Förderung einer Nachwuchsführungskraft //2545

In den letzten etlichen Monaten habe ich nur selten persönlich an Besprechungen teilgenommen. Intern haben wir es in einigen Fällen per Teams-Meeting durchgezogen. Besprechungen mit Geschäftspartnern hielt Carsten meistens alleine ab (ggf. verstärkt durch Herrn Kleiter). Ich war nur in wenigen Fällen dabei, habe jedoch jedesmal positives Feedback bekommen, weil ich Johannes dabei hatte. Die Geschäftspartner haben ja häufig ebenfalls (bereits ältere) Kinder, und sie fanden es toll, dass ich das Baby so unkompliziert dabei hatte. Sie bedauerten es teilweise, dass sie diese Möglichkeit nicht wahrgenommen hatten, damals als ihre Kinder kleiner waren.

Nun gab es eine Besprechung mit einem Dienstleister, der eine Art Beratung durchführen sollte, die insbesondere den technischen Bereich betraf, für den ich ja verantwortlich bin. Es gab gute Gründe, sie als Präsenzmeeting durchzuführen, und noch weiter aufschieben, als wir es eh schon getan hatten, wollten wir auch nicht mehr. Wir können solches Ausbremsen nicht noch länger zulassen.
Wir saßen mit großen Abständen verteilt in einem Seminarraum. Johannes saß, nachdem ich ihn gesäugt hatte, ruhig auf meinem Schoß und kaute auf einem Spielzeug herum. Der Dienstleister warf uns immer wieder misstrauische Blicke zu, begann aber, seine Präsentation darzulegen.

Einmal jammerte Johannes kurz auf. Er hatte nicht wirklich geweint, aber zeitweise hat er Probleme mit dem Zahnen. Das muss manchmal wirklich schlimm sein.
„Vielleicht gehen Sie besser mit dem Kind hinaus“, sprach der Dienstleister mich an.
„Wir bleiben“, erwiderte ich freundlich, aber bestimmt.
Er wandte sich an den Geschäftsführer: „Es wäre besser, wenn das Kind draußen wäre.“
Dieser antwortete ungerührt: „Sie haben Frau Dr. Nühm gehört. Er wird hier bleiben.“
„So kann ich nicht arbeiten!“, rief der Dienstleister.
„Dann gehen Sie,“ erwiderte der Geschäftsführer ruhig.
Nach kurzem Zögern machte er einen Rückzieher und redete schließlich doch weiter. Johannes blieb vorbildlich ruhig, außer dass er einmal sein Spielzeug runterfallen ließ.

Schließlich war mein Einsatz fällig. Ich musste nach vorne, um selbst bestimmte Topics vorzutragen. Ich übergab Johannes an den Chef, der ihn erst mit seinem Schlüsselbund, später mit seiner Uhr (wenn das Ding wegen Sabbel nicht mehr funktioniert, ist das sein eigenes Risiko) spielen ließ.
Ich zeichnete einige Graphiken ans Whiteboard, um bestimmte Zusammenhänge zu visualisieren.
Ach, es tut so gut, mal wieder im Minirock (wenn’s doch nur wärmer wäre!) von mehreren Männern angesehen zu werden. Das hat mir im letzten Jahr wirklich gefehlt! Meine Beine sind noch immer ein Hingucker. Ich ließ den Boardmarker fallen, um ihn wieder aufzuheben. Mein Hintern erst recht.

Nach einiger Zeit war Johannes auf Carsten’s Schoß eingeschlafen. Als dieser versuchte, jenen vorsichtig hinzulegen, war er aber sofort wieder wach. Also nahm ich ihn halt wieder auf den Schoß. An der Brust war er dann schnell wieder eingeschlafen. Der zweite Versuch, ihn hinzulegen, gelang dann erfolgreich.

Zu normalen Zeiten wären wir in ein Restaurant zum Essen gegangen. Aufgrund der covysterischen Beschränkungen ließen wir uns stattdessen Pizza liefern.

Der Rest der Besprechung verlief ohne weitere bloggeeignete Vorkommnisse, halt vertrauliche Firmenangelegenheiten mit Einzelheiten, die hier wirklich zu weit führen würden.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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16 Antworten zu Förderung einer Nachwuchsführungskraft //2545

  1. Mia schreibt:

    Es ist eben nicht so einfach für jemanden, der keine Erfahrung mit Kindern hat, sich bei kindlichen Hintergrundgeräuschen auf seine Arbeit zu konzentrieren. Sei nachsichtig.
    Zumindest wurde er durch den ungehinderten Blick auf dein ausladendes Hinterviertel (und vielleicht auch weiter) entschädigt.
    Zumindest wird er sich noch eine Weile an diese Besprechung erinnern, ob nun wegen der Aussicht oder wegen des störenden Balgs.

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  2. idgie13 schreibt:

    Völlig wertungsfrei:
    Ich fände es echt spannend, wie Du vor 2, 3 Jahren reagiert hättest, wenn sich in einer Sitzung eine Mitarbeiterin so verhalten hätte wie Du jetzt.

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    • Gute Frage. Aber so ist diese Situation nicht vergleichbar.
      Wenn – als ich noch selbst Beraterin war – ein Kind auf Kundenseite anwesend gewesen wäre, hätte mich das bestimmt irritiert.
      Ich glaube aber schon, dass ich meine Beratung trotzdem durchgezogen hätte, solange das Kind nicht deutlich stört. Ich konnte diese Art Ablenkungen (zumindest bis zu einem gewissem Ausmaß) schon früher immer gut ausblenden.
      Bei einer wesentlichen Störung gehe ich davon aus, dass die Kundenseite von sich aus das Kind aus dem Raum entfernt hätte (so wie auch ich im Notfall mit Johannes hinausgegangen wäre). Ansonsten hätte ich wohl abgebrochen und ggf. auf Teile meines Honorars verzichten müssen.
      Das ist so ähnlich wie z.B. bei Baulärm. Ein wenig hält man aus, bloß wenn er überhand nimmt, ist die Beeinträchtigung zu stark, um produktiv zu arbeiten. Sola dosis facit venenum.
      Als Dienstleister muss man mit so manchen Marotten von Kunden klarkommen.

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  3. Sempersolus schreibt:

    Backbord oder Steuerbord? Ahoi!

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  4. Sabrina Seerose schreibt:

    Ich finde es gut, wie selbstverständlich und unaufgeregt Du die Situation angehst!

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  5. Pingback: Noch mehr Tweets vom April //2652 | breakpoint

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