Tag der Verkündigung //2381

Wie geplant machten wir uns am Morgen auf den Weg zu Standort 3. Dazu gibt es nicht viel zu sagen. Es wäre ein Routinebesuch gewesen, würde dort alles ganz normal laufen. So ist der Betrieb dort momentan erheblich eingeschränkt. Immerhin gab es auch keinen Grund, unseren Besuch dort länger auszudehnen, so dass wir bereits am späten Vormittag bei meinen Eltern eintrafen.

Wir begrüßten einander, bevor ich ein kleines Muttertagsgeschenk an meine Mutter übergab. Ich wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. So wartete ich ab, bis wir fast mit dem Mittagessen (Krautklöße, Erbsenbrei, optional Rippchen vom Vortag, Mokkacreme als Nachtisch) fertig waren, bevor ich die Neuigkeit bekanntgab.
Meine Eltern waren zunächst sprachlos, dann aber war ihre Freude unbeschreiblich. Meine Mutter meinte allerdings noch, dass sie die Hoffnung eigentlich schon längst aufgegeben gehabt hätten, weil ich ja nicht mehr die jüngste sei. Umso glücklicher seien sie aber jetzt, dass es doch noch geklappt hätte.
Zum ersten Mal hatte ich den Eindruck, dass sie Carsten endlich doch in der Familie akzeptierten.

Etwas später am Nachmittag waren wir dann alle zusammen bei meiner Schwester Sabine. Alle ihre Kinder sowie ihr Mann Thorsten waren daheim. Er arbeitet aktuell nicht. Eigentlich hätte ich es Sabine lieber selbst erzählt, aber meine Mutter sprudelte die Geschichte heraus, noch bevor ich dazugekommen war, Sabine und ihre Familie zu begrüßen.
Auch Sabine freute sich sehr. So bald wie möglich verschwand sie, und kam etwas später mit einem Schwung Umstandskleidung zurück, die sie mir überlassen wollte. Bis auf die Hosen nahm ich die Sachen an, brauche ich mich schon mal nicht selbst darum zu kümmern, mir die Kleidung zu besorgen, bzw. habe ein paar zusätzliche Sachen als Redundanz. Wenn die Röcke oder Kleider mir ein wenig kürzer sind, macht das nichts, und mein übliches Problem, dass die Taillen zu weit sind, ist bei Umstandskleidung erst recht nicht relevant. Daheim habe ich selbst noch ein paar Blusen und Shirts, die mal ein Fehlkauf waren. Die sind nicht tailliert, aber so wird der Bauch (zumindest solange er noch keine übermäßige Ausmaße einnimmt) hineinpassen.
Sabine versprach, bis zum nächsten Besuch Babysachen zusammenzusuchen: Kinderwagen, Kindersitz, Babybett, Badewanne, Hochstuhl, jede Menge Kleidung und was sonst noch alles. Da braucht man schon einiges, und mir ist es vor allem lästig, das ganze Zeug selbst erst lange aussuchen und besorgen zu müssen. (Selbstverständlich werden wir uns angemessen revanchieren.)

David wich mir die ganze Zeit kaum von der Seite und löcherte mich mit allen möglichen Fragen. Er erzählte mir auch, dass er sehr gerne wieder zur Schule ginge, und dass die Lehrerin vor den „Ferien“ einen Knutschfleck gehabt hätte.
„Soll ich dir auch ein‘ Gnudschflegg machen, Dande Anne?“, fragte er mich, „ich kann das!“
Ich bedankte mich für das großzügige Angebot, aber lehnte ab.
Kristina war wesentlich zurückhaltender. Sie hatte es sich auf dem ausladenden Schoß ihrer Großmutter gemütlich gemacht, und saß ruhig dort, beobachtete aber alles um sie herum aufmerksam.

Am späten Nachmittag brachen wir wieder auf, und fuhren nach Hause zurück.
Der Tag war anstrengend gewesen. Ich wollte nur noch ins Bett. Deshalb unterbrachen wir die Rückfahrt nicht, sondern fuhren auf direktem Weg heim. Außerdem regnete es die ganze Fahrt über. Daheim angekommen, legten+ wir uns erst mal hin.

Etwas später schaute ich zur Entspannung Young Sheldon im Fernsehen. Das war gerade die Folge, in der Sheldon und seine Zwillingsschwester Missy an einer Studie teilnehmen, bei der sie u.a. Fragen zu Bildern beantworten müssen.
Ich kann Sheldon’s Verständnislosigkeit absolut nachvollziehen. Sich irgendwelche Geschichten zu solchen Bildern auszudenken, ist reine Spekulation, die man nicht wirklich ernst nehmen kann.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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20 Antworten zu Tag der Verkündigung //2381

  1. mijonisreise schreibt:

    Das klingt nach einem gelungenen Wochenende 😊

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    • Es war ja nur ein Tag.
      Ursprünglich hatten wir zwar ein verlängertes Wochenende geplant, aber „das böse C“ hat uns mal wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht.

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      • mijonisreise schreibt:

        Aber immerhin. Es werden bestimmt auch wieder andere Zeiten kommen, wo man nicht mehr gar so eingeschränkt sein wird.

        Was die Sache mit Sheldon angeht, musste ich schon ein wenig schmunzeln, weil ich da doch gespalten bin. Einerseits verstehe ich aus der analytischen Sicht Sheldon sehr gut, andrerseits verstehe ich aber auch die Kreativität und den Spaß dabei, sich Geschichten dazu auszudenken oder einfache „Was wäre, wenn …“ – Ketten dazu zu bilden.

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        • Es ist ja eine Sache, seine Fantasie spielen zu lassen, und sich Geschichten auszudenken, was vielleicht gewesen sein _könnte_. Damit habe ich kein Problem. Mir würden auf Anhieb mehrere unterschiedliche Versionen einfallen.
          Aber eine einzelne, bestimmte Version dann als die Wahrheit darzustellen (das Äffchen lacht, weil ihm ein Witz erzählt wurde – warum nicht, weil es sich an z.B. eine lustige Begebenheit erinnert? .. oder .. so viele denkbare Möglichkeiten ..), halte ich für sinnlos.
          Selbst wenn man Occam’s Razor bemühen, oder nach Plausibilität gewichten würde, käme man nicht über unbestätigte Vermutungen hinaus.

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          • mijonisreise schreibt:

            Deinem zweiten Satz kann ich voll und ganz zustimmen. Obwohl mir der Begriff der Tatsache lieber wäre, als der von der „Wahrheit“.
            Neurologisch gesehen ist Sheldons Schwester ein Feuerwerk, da sie durch iht Vorgehen, viele Bereiche nutzt, ansteuert und fördert, was gerade bei Problemlösungen außerhalb der Norm, der Erfahrung, sehr hilfreich ist. Aber da erzähle ich jetzt bestimmt nichts neues 😁

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            • „Tatsache“ statt „Wahrheit“ ist besser!
              Ich hatte beim Begriff „Wahrheit“ sogar gezögert, ihn zu schreiben, weil er nicht so ganz traf, was ich meinte, aber dann halt doch gelassen.

              Missy hat zweifellos ihre Stärken. Ich bewundere auch immer wieder ihre Schlagfertigkeit.
              Mit Sheldon kann ich mich aber besser identifizieren.

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  2. keloph schreibt:

    du wirst dich die nächsten jahre nicht vor gutgemeinten und guten ratschlägen retten können deucht es mir 😉

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  3. blindfoldedwoman schreibt:

    Schön, dass sich alle so mit Dir gefreut haben! Bin gespannt, wann bei Dir der Nesttrieb einsetzt. Bei mir ging das so ab dem 6ten Monat los. Das unvernünftigste und teuerste war der Kauf eines Silver Cross, was ich aber nie bereut habe. Zudem ich ein Auto hatte, wo er auch reinpasste. Das praktischste war der Bau eines Kinderbettes, mit Liegefläche genau auf der Höhe meines Bettes und mit abnehmbarer Seite. So brauchte ich nachts nie aufstehen, was dem Schlaf aller Beteiligten sehr förderlich war. Für tagsüber gab es einen traditionellen Stubenwagen mit Rädern.

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    • Das mit dem Kinderbett ist bei uns noch eine offene Frage. Ins Schlafzimmer der Wohnung passt nämlich definitiv keines rein. Der Raum war sowieso schon recht klein für ein Schlafzimmer, dann haben wir ein Riesenbett hineingestellt (so dass es sogar schwierig ist, die Schranktüren zu öffnen).
      Aber es ist ja noch Zeit. Wir werden schon noch eine Lösung finden.

      Als Kinderwagen werden wir wohl den nehmen, den uns meine Schwester gibt. Das ist sogar noch der, mit dem meine Eltern mich vor $Antwort Jahren herumgefahren haben.
      Vor ein paar Jahren hat Thorsten wohl mal ein paar neue Räder drauf gemacht, sonst ist er noch Original.

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  4. Plietsche Jung schreibt:

    Das Leben wird ein anderes sein 😉

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  5. Pingback: Einst im Mai gezwitschert //2489 | breakpoint

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