Meinungsaustausch //2124

Meistens komme ich nicht zeitnah dazu, unwesentlichere Angelegenheiten mit Carsten zu besprechen. Manches halte ich auch für so bedeutungslos, dass ich es ganz lasse. Für wichtige oder dringende Punkte nehmen wir uns schon möglichst bald Zeit, aber es kommt vor, dass einige Themen erst zeitverzögert beredet werden können.
Unsere gemeinsame Freizeit nutzen wir halt lieber für entspannendere Kommunikation.

Als ich das Angebot erhalten hatte, an einem internationalen Arbeitskreis mitzuarbeiten, hielt ich das für irrelevant für Carsten, so dass ich mich nicht beeilte, ihm davon zu erzählen. Schließlich betrifft das nur meine (frühere) Arbeit und vor allem Beratungstätigkeit. Erst einige Tage später ergab es sich, dass ich es zur Sprache brachte.
„Wieso hast du dieses Angebot ausgeschlagen?“, fragte er konsterniert.
„Ich habe genug in der Firma zu tun“, rechtfertigte ich mich, „dafür habe ich keine zusätzliche Zeit.“
„Wie groß wäre denn dein Zeitaufwand?“
„Was weiß ich. Unterschiedlich. Vielleicht mindestens fünf bis zehn Stunden im Monat. Vermutlich nach oben offen.“
„Die Zeit solltest du dir nehmen. Das ist ein renommierter Fachverband. Deine Beteiligung würde auch der Firma zusätzliches Ansehen und Bekanntheit bringen.“ Typisch für ihn, vor allem an PR zu denken.
„Ich habe aber keine Lust, deswegen ab und zu in die USA zu reisen.“
„Das geht bestimmt auch ohne deine persönliche Anwesenheit. Oder über eine Online-Zuschaltung.“
„Vielleicht“, musste ich zugeben.
„Ich verstehe nicht, warum du das Angebot nicht angenommen hast. Andere Firmen würden sich die Finger lecken nach so einer Chance. In diese Arbeitskreise kommt man sonst nicht so leicht rein. Und du sagst einfach Nein dazu.“
„Das ist aber nicht mehr mein Kerngeschäft!“ Ich muss zugeben, dass das etwas trotzig herauskam. Schließlich ist das alleine meine Angelegenheit, die eigentlich gar nichts mit der Firma zu tun hat. Ich hätte die Arbeit und den Aufwand, ohne daraus einen persönlichen Nutzen ziehen zu können. Ein Angebot kann man annehmen oder ablehnen. Grundsätzlich hat es erst mal nur einen Vorteil für den, der es macht. Nicht unbedingt auch für den, der es kriegt.
„Schreib ihnen, dass du das Angebot doch nach annimmst!“, forderte Carsten.
„Das habe ich nicht vor.“ Ich schüttelte den Kopf.
Kurz danach lag ich unter ihm auf dem Boden. Sein Gewicht drückte auf mich, so dass ich mich kaum rühren konnte. Meine Versuche, mich aufzusetzen oder mich seitlich wegzudrehen, schlugen fehl.

// #include EXPLCONT.PIV

Na gut, wenn ihm so viel daran liegt, dann werde ich halt noch mal dorthin schreiben, dass ich mich doch noch am Arbeitskreis beteiligen will. Das ist jetzt zwar irgendwie blöd, weil es inkonsequent wirkt, aber ich werde es schon passend formulieren. Die Reisen in die USA kann ich immer noch ablehnen, wenn es konkret dazu kommen sollte. Ich glaube, die anderen Mitglieder dieser Arbeitskreise reisen auch nicht immer dorthin. Das meiste wird eh schriftlich und online erledigt.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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7 Antworten zu Meinungsaustausch //2124

  1. Plietsche Jung schreibt:

    Du bist aber leicht weichzukochen …

    Gefällt 1 Person

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