ist, wer der beste Fußballtorwart ist, wie sinnvoll Stromgewinnung aus Sonnenenergie wäre, wie man Atommüll über Jahrtausende sicher und preiswert verstaut, welches Bildungskonzept das beste ist, wie man am besten ein Land regiert, u.ä.

    Einfach ´mal die Klappe halten wäre gelegentlich sehr hilfreich!

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