#Liveloveblog – #Blogparade //2501

Eine aktuelle Blogparade befasst sich mit der Frage, inwieweit Blogs noch zeitgemäß und relevant sind.
Es stimmt durchaus, dass die Bedeutung von Blogs in den letzten Jahren nachgelassen hat. Andere Soziale Medien wie Twitter oder Facebook dominieren. Diese sehe ich allerdings nicht als Ersatz, sondern höchstens als Ergänzung (sofern man das will).

Auf o.B.d.A. Twitter ist alles eine einheitliche Timeline, die pausenlos mit ungezählten Tweets durchgespült wird. Dagegen hat ein Blog eine gewisse Individualität. Der Blogger selbst ist für Einstellungen und Moderation verantwortlich, während dies auf anderen Plattformen größtenteils automatisch erledigt wird.
Diese Art der Kontrolle oder Verantwortung kann man mögen, oder auch nicht.
Ich habe nur den Vergleich zu Twitter, weil ich andere Soziale Medien nicht nutze. Aber ein Blog ist ein wesentlich persistenteres Medium. Bei Twitter ist ein Tweet nach ein oder höchstens zwei Tagen bereits vergessen. Bei Blogs haben Inhalte wesentlich länger Bestand, können sogar noch nach Jahren gelesen werden. Auch wenn ihnen dann die Aktualität fehlt, so dokumentieren sie dennoch den früheren Zustand.

Die Interaktion mit den Besuchern oder Followern ist auf Twitter wesentlich oberflächlicher. Klar gibt es dort einige wenige, mit denen man immer wieder in den Dialog tritt. Auf dem Blog scheinen solche Kontakte wesentlich langlebiger zu sein. Natürlich auch nicht alle, aber die Wahrscheinlichkeit ist größer. Etliche meiner Kommentatoren kenne ich schon seit Jahren, und unterhalte mich immer wieder mit ihnen. Die Grenzen sind fließend. Ich beschreibe nur die Tendenz.
Auf Twitter kommt man schneller mit anderen Leuten in Kontakt, man verliert ihn aber auch schneller wieder. [Und manchmal habe ich den Eindruck, dass ich nur noch auf Twitter bin, um mich zu ärgern. Dagegen geht es auf meinem Blog (meistens) recht entspannt zu.]
Um ein Blog zu besuchen, muss ein Leser immer wieder selbst aktiv werden (oder einen RSS-Reader verwenden), während Twitternutzer ohne eigenes Zutun mit Tweets anderer Nutzer eingedeckt werden. Das bewirkt eine stärkere Bindung an ein Blog als an einen (vergleichsweise unpersönlichen) Twitteraccount. Wer regelmäßig liest, der wird wohl die Themen und den Schreibstil des Blogs mögen (von Trollen mal abgesehen).

Seit den letzten Ostern habe ich ja meine Bloghäufigkeit von ca. 6 Beiträgen pro Woche auf üblicherweise 3.5 reduziert. Erst neulich habe ich mich gefragt, wie ich es früher geschafft habe, so viel (mehr oder weniger) interessanten Stoff zu finden. Diese Dezimierung hat jedenfalls nichts damit zutun, dass mir das Blog weniger wichtig wäre.
Aber ich treffe ja niemanden mehr, verreise nicht, gehe nicht aus, nehme an keinen Veranstaltungen mehr teil, empfange keinen Besuch .. natürlich fehlen mir dann Themen, die sich vorher aus solchen Kontakten und Erlebnissen ergeben haben. Insofern ist es sogar erstaunlich, dass ich trotzdem noch so oft bloggen kann [nein, über das Chefchen werde ich nicht direkt bloggen, auch wenn es hin und wieder erwähnt wird].
Viele allgemeine Themen habe ich schon behandelt, oder Erinnerungen von früher berichtet. Das wiederholt sich zunehmend. Deshalb will ich auch gar nicht weiter auf die einzelnen Fragen der Blogparade eingehen. Irgendwo hier stand das alles schon mal.

Es fehlt nicht mehr viel zu einem ganzen Jahrzehnt, in dem ich gebloggt habe. Aus unerfahrenen Anfängen heraus hat es sich zu meinem Tagebuch entwickelt, in dem ich niederschreibe und protokolliere, was mich im momentan bewegt. [Auf einen Exkurs mit statistischen Daten verzichte ich diesmal.]
Gerade für einen introvertierten Einzelgänger und nerdigen Außenseiter wie mich mit .. äh .. gewissen sozialen Defiziten war und ist das Blog eine Gelegenheit, mich mit anderen Menschen über vielfältige Themen (die ich selbst vorgebe) auszutauschen. In dieser Form wäre mir das IRL nicht möglich, zumal dort keine Annenühmität gegeben ist.
In den Kommentaren erhalte ich Feedback, das mir schon oftmals zusätzliche Aspekte und hin und wieder sogar eine völlig neue Sicht der Dinge aufgezeigt hat.

Ich weiß nicht, wie lange ich das Blog noch weiterführen werde. Manchmal denke ich, es ist bereits alles gesagt. Und zehn Minuten später habe ich vielleicht eine Eingebung, die ich unbedingt im Blog teilen will.
Nun ja, die Zukunft wird es zeigen. Ob Bloggen aus der Mode kommt, ist mir persönlich egal. Ich schreibe vorerst weiter, solange ich etwas zu sagen habe, und freue mich, wenn aus der Leserschaft Rückmeldungen kommen.

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Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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19 Antworten zu #Liveloveblog – #Blogparade //2501

  1. keloph schreibt:

    danke für deine gedanken. könnten auch meine sein. ich möchte noch betonen, dass twitter oder auch facebook eine andere art der kommunikation bieten und auch von der idee her anders sind, aber das weisst du sicher genauso gut wie ich. die viralität der gedanken (?) oder äusserungen ist eine andere, damit letztlich auch die dauerhaftigkeit. ich persönlich bin nur lesend auf twitter, manchmal faven oder kommentieren, aber die absolute ausnahme. die arroganz der platzhirsche dort ist unfassbar und nur aus virtuellen followern (gerne in grossen mengen) abgeleitet. hier bekommt der terminus technicus „schwanzlängenvergleich“ eine existentielle bedeutung. nicht der inhalt, sondern die schlagfertigkeit und eloquenz sind wichtig. das ist beim blog anders. und deswegen ist er wertvoller für mich.

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    • Um mal schnell einen kurzen Gedanken loszuwerden, ist Twitter schon OK. (Deshalb wiederhole ich meine Tweets ja auch zeitversetzt und gebündelt ca. zweimal pro Monat auf meinem Blog.)
      Aber wenn es um umfangreichere, komplexere Überlegungen geht, die auch nachhaltiger bleiben sollen, ziehe ich das Blog bei weitem vor.

      Gefällt 1 Person

  2. Sempersolus schreibt:

    Je mehr Formatvorgaben ein Medium macht, umso ferner ist es mir. Formate sind Einschränkungen, die die persönliche Entfaltung lähmen und behindern und Freiheit und Phantasie töten. Das ist schon in der Welt der physikalischen Kommunikationsmedien so. Telefon beschränkt auf Audio, Radio auf eine Richtung, Videotelefonie auf Audiovisuelle Kommunikation, eine weiße Wand auf ihren räumlichen Standort und Wetterbedingungen und DIN A4 auf 210 x 297 mm.

    Für Internetformate gelten diese Beschränkungen um so mehr. Onlinezeit, Speicherplatz, Empfängergruppe, 140 Zeichen pro Nachricht oder sogar automatisches Löschen nach einer bestimmten Zeitspanne sind willkürlich vom Betreiber festgelegte Grenzen, die für den tatsächlich kommunikationswilligen Benutzer immer eine Einschränkung sind. Gut, es mag eine Kunst an sich sein, das geeignete Medium für den geeigneten Zweck zu finden, aber nach meinem Eindruck denkt über diese Frage kaum noch jemand nach. Das Medium wird nicht mehr dem Bedarf der Nutzer und dem Nachrichteninhalt angepasst, sondern umgekehrt. Entsprechend passt die Philosophie vieler Menschen offenbar mittlerweile in knapp 256 Byte und der gesamte Mensch in einen Schuhkarton.

    Doch genug der Polemik, den Versuch, alle Grenzen der Kommunikation zu sprengen gibt es ohnehin nur in der Kunst. Aber am nächsten am „blank white sheet of paper“ mit dem Zusatznutzen der Rückmeldung und des zumindest schriftlichen Austausches über ein Thema scheint mir von allen Internetformaten noch ein Blogformat zu sein. Ein Twitteraccount erschien mir nie erstrebenswert und spätestens nach dem massiven Missbrauch durch einen intellektuell simpelst gestrickten Potentaten, dessen Name hier nicht genannt werden soll, verspüre ich noch weniger Lust mich in die Reihe derer einzuordnen, die diesen Dienst nutzen und ihm damit gleichsam huldigen. Facebook ist für mich ebenso ein rechtsfreier Raum, den ich mit meinen Klicks finanziell nicht unterstützen will und das gilt auch für sein WhatsApp Surrogat. Ich beschränke mich für kurze Nachrichten wie Einkaufszettel, etc. auf die gute alte SMS. Blogs dagegen lese ich einige, z. T. auch mit Videoformat. Ich verfolge einige Globetrotter, ein Blue-Water-Seglerpaar, eine Aussteigerin, die mit dem KAT die Welt bereist und auch einige persönlichere Blogs, z. B. diesen hier. Das ist informativ, bisweilen anregend und bietet gelegentlich sogar Konfliktpotential, aber alles in einem Rahmen, der mir ganz gut gefällt.

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    • Ganz bewusst beschränke ich mich bei meinem Blog inhaltlich auf unformatierten plain Text. Ganz selten gibt es ausnahmsweise mal ein Bild oder eine Tabelle, aber das auch nur im „Mehr lesen“-Bereich.
      Das ist natürlich Geschmacksache, aber ein Vlog, Youtube-Channel oder Podcast entspricht einfach nicht der Art, wie ich meine Gedanken loswerden will. Ich will die zwar sequentiell runterschreiben können, aber die einfache Möglichkeit, sie per Texteditor zu ändern.

      Es ist natürlich schon ein Unterschied, ob man ein Blog nur lesend (und ggf. gelegentlich kommentierend) verfolgt, oder selbst mehr oder weniger regelmäßig befüllt.
      Bei Twitter verschwimmen diese Grenzen.

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      • Sempersolus schreibt:

        Genau diese Art der Darstellung schätze ich an deinem Blog, von Inhaltlichem ganz zu schweigen. Ich finde, er erlaubt einen sehr spannenden Einblick in deine Gedankenwelt, und andere Menschen und deren echte Gedanken und Gefühle, deren Bewältigung dessen, was wir Leben nennen, sind für mich mit das Spannendste, was der soziale Teil der Welt für mich zu bieten hat (natürlich nur neben dem, was sonst nicht das geringste mit Menschen und ihrem Alltagswahnsinn zu tun hat, mother nature herself).

        Ich selbst bin dagegen kein Mensch, der seine eigenen Gedanken für so umfangreich oder so dokumentierenswert hält, dass ein Blog damit sinnvoll gefüllt würde. Um so mehr Respekt vor allen, die das durchhalten.

        Twitter ist für mich dagegen das Sinnbild der nicht durchdachten Schnellschüsse, der Häme, des Spotts, der pauschalierten Kurzmeinung und oft des ausgespienen Vorurteils, vergleichbar einer Brüllattacke, bei der man sich selber weder editieren noch zügeln will, nichts, was man später noch lesen mag. Das passt so gar nicht zu dem, wie Geschriebenes für mich bedeutet und wie ich sozialisiert wurde.

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  3. Ochmonek schreibt:

    Ich nutze keine Facebookprodukte. (Von irrtümlichen Klicks auf Facebook-Links mal abgesehen.)

    Würdest du dieses Blog nach Facebook verlagern, dann würdest du vermutlich mehr Leser erreichen. Mich wärst du dann allerdings los. Ich vermisse das erzählmirnix-Blog. Hin und wieder tauchen im Netz noch Comics auf, die auf Facebook verweisen. Nadja scheint also dort noch aktiv zu sein.

    Der Gedankensalat auf Twitter ist zwar manchmal interessant, aber mit Blogs nicht vergleichbar.

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    • Facebook bringe ich ebenfalls ein grundsätzliches Misstrauen entgegen.
      Naja, WordPress ist sicher auch nicht gerade vorbildlich, was Datenschutz betrifft, aber dennoch um einiges vertrauenswürdiger als Facebook.

      Ich kann dich also beruhigen. Ich werde ganz bestimmt nicht zu Facebook wechseln.
      Auf meinem Blog habe ich wesentlich bessere Kontrolle über meine Inhalte.
      Allein die Klarnamenpflicht auf Facebook würde mich abhalten. Vermutlich könnte ich trotzdem einen annenühmen Account einrichten, aber dann hinge ständig das Damoklesschwert darüber, dass Facebook den Account sperrt oder sämtliche Inhalte löscht.

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  4. Pingback: Das Blog - ein Medium von gestern? #Blogparade #liveloveblog

  5. Vielen Dank Anne für deinen Beitrag! lg, Meike

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  6. idgie13 schreibt:

    Das kann ich quasi zu 100% auch für mich so unterschreiben. Ich glaub, ich lese Dich von Anfang an 🙃

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  7. Peter schreibt:

    Hallo Anne,
    ich habe über Meike gesehen, dass Du auch an der Blog-Parade teilnimmst und ich lese aktuell bei den anderen Teilnehmern deren Gedanken und Antworten auf die Fragen von Meike. Grundsätzlich ticken wir Blogger scheinbar alle ähnlich. Der Punkt „Persistenz“ ist für mich ein ganz wichtiger. Als Blogger schaue ich mir auch mal gerne Beiträge aus meinen Anfängen an – vergleiche meinen Schreibstil, Wortwahl aber auch die Themen die uns damals interessierten. Ein Blog ist deshalb so etwas wie eine kleine Enzyklopedie für mich.
    Der Punkt: „es ist alles schon mal gesagt worden“ stimmt leider – grade jetzt während Corona ist es ermüdend den Dummen immer und immer wieder zu erklären wie Sie sich schützen sollen oder warum es wichtig ist, sich an bestimmte Auflagen zu halten. Dies hat auch Einfluss auf die eigene Psyche – man wird müde, ist genervt, ist froh, wenn man in seiner eigenen Bude seine Ruhe vor den Idioten hat. Doch kaum meldet man sich in den sozialen Netzwerken an, geht es weiter. Dazu kommt der immer stärker werdende Hate-Speech. Bei vielen sozialen Netzwerken bin ich bereits nicht mehr – und das ist das gute am eigenen Blog: Leute, die man nicht mag, fliegen sofort raus..

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  8. Kasia schreibt:

    Hallo liebe Anne,

    Twitter ist einfach eine andere Art von Medium, in dem viel schneller Austausch stattfindet. Manchen ist dieser Austausch einfach wichtiger. Beim Bloggen hat man manchmal das Gefühl, man bloggt ins Blaue hinein – entweder es kommt was zurück oder eben nicht. Diesen Eindruck habe ich schon von einigen Bloggern mitbekommen und es kann frustrierend sein. Ich denke, das ist vielleicht für viele ein wichtiger Unterschied.

    Neue Erlebnisse schaffen neue Anreize, neue Anreize schaffen neue Gedanken, schaffen Content. Ich merke auch, wie mir durch dieses Herumsitzen zu Hause die Inspiration ausgeht. Nicht die Themen an sich, denn da schwebt einiges in den Entwürfen herum, Gedankenfetzen, die ich nicht wieder aufgegriffen habe. Was mache ich stattdessen während des Lockdowns, während ich so viel Zeit fürs Bloggen hätte? Ich streiche die Wohnung…

    Dass der Blog ausstirbt, glaube ich auch nicht. Es braucht einfach mehr Interaktionen untereinander…

    Liebe Grüße
    Kasia

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  9. Pingback: #Livelove­blog: #Blogparade – Bedeutungslose Blogs? – TmoWizard's Castle

  10. Pingback: Im Winter getwittert //2607 | breakpoint

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