Per speres ad astra //3050

Wie bekannt sein dürfte, mag ich Science-Fiction-Serien, insbesondere Star Trek (bis 2006).
Es gibt halt einige Prämissen, die man als gegeben anerkennen muss, um solche Filme genießen zu können. Trotzdem gibt es immer noch genug irritierende Seltsamkeiten.

Das Weltall ist nun mal unvorstellbar groß mit Entfernungen von Millionen und Milliarden Lichtjahren. Selbst wenn man in unserer Milchstraße bleibt, sind es immer noch etliche Myriaden Lichtjahre. Um solche Entfernungen in kurzer Zeit überbrücken zu können, muss man fiktionale Technologien annehmen, die das ermöglichen, sei es ein Warp-Antrieb, der die Raumzeit entsprechend krümmt, sei es ein Unendlicher Unwahrscheinlichkeitsantrieb, oder seien es Wurmlöcher, die nach Bedarf erzeugt werden können. Und notfalls kann man einen Hyperraum oder Subraum deklarieren.
Die meisten der Außerirdischen sind menschen*ähnlich (und – von Ausnahmen abgesehen – mit vergleichbarer Körpergröße wie wir Terraner, weder Liliputaner noch Brobdingnagianer). Die (akustische) Verständigung mit ihnen läuft i.A. unmerklich und problemlos über einen Universalübersetzer oder einen Babelfisch. Wenn sie genügend Trainingsdaten hat, würde eine LLM das wohl auch hinkriegen. Aber so ganz ohne, bzw. nur aufgrund einer Handvoll Laute ist das schon erstaunlich.
So ziemlich alle besuchten Planeten haben eine ähnliche Atmosphäre wie die Erde, ähnliche Temperatur, ähnliche Schwerkraft, gleiches Lichtspektrum und Helligkeit, Tag-Nacht-Rhythmus, vergleichbare Vegetation. Die Nahrungsmittel scheinen für andere Spezies gut verträglich und meist sogar schmackhaft zu sein. Das ist eigentlich nicht selbstverständlich. Beispielsweise ist das in Schokolade enthaltene Theobromin für Hunde giftig. Katzen vertragen kein Aspirin. Die meisten erwachsenen Asiaten können keine Laktose verdauen. Und dennoch nimmt man an, dass Nahrungsmittel und Medikamente problemlos zwischen Humanoiden von verschiedenen Planeten ausgetauscht werden können.

Wie gesagt, die Entfernungen sind riesig. Trotzdem scheint es kein Problem zu sein, über einen Bereich mit mehreren Lichtjahren Radius innerhalb von Sekunden zu scannen. Dabei ist das ein unvorstellbar großes Raumvolumen.
Die Kommunikation zwischen zwei Raumschiffen, oder einem Raumschiff und einem Planeten, die meinetwegen nur Lichtsekunden voneinander entfernt sind, müsste zumindest zeitlich verzögert sein, erfolgt aber immer prompt.
Überhaupt erfolgt die Kontaktaufnahme immer unmittelbar. Da wird ein anderes Raumschiff angepingt oder gerufen, und sofort kommt die Antwort. Das ist völlig unrealistisch. Auch wenn man hier auf der Erde telefonisch angerufen wird, vergehen mindestens ein paar Sekunden, bis die Verbindung aufgebaut ist, man das Klingeln hört, reagiert, das Telefon zur Hand nimmt und den Anruf erwidert.
Insbesondere frage ich mich, wieso immer alle noch so exotischen Spezies wissen, auf welcher Frequenz die Kontaktaufnahme erfolgt. Sollte man nicht meinen, dass es bei fremden Technologien ganz andere Schnittstellen und Kommunikationsprotokolle gibt, die grundsätzlich erst einmal inkompatibel sind?
Auch die Bedienung fremder Kontrollkonsolen gelingt (zumindest den zuständigen Crew-Mitgliedern) immer auf Anhieb, obwohl sie mit unbekannten Zeichen beschriftet sind. Man würde doch meinen, dass sie zuerst mit Dekodieren beschäftigt sind, aber nein, sie drücken ohne zu zögern die Tasten und Knöpfe, und sogleich erscheint auf dem Bildschirm das, was sie erwartet haben, und wenn’s nur eine Lissajous-Figur ist. Wenn etwas im fremden Raumschiff zu reparieren ist, läuft es entsprechend ab. Und seltsamerweise passen die Ersatzteile immer, als ob eine galaktische Normierungs- und Standardisierungsstelle für kompatible Hardware gesorgt hätte.

[*Exkurs:
Es gibt ja die exobiologische Theorie, dass sich (halbwegs intelligentes) Leben auch auf anderen habitablen Planeten so ähnlich entwickeln muss wie hier, dass also die Aliens sich grundsätzlich anatomisch und physiologisch gar nicht so sehr von uns unterscheiden würden.
Zunächst haben sie alle einen Stoffwechsel, also Nahrung rein, verwertete Reste wieder raus.
Dann brauchen sie Wahrnehmungssinne, insbesondere im optischen Spektralbereich (was aber nicht zwangsläufig von Rot bis Violett bedeutet). Zum dreidimensionalen Sehen sind (mindestens) zwei optische Sensoren („Augen“) nötig, die so angeordnet sein müssen, dass das Wesen eine günstige Perspektive in Bewegungsrichtung hat.
Akustische Kommunikation ist effektiv. Andere Wege der Verständigung sind ebenfalls denkbar.
Für die Fortbewegung haben sich vier Gliedmaßen bewährt, um auf Land zu laufen. Bei weniger als vier ist die Bewegung instabiler, bei mehr verbraucht sie zusätzliche Energie. Vier ist also ein guter Kompromiss, der auch auf anderen Planeten ähnlich gelten müsste.
Zweibeinigkeit hat den Vorteil, dass sich mit zwei der vier Gliedmaßen Dinge transportieren oder Werkzeuge benutzen lassen. Ob an einer „Hand“ jetzt fünf „Finger“ sind, nur drei oder vielleicht sieben, ist nur von geringerer Bedeutung.
Auf der Erde hat sich das Fliegen bei ganz unterschiedlichen Spezies unabhängig voneinander entwickelt, u.a. Insekten, Vögel oder Fledermäuse.
Vermutlich sind Flossen für Wasserlebewesen aufgrund der Hydrodynamik universell, um sich fortzubewegen.

Ich will das jetzt nicht noch weiter ausführen. Bisweilen steht die anthropozentrische Perspektive neuen Erkenntnissen im Weg.
Auch wenn die Evolution bisweilen Umwege macht, setzen sich – abhängig von der Umgebung – bestimmte Merkmale mit höherer Wahrscheinlichkeit durch.]

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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19 Antworten zu Per speres ad astra //3050

  1. pirx1 schreibt:

    Am lächerlichsten finde ich in all diesen Serien den Begriff „intelligentes Leben“ im Zusammenhang mit Menschen, die von ihrer eigenen Spezies sprechen.

    Daneben kann Roddenberry natürlich die Quellen seiner Sozialisation nicht verleugnen: Eine paramilitärisch organisierte „Sternenflotte“ mit hohem Gewaltpotenzial, ein weißer Amerikaner als Raumschiffkommandant, während Russen und Asiaten bestenfalls den Rang eines Steuermanns bekleiden dürfen (es sei denn, sie hätten lange genug unter eben diesem „Vorbildkommandanten“ gedient, dann wird ihnen vielleicht ein -natürlich leistungsschwächeres- Raumschiff anvertraut), ein intellektuell weit überlegener Vulkanier, der trotzdem mit der Rolle des ersten Offiziers abgespeist wird, die weibliche Farbige darf bestenfalls das Telefon bedienen, aber nur, wenn das Röckchen kurz genug ist … .

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    • beweis schreibt:

      Also im Vergleich zu terrestrisch-teutonischer feministischer Außenpolitik empfinde ich die Sternenflotte gar nicht als gewaltorientiert. Man denke nur an die oberste Direktive der Nichteinmischung. Die sind so tolerant, dass sie in der „Next Generation“ sogar einen Klingonen als Sicherheitschef haben.

      Picard ist nicht amerikanischen, sondern ethnisch französischen Ursprungs. Er ist, wenn schon identitätspolitisch eingeordnet wird, auch noch einen Kopf kleiner als seine Nummer eins, Ryker. Auch hat er erheblich weniger Haare. Ryker hat mehrmals ein eigenes potentes Schiff angeboten bekommen, sich aber dafür entschieden, auf der Enterprise zu bleiben. Das basiert auf menschlicher Verbundenheit. Warum sollte man dort alles ideologisch kaputtquotieren? Dann würden die Romulaner die Instabilität nutzen und die Menschen ersetzen. Dann wäre schnell Schluss mit der Saga.

      Dann müsste man eine neue Serie starten rund um ein romulanisches Kalifat.

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      • Auch Spock ist lieber Wissenschaftsoffizier als Captain (was ich sehr gut nachvollziehen kann).

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        • pirx1 schreibt:

          Wozu braucht eine fortschrittliche Gesellschaft „Captains“ oder überhaupt Individuen, die irrational und fernab von allen wissenschaftlichen Prinzipien agieren?

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          • beweis schreibt:

            Damit sie nicht werden wie die Borg. Die assimilieren alles und jeden für ihr Kollektiv. Da gibt es kein Individuum, keine Seele. Nur kollektive Nutzenorientiertheit.

            Übrigens finde ich die Borg extrem gut dargestellt. Schon als Kind haben mir die weitaus mehr Angst einfeflößt als jedes noch so schlimme Monster.

            Man stelle sich auch vor, die Enterprise würde nach Mehrheitsbeschluss gesteuert und nicht von einem Captain. Jeden Morgen würde abgestimmt, wohin es heute geht. Dann würden alle permanent zanken und intrigieren, um die jeweils anderen von ihrem Kurs zu überzeugen.

            Auch das wäre sicher ein Heidenspaß für die Romulaner.

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            • pirx1 schreibt:

              Die Borg – als Musterbeispiel für eine diktatorisch-hierarchisch organisierte Struktur mit einem willenlosen Hive und einer alles und willkürlich entscheidenden Borg Königin – zu Recht ablehnen

              aber

              eine hierarchisch militärisch geführte Struktur mit einem alles nach Bauchgefühl entscheidenden Captain an der Spitze begrüßen.

              Ein Widerspruch in sich, oder nicht?

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            • beweis schreibt:

              Nein. Die Borg sind in Würfel verfasster Kollektivismus. Die sog. Borg-Königin, die im aktuellen „Picard“ für Grusel sorgt, ist nichts anderes als Sprachrohr für das Borg-Kollektiv.
              Interessanterweise ist diese Personifizierung in der ursprünglichen Borg-Darstellung aus dem letzten (hiesigen) Jahrtausend gar nicht präsent. Die Borg generieren ihre Macht, Gewalt und Gnadenlosigkeit einzig und allein aus dem Kollektivismus. „Wir sind Borg!“

              Aber guter Hinweis, dass sogar in der Star-Trek-Saga die Unmenschlichkeit des über alles bestimmenden Kollektives inzwischen eingehegt wird. Das war mir in diesem Kontext noch gar nicht so aufgefallen.

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            • pirx1 schreibt:

              Das ist nicht korrekt. In „Der erste Kontakt“ wird recht deutlich, dass die Borg-Königin diejenige ist, die Data zu ihrem Gefährten machen will, das gesamte Kollektiv und dessen Funktionen bestimmt, sie also der einzige Borg mit freiem Willen ist. In späteren Folgen (dem unseligen „Voyager“ sequel der ursprünglichen Star-Trek Serie) wird das in den beiden Folgen „Endspiel“ ebenso klar.

              Das kann man natürlich – wenn man so viel Agenda unterstellen will – nach Belieben als von den Serienautoren bewusst eingeführte „Einhegung des Kollektivs“ deuten – oder einfach nur als simplen Abklatsch biologischer Vorbilder (etwa von Bienenschwärmen oder Ameisenkolonien).

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            • beweis schreibt:

              Wow. Du steckst ja richtig tief drin. Muss unbedingt mit Kind „Der erste Kontakt“ sehen und in mir wiederbeleben.
              In meiner Erinnerung hat sich die Borg-Königin nämlich erst erheblich später eingenistet, nachdem die Angst vor dem nicht greifbaren und gnadenlosen Borg-Kollektiv in mir schon entstanden war.

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      • pirx1 schreibt:

        Wenn man schon alles -reim dich oder ich fress dich- auf eine politische, statt auf eine – was es ist – Ebene plumper Klischees ziehen will: Ein Blitzmädel im kurzen Röckchen und tights ist keine „Identitätspolitik“? Ein Vertreter einer „Kriegerrasse“ als Photonentorpedowärter keine Schablone?

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        • beweis schreibt:

          Sehe ich anders. Identitätspolitik ist dirigistisch. Sie will ein gewachsenes oder gar evolutionäres Verhalten beeinflussen und abändern. Dass Frauen mehr telefonieren und gerne ihre Figur, oder im Fall von Uhura ihre Schenkel und ihr Gesäß, präsentieren und betonen, ist eben keine Identitätspolitik.

          Und machen wir uns nichts vor: Männer gehen bevorzugt nach außen und schießen ein Photonentorpedo oder eine Peniskanone (Lindemann) ab.
          Frauen machen sich attraktiv und lenken dann als Betazoidin Counsellor Troi, also über subtile Beeinflussung das Geschehen auf einer Meta-Ebene. Das ist erheblich gravierender und weitreichender als so ein plumper Kanonen-Abspritzer.
          Leider kapieren das nur wenige Trekkies.

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          • pirx1 schreibt:

            Wenn dem so wäre (Konjunktiv), dann wäre die beliebige Verwendung des buzz words „Identitätspolitik“ allerdings perfekt, denn dann müsste doch eigentlich (s.u.) die Rolle der Tasha Yar Ergebnis bloßer „Identitätspolitik“ sein und ihr Ersatz durch Worf eben keine solche und nur die Wiederherstellung der „naturgegebenen evolutionären Ordnung“.

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  2. Plietsche Jung schreibt:

    Ich kann mich herrlich entspannen bei dieses SiFi Filmen und akzeptiere die Ungereimtheiten.
    Wer weiß schon, wo die Menschheit in ein paar Hundert/Tausend Jahren sein wird und auf welche Sprosse von „Intelligenz“ im Kontext der Allbewohner wir stehen.

    Von einer russischen SiFi Serie o.ä. habe ich noch nicht gehört und Chinesen möchte ich gar nicht sehen.

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  3. beweis schreibt:

    Die äußerliche Ähnlichkeit vieler Lebensformen wird in S06 E20 – Das fehlende Fragment von Next Generation behandelt. Vor Milliarden von Jahren gab es demnach eine weit entwickelte Lebensform, die ihr genetischen Material im gesamten Weltraum verteilt hatte. Deswegen sehen sich Menschen, Cardassianer, Klingonen und Romulaner so ähnlich und laufen alle auf zwei Beinen. Es kommen aber in diversen Episoden auch viele gänzlich andere Lebensformen vor. Z.B. dieses Morast-Wesen, durch das Sicherheitschefin Natasha Yar umgebracht wird, um dann identitätspolitisch korrekt von einem Diversen namens Worf ersetzt zu werden. Die Klingonen tragen ja ihre primären Geschlechtsorgane irgendwo unterhalb der Rippen.

    Soweit ich mich an meine Schulphysik erinnere, besteht jede körperliche Bewegung, aber auch Kommunikation letztlich in Bewegung von Materie. Wenn man diese Materie-Bewegung nun mit neuartiger Warp-Technologie optimiert, kann man nicht nur sehr schnell von A nach B, man kann vielleicht auch beamen. So müsste auch Fernkommunikation wieder synchron erfolgen können über Galaxie-Grenzen hinweg.

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