Zufällig war mir Datenmaterial eines Herstellers der Branche in die Finger gekommen, wo der IT-Standard genutzt wird, auf den ich mich früher spezialisiert hatte.
Ich schaute mir die Daten an, und sofort fielen mir einige Seltsamkeiten auf. Dann ließ ich (von mir selbst geschriebene) Tools zur Validierung und zum Konformitätscheck drüber laufen, und bekam zwei längere Listen mit Fehlern und Warnungen. Dabei finden diese Tools längst nicht alles, sondern nur das, was man automatisiert einigermaßen überprüfen kann. Auf der anderen Seite können bei den Warnungen auch false Positives dabei sein, weil die Tools manches eben nicht sicher erkennen können, und nur darauf hinweisen, dass da etwas sein könnte, was man noch manuell nachprüfen muss.
Als ich mich daraufhin etwas eingehender mit den Daten beschäftigte, war da noch einiges mehr, was nicht sein darf, um standard-konform zu bleiben. Dass die Unicode-Kodierung nicht korrekt ist, ist da noch das geringste Problem.
Solche Abweichungen sind jetzt nicht so ungewöhnlich. Bei diesem Hersteller (einem der ganz großen internationalen Player) hätte ich aber mehr erwartet. Kleine Klitschen haben oft nicht die Resourcen, zu wissen, wie man den Standard konform umsetzt. Aber bei einem solch großen Unternehmen kann man es sich leisten, Mitarbeiter nur für derartige Angelegenheiten zu beschäftigen (oder externes Know-how einzukaufen).
Wenn ich noch als Berater arbeiten würde, würde ich mich mit den Verantwortlichen in Verbindung setzen, und ihnen die falsche Implementierung mitteilen (samt Wink mit dem Zaunpfahl, wie man es besser machen könnte). Denn diese fehlerhaften Daten sollten ihnen eigentlich peinlich sein. Aber so ist es mir eigentlich fast egal. Ich bin froh, dass ich mit dem ganzen, komplizierten, umständlichen, teilweise inkonsistenten und immer wieder verändertem Kram nichts mehr zu tun habe.
Ich kümmere mich lediglich darum, dass die Umsetzung des Standards bei unseren eigenen Geräten fehlerlos (auch da gibt es ein paar Warnungen, aber die sind eben nicht ganz zu vermeiden) ist. [Dass ich noch gelegentlich bei einer Arbeitsgruppe mitarbeite, ist wieder ein anderes Thema.]
Der normale SW-Entwickler ist freilich überfordert mit den ganzen Feinheiten. Selbst ein mehrtägiger Einführungskurs (den ich BTW auch schon bei Kunden abgehalten habe) reicht bei weitem nicht aus. Der genügt gerade mal, um das grundlegende Konzept zu verstehen. Aber der Teufel suhlt sich im Detail.
Konsequenzen haben solche Norm-Non-Konformitäten erst mal nicht. Der typische Anwender wird sie gar nicht bemerken. Kritisch wird es erst beim Datenaustausch mit Geräten anderer Hersteller. Aber das ist zum Glück nicht mein Problem.
kein hinweis an den ersteller?
LikeGefällt 1 Person
Ein Hinweis ginge verloren beim Versuch, die zuständigen Mitarbeiter zu finden.
Habe früher schon mal eine ähnliche Odyssee erlebt. Den Aufwand spar ich mir.
LikeGefällt 1 Person
rational wie so oft 🙂
LikeGefällt 1 Person
Es lebe das Chaos!
LikeGefällt 1 Person
Solange ich das nicht ausbaden muss.
LikeGefällt 1 Person
Pingback: Tweets Numero m+9//2809 | breakpoint