Neulich musste ich wieder daran denken, wie wir früher in meiner Kindheit als Familie zusammen einen (in Ziffern: 1) Schokoriegel gegessen haben. Das waren solche Schokoriegel, wie es sie auch heute noch gibt (wenn mir auch scheint, dass die Qualität nachgelassen hat, aber vielleicht ist das nur mein subjektiver Eindruck). Ich möchte keine Schleichwerbung machen. Nur soviel, dass bestimmte dieser Riegel einen Namen haben, den es auch für astronomische Objekte gibt.
Mein Vater öffnete die Verpackung und legte den Riegel auf ein Holzbrettchen. Mit einem scharfen Messer zerschnitt er den Riegel in Scheibchen von (soweit ich das im Rückblick beurteilen kann) drei bis fünf Millimetern Dicke. Diese Scheibchen teilten wir dann unter uns auf. Wenn es mit der Anzahl nicht aufging, verzichtete meine Mutter. So habe ich das zumindest vage in Erinnerung.
An einem einzigen solchen Scheibchen lutschten und kauten wir minutenlang. Das war etwas besonderes, wie eine kostbare Praline.
Mir erschien das damals ganz normal. Ich kannte es nicht anders, und wäre niemals auf die Idee gekommen, dass dies eine Einschränkung oder Verzicht sein könnte. Ein genügsamer Lebensstil wurde mir selbstverständlich, und dass man sich auch an Kleinigkeiten erfreuen kann.
Es wird für mich niemals nachvollziehbar sein, mit welcher Anspruchshaltung so manche Leute daherkommen, insbesondere wenn sie selbst nur auf Kosten anderer leben.
Ein schönes Beispiel für richtigen Umgang mit Ressourcen.
Hochraffinierte Zucker haben in der Natur die Funktion eines Belohnungssystems, sind aber keineswegs natürlicher Nahrungshauptbestandteil. Ein zu hoher Blutzuckerspiegel ist gesundheitsschädlich, Zucker in diesem Sinne toxisch für unseren Organismus, aber auch lebensnotwendig für die schnelle Energiebereitstellung. Die Zähmung des „Giftes“ gelingt unserem Körper nur durch sensible Regelkreise z. B. unter Einbezug von Insulin und Glukagon.
In viel zu kurzer Zeit (bezogen auf die eigentliche Langmut evolutionärer Vorgänge) haben wir allerdings diesen Zusammenhang verlernt (wenn wir ihn denn je richtig verstanden haben). Ergebnis: Zucker allerorten. Schließlich, so meinen wir, können wir uns das ja leisten, wenn auch allenfalls finanziell.
Diabetes, Übergewicht, u.a. sind die Folgen, die vermeintlich nur auf die bessere Alimentation zurückzuführende Entwicklung unserer Gehirne (die wir sowieso kaum nutzen) ist nur eine schlappe Entschuldigung für unseren Konsumwahn.
Die Alten machten es richtiger, sie wussten einfache Dinge noch zu schätzen und nach ihrem Wert zu behandeln. Nur wenige von uns haben sich dieses Gespür erhalten.
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Ich bin auch streng erzogen worden und weiß auch einfache Dinge zu schätzen.
So gab es auch nicht ständig teure Dinge, sondern eben nur zu bestimmten Anlässen.
Aber einen Riegel, der damals keine 50 Pfennige? gekostet hat, mit dem Messer in Scheibchen schneiden?
Ich bin auch nicht dafür, Kindern unbegrenzten Zugang zu Süßigkeiten zu gewähren.
Aber vielleicht ist das auch eine Erklärung, wieso Du heute so häufig bei Pralinen und Gebäck zuschlägst?
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Je stärker man den Zugang auf Süßigkeiten bei einem Kind begrenzt, so begehrlicher werden sie. Damit legt man einen Grundstein der zukünftigen Ernährungsweise.
Der einzige Riegel, der nahezu unverändert ist, ist Mars. Alle „Milch“-Geschichten wie auch Eiscreme ist heute nur noch ein Schatten der ehemaligen Produkte.
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Gerade bei diesem Riegel mit dem gleichen Namen wie ein Nachbarplaneten finde ich den Unterschied zu früher besonders deutlich.
Der hatte damals eine wesentlich festere Konsistenz, ist inzwischen eindeutig labberiger.
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Ich geb zu, ich hab den seit ein paar Jahren nicht mehr gekauft. Wieder eine Rezeptoptimierung?
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Optimierung nicht auf Geschmack sondern auf die Kosten der Zutaten und Herstellung.
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Wie überall und das seit Jahren. Langnese Eis war früher lecker, heute nur noch Mist. Der ganze Milchschnitte/Knoppers Schrott mit Milchersatz ist auch unzumutbar.
Also am besten selbst machen. Wie auch das Brot. Schmeckt erheblich besser.
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