Der Rest ist Schweigen //2160

Wenn ich mich an meine Kindheit oder Studienzeit erinnere, so war beim Bäcker am Nachmittag (insbesondere freitags) die Auswahl schon sehr eingeschränkt. Die Auslagen waren mehr oder weniger leer. Man musste damit rechnen, nicht alle Backwaren kaufen zu können, die man eigentlich wollte.
Das war aber kein größeres Problem. Normalerweise richtete man seine Einkäufe halt so ein, dass man noch am Vormittag zum Bäcker ging.
Wenn ich jetzt eine Bäckerei besuche, so sind selbst kurz vor Ladenschluss die Auslagen noch fast vollständig gefüllt.
Was machen die Bäckereien, mit den Waren, die übrigbleiben? Sie können doch nicht alle Sachen in der noch verbleibenden Zeit an den Kunden bringen. Am nächsten Tag sind sie nicht mehr frisch, so dass sie (obwohl – von Ausnahmen abgesehen – durchaus noch völlig in Ordnung) nicht mehr verkauft werden.
Ich kenne nur einen einzigen Konditor, der auch Backwaren vom Vortag verkauft. Die sind ausdrücklich als solche gekennzeichnet und deutlich billiger. Leider komme ich nur ziemlich selten bei diesem Konditor vorbei, aber wenn, dann bevorzuge ich den preisgünstigen Kuchen „von gestern“.

In vielen Supermärkten und Discountern werden Waren kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch stark reduziert verkauft. So habe ich beispielsweise einmal einen ganzen Karton Babybrei sehr günstig erwerben können.
Gewisse andere Geschäfte machen das nicht, denn Kunden, die reduzierte Waren kaufen, machen dann keinen Umsatz bei den entsprechenden normalbepreisten Produkten mehr.

Es ist mir durchaus klar, dass es unmöglich ist, den genauen Bedarf schon vorher zu kennen. Ich sehe es auch ein, dass es Verkäufer von kurzlebigen bzw. leicht verderblichen Produkten nicht riskieren wollen, Kunden zu enttäuschen, weil die gewünschten Waren bereits ausverkauft sind, und sich deshalb üppig bevorraten. Sonst würden die Kunden ja zum Konkurrenten gehen, bei dem die gewünschte Ware auch abends noch vorhanden ist.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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27 Antworten zu Der Rest ist Schweigen //2160

  1. keloph schreibt:

    diese fragestellung ist das grosse dilemma von lieferanten und geschäften. soweit ich weiss, handelt es sich um eine optimierungsaufgabe, wieviel bevorrate ich um zu erwartenden umsatz generieren zu können, oder eben gerade nicht. ich kenne noch den „limonadenverkäufer“ als spiel auf einem der ersten macs, das muss um und bei 1980 gewesen sein.
    ansonsten sollte containern erlaubt werden, da die zielgruppen der conainerer und normal konsumenten in der regel disjunkt sind.

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  2. Plietsche Jung schreibt:

    Abschreiben oder dem Lieferanten in Rechnung stellen ist besser als es billiger zu verkaufen.

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  3. Macros schreibt:

    ich kenne und nutze die APP toogoodtogo, hier kann man alles, was sonst vielleicht nicht mehr verkauft wird, zu einem reduzierten Preis verkaufen.
    Positiv überrascht war ich, dass zum Beispiel Nordsee als einer der großen mitmacht, auch viele Mittagstisch Angebote sind vorhanden.

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  4. Der Emil schreibt:

    Wegwerfen ist sogar billiger als Spenden (USt. wird bei Spende fällig) …

    😦

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  5. Ioannis Dimas schreibt:

    In Stuttgart gibt es ein relativ gutes Foodsharing. Man kann sich bei vielen Händlern un Restaurants melden und Essen abhohlen (z. B. Eingelegte Antipasti die Samstags nicht mehr verkauft werden können un weggeworfen werden müssten). Es gibt auch Verteilerstellen wo mann seinen Überschusd deponieren und fehlendes mitnehmen kann.

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  6. Pendolino70 schreibt:

    Im Endeffekt sind die Verluste bei den Verkäufern in der Vergangenheit dank verbesserter Warenwirtschaftssysteme zurückgegangen. Bei den Frischbackwaren sind die Verluste wohl auch nicht allzugross, da man ziemlich zeitnah auffüllen kann mit den Backöfen im Laden.
    Es stört vor allem deswegen bei den Händlern, weil man dort sieht was weggeworfen wird. In der Summe ist der „Ausschuss“ bei der Produktion und vor allem beim Konsumenten viel grösser.

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  7. Leser schreibt:

    Ich kenne Leute, die gehen regelmäßig containern (immer Samstags Nachts), und was da bei rumkommt ist schon echt überraschend. Es kann zwar den Einkauf nicht komplett ersetzen, aber doch so stark supplementieren, dass es eine echte Vergünstigung darstellt – und wenn man nicht so viel Geld hat, ist das auch legitim, denn das sind Sachen, die sind noch gut, aber werden weggeworfen – eine absolute Unsinnstat.
    Oft sind allerdings vor allem einzelne Artikel vorherrschend, und dann gleich in einer Menge, dass es mehr ist, als eine 4köpfige Familie in 1-2 Wochen verbrauchen würde. Das widerspricht etwas der Vermeidung von Müll durch intelligente Warenwirtschaft, oder es ist ein Problem, was sich nicht wirklich lösen lässt.
    Dann also lieber die Sachen, die im Müll landen, noch irgend einer Verwendung zukommen lassen. Es heißt ja auf den Packungen auch immer „Mindestens haltbar bis“ und nicht „Sicher gesundheitsschädlich ab“ 😉

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    • Gerade Backwaren dürften sich nicht zum Containern eignen, da sie nicht dicht und hygienisch verpackt sind.
      Auch bei verpackten Lebensmitteln kann es halt auch mal sein, dass verdorbene dabei sind. Und wer haftet dann? Das würde ich als Lebensmittelhändler nicht riskieren wollen.

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      • Leser schreibt:

        Naja, wenn man das Zeug aus dem Container holt, ist natürlich jegliche Haftung des Händlers oder des Herstellers ausgeschlossen. Da muss man schon selbst gesunden Menschenverstand walten lassen, was man noch für essbar hält, und was nicht. Im Zweifel eben erst optisch und olfaktorisch testen, wenn die Ware diese Tests besteht, und auch geschmacklich (in einer geringen Menge) keine Auffälligkeiten zeigt, dann ist die idR noch genießbar. Von den Leuten, die ich kenne, die seit Jahrzehnten containern, ist jedenfalls noch niemand deshalb krank geworden oder gestorben 😉

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      • Leser schreibt:

        Ja, ich hab das auch schon gegessen, wenn ich dort auf Besuch bin, oder mir sogar (wegen akutem Überfluss) angeboten wird, etwas mitzunehmen. Ist wirklich noch genießbar. Und teilweise sind auch Sachen dabei, die können gar nicht schlecht sein. z.B. ein halb voller Verkaufskarton mit Schokoladentafeln, die an dem Tag oder 1 Tag zuvor abgelaufen sind.

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  8. ednong schreibt:

    Das ist bei Lebensmitteln, gerade bei „kurzlebigen“ wie Kuchen, sicher ein Problem, den genauen Bedarf vorherzusagen. Bei vielen Dingen kann der Händler allerdings auch steuern, wieviel er absetzt – bspw. bestimmte Kuchen- oder Brotsorten nur an bestimmten Wochentagen anbieten etc.

    Ich denke auch — und es gibt wohl auch entsprechende Untersuchungen darüber – dass der Anteil weggeworfener Lebensmittel im Privathaushalt der höchste ist an der Menge der entsorgten Lebensmittel.

    Würde alle Bäcker auch d ie nicht verkaufte Ware vom Vortage anbieten, würden sie sicher weniger Ware der frischen verkaufen. Ist halt auch ein wenig kontraproduktiv.

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  9. Jezek1 schreibt:

    Da ich familiäre Insider habe, die mit dem „Problem“ täglich zu tun haben, kann ich nur sagen: Diese Szene ist sehr kreativ mit Restbeständen oder Rückläufern. Das so oft berichtete Wegwerfen findet nur noch im geringen Maß statt. Eher ist das Problem beim Endverbraucher vorhanden, der gerne mal ein etwas angetrocknetes Brot gleich entsorgt anstatt es wie früher bei Muttern einer Zweitverwertung zuzuführen.

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  10. thrillerbraut schreibt:

    Das ist mir auch schon aufgefallen und nervt mich sehr. Nicht alles geht ja an die Tafeln.
    In Hamburg gibt’s immerhin eine Bäckerei-Kette, die jetzt extra Läden eingerichtet hat, um dort das Backwerk vom Vortag zu verkaufen. Das ist ein Verlustgeschäft, aber der Unternehmer macht es trotzdem, weil er meint, er müsse was zurückgeben. So arbeiten dort auch ausschließlich Langzeitarbeitslose.
    Bin gespannt, wie lange er sich diesen Luxus noch leisten kann oder will.

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  11. Mia schreibt:

    Baby-Brei? Wofür hast du Zähne?
    Wieso isst du den Babys ihr Essen weg? Als Nachtisch? Gegen den Heißhunger für zwischendurch? Oder als Verlegenheits-Menü, weil du nicht kochen kannst?
    Okay, bei Problemen mit Magen und Darm mag das vorübergehend eine gute Alternative zum normalen Essen sein, aber so auf Dauer? So ein Karton Brei kurz vor dem Verfallsdatum muss ja auch relativ schnell verzehrt werden.

    Unabhängig davon: Schmeckt Baby-Brei für einen Erwachsenen nicht ziemlich fade? Der ist doch ohne jegliche Würze, nur pure, zermatschte Zutaten, dafür aber mit ordentlich Fruchtzucker und Nährwert. Die Waage wird‘s dir danken …

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    • Um meine Zähne brauchst du dir keine Sorgen zu machen.

      Das ist Pulver. Das hält, solange die Packung nicht geöffnet ist, fast unbegrenzt (verliert eventuell an Vitaminen).
      Und zu deiner Beruhigung: Es hat mehrere Wochen gedauert, den leckeren Brei aufzubrauchen.

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      • Mia schreibt:

        Was hast du nur immer mit Sorgen und Beruhigungen? Deine Anteilnahme hat ja fast schon was Gluckenhaftes.
        Deine Sorgen, dass ich mich sorge, sind absolut unbegründet. Du bist doch schon groß. Auch wenn du noch Babybrei isst.
        Und beruhigen musst du mich auch nicht. Es sind nur Fragen zu zuhauf absonderlichen Geschichten. 😀

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