Catcontent //2801

Online kann man eine schier unüberschaubare Menge von Katzenbildern finden.
Gerade kleine, spielende, tapsige, neugierige Kätzchen haben durch ihre Possierlichkeit einen unwiderstehlichen Niedlichkeitscharme.
Aber was mir fast noch besser gefällt, ist diese Ruhe, die oft von erwachsensen Katzen ausgeht. Insbesondere Katzenmütter mit ihren Jungen strahlen manchmal eine wunderbare Zufriedenheit aus, wenn sie einander ihre Zuneigung und gegenseitiges Vertrauen zeigen, deren schierer Anblick bereits so schön entspannend wirkt.

Aber trotz Niedlichkeit und Kuschelfaktor sollte man nie vergessen, dass man es mit einem Raubtier zu tun hat.
Vor einiger Zeit hatte ich Gelegenheit, eine Katze bei der Jagd zu beobachten. Sie lag regungslos auf der Lauer, ihre Aufmerksamkeit voll fokusiert auf das, was vor ihr lag. Plötzlich machte sie einen blitzschnellen Satz nach vorne. Als ihr Kopf wieder sichtbar war, hatte sie eine kleine Beute im Maul.

Katzen wird ja oft nachgesagt, sie seien grausam, weil sie noch mit den Mäusen spielen, bevor sie sie töten.
Aber in der Natur entwickelt sich solch ein Verhalten kaum jemals ohne Grund. Jahrmillionen der Evolution haben offenbar dazu geführt, dass Katzen, die dieses Verhalten zeigten, größere Überlebenswahrscheinlichkeit hatten als die Katzen, die sich nicht so verhielten.
Ich habe dazu eine denkbare Hypothese: Möglicherweise war die Lebensfrische der Mäuse ein Indikator für ihre Gesundheit, bzw. Mäuse, die gleich schlapp machten, waren eventuell durch Krankheit oder giftigen Mageninhalt verdorben, so dass sie der Katze beim Verzehr nicht gut bekamen. Solche Unterschiede werden winzig gewesen sein, aber – wie das mit der Evolution eben so ist – im Laufe tausender Generationen kumulierten sie.
Meine Oma pflegte zu sagen: „Ä hungriche Kads fängd kä Mäus.“ Das bedeutet, dass eine Katze, die bereits ausgehungert ist, nicht mehr die Langmut aufbringen kann, eine Beute zu suchen und ihr aufzulauern. Jagd kostet Energie. Wenn eine Katze also eine Maus erlegt, so ist sie üblicherweise noch nicht extrem hungrig, so dass sie noch Zeit genug hat, die Beute ausgiebig auf ihre Vitalität zu testen.
Spitzmäuse werden übrigens nicht gefressen. Die sind eigentlich mit den Maulwürfen verwandt. Aus irgendwelchen Gründen mögen Katzen die nicht.
Während das Spielen mit einer kleinen Beute noch geht, muss eine Katze eine Ratte sofort töten. Ratten wehren sich und greifen selbst an. Unerfahrene junge Katzen verstehen das noch nicht, und können bei der Jagd auf eine Ratte selbst schwer verletzt werden.

Sprichwörtlich ist auch die Neugier der Katzen. Normalerweise gehen sie dabei schon mit der gebotenen Vorsicht vor. Aber es kann auch mal passieren, dass sie irgendwo bei einem Erkundungsgang in eine Garage oder einen Keller eingesperrt werden.
Katzen sind liebenswerte, eigenwillige Geschöpfe. Sie haben nichts unterwürfiges an sich, sondern sind selbstbewusst und unabhängig.

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Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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9 Antworten zu Catcontent //2801

  1. keloph schreibt:

    eine gute betrachtung, die sich mit meinen gedanken deckt.

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  2. Plietsche Jung schreibt:

    Vielleicht ist das Blarina-Toxin nicht so lecker.

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  3. beweis schreibt:

    Das ist aber eine liebevoll-tröstliche Sicht auf die kleinen Raubtiere. Sie wollen nur prüfen, ob die Beute auch wirklich frisch, lecker und gesund ist.

    Dagegen spricht, dass sie auch jagen und mit Beute spielen, wenn sie satt sind. Ist die Maus erst tot, wird sie dann einfach liegengelassen. Sie könnten sich eigentlich das ganze mäusequälende Brimborium sparen, wenn es nur um die Nahrung ginge.

    Offenbar gibt es also bei Raubtieren einen Jagdtrieb, der auch unabhängig von Futterbeschaffung durchbricht. Den leben sie aus und führen ihn auch oft ihrem Nachwuchs vor. Ist etwas entsprechend klein, bewegt sich mal schneller, mal langsamer, springt der Trieb an. Ob Wollknäuel, Maus oder süßes Vögelchen.

    Moralisch ist das natürlich zutiefst verwerflich – aber was schert die Katzen unsere Moral?

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    • Der Jagd- und Spieltrieb ist freilich vorhanden.
      Nur weil unsere modernen Hauskatzen normalerweise gut von ihren Bediensteten verpflegt werden, können sie es sich leisten, ihre erlegte Beute zu verschmähen. Katzen sind schon Feinschmecker, wenn sie lecker Katzenfutter (oder was sie sonst an Köstlichkeiten kredenzt bekommen – Katzen haben da ihre individuellen Vorlieben) kriegen, brauchen sie doch die zähe Maus mit ihren Knochen, Fäll und Gedärmen nicht.
      Das war in der Vergangenheit nicht der Fall. Da war eine Katze in der Wildnis darauf angewiesen, reichlich Beute zu machen und auch zu fressen, um sich und ihre Jungen durchzubringen.

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  4. idgie13 schreibt:

    Zum Glück lebt meine Katze ihren Jagdtrieb nur an (riesigen) Schatten von Fliegen an der Wand aus und nicht an meiner Wolle 😉
    In den 14 Jahren, die sie bei mir lebt, hat sie 2 Mäuse und 1 Vogel „gefangen“ (lebend! vermutlich sind die ihr aus Versehen ins Maul gerannt. Ich konnte alle retten). 2 Libellen hat sie noch erwischt und gefressen.
    Inzwischen ist sie 15 und nur noch auf der Jagd nach Streicheleinheiten.

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    • Wenn eine Katzen ihren Jagderfolg mit ihren Menschen teilen will, ist das ein Beweis ihrer Zuneigung. Eigentlich sollte man sie dafür loben.
      Allerdings empfinden Menschen es meist nicht gerade als erfreulich, mit einem Kadaver beschenkt zu werden. Auch nicht, wenn die Beute noch lebt und blitzschnell hinter den Möbeln verschwindet, wo weder Mensch noch Katze sie erwischen können.

      Deiner Büsi noch ein langes, schönes Leben in Gesundheit!

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      • idgie13 schreibt:

        Ja – ich weiss. Aber sie hatte halt nie diesen Jagdtrieb und ist eher scheu. Tierheimstier halt…

        OH – Du hast Dir Büsi gemerkt 😉
        (ist übrigens DAS Büsi, so wie DAS Heidi oder DAS Mami – auch wenn DAS für deutsche Ohren sehr seltsam tönt)

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  5. blindfoldedwoman schreibt:

    Der letzte Absatz trifft auf meinen Hund auch zu. Aber gerade das mag ich an ihm.

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