Was Eltern nicht erzählen – Die schwarze Schrödingerbox //2600

Wenn mich Johannes in einigen Jahren mal fragt, wie sein Vater und ich uns kennengelernt haben, werde ich ihm wohl erzählen, dass ich als externe Beraterin für die Firma gearbeitet habe. Das stimmt und viel genauer braucht er es nicht zu wissen.

Das erinnert mich daran, dass ich überhaupt nicht weiß, wie meine Eltern sich kennengelernt haben. Immer wenn die Frage darauf kam, antworteten sie ausweichend und wechselten das Thema.
Ich habe längst aufgegeben nachzuhaken. Aus irgendeinem Grund wollen sie es nicht verraten. Das muss ich wohl akzeptieren.

Sie haben damals beide in der Kreisstadt gearbeitet. Also liegt die Vermutung nahe, dass sie sich dort zuerst getroffen haben.
Allerdings arbeiteten sie in unterschiedliche Stadtgebieten, und ihre Tätigkeiten hatten überhaupt nichts miteinander zu tun.
Meines Wissens hatten sie vorher keine gemeinsamen Bekannten, über die sie vielleicht in Kontakt gekommen sein könnten. Da bin ich mir eigentlich ziemlich sicher.
Möglicherweise hätten sie sich bei einer Besorgung oder Erledigung in der Stadtmitte über den Weg laufen können. Aber zumindest mein Vater fuhr früh mit dem Zug in die Stadt, und nach Feierabend sofort wieder heim. In die Stadt selbst kam er fast nie.
Meine Mutter hatte es nicht so weit, so dass sie mit dem Fahrrad fahren konnte (bzw. musste – Busse fuhren damals praktisch nicht). Also ist es auch auszuschließen, dass sie sich am Bahnhof trafen.
Irgendein Abendprogramm, Kneipen, Theater, was weiß ich, gab es in der Kreisstadt kaum. Kino vielleicht? Meine Mutter ist aber keine Kinogängerin, während mein Vater früher gern ab und zu ins Kino ging, aber ganz sicher nicht in die Kreisstadt. Er vertrat die Auffassung, dass, wenn er dort schon arbeitet, er nicht auch noch dort seine Freizeit verbringen muss.
Wenn ich es recht bedenke, hatten sie beide generell recht wenig Interessen oder Hobbys – gemeinsame überhaupt nicht.

Alles was mir an Möglichkeiten einfällt, erscheint mir unplausibel und ist wohl reine Spekulation. Aber irgendwie müssen sie sich getroffen haben, sonst gäbe es mich ja nicht.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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20 Antworten zu Was Eltern nicht erzählen – Die schwarze Schrödingerbox //2600

  1. Mia schreibt:

    Gab es damals schon Kontaktanzeigen in der Zeitung? ER such SIE oder SIE sucht IHN.

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  2. keloph schreibt:

    manches ist zu banal, manches eher zu verstecken….letzteres passierte auch damals schon ziemlich häufig.

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  3. Mika schreibt:

    Kontaktanzeige ist ausgeschlossen. Treffen konnten sie sich nie. Richtig?
    Also wurden sie verkuppelt. Such mal nach Querlinien in der Verwandtschaft.

    Oder das ist nur eine Simulation. Ich habe ja die Theorie, daß Norddeutsche sich nicht vermehren können, da die nie flirten. Die können sich ja nicht kennen lernen, mangels Fähigkeiten.

    In meiner Single Zeit war ich oft im hohen Norden unterwegs, wenn ich in Abschlepp Laune war. Gab ja keine Mitbewerber und hat immer funktioniert. Flieger landet Freitag um 18:00 in Hamburg und um 20:00 haste ne tolle Frau am Tresen. Flirten aus Norddeutsch: kennst du dich mit Treckern aus?
    Flirten auf Süddeutsch: gefallen dir die Blumen? (immer Blumen besorgen!) Wenn ich morgen durch Kiel laufe, werden mir garantiert einige Damen winken 🙂 Norddeutsche können das nicht.

    Nun war ich ja nie wirklich in Franken, aber denen hängt auch so ein Ruf nach. Angeblich können die ja nicht reden, also die Männer. Für mich klingt das wie bellen.

    Könnte es etwa sein, daß du adoptiert bist und deine Eltern nur Statisten sind? Die wurden halt eingestellt, damit sie dich aufpäppeln? Nach deiner Beschreibung sind das ja völlig fremde Leute.

    Ohne Scheiß, mit 3 Jahren fing ich an zu denken und der erste Gedanke war: was sind das für Leute hier, der Storch ist falsch abgebogen.

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    • Querlinien habe ich keine gefunden.

      Fränkisch wie Bellen? Meines Erachtens ist gerade Fränkisch ein besonders melodischer, weicher Dialekt. Aber tendenziell wortkarg sind sie schon – das stimmt. (Das ist ein weiterer Grund, warum mir Sprachassistenten und Sprachsteuerung so zuwider sind: da müsste man ja auch noch mit dem Computer reden!)

      Selbst wenn ich adoptiert wäre (was ich nicht bin – da gibt es viel zu viele Ähnlichkeiten zwischen mir un meinen Eltern, sogar zu weitläufigeren Verwandten), müssten sich meine Eltern trotzdem irgendwie kennengelernt haben.

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  4. Plietsche Jung schreibt:

    Ich tippe auf Tanzbar mit der Clique/Freunden. Das war früher schwer in Mode. Kein Kino. Keine Anzeigen.

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  5. pirx1 schreibt:

    „Der, die, das. Wer, wie, was. Wieso weshalb warum? …“ – Albert Einstein

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  6. pirx1 schreibt:

    Wahrscheinlich sind sie gar nicht verheiratet, heißen in Wirklichkeit Igor und Natalja, sollten dich nur beschützen und bewachen und sind Teil eines geheimen Forschungsprojekts des russischen Auslandsgeheimdienstes FSB, das im kalten Krieg Agenten als Schläfer in Form genetisch veränderter, hochbegabter Kinder an strategisch wichtige Punkte der Welt (hier speziell: nach Unterfranken) aussandte, um eines Tages die Weltherrschaft zu erringen. Und Michail Gorbatscchow persönlich hat diesen Plot später mehrfach als Drehbuch an Hollywood verkauft („A View to a Kill“, „Salt“, etc.).

    Es könnte aber auch sein, dass sie sich einfach auf der Straße getroffen haben.

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  7. blindfoldedwoman schreibt:

    Frag doch einfach eine Verwandte.
    Schützenfest und/oder Kirmes ist auch eine Möglichkeit.

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    • pirx1 schreibt:

      … oder die Hormone, gibt´s auch 🤔

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    • Verwandte hab ich schon gefragt. Die wussten es aber auch nicht.
      In der Gegend gibt es keine Kirmes, höchstens mal Vereinsfeste oder das Kindergartenfest. Da ist weit und breit nichts, was meine Eltern beide aus eigenem Antrieb besuchen würden.

      Aber mir fällt gerade ein, dass es ein paar Mal im Jahr Markt in der Alten Heimat gibt. Ich kann es nicht ausschließen, dass meine Mutter mit Freunden dorthin gefahren ist. Das ist doch immer wieder eines der größten Happenings in der ganzen Gegend.
      Doch selbst wenn es so gewesen sein sollte – warum machen sie dann so ein Geheimnis draus?

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      • Mia schreibt:

        Ein Markt als Dort-Attraktion? 😲
        Dass ein junges Mädchen mit seiner Mutter zum Einkaufen da hin geht, kann man ja noch nachvollziehen. Aber geht da ein junger Mann hin?
        Egal. Zumindest haben die „Interessen“ der Beiden irgendwann soweit harmoniert, dass es für zwei gemeinsame Töchter gereicht hat.

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        • Wieso sollte ein Mädchen auf den Markt gehen, ein Mann dagegen nicht (obwohl er doch nur wenige Gehminuten entfernt ist)?
          Ganz davon abgesehen, hätte mein Vater noch nicht mal zum Markt gehen müssen. Viele Besucher (die BTW teilweise von weither kommen) laufen direkt vor dem Haus vorbei oder parken in der Nähe.
          Meine Eltern mögen den Markt. Ich wüsste nicht, dass sie es ein einziges Mal versäumt hätten, ihn zu besuchen, wenn er stattfand.
          Es ist immer wieder spannend, welche Stände es diesmal gibt. Ab und zu findet sich sogar mal was, das man brauchen kann. Und allein die obligatorische Bratwurst ist Grund genug, zumindest mal durchzulaufen.

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          • Mia schreibt:

            Dann sind sie sich sicher am Bratwurststand oder am Open-Air-Wühltisch das erste Mal begegnet.
            So wird’s gewesen sein. Die pure Romantik. Grund genug, immer wieder gemeinsam zum Markt zu gehen und in Erinnerungen zu schwelgen.

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