Massenupdate //2099

Nach über einem halben Jahr ist es an der Zeit, den bisherigen Verlauf meiner Massenstrategie mal zu rekapitulieren.
Ich habe mich also nach Einsetzen meiner Womenstruation am nächsten Morgen mit leerem Magen, leerer Blase und möglichst leerem Darm gewogen und so meine aktuelle Masse bestimmt. Meist war der Wert innerhalb des erwünschten Bereiches, zweimal jedoch auch darüber.
Zwar war das jedesmal weniger als ein Kilogramm über dem maximalen Sollwert, aber wenn ich dann nichts unternommen hätte, wären es vielleicht das nächste Mal zwei oder drei Kilogramm gewesen, und schwuppdiwupp wäre mein BMI eine ganze Einheit über dem maximal zulässigen. Und so weiter und so fort. Solch eine Entwicklung muss man aufhalten, bevor sie ein Eigenleben entwickelt, und man schleichend immer weiter zunimmt, so dass es dann nur noch schwer einen Weg zurück gibt.

Es war zwar Winter, und da sind Fettschichten ganz gut zur Wärmeisolierung. Trotzdem ist das keine Entschuldigung und der Sommer kommt bestimmt.
Nach diesen beiden Fällen habe ich mich dann schon jeden Morgen auf die Waage gestellt, bis es wieder passte.
Ich habe in dieser Zeit deutlich weniger gegessen. Warme Getränke helfen gegen das Hungergefühl. Oder ein paar Bissen fades Brot, dass den Magen gerade genug füllt, aber nicht Lust auf mehr macht.
Ein Trick ist auch, nur wenig Vorräte an schmackhaften Nahrungsmittel verfügbar zu halten. Köstlichkeiten, die nicht vorhanden sind, können auch nicht gegessen werden.

Um überschüssiges Fett loszuwerden, muss man wohl tatsächlich ein wenig Hunger leiden. Warum sollte der Körper auch Fettreserven angreifen, wenn bereits Nachschub da ist? Das Fett geht nur dann weg, wenn man weniger Energie zuführt, als der Organismus benötigt. Das führt zwangsläufig zu einem gewissen Hungergefühl.
So sah ich ein wenig Hunger also als hilfreich an, und stellte mir vor, wie jetzt im Augenblick gerade Fettzellen ihren Inhalt in den Dienst meines Stoffwechsels stellen.
Zu viel Hunger ist natürlich auch nicht gut. Wenn der Blutzuckerspiegel zu weit absinkt, wird es einem schwummerig und schon vorher macht man mehr Fehler. Man muss also eine Balance finden, es nicht so weit kommen zu lassen. Aber eine (kleine) Mahlzeit mal eine halbe oder ganze Stunde hinauszuzögern, kann nicht schaden.
Durch Sport kann man das Abnehmen bestimmt beschleunigen. Für mich ist das aber keine Option.

Sicher ist es einfacher, zwei oder drei Kilogramm abzunehmen, als zehn oder gar zwanzig. Soweit darf man es eben gar nicht erst kommen lassen.
Ich muss zugeben, dass ich inzwischen ein bisschen mehr Verständnis habe, für (leicht) übergewichtige Menschen. Wenn der Stoffwechsel Nahrung so gut verwertet, dass die Überschüsse angesetzt werden, kann es schwierig sein, sich beim Essen zurückzuhalten – insbesondere, wenn es leckere Speisen gibt. Es ist nun einmal unangenehm, Hunger zu haben.

Insgesamt esse ich weniger. Früher aß ich fast den ganzen Tag irgendwelche Snacks nebenbei, nur um keine Masse zu verlieren. Inzwischen sind Snacks die Ausnahme geworden.
Auch Naschereien habe ich etwa auf ein Drittel reduziert. Ich nasche jetzt nicht mehr einfach so zwischendurch, sondern nur noch, wenn ich tatsächlich Lust darauf habe. Während ich früher die treibende Kraft war, abends beim Fernsehen gemeinsam mit Carsten eine Tüte Chips, eine Packung Plätzchen oder eine Schachtel Pralinen zu essen, kommt der Vorschlag jetzt meist von ihm – oder wir essen abends gar nichts mehr.

Wie oft habe ich von meiner Mutter sinngemäß gehört: „Warum bin ich nur so dick? Ich esse doch gar nicht so viel.“ Das stimmt. Früh, mittags und abends eine kleine Portion, vielleicht ein Stückchen Kuchen zum Kaffee. Mehr isst sie nicht. Sie war in ihrer Jugend auch sehr schlank, und ist erst später dann auseinandergegangen.
Ich will nicht, dass es mir genauso geht. Wenn man jahrzehntelang gewohnt war, dass auch größere Nahrungsmengen keinerlei Effekt haben, ist die Umstellung mühsam, aber notwendig, bloß weil der Stoffwechsel sich ändert. Aber es ist reine Gewohnheit.
Es ist wirklich erstaunlich, wie wenig Nahrung der Körper wirklich braucht, um seinen Grundumsatz aufrechtzuerhalten.
Fett, das sich erst einmal festgesetzt hat, wieder loszukriegen, ist schwieriger. Mit Sport oder körperliche Arbeit kann man den Vorgang wohl beschleunigen, aber es bleibt einem nicht erspart, den Körper in einen Zustand zu versetzen, in dem Fettverbrennung seine einzige Option ist, an verwertbare Energie zu kommen. Den Hunger muss man aushalten.

Über Anne Nühm (breakpoint)

Die Programmierschlampe.
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12 Antworten zu Massenupdate //2099

  1. keloph schreibt:

    das wirksamste mittel ist das weglassen von kohlehydraten, meine erfahrung. dann geht es fast von alleine.

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  2. Martin schreibt:

    Ich möchte den obligatorischen Hinweis auf das Buch von Nadja Hermann: »Fettlogik überwinden « anbringen. Gewichtsanpassung ist in der Theorie supereinfach, wenn man die Mechanismen kennt (kkal rein – kkal raus = Veränderung) Ich hab das Thema lange Zeit ignoriert und bin nun gerade dabei mich auf den Normalwert zurückzubringen.

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    • Für mich war die wesentliche Einsicht, dass man Fett nicht ohne Hunger loswird.
      Wie man sich selbst diesen Prozess am angenehmsten und wirksamsten gestaltet, ist eine andere Frage, die sich wohl jeder selbst individuell beantworten muss.

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      • Martin schreibt:

        Hungergefühl muss nicht unbedingt sein. Es gibt verschiedene Sachen die kalorienfrei den Magen füllen. Worauf man aber achten muss ist Vitaminmängel. Wenn Du nur eine Feinkorrektur vornehmen musst ist das für kurze Zeiträume egal 🙂

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        • Solches Lite-Zeug lehne ich ab. Ich esse keine brennwertfreie Kost. Da lieber kurzzeitiges Fasten. Ein wenig Hunger ist für mich nicht so schlimm. Lässt sich auch gut mit Kaffee überbrücken.

          Ja, es geht mir nur um kleinere Korrekturen. Ich habe mir fest vorgenommen, es zu keinem größeren Problem werden zu lassen.
          Da sind auch Schlemmereien im Urlaub durchaus drin. Unmittelbar danach muss der eventuelle Überschuss halt wieder runter.

          Meine Strategie reicht allerdings nicht aus für Personen, die sich schon ein dickereres Fettpolster angefuttert haben.

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  3. Leser schreibt:

    Hmm, bzgl. der Mutter, die wenig isst und trotzdem dick wird, wage ich eine Hypothese, aber in dem vollen Bewusstsein, dass diese möglicherweise hanebüchen sein könnte: Die Dame hat ja Kinder auf die Welt gebracht (sonst würde ich hier nicht lesen), d.h. ihr Hormonhaushalt hat sich umgestellt auf „Mutter sein“ – Dein Körper jedoch hat noch keine Schwangerschaft/Geburt hinter sich, und dementsprechend ist der Hormonhaushalt noch auf „Partnersuche“ eingestellt. Evolutionär gesehen… Keine Ahnung, ob da was dran ist, aber wenn, dann dürfte es Dir theoretisch frühestens zu Beginn der Menopause passieren, dass Du auseinandergehst – denn dann ist eine Fortpflanzung von der Natur nicht mehr vorgesehen, und dementsprechend keine Attraktivität fürs andere Geschlecht mehr vonnöten… 😉

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    • Deine Hypothese kann ich ganz einfach mit dem Verweis auf meine Schwester widerlegen.
      Sie hat vier Kinder und ist (noch) schlank.
      Meine Mutter war es in meinem Alter auch noch.
      Ich habe zwar irgendwann mal geschrieben, dass die Frauen in meiner Verwandtschaft mütterlicherseits nach den Wechseljahren dick sind, aber dieser Zunahmevorgang setzt wohl schon früher ein – unabhängig von Kindern oder nicht.

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  4. Plietsche Jung schreibt:

    Eigentlich ist es ganz simple, denn der Körper ist kein Perpetuum mobile.
    Wie du so schön schreibst, muss man mehr Energie verbauchen als man zu sich nimmt.
    So mit ist der ganze Diätenwahn schlicht Unsinn und für nur zu den berüchtigten Jojo Effekten.

    Richtig KH zählen und dokumentieren und fertig ist das Abnehmhaus.
    Das gilt für jede Diät oder die, die es sein will.

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