Ungeschickt //2995

Vor einiger Zeit habe ich aus bestimmten Gründen, die ich hier nicht weiter erläutern möchte, meinen Mail-Client gewechselt.
Das war anfangs umständlich. Bis ich mehrere Accounts eingerichtet hatte, die ganzen Optionen und Einstellungen passend konfiguriert hatte, die Signaturen und Kalender (jetzt bekomme ich etliche Benachrichtigungen doppelt, und habe mich noch nicht daran gewagt, das zu bereinigen, um keinen Datenverlust zu riskieren) importiert, den einen oder anderen Registry-Hack, .. Ich will das gar nicht in allen Einzelheiten ausführen.
Endlich war es soweit, dass der Mail-Client halbwegs brauchbar war. Im Laufe der Zeit arrangierte ich mich mit seinen Absonderlichkeiten.
Auch wenn ich mich einigermaßen an den Mail-Client gewöhnt habe, gibt es doch hin und wieder noch Widrigkeiten, die mich stören.

Nicht nur hin und wieder, sondern fast täglich stoße ich dagegen auf eine kleine, aber auf Dauer nervige Verhaltensweise:
Bei meinem alten Client hatte ich jedes Mal, wenn ich nach Mails schauen wollte, einen Button gedrückt, der dann auf sämtlichen Accounts Mails abholte und ggf. verschickte.
Der neue Client schaut jetzt ständig nach neuen Mails. Dass er sie auch sofort aus dem Ausgangsordner verschickt, habe ich aber abgeschaltet, weil ich das nicht will. Er soll Mails nur dann verschicken, wenn ich es ausdrücklich anordne.
Insbesondere zu versendende Mails, die nicht so wichtig und nicht dringend sind, vergesse ich (wir reden hier von einem Zeitraum von höchstens ein paar Stunden) dann schon mal im Ausgangsordner, wo sie sich ansammeln. Das ist aber kein Problem – wie gesagt, diese Mails sind nicht dringend. Wichtige oder dringende Mails sende ich in der Regel sofort.
Wenn ich jetzt den Mail-Client beenden will (z.B. weil ich offline gehen oder den Rechner winterschlafen lassen will), dann poppt eine Meldung auf, dass noch Mails im Ausgangsordner sind. Ich habe jetzt zwei Optionen:
Entweder ich beende das Programm trotzdem. Dann bleiben diese Mails ungesendet im Ausgangsordner. Oder ich breche das Beenden des Programms ab. Dann kann ich die Mails noch versenden, indem ich auf den entsprechenden Button klicke.
Da ich in dieser Situation meist schon im Begriff bin, etwas anderes zu machen, wähle ich für gewöhnlich die erste Option, weil ich mich nicht länger damit aufhalten will. Die zweite Option ist mir in dieser Situation oft zu umständlich.
Was mir hier fehlt, ist eine dritte Option, bei der die Mails noch verschickt werden, bevor sich das Programm beendet. Das wäre am einfachsten und komfortabelsten, so dass ich diese Option in den meisten Fällen vorziehen würde. Es ist mir schon klar, dass das Verschicken der Mails noch etwas dauern kann. Aber normalerweise geht das ruckzuck. Mails mit megabytegroßen Anhängen habe ich für gewöhnlich nicht im Ausgangsordner, und falls doch einmal, tja, dann wäre das auch kein wirkliches Problem und ich hätte es mir selbst zuzuschreiben.
Wenn ich es eilig habe, dann habe ich ja immer noch die Wahl, die Mail erst später zu schicken. Das ginge aber nicht, wenn der Mail-Client allgemein so eingestellt ist, dass er beim Beenden grundsätzlich verschickt. Deshalb ist es auch keine Option, die Konfiguration so zu setzen. Ich möchte schon die Kontrolle behalten, wann die Mails gesendet werden.

Freilich ist das Ganze nur ein Luxusproblem, aber ich habe oft genug selbst Software spezifiziert, um zu wissen, dass solche Kleinigkeiten die User Experience wesentlich beeinflussen. Es dürfte überhaupt kein Problem sein (wenn doch, dann ist die zugrundeliegende Architektur verhunzt), das von mir beschriebene Feature zu implementieren.
Insofern ist dieser Eintrag nicht die Jammerei eines DAUs, sondern zeigt exemplarisch die Bewertung aus einer Engineering-Perspektive, die an dieser Stelle leicht umsetzbares Verbesserungspotential sieht.

Dann ist es mir bei diesem Mail-Client bereits mehrmals passiert, dass er sich weigerte, meine gerade verfasste Mail zu versenden. Angeblich hätte jemand anders darin editiert und jetzt gäbe es Konflikte. Die Mail ließ sich auch nicht abspeichern, und als es mir gelungen war, ihr Fenster zu schließen, war sie ganz weg, und ihr Inhalt verschwunden.
Mein alter Client mag auch seine Macken gehabt haben, aber etwas derartiges ist mir mit ihm nie passiert.
Um daraus resultierende Datenverluste zu verhindern, habe ich es mir jetzt angewöhnt, Mails in einem externen Editor zu formulieren. Von da aus kann ich den Text dann kopieren und im Mail-Client einfügen (sowie noch umformatieren, falls nötig), unmittelbar, bevor ich auf „Send“ klicke.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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9 Antworten zu Ungeschickt //2995

  1. pirx1 schreibt:

    Der Wunsch nach der dritten Option („send on end“) ist m.E. ein typisches Beispiel für den Entwicklerkonflikt zwischen Implementation auch selten gewünschter Optionen und überladenem und damit zunehmend unübersichtlichem Funktionsangebot. Wäre ein entsprechendes Skript (zumindest geht so etwas in den BS in denen ich mich mehrheitlich bewege recht problemlos) nicht eine Lösung für dich?

    Ein Client, der Zugriffsprobleme augenscheinlich selbst erfindet, dadurch Mailinhalte verliert und mich zur Nutzung eines externen Editors zwingt wäre ein no go für mich.

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    • Dieses beschriebene Feature („Send before Exit“ – zugegeben nur ein Nice-to-have) wäre nicht übertrieben, weil es beim UI lediglich einen dritten Button auf einer Messagebox mit bereits zwei Buttons benötigt. Das ist für den Nutzer einfach überschaubar.

      Ein Skript ist keine Lösung, da das Problem ja nur bei der interaktiven Nutzung des Clients auftritt. Wenn ich Mails automatisiert versenden will, habe ich dafür andere Tools.
      (Apropos Skript .. ich suche ja nach einer Schnittstelle, mit der ich die entstandenen Postfach-Dateien per Batch-Datei o.ä. compacten kann. Das wäre hilfreich, weil der Client die Dateien immer ziemlich aufbläht, was ärgerlich für die Datensicherung ist. Bisher habe ich nur gefunden, wie ich das händisch machen kann, was äußerst umständlich ist.)

      Einen externen Editor benutze ich für viele Anwendungen.
      Bspw. schreibe ich alle Blogeinträge und Kommentare erst einmal in einem anderen Editor, weil das viel übersichtlicher und komfortabler ist. Insofern ist es kein Problem, das auch auf Mails auszuweiten.

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  2. idgie13 schreibt:

    Kannst Du keinen Absendezeitpunkt („Delay Delivery“) angeben?

    Wobei ich aber ehrlich gesagt, den Sinn hinter zeitlich versetzt geschickten Mails nicht nachvollziehen kann. Es ist ja kein Chattool, sondern eine asynchrone Kommunikationsform.
    Worin liegt das Problem, dass die Mail sofort geschickt wird?

    Gefällt 1 Person

    • Ob mein Client das unterstützt, weiß ich nicht. Es ist auch keine Funktion, die mir nützen würde, weil ich ja dann trotzdem einen Zeitpunkt festlegen müsste, ich das aber individuell und spontan entscheiden möchte.
      Seit vielen Jahren bin ich einfach gewöhnt, erst ein paar zu versendende Mails zusammenkommen zu lassen, bevor ich sie in einem Schwung versende. Hauptsächlich Gewohnheit, von der ich jedoch nicht abweichen möchte, weil sie zu meinem Workflow passt. Außerdem kann ich dann auch noch Änderungen machen, falls es sich – gar nicht so selten – doch noch ergibt.

      Es geht auch überhaupt nicht darum, welche alternativen Lösungen es geben könnte. Ich habe diese Meldung halt schon so oft gesehen, und wundere mich jedes Mal, warum diese kleine, aber nützliche Verbesserung fehlt.

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  3. Plietsche Jung schreibt:

    Such am besten weiter nach einem besseren Client. Das muß passen, sonst nervt es jeden Tag.

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    • Ein anderer Cleint ist leider keine Option, höchstens eine andere Version davon.
      Mit einigen habe ich schon ein paar Erfahrungen gemacht, aber selbst falls das Issue dort besser gelöst sein sollte, haben die dann andere Macken, die mich vielleicht noch mehr nerven.

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  4. Pingback: Internettigkeiten //3040 | breakpoint

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