Gebrochenes Licht #breakpointUrlaub2023, 5. Teil //2941

Am späten Abend versuchten wir immer, uns am Nachthimmel zu orientieren. Der Polarstern steht ungewohnt niedrig. Einige Sommersterne konnten wir entdecken, die sonst in unseren nördlichen Breiten nicht zu sehen sind, wobei ich sogar mit bloßem Auge den Alkor als Reiter auflösen konnte.

Johannes war aufgefallen, dass der Kinderpool nur ganz flach, als wäre er höchstens zehn bis zwölf Zentimeter hoch mit Wasser gefüllt, aussieht, wenn man von weiter weg zu ihm rüber schaut. Dabei wusste er doch aus eigener Erfahrung, dass er ihm bis fast zum Bauch ging. Ich ging mit ihm zum Kinderpool, um zu überprüfen, wie tief er tatsächlich war, denn als Naturwissenschaftler sollte man seine Beobachtungen stets überprüfen. Dann begann ich, Johannes von Brechungsindizes, dem Brechungsgesetz und dem Fermat’schen Prinzip zu erzählen, das besagt, dass das Licht versucht, seine Lauflänge in optisch dichteren Medien zu minimieren. So in allen Einzelheiten hat Johannes das wohl noch nicht verstanden, aber ein grundlegendes Verständnis schon gewonnen. Er hat wirklich Glück, dass ich ihm solche Angelegenheit sachlich erklären kann. Ich in seinem Alter habe stattdessen nur irgendwelchen Stuss über Heilige oder Bibelgestalten erzählt bekommen.

Dass eines meiner Sandalenpaare nicht mehr nutzbar war, schränkte mich schon ein. Nicht nur deswegen kaufte ich mir, als ich einen kleinen Ausflug zum Supermarkt machte, ein paar Flipflops, um Haussandalen und Strandschuhe zu entlasten. Nach der ersten Eingewöhnungsphase empfand ich sie als überraschend bequem.

Von einer seiner Touren hatte Carsten einen Naturschwamm mitgebracht. Wie kommt man nur darauf, die trügen Quadrathosen?

Es war schon ärgerlich, dass es nur so wenige Cocktails in den beiden Bars angeboten wurden. Der Black Russian wäre ja ganz OK gewesen, wenn er nicht so süß wäre.
„Jetzt beschwer‘ dich nicht“, meinte Carsten, „gegen Aufpreis kriegst du bestimmt auch andere Cocktails. Aber du wolltest ja nur vier Sterne.“
„Ich denke gar nicht daran, noch zusätzlich zu bezahlen“, erwiderte ich, „wir haben genug Geld für all-inclusive hingeblättert. Das muss reichen.“
„Wenn ich gerne eine Bloody Mary wollte, würde ich mir das schon leisten.“
„Du hast bald genug wieder eine Bloody Anny. Ich unterstütze diese Abzocke nicht.“
„Wie du willst. Dann trinkst du halt nur zweitklassige Cocktails.“
Er wandte sich an Johannes: „Was ist, mein Junge, wollen wir am Strand wieder eine Sandburg bauen?“
Johannes war begeistert von dem Vorschlag, und so verschwanden die beiden für die nächste Stunde an den Strand.

Am letzten Tag als wir dort waren, kamen plötzlich Leute mit einem Hund auf den Strand. Hey, das ist kein Hundestrand! Sie ließen den Hund zwischen den Liegestühlen wild herumspringen. Unmöglich, sich da zu entspannen, zumal es völlig unhygienisch ist.

Es ist in jedem Hotel das Gleiche. Man hält sich am Vormittag von seinen Zimmern fern, damit das Personal Gelegenheit hat, sauber zu machen. Dann kommt man irgendwann mittags zurück, und niemand war da. Wenn man dann später eigentlich Siesta halten will, dann plötzlich steht das Zimmermädchen vor der Tür.
Lässt sich das denn nicht besser organisieren? Man gibt als Gast die Timeslots an, in denen das Zimmer gereinigt werden kann, und kann es in der restlichen Zeit frei nutzen, ohne dauernd eine Störung befürchten zu müssen. Alternativ bekommt man rechtzeitig den Besuch des Zimmerservices angekündigt, so dass man sich darauf einstellen kann.
Es ist wirklich jedesmal mehr oder weniger lästig, selbst wenn es uns persönlich reichen würde, wenn das Zimmer nur alle zwei oder drei Tage gemacht würde, ggf. auch überhaupt nicht.

Auch wenn ich anfangs wegen einigen Aspekten unseres Urlaubs etwas enttäuscht war, war er im Rückblick doch gelungen und erholsam. Man muss sich eben zuerst einfinden und sich an die Gegebenheiten anpassen. Dann stellt sich heraus, dass einiges, dass man ursprünglich gar nicht wahrgenommen hat, gerade das besondere Flair dieses Urlaubs ausmacht.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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10 Antworten zu Gebrochenes Licht #breakpointUrlaub2023, 5. Teil //2941

  1. blindfoldedwoman schreibt:

    Waren Deine Eltern fundamentale Christen?
    An sich sind die Geschichten aus der Bibel ja nicht schlecht. Allerdings sollten sie nicht wortwörtlich genommen werden.

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  2. Plietsche Jung schreibt:

    Irgendwas ist immer, auch in 4 oder 5 Sterne Hotels. Wenn die Führung nicht klappt, findest du immer etwas störendes.

    Hauptsache, dein Fazit passt. Erholung gut, alles gut.

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    • Klar. Wo Licht ist (und mindestens ein opakes Objekt), ist auch Schatten.
      Wenn in einem Hotel das Essen besonders gut ist, dann sind vielleicht die Zimmer nicht so schön. Beim Hotel mit dem besten Strand ist das Ambiente des Restaurants kantinenartig. ..
      So hat jedes Hotel Vor- und Nachteile. Eines, bei dem alle Komponenten optimal sind, gibt es vermutlich nicht.

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