Bad Sta* war’s //2372

Benjamin und ich hatten es gelegentlich geschafft, zusammen schwimmen zu gehen. Da das städtische Hallenbad nur über eine Textilsauna verfügt, die wir beide meiden, hatten wir ausgemacht, mal zusammen zu einer Therme zu fahren, sobald es uns beiden zeitlich passt.
Schließlich fanden wir noch im Winter einen geeigneten Termin, an dem wir uns Zeit nehmen konnten. Carsten war verreist, und würde mich nicht vermissen.

Ich hatte den Eintrag dazu am nächsten Tag geschrieben, ihn aber nicht sofort veröffentlichen wollen. Dann kam mir etwas anderes dazwischen, und er erschien mir danach nicht mehr blogrelevant. Da aktuell thematische Sauregurkenzeit ist, habe ich den Text halt wieder ausgegraben, und ihr kriegt ihn jetzt mit Zeitverzögerung doch noch zu lesen.

Also fuhren Benjamin und ich am frühen Nachmittag gemeinsam zu einer Therme. Der Ort könnte ein Mekka für Mathematiker sein, ist es aber nicht. Eigentlich hatte ich erwartet, dass dort nicht viel los ist, aber falsch. Die Therme war voll, allerdings fast nur alte Leute. Naja, Rentner brauchen keine Rücksicht auf Urlaub oder Ferien zu nehmen. Die haben immer Zeit. Ich glaube, ich würde mir dafür auch eine Dauerkarte kaufen, wenn ich Rentner wäre und in der Nähe wohnen würde.
Nun ja, wir saßen in mehreren Solebecken, Whirlpools, Dampfbädern, Saunas, schwammen im Aktivbecken .. alles ganz entspannt.

Als wir in einem weiteren Becken saßen, meinte Benjamin plötzlich: „Eigentlich komme ich mir ein bisschen komisch vor, mit dir als dein Begleiter.“
„Wieso das?“, fragte ich zurück.
„Hast du nicht gemerkt, wie alle Männer hier dich angestarrt haben, als du hier hereingeklettert bist?“
„Nein“, antwortete ich erstaunt, „ich war viel zu beschäftigt, auf der glitschigen Treppe nicht auszurutschen.“
„Und auch sonst verfolgen dich hier viele Männer mit Blicken.“
Rentner, die halt ein bisschen schauen .. was soll’s?
„Du übertreibst!“, rief ich. Schließlich bin ich halt doch schon post-wall, auch wenn ich mich gut gehalten habe.
„Hast du dich mal umgeschaut, was hier sonst noch an Frauen herumläuft?“
Nun ja .. Rentnerinnen halt.
„Und diese Blicke stören dich?“, fragte ich.
„Ich sagte, dass ich mir dabei komisch vorkomme. Wenn wir ein Paar wären, würde es mich stören. Aber das sind wir ja nicht.“
Seltsam, wie Menschen doch unterschiedlich reagieren. Carsten ist meistens stolz darauf.
Aber Benjamin hat schon recht, was die einzelnen Frauen hier betrifft. Die wenigen halbwegs attraktiven Frauen hier sind in Begleitung da. Da nützt Benjamin auch der „preapproved by other women“-Bonus nichts.

Wir kamen überein, uns eine Stunde lang zu trennen.
Zunächst wollte ich die Therapiebecken besuchen, wo die starken Massagedüsen es erlauben, sich auch alleine zu vergnügen. Die waren allerdings besetzt. Eine Therapeutin erklärte mir, dass heute viel los sei, und alle Therapiebecken bis heute abend belegt.
Daraufhin suchte ich mir eine bequeme Liege, um ein bisschen dem Treiben zuzusehen und mich auszuruhen.

Als ich auf die Toilette musste, waren beide Kabinen belegt. Ich wartete also am Waschbecken. Aus der einen Kabine schallte eine durchdringende Stimme, und erzählte irgendetwas von einem Kräutergarten, das ich leider nicht überhören konnte. Nach wenigen Minuten kamen dann simultan aus den beiden Kabinen zwei Frauen, schätzungsweise kurz vor dem Rentenalter. Die eine sprach unverändert laut weiter, während die andere nur immer wieder nickte.
Ich werde es wohl nie verstehen, wie man sich auf der Toilette auf etwas anderes konzentrieren mag, als auf seine eigene Ausscheidungstätigkeit.

Schließlich traf ich Benjamin wieder, wie verabredet. Wir gingen noch eine halbe Stunde in den Saunabereich, dann duschten wir abschließend. Ich föhnte mich noch, bevor wir uns auf den Rückweg machten.

Eigentlich würde ich gerne mal wieder zum Schwimmen fahren. Aber sämtliche Schwimmbäder, Thermen wie diese in Bad Sta*, oder andere Freizeiteinrichtungen haben bereits seit Wochen geschlossen. Genauso Hotels und Gaststätten. Eine Wiedereröffnung ist nicht absehbar. Die haben also alle keinerlei Einnahmen, aber viele Kosten laufen dennoch weiter. Ich befürchte, dass viele solcher Einrichtungen die derzeitige Krise nicht überstehen werden. Für mich und andere Besucher ist das bedauerlich, für die Betreiber und das Personal jedoch eine Katastrophe.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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25 Antworten zu Bad Sta* war’s //2372

  1. Pingback: WordPress Frust | BP meta

  2. Papa und alleinerziehend schreibt:

    Bei mir wird dieser Eintrag im Reader angezeigt.
    Ich hoffe du kannst diesen Kommentar sehen.

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  3. mijonisreise schreibt:

    Auch bei mir wird der Eintrag ganz normal angezeigt.

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  4. lawgunsandfreedom schreibt:

    Beitrag wird im Reader angezeigt. Und ich habe, wie üblich, eine Mail-Benachrichtigung bekommen.

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  5. blindfoldedwoman schreibt:

    Ich hatte die ganze Zeit keine Probleme.

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  6. Plietsche Jung schreibt:

    Ich sehe, also schreibe ich 😂

    Für mich sind diese Thermen Bakterienschleudern. Wenn ich schon lese, zusammen auf Klo zu gehen und danach ins Becken zu hoppen, dann kräuselt sich meine inzwischen vorhandene California Beach Boy Matte😎

    Igitt.

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