Ich sag’s euch gleich: Der Urlaub war diesmal .. naja, nicht unbedingt ein Reinfall, aber doch bei weitem nicht so ungetrübt, wie wir uns das gewünscht hatten.
Dass unser Hotel recht abgelegen war, wussten wir vorher. Das hatte uns aber nicht gestört. Im Gegenteil – wir freuten uns auf einen ruhigen Urlaub, wo nicht übermäßig viel los ist, und nicht Hotel neben Hotel dicht bebaut ist.
Dass der öffentliche Nahverkehr in dieser Urlaubsregion kaum ausgebaut ist, war uns zwar halbwegs klar gewesen, aber irgendwie auch nicht völlig bewusst, und bei der Buchung egal gewesen.
Dass es in der näheren Umgebung keine touristischen Attraktionen gab, hatten wir in Kauf genommen. Wir legten ja gar keinen großen Wert auf Besichtigungen oder Action.
Dass es in fußläufiger Entfernung absolut nichts gab außer unserem Hotel – keine Einkaufsmöglichkeiten, keine Restaurants, niente, nada, rien, nothing, nihil, nix – tja, hatten wir akzeptiert.
Dass das Hotel recht klein war, hatten wir vorher zur Kenntnis genommen. Dass die Anlage so sehr winzig war, merkten wir erst, als wir dort waren. Insbesondere gab es nur einen Pool, und zwei Bars (d.h. eigentlich nur anderthalb, denn die Strandbar hatte nur nachmittags geöffnet, und außerdem gab es dort keine Cocktails, während es dagegen an der Poolbar kein Eis gab). Die Auswahl an Cocktails und Spirituosen war vergleichsweise gering. So gab es beispielsweise noch nicht einmal meinen Favoriten Pina Colada, weshalb ich meine Vorliebe für Brandy Alexander entdeckte. Carsten dagegen kippte schließlich einen Espresso in einen Tequila Sunrise, nannte das entstandene Gesöff Express-o-Sunrise, und trank es, obwohl es optisch eher an Jauchegrube Surprise erinnerte. Ich hingegen kreierte einen neuen Digestif, indem ich Grappa mit einem regionalen Kräuterlikör mischte.
Das Hotel – naja – hätte das Bett die üblichen Abmessungen gehabt, wäre unser Zimmer ja ganz OK gewesen. Aber es war zwar breit, aber zu kurz. Auch der Pythagoras konnte nicht viel retten, denn schließlich mussten wir uns zu zweit hineinlegen, und konnten das nur parallel zu einer Diagonalen. Von der Fläche her war es sogar größer als unser Bett daheim in der Wohnung. Bloß das Seitenlängenverhältnis war absolut ungünstig. Dazu kam, dass wir nur eine gemeinsame Decke hatten (die zumal noch fest unter die Matratze gestopft war, so dass ich sie jedesmal erst unten herauszerren musste). Im Winter ist eine geteilte Decke kein Problem, weil man sich eh aneinander schmiegt. Aber im Sommer will ich meine Beine und Arme nach Belieben in alle Richtungen hinausstrecken können. Das geht aber nicht, wenn ich die Decke teilen muss.
Diese Beengtheit beeinträchtigte unseren Schlaf. Beim Sex gab es sowieso schon Einschränkungen, weil Carsten den verletzten Arm nicht gebrauchen konnte. Das fast quadratische, kurze Bett begrenzte unsere Aktionsmöglichkeiten noch weiter. Und ich weiß auch nicht so recht – irgendwie kamen wir seltener in die richtige Stimmung und der Schwung fehlte [Ein bisschen war das wohl auch meine Schuld. Hatte ich doch gleich am ersten Tag darauf hingewiesen, dass unser Bett direkt vor der Terrassentür steht. Von der ebenerdigen Terrasse aus hätte jeder durch die offene Tür hereinschauen können, der zufällig draußen vorbeigeht. Ich erwähnte, dass mich die Vorstellung erregt, dass uns von draußen Männer zuschauen und sich dabei einen abwi*en. Hätte ich nicht sagen sollen, da ich ja weiß, dass Carsten meine exhibitionistische Neigung nicht teilt, und dass er immer übervorsichtig ist, dass uns nur ja niemand sieht.].
Positiv war, dass das Zimmer funktionell eingerichtet war, also ohne überflüssige Schnörksel und Dekokram. Außer Unmengen von Kissen. Leider gab es viel zu wenig Ablageflächen. Und was nützt mir ein Bademantel, wenn es nirgends einen Haken oder sonstige geeignete Möglichkeit gibt, ihn aufzuhängen.
Ob die Dusche den üblichen thermodynamischen Naturgesetzen gehorchte, fanden wir nie heraus. Es gab drei unbeschriftete Drehknöpfe, und aufgrund von Durchlaufverzögerung und Hysterese erschien es, als säße ein Dämon dahinter, der rein zufällig Wasser mit irgendeiner unvorhersehbaren Temperatur auslaufen ließ, egal an welchen Knöpfen man gedreht hat.
Das Essen war in Ordnung gewesen (die Desserts sogar sehr gut – aber gerade da wollte ich mich eigentlich zurückhalten), wurde aber recht schnell langweilig, da es kaum Abwechslung gab. Von anderen Urlauben waren wir eine größere Auswahl und Vielfalt an Speisen gewöhnt, aber dafür war dieses Hotel wohl zu klein. Vielleicht hätten wir uns einen Besuch in einem anderen Restaurant gegönnt, aber es gab ja keine erreichbare Alternative. Da Carsten nur einseitig agieren konnte, musste ich ihm das Essen größtenteils holen und zumindest helfen, größere Stücke kleinzuschneiden. Dadurch zogen sich unsere Mahlzeiten ziemlich in die Länge – hatten ja eh nichts anderes zu tun.
Das Personal war äußerst aufmerksam, manchmal jedoch zu zuvorkommend. Mehr als einmal wurden unsere Teller abgeräumt, obwohl wir sie noch hätten leer essen wollen. Und andauernd musste man aufpassen, dass einem nicht unverlangt Wein oder Wasser nachgeschenkt wurde.
Carsten langweilte sich. Aufgrund seiner Verletzung konnte er weder schwimmen noch radfahren. Strandwanderungen gingen, aber da der Strand stark abschüssig war und man bei jedem Schritt tief einsank, war das anstrengend (außerdem hatte mir irgendso ein Depp am Flughafen seinen Trolley in die Ferse gerammt – gerade die ersten Tage schmerzte das manchmal so sehr, dass ich leicht humpelte) statt entspannend. Der Sand war grobkörnig bis kieselig und teilweise scharfkantig (immerhin habe ich jetzt ganz zarte Füße, da der Sand die Hornhaut restlos weggeschmirgelt hat), so dass Badeschuhe sinnvoll gewesen wären, was uns die Sache ziemlich verleidete. Angenehm war dagegen der kleine Pinienwald, der das Hotel umgab. Für ausgedehnte Spaziergänge war er jedoch zu klein.
Das Meer hatte kaum Wellengang und das Wasser war so klar, wie ich es noch nie gesehen hatte. Die Gezeiten waren nicht merklich wahrnehmbar. Das Wechselspiel zwischen Licht und Wasser erzeugte surrealistisch wirkende Moirémuster. Wäre ideal zum Schwimmen gewesen, aber das konnte Carsten ja nicht.
Unter anderen Umständen hätte Carsten sich einen Mietwagen ausgeliehen, wie es manche andere Hotelgäste machten, aber mit dem verletzten Arm, war das keine Option. Er versuchte, mich zu überreden, dass ich fahren solle, aber zum Glück hatte ich meinen Führerschein daheim gelassen. Ich tue mir im Urlaub nicht den Stress an, in einem fremden Land mit anderen Verkehrsgepflogenheiten mit einem fremden Auto in unbekannter Gegend auf ungewohnten Straßen herumzufahren.
Hier ist ungefähr die Hälfte meines vorbereiteten Textes über unseren Urlaub. Eigentlich sehe ich ihn als zusammenhängendes Kapitel. Da er aber zu lange geworden ist, splitte ich lieber in zwei Einträge auf.
Ach Anne 🙂
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Tja, Christian, so war das.
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Ohje, ihr Armen. Klingt ja nicht gerade entspannend.
Diese Unsitte mit der Decke scheint weit verbreitet zu sein in Hotels. Mich nervt das immer wieder.
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Eigentlich habe ich die Decke ja nur gebraucht, während die Klimaanlage 🙄 lief.
Sonst war es auch ohne Decke warm genug.
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Schöner Bericht! Man könnte beinahe eine absurde Erzählung daraus machen.
„Dass das Hotel recht klein war, hatten wir vorher zur Kenntnis genommen. Dass die Anlage so sehr winzig war, merkten wir erst, als wir dort waren. Insbesondere gab es nur einen Pool, und zwei Bars (d.h. eigentlich nur anderthalb, denn die Strandbar hatte nur nachmittags geöffnet, und außerdem gab es dort keine Cocktails, während es dagegen an der Poolbar kein Eis gab).“
Ich schreibe in Gedanken weiter:
Die eine Bar, die permanent offen war, war sehr klein, es gab dort nur zwei Sitzplätze, oder eigentlich nur anderthalb, da die Cousine der Barkeeperin, die gerne zu Besuch kam, einen der beiden Barhocker den halben Tag für sich beanspruchte.
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Das war dann aber ein anderes Hotel.
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Taxi gab es auch nicht?
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Hätte man wohl bestellen können.
Das haben wir aber überhaupt nicht erwogen. Passt nicht zu unserem Urlaubskonzept, wenn da noch eine dritte Person ständig dabei ist.
Außerdem hätte man zu Lande schon ziemlich weit fahren müssen, um etwas interessantes zu sehen.
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Wär halt vielleicht mal eine Abwechslung für 1 Tag gewesen, um mal woanders was zu essen / trinken. Da muss der Taxifahrer ja nicht dabei sein.
Von dort wären ja vielleicht auch öffentliche Verkehrsmittel verfügbar gewesen.
Aber hätte, hätte, Fahrradkette.
Wenn man sich vorher nicht informiert, passiert sowas halt. Und wenn man dann nicht bereit ist, etwas flexibler zu sein (und sich halt ein Auto zu mieten, mit anderen Gästen mit zu fahren, ein Taxi zu bestellen, ..), dann muss man halt nehmen, was es vor Ort gibt.
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Wir hatten uns vorher informiert, und die Gegebenheiten akzeptiert.
All das wäre kein nennenswertes Problem gewesen, hätte Carsten sich nicht vorher den Arm verletzt.
Seine Verletzung war nicht vorauszusehen gewesen, aber gerade die führte zu Einschränkungen und Mobilitätsverlust.
Wenn ich etwas gerade im Urlaub ganz besonders verabscheue, so ist es der Druck, flexibel sein zu müssen.
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Ich bin vermutlich zu pragmatisch, um das Problem zu verstehen..
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Die Betterzählung gefällt mir 😁 … Das wäre auch für mich ein Greuel gewesen und dann noch Decke teilen?
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Ach .. naja .. am bestem schläft sich’s doch daheim in der gewohnten, von einem selbst nach den eigenen Bedürfnissen eingerichteten Umgebung.
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Klingt ja mach totaler Erholung … 😉
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Ich verweise mal auf die Fortsetzung.
Es sei denn, du hast mal wieder die Ironietags vergessen.
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Viele Mücken?
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Die blieben im üblichen Ausmaß.
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Naja.. es gibt noch schlimmeres als Langeweile. Schlafen, Lesen, Essen und Gammeln ist auch mal schön.
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So sehe ich das ja grundsätzlich auch.
Leider hatte mein Begleiter etwas andere Vorstellungen von einem gelungenen Urlaub.
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Der Arm wird bestimmt auch wieder gesund. Nächstes Mal wird es dann besser.
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Ja, bestimmt.
Ist diesmal halt zeitlich so blöd koinzidiert.
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Alles wird gut 😇
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Ach Mist, da hab ich zu früh nachgeschaut, und dann den Tag über nicht mehr. Jetzt ist ja doch schon ein Urlaubsbericht (bzw. der Anfang davon) da. Naja – es klingt jedenfalls so, als wäre zwar nicht unbedingt ein Glücksfall, dass Ihr wieder zurückgekommen seid (im Sinne von: es hätte auch anders laufen können), aber als wäret Ihr trotzdem froh, wieder daheim zu sein (Wobei für Urlaub auf Balkonien bzw. Terassien auch eine eiserne Disziplin vonnöten ist, sich nicht doch wieder in den Alltag saugen zu lassen).
Was ich nicht verstehen kann ist die Abneigung, Mietwagen zu fahren. Aber dafür fahre ich wohl einfach zu gerne Auto, als dass ich diese Gelegenheit an mir vorbeiziehen gelassen hätte. Und wenn es eine 30 Jahre alte Klapperkiste wäre, umso mehr – endlich mal etwas Abwechslung, und zugleich eine Erinnerung daran, dass in den alten Zeiten doch auch nicht alles gut war! 😉
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Wenn man mal die Erscheinung eines Blogeintrags verpasst, kann man ihn ja später nachlesen. Der läuft ja nicht weg.
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