Die Wirkung der Sprache //2220

Als wir uns beim Auschecken aus unserem Urlaubshotel von der Rezeptionistin verabschiedeten, sagte ich, dass es so ein „wonderful stay“ gewesen wäre.
In Deutsch hätte ich mich nicht so überschwänglich geäußert. Der Aufenthalt war in Ordnung gewesen, teilweise durchaus sehr schön, aber „wonderful“ war dennoch übertrieben.
So verleiten Englisch oder auch die dortige Landessprache zu übermäßig euphorischen Formulierungen. Aus einem soliden Positiv wird ganz schnell ein Superlativ, selbst wenn er gar nicht so gemeint ist.

Deutsch ist da wesentlich nüchterner und gemäßigter. Gerade das schätze ich an dieser Sprache.

Ich habe mal einen Bekannten, der zweisprachig deutsch und französisch aufgewachsen war, gefragt, wie er das mit den Sprachen halte. Er antwortete sinngemäß, dass er Deutsch bevorzuge, wenn es darum ginge, Sachverhalte eindeutig und klar zu beschreiben. Französisch dagegen sei die Sprache seiner Wahl, wenn er Gefühle ausdrücken wolle.
Nicht umsonst war Deutsch einst die Sprache der Wissenschaft, bevor Englisch ihm den Rang ablief.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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18 Antworten zu Die Wirkung der Sprache //2220

  1. keloph schreibt:

    ich denke, dass kultur und sprache sich beeinflussen. und die englische sprache wird zunehmend von der amerikanischen kultur gehijacked, was zu eben jenen superlativen formulierungen führt. in der basis ist die deutsche sprache ja sowieso mit dem grösseren (täglich genutzten) wortschatz zu mehr differenzierung geeignet. leider gibt es zu viele deutsche, die das vergessen. aber gehen ginge es. 🙂

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  2. ednong schreibt:

    Deutsch war mal Sprache der Wissenschaft? Muss vor meiner Zeit gewesen sein…

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  3. Ochmonek schreibt:

    Ich denke gerade über einen anderen Aspekt der Wirkung der Sprache nach. Nicht wie der Sprecher sich je nach Wahl der Sprache ausdrückt, sondern wie eine Fremdsprache auf den Zuhörer oder Leser wirkt.

    Englisch hat fast jeder in der Schule gelernt und viele nutzen es auch im Beruf und im Urlaub. Da sollte man doch meinen, dass es bei einfachen Inhalten, die kein besonderes Fachvokabular benötigen, egal ist in welcher Sprache diese vermittelt werden. Ich vermute jedoch, dass das nicht der Fall ist. Aus den Worten einer Fremdsprache einen Sinn zu entnehmen fordert genau die Fähigkeiten unseres Gehirns, die auch dafür erforderlich sind Sinn von Unsinn zu unterscheiden. Unter anderem darum wird so gerne Denglisch in der Werbung verwendet.

    Sind Psychologen hier, die diese Gedanken als sinnvoll oder unsinnig bewerten können?

    Auslöser für diese Gedanken war übrigens Greta T. aus S., die gestern wieder auf allen Kanälen in englischer Sprache zu hören war.

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  4. idgie13 schreibt:

    Ich glaube auch, dass die Sprache und auch die geographische Lage eines Landes, die Mentalität / Kultur beeinflussen.
    So sehr ich auch ein Fan von der Genauigkeit bin, mit der man in der deutschen Sprache formulieren kann, stört mich manchmal der nichtssagende Wortschwall aus leeren Hülsen, der hier halt auch möglich ist.
    Im mündlichen bevorzuge ich Dialekte wie bayerisch / schweizerdeutsch, die doch deutlich einfacher gestrickt sind und deren Sprecher meist auch unkomplizierter sind (zumindest kommt mir das so vor).

    Ich lern ja gerade norwegisch, das deutlich einfacher als deutsch ist und grosse Überschneidungen zwischen deutsch und englisch hat. Dort gibt es sogar ein Gesetz, dass Behördentexte in einfacher Sprache formuliert sein müssen, damit alle verstehen, was gemeint ist. DA könnten sich die Deutschen mal eine dicke Scheibe abschneiden.

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    • Ob es in kühleren Ländern eine zurückhaltendere Sprache gibt als in wärmeren, ist eine interessante Idee. Spontan kann ich das nicht widerlegen.

      der nichtssagende Wortschwall aus leeren Hülsen

      Meinst du, das ist typisch deutsch?
      Gerade solche nichts sagenden Floskeln kriegt man, glaube ich, in jeder Sprache hin (sogar in Algebra oder Assembler).

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      • idgie13 schreibt:

        Ich meinte eher „abgelegen“ im Gegensatz zu „von vielen Ländern umgeben“. Es ging mir weniger ums Klima / die Temperaturen.

        In deutsch kann man schon wunderbar verschwurbelte nichtssagende Blasen mit ganz langen Wörtern und kompliziertem Satzbau absondern und dabei noch wichtig tun. Das geht IMHO in anderen Sprachen nicht so gut 😉

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        • Dann wäre noch die Korrelation zu betrachten, dass tendenziell die Bevölkerungsdichte in kühleren Gefilden geringer ist als in wärmeren Gegenden.

          Ja, was lange Wortkonstruktionen betrifft, ist Deutsch schon ziemlich einzigartig.

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          • idgie13 schreibt:

            Es gibt auch in Skandinavien grosse Städte und in Australien dünn besiedelte Gegenden. Ich weiss nicht, ob das mit dem Klima korreliert.

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            • AFAIK ist Stockholm die einzige Millionenstadt in Skandinavien, und das auch erst seit ein paar Jahrzehnten – als die Sprachentwicklung längst abgeschlossen war.
              Vergleich das mal mit Städten in Indien oder China.

              Was Australien betrifft, so war das früher ja abgelegen, aber ich habe keine Ahnung von der Sprache der Aborigines, und inwieweit sie dies eventuell widerspiegelt.

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  5. idgie13 schreibt:

    Ich hatte mich nur auf Dein “ dass tendenziell die Bevölkerungsdichte in kühleren Gefilden geringer ist als in wärmeren Gegenden“ bezogen. IMHO ist der Gegensatz eher klimatisch gemässigt zu „unwirtlichere“ Gegenden (ob nun warm oder kalt) – bezogen auf die Bevölkerungsdichte. Dass die Einfluss auf die Sprache hat, glaub ich nicht.

    Ich persönlich find ja die Schweiz schon dicht besiedelt – und hier hat die grösste Stadt grad mal 400’000 Einwohner. Verglichen mit Norwegen haben wir aber auch mehr als 10-mal so viele Einwohner pro Quadratkilometer.

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  6. Plietsche Jung schreibt:

    Nach dem Wegfall der bestimmten und unbestimmten Artikeln, der Entwicklung von Zeichensetzung und Satzbau wird Deutsch sicher bald aufholen.

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