Pin me up //2862

Kennt ihr eure PIN für z.B. den Geldautomaten oder euer Handy auswendig?
Ich will den Wert wirklich nicht wissen, aber es interessiert mich, ob ihr den so spontan und ohne zumindest kurz überlegen zu müssen, aus dem Gedächtnis abrufen könnt.

Schon vor langer Zeit habe ich die Beobachtung gemacht, dass mir die PIN meiner Geldkarte eigentlich gar nicht bewusst ist. Ich müsste normalerweise erst nachdenken, damit sie mir (vielleicht?) einfällt. [Da bei mir die üblichen Mnemotechniken nicht funktionieren, merke ich mir solche PINs für gewöhnlich über einfache mathematische Formeln.]
Erst wenn ich die Karte bereits in den Geldautomaten eingeschoben habe, und die PIN eingeben soll, ist sie ganz plötzlich da, ohne dass ich aktiv versucht habe, mich an sie zu erinnern.
Ähnlich geht es mir auch mit der PIN meines Handys. Die fällt mir auch erst unmittelbar, bevor ich sie eingeben muss, ein.
Sogar bei einigen Internet-Portalen (z.B. bei meinem DSL-Provider) geht es mir so, dass mir mein Nutzername erst dann einfällt, wenn ich die Eingabemaske vor mir sehe. Oder Telefonnummern erst just-in-time, wenn ich jemanden anrufen will.

Vielleicht gibt es einen Fachbegriff für dieses Phänomen. In Ermangelung der Kenntnis eines solchen nenne ich es „bedingte Erinnerung“. Das Auslesen aus dem mnestischen Datenspeicher wird durch eine bestimmte Bedingung ausgelöst, während ansonsten der Zugriff auf die Daten geschützt ist oder zumindest schwer zugänglich verborgen ist.
Habt ihr so etwas ähnliches auch schon erlebt? Oder geht es etwa nur mir so?

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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25 Antworten zu Pin me up //2862

  1. blindfoldedwoman schreibt:

    Die Finger erinnern sich. 🙂

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  2. pirx1 schreibt:

    Altbekannt. Nennt sich „Context-dependent memory“ und sollte (natürlich, wie alle Lern- und Erinnerungsprozesse, hier aber vor allem die „räumlich-situative Orientierung“ betreffend) in seiner Genese wesentlich im Hippocampus organisiert sein.

    Tatsächlich funktioniert das reflexartige ABRUFEN von Informationen (Speicherort: Cortex), vor allem das, welches ohne Bewusstwerdung stattfindet, über einen sehr viel schnelleren Mechanismus, in den der Hippocampus nicht mehr eingeschaltet werden muss. Dabei sind solche kontextabhängige Informationen offenbar im „nicht-deklarativen“ Gedächtnisteil abgelegt.

    Insgesamt sind die Speicherorganisation des Gehirns und dessen Lernprozesse ohnehin sehr spannend, besonders wenn man pathologische Krankheitsbilder mit Teilstörung des Hippocampus und der frontotemporalen Hirnareale analysiert (nun gut, für die Betroffenen weniger spannend, denn einschränkend).

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  3. Ochmonek schreibt:

    Das kenne ich auch. Noch extremer ist das mit der Tastatur, auf der ich hier schreibe. Der Text fließt einfach aus den Fingern, ohne dass ich dafür auf die Tasten sehen muss. Aber wenn ich eine unbedruckte Tastatur vorgelegt bekommen würde und diese beschriften müsste, dann wäre dazu Nachdenken oder ausprobieren erforderlich.

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  4. Mika schreibt:

    Ich speichere die Pins als Graphik ab. Absolut zuverlässig.

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  5. Plietsche Jung schreibt:

    Ein 4-stelliger Schlüssel, der schützen soll. Man darf ruhig grinsen.
    Apps, die einen Token generieren. Es wird immer lächerlicher.
    Fakt ist, das Risiko ist nicht bei den Banken. Das ist das Wichtigste.

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  6. Martin schreibt:

    Moin,
    das gibt es auch als Effekt beim Lernen. Das man z.B. sein Lieblingskuscheltier mit in die Prüfung nimmt, damit man einen Bezug zur Lernumgebung daheim hat. Für PINs nenne ich mal das Muskelgedächtnis, das verwirrt mich immer wenn ich zwischen Tastatur und Telefon (verschiedene Anordnungen) wechseln muss, aber eher die Reihenfolge gemerkt habe.
    Sehr lustig fand ich es, wenn ich alte Computerspiele wiederfinde die ich vor 20+ Jahren zuletzt gespielt habe, und merke das ich die Bewegungsabläufe und komplette Lösungen für die einzelnen Levels noch komplett parat habe.
    Da ich mehrere Karten hab schreibe ich die PIN inzwischen verschlüsselt auf die Karte, das hat aber nur dazu geführt, das ich mir dann beide Werte merke und immer überlegen muß welcher der verschlüsselte und welcher der richtige ist.
    Grüße,
    Martin

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    • Manchmal programmiere ich mein Hirn auch so, dass es etwas nicht vergessen soll, indem ich eine Assoziation damit anlege.
      Beispielsweise sage ich mir am Abend ganz bewusst so etwas wie: „Wenn ich morgen früh meinen Schreibtisch sehe, dann muss ich eine bestimmte Banküberweisung erledigen.“
      Meistens funktioniert das.

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  7. Geeforce schreibt:

    „Muskelgedächtnis“, denke ich, nennt man das. Der Bewegungsablauf der Codeingabe ist gespeichert, die eigenlichen Zahlen nicht. 🤷‍♂️

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  8. apokolokynthose schreibt:

    Meine jetzige Bank-PIN kann ich mir tatsächlich per Formel merken, aber die davor hatte ich immer durch die Handbewegung im Kopf. Das führte dazu, dass ich die alte immer sehr schnell vergaß.

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  9. pirx1 schreibt:

    Die Bewertung zwischen „eine Handbewegung gelernt haben“ und „im Kopf merken“ ist eine ziemlich menschlich-künstliche, oder nicht? Wir finden vermutlich mehrheitlich, dass „im Kopf“ wertvoller wäre, weil da „höhere Hirnfunktionen“ beteiligt seien? Mal wieder ziemlich arrogant.

    Der „Lernmaschine Gehirn“ ist das ziemlich egal, weil sie andere, viel grundlegendere Bewertungsmaßstäbe anlegt: „brauche ich ein gelerntes Muster langsam oder schnell, selten oder oft, ist es komplexer oder nicht, wieviel Speicher- und Lernaufwand brauche ich dafür“, etc.

    Ja, man könnte sogar argumentieren: Muster, die unsere Bewusstseinsschwelle nicht oder nicht mehr erreichen (Kreislaufregulation, Immunsystemprozesse, Gefahrenabwehr) sind viel essentieller, unbestreitbar von ihrer Zahl massiv umfangreicher und unmittelbar lebensnotwendiger und darum teilweise auch schon „im ROM“ bei Geburt vorhanden und hardcodiert, als „Buch lesen“ oder „Klavier spielen“.

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