Der Schülerpraktikant //2403

Wie letzte Woche bereits auf Twitter erwähnt, habe ich diese Woche einen Praktikanten. Eigentlich nehmen wir Schülerpraktikanten normalerweise nicht. Aber es gibt Ausnahmen, beispielsweise Kinder von Mitarbeitern.
Sein Vater ist ein Bekannter, mit dem ich vor ein paar Wochen gesprochen hatte. Es kam damals zur Sprache, dass bei der Schule seines 14-jährigen Sohnes ein Praktikum ansteht. Oder auch nicht. Niemand wisse, ob es tatsächlich stattfinden würde. Manche Schüler suchten erst gar nicht nach einem Platz, andere hätten zwar einen gefunden, aber er war inzwischen abgesagt worden, weil die meisten Betriebe verständlicherweise während der Corona-Beschränkungen nicht auch noch Praktikanten betreuen wollen. Die Schulleitung äußerte sich nur vage, ob das Praktikum nicht ganz gecancelt würde.
Ich ließ mich dann dazu hinreißen, ihm einen Praktikumsplatz bei mir zuzusagen, sollte das Praktikum tatsächlich stattfinden, und der Schüler nicht doch noch woanders einen Platz finden würde – sozusagen als Notnagel.

Nun ja – der Fall trat ein. Wäre mir nicht bekannt gewesen, dass der Schüler Computer-interessiert ist, und auch vorhat, später einen entsprechenden Beruf auszuüben, hätte ich mich ja nicht darauf eingelassen.
So setzte ich ihn (ein freundlicher Junge mit dem ersten Bartflaum) solange in ein zur Zeit leerstehendes Büro in meiner Nähe. Teilweise beschäftigte ich ihn mit einfachen Programmieraufgaben (Wunder darf man da nicht erwarten), teilweise setzte ich ihn zur Qualitätssicherung ein. Ich habe da ja noch einige Dokumente, die mit anderen Dateien abgeglichen werden müssen. Eine ziemlich stupide Tätigkeit, die dennoch höchste Konzentration erfordert, so dass man das höchstens eine halbe Stunde am Stück durchhält. Und nein – das lässt sich nicht automatisieren, sonst hätte ich’s schon längst getan. Aber Formatierungen und Aufbau unterscheiden sich so, dass man das einem Computer nicht so einfach beibringen kann – einem lernwilligen Schüler dagegen schon.
Der Betreuungsaufwand war dennoch erheblich. Schließlich lag mir auch daran, dass der Schüler etwas lernt, und es kostet halt Zeit, wenn man sich persönlich darum kümmert, Wissen und Knowhow zu vermitteln. Ich weiß wieder, warum ich sonst keine Praktikanten nehme. [Und dabei war gerade diese Woche enorm viel los: wieder deutlich mehr Termine als in den letzten Monaten, einen halben Tag saß ich im Wartezimmer des Gynäkologen rum, als ich zurückkam, warteten gleich mehrere Mitarbeiter mit unvorhergesehenen, dringenden Problemen auf mich, dann hatte ich auch noch Schwierigkeiten mit meinem Internetzugang, und noch so ein paar widrige Kleinigkeiten (jede einzelne kaum der Rede wert, aber in der Summe halt dann doch nervenzehrend), die sich in den letzten Tagen häuften, so dass ich zeitweise wirklich kaum wusste, wo mir der Kopf steht.]

Inzwischen ist heute sein letzter Tag hier. Nach der Mittagspause werde ich ein Abschlussgespräch mit ihm führen. Dabei erhält er die Praktikumsbestätigung, die er wieder bei seiner Schule vorlegen muss, und außerdem eine kleine Anerkennung, denn schließlich hat er hier motiviert und ordentlich die Aufgaben zu meiner Zufriedenheit erledigt, die ich ihm aufgetragen hatte.

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Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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4 Antworten zu Der Schülerpraktikant //2403

  1. keloph schreibt:

    so soll es sein.

    Gefällt 1 Person

  2. Pingback: Das fünfte Wochenende //2507 | breakpoint

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