Es hat Jahrzehnte gedauert, bis ich erkannt habe, dass es beim Baum der Erkenntnis im Garten Eden nicht darum geht, Erkenntnis im Sinne von weitergehendem Wissen zu gewinnen, sondern lediglich darum, Gut und Böse unterscheiden zu können.
Das ist so lahm. Da wird eine Dichotomie zwischen den Begriffen Gut und Böse aufgebaut. Interessiert mich nicht. Ich lebe nicht in moralschen Grundsätzen, sondern in pragmatischen.
Ein unnuanciertes, binäres Weltbild, das in moralisch Gut (wer die vermeintliche höchste Instanz anbetet) und Böse (wer es wagt, selbst zu denken) einteilt – das ist so Kleinkindniveau und eines rationalen, aufgeklärten Menschen nicht würdig.
Bei Entscheidungen geht es nicht um Gut oder Böse, sondern um Priorisierungen und Gewichtungen. Das ist mehr oder weniger ein Kontinuum ohne nennenswerte Trennschärfe, das man selbst erst diskretisieren muss, indem man die Vorteile mit Nachteilen, den erwartbaren Nutzen mit Aufwand, sowie die Chancen mit Risiken vergleicht. Dabei sind Religion oder sonstige Ideologien nur hinderlich. Geplante Handlungen bewegen sich im fuzzy Spektrum von sinnvoll über zweckmäßig und nützlich bis zu notwendig oder unerlässlich. Was sich davon letzthin – unter Abwägung sämtlicher Interessen aller Beteiligten – als richtig oder falsch erweist, erfährt man oft erst einige Zeit nach dem Öffnen der Kiste.
Liest sich interessant.
Eine pragmatische Frage: Bei Mord Todesstrafe oder den langen Weg einer möglichen Resozialisierung?
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Ach, Plietschi, mit solchen Themen befasse ich mich sonst schon nicht, und aktuell steht mir erst recht nicht der Sinn danach.
Es geht mir um die ganz normalen Alltagsfragen, wie man sein eigenes Leben gestaltet, und im Rahmen dessen vernünftige Entscheidungen trifft.
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Ach schade.
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Ich hab‘ genug mit meinen eigenen Entscheidungen zu tun, brauche nicht auch noch welche für andere Leute zu treffen, zu denen ich keinen Bezug habe.
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Das glaube ich dir gern.
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du hast so recht. leider sind wahrscheinlich viele derjenigen, die es anginge, genau dazu nicht in der lage. das aufteilen in gut und böse ist für einfache geister notwendig zum halt bekommen in ihrem leben. im übrigen, auch das ist nicht immer einfach zu begreifen, orientieren sich gut und böse an kulturen, vorgelebtem……..persönlichen massstäben.
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Das stimmt sicher.
Vielschichtige Probleme haben meist auch keine einfache Lösung, sondern erfordern Kompromisse und Abstriche.
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einfach kann jeder sagt man so. die umkehrlogik ist beängstigend.
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Wäre ich es nicht schon, spätestens jetzt hätte ich mich in Dich verliebt.
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Danke, Christian, .. 😉
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Die Episode mit dem „Baum der Erkenntnis“ ist übrigens eines der größten Handlungslöcher in der Bibel und damit auch in der jüdischen und christlichen Religion.
Wenn Adam und Eva, bevor sie von dem Baum gegessen hatten, Gut und Böse nicht unterscheiden konnten, wie kann man ihnen dann ankreiden, dass sie gegen das Verbot Gottes, das zu tun, verstoßen haben?
Ausnahmslos alle Theisten, mit denen ich darüber diskutiert habe, verstehe das Problem gar nicht: Anscheinend ist es vollkommen logisch und erwartbar, dass man den Verstoß gegen ein Gebot Gottes als böse erkennen muss, auch wenn man nicht fähig ist, zu erkennen, was böse ist.
Aber dein „ethischer Pragmatismus“ leuchtet mir auch nicht ein: Ich verstehe das so, dass du Entscheidungen nicht als „gut“ oder „böse“ beurteilst, sondern als „sinnvoll“ / „zweckmäßig“ oder eben nicht. Hier gibt es aber keine Dichotomie, denn das eine bezieht sich auf Ziele, während das andere sich auf Methoden bezieht.
Die Aussage, dass eine Entscheidung richtig ist, wenn sie nützlich ist, ist eine Null-Aussage, denn sie enthält keinerlei Informationen, worin denn der Nutzen besteht. Wenn dein Ziel die „Abwägung sämtlicher Interessen aller Beteiligten“ ist, dann hast du doch wieder ein Ziel, das definiert, was Nutzen ist, und damit eine Definition von Gut bzw. Böse in deinem ethischen System. Oder verstehe ich da was falsch?
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Was mir auch widersinnig vorkommt, ist, dass es doch eigentlich im Interesse eines „Schöpfers“ liegen sollte, dass die von ihm erschaffenen Kreaturen wissen, was Gut oder Böse ist. Warum also verbietet er ihnen, von den Früchten zu essen, die dieses Wissen – simsalabim! – sofort hervorrufen. Ist das eine Art Shittest oder eine Falle? Dieses Vorgehen erscheint mir jedenfalls unethisch, und ich würde es ablehnen, so jemandem (wenn ich denn überhaupt an seine Existenz glauben würde) zu huldigen.
Ohne ins Detail zu gehen, möchte ich mich von einer deontologischen Ethik abgrenzen, der die Konsequenzen einer Handlung völlig wurscht sind, solange nur die Handlung selbst moralisch gut ist.
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Es geht in der Bibel an der Stelle wohl um Gehorsam. Eine kritische Auseinandersetzung ist nicht erwünscht.
Die Ethik ist dem Glauben überlegen.
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Blinder Gehorsam, ohne die Möglichkeit, Anordnungen und Regeln zu hinterfragen. Tja, so stellt man die Gläubigen ruhig.
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Der Baum der Erkenntnis hat mit der Wahrnehmung und der Existenz von Gut und Böse zu tun. Mit Gehorsam aus meiner Sicht nicht, wohl aber mit Regeln und Konsequenz, die Basis jeglichem Zusammenlebens.
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Es erscheint mir noch am ehesten als Probe. Da wird ein mehr oder weniger willkürlicher Baum ausgewählt, von dem Adam und Eva nicht essen dürfen – ohne nachvollziehbare Begründung.
Da ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis sie die Früchte probieren.
So eine ähnliche Aktion hat dieser Gott ja beispielsweise auch bei Hiob durchgezogen. Er wird mir immer unsympathischer.
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Wer weiß schon, was nach 2000 Jahren Weitersagen an Wahrheit übrig bleibt.
Jedem das Seine.
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